Im Zuge des Projekts „Multiperspektivischer Blick auf die Biodiversität von Fauna in Wald und Waldrandgebieten“, werden zu vier aktuellen Themen Fachjournale erstellt. Diese fassen die Themen, die das Projekt behandelt, übersichtlich zusammen. Sie dienen Akteuren wie Waldbewirtschafter*innen, Behörden und Verwaltung, Naturschutzakteur*innen und der breiten Öffentlichkeit als Informationsmaterial zu Themen, die den Wald betreffen. Alle Journale werden auch unter dem Aspekt der Einflüsse des sich verändernden Klimas auf den Wald verfasst.
Die vier Journale behandeln die folgenden Themen:
Neue Arten – Chance oder Risiko
Großer Teil des österreichischen Waldes bestehen momentan aus Fichtenmonokulturen. Während diese in Berglagen natürlich vorkommen, wurden sie im Flachland gezielt kreiert, um die Holzernte zu maximieren. Mittlerweile zeigt sich jedoch deutlich, dass diese Monokulturen auf vielen Standorten keine Zukunft haben. Durch den Klimawandel ausgelöste Dürre und Hitze trocknen die Bäume aus und öffnen Tür und Tor für Krankheiten, Schädlinge und Waldbrände. Der Klimawandel, die zunehmende Anfälligkeit der Wälder und die Globalisierung machen es heimischen und invasiven Schädlingen leicht, sich in unseren Wäldern auszubreiten. Welche Gefahren bringen sie mit sich und was können wir dagegen tun?
Eine Antwort auf veränderte Bedingungen ist das gezielte Pflanzen von Baumarten, die besser an die neuen Bedingungen angepasst sind. Dies können sowohl heimische Arten sein, als auch Arten aus wärmeren Gefilden. Welche Rolle werden Arten wie Eschenahorn, Traubenkirsche, Robinie oder Douglasie in Zukunft spielen?
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Waldbrände – von der Prävention zur Regeneration
Beispiele aus den Nachbarländern Österreich, wie ein Brand in Brandenburg, zeigen eindrucksvoll, dass Waldbrände in ganz Zentraleuropa ein zunehmende Gefahr sind. Mehrjährige Dürrejahre führen dazu, dass fast alle Wälder unter Trockenstress leiden. In den meisten Fichten- und Kiefermonokulturen führt dies zu gefährlich hohen Waldbrandgefahrstufen. Dennoch sind die wenigsten Waldbesitzer und -manager sowie zuständige Behörden adäquat auf Waldbrände vorbereitet. Maßnahmen gegen Waldbrände fangen bei der Vorsorge an und enden bei der richtigen Nachbereitung. Es müssen belastbare Strukturen aufgebaut werden und der Wald muss so gestaltet werden, dass effektive Brandbekämpfung möglich ist. Alle Beteiligten müssen gut in Brandbekämpfung geschult sein und Protokolle müssen für den Ernstfall zur Verfügung stehen. Nach einem Brand muss darauf geachtet werden, dass regenerativen Effekte eines Waldbrands genutzt werden und ein Wald wächst, der zukünftig resistenter gegen Feuer ist.
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Der Einfluss von Fauna auf den Wald
Wälder sind komplexe Ökosysteme, in denen alle Bewohner sich gegenseitig beeinflussen. Ein Wald ist nur gesund, wenn Bäume, Boden, Tiere und Mikroorganisamen im Gleichgewicht sind. Durch den Eingriff des Menschen mit Waldbewirtschaftung und Jagd ist dieses Gleichgewicht oft gestört. Während Jäger Rot- und Rehwild im Winter füttern, um hohe Tierzahlen für die Jagd zu haben, beschweren sich Förster, dass die Verjüngung von Wäldern durch Wildverbiss behindert wird. Die Dichte an Wildschweinen ist mittlerweile in vielen Wäldern so hoch, dass sie auf der Suche nach Nahrung bewohnte Areale umgraben.
Eine natürliche Methode Wildbestände im Gleichgewicht zu halten, sind große Beutegreifer wie Wolf, Bär und Luchs. Jedoch wurden alle große Beutegreifer aus Österreich verdrängt und ihre langsame Rückkehr führt zu vielen Konflikten. Sie halten aber nicht nur die Wilddichte auf natürliche Weise niedrig, sondern tragen auch zur Gesundheit der Wildbestände bei, da sie im Vergleich zum Menschen zuverlässig kranke Tiere aufspüren und ihre Jagd auf diese konzentrieren. Wie können wir diese Vorteile nutzen und gleichzeitig Konflikte reduzieren?
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Hin zur naturnahen Waldwirtschaft
Jahrhunderte lang war die Funktion des Waldes als Holzlieferant der entscheidende Fokus seiner Nutzung. Nachdem große Teile Europas über die Jahrhunderte entwaldet wurden, wurde im deutschsprachigen Raum im 18. Jahrhundert der Begriff der Nachhaltigkeit geprägt. Er beschreibt, dass nicht mehr Holz eingeschlagen wird als nachwächst. So wird der Wald für kommende Generationen erhalten. Forschung der letzten Jahrzehnte hat jedoch klar gemacht, dass ein nachhaltiges Waldmanagement deutlich mehr Faktoren in Betracht ziehen muss als nur die Menge eingeschlagenen Holzes. Heutzutage umfasst Nachhaltigkeit auch Faktoren wie Kohlenstoffspeicherung, Wasserversorgung und -speicherung, Kühlungseffekte, Freizeitnutzung und andere Ökosystemdienstleistungen.
Der Zustand dieser Faktoren ist in vielen Wäldern jedoch noch unzureichend. Auch wenn ein Waldumbau seit vielen Jahren propagiert wird, dauert dieser lange und wird oft nicht genug forciert. Naturnahe Bewirtschaftung begünstigt alle Funktionen eines Waldes und macht ihn resilienter gegen Klimaänderungen. Sie muss jedoch wirtschaftlich rentabel sein, um für die Mehrheit der Waldbesitzer interessant zu sein. Wie sieht eine naturnahe Waldbewirtschaftung aus und wie kann diese finanziert werden?
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Fachjournale Versionen auf Ukrainisch
Im Rahmen des Vorhabens wurden geflüchtete ukrainische Forstfachfrauen eingeladen, an der fachlichen Übersetzung der Magazine mitzuwirken, die auch in ukrainischen Schutzgebieten verbreitet werden. Umso mehr freuen wir uns, dass die Journale nun auch in ukrainischer Version vorliegen und ausgebildeten Forstfachleuten in ihrer neuen Heimat Österreich zur Verfügung stehen, um den Einstieg in die Berufsfachwelt zu erleichtern. Wir haben dazu auch Kontakt mit Michael Mitter von der Landesforstdirektion aufgenommen. Wir möchten uns an dieser Stelle für die Flexibilität bedanken, die es uns nach Absprache ermöglichte, auf das Kriegsgeschehen in der Ukraine zu reagieren.
Dying Forests – Sterbende Wälder
Vlado Vancura unternahm mit Unterstützung eine mehrtätige Exkursion, um aus den Erkenntnissen den Fachartikel Dying Forest – Sterbende Wälder zu verfassen. Der Wald stirbt nicht nur in Tirol, Österreich, sondern auch in vielen anderen europäischen Ländern, insbesondere aufgrund der aktuellen Klimasituation und des ungewöhnlich heißen Sommers. Besonders dramatisch ist die Lage im Harz Nationalpark in Deutschland, wo Fichten großflächig absterben. Bereits in den 1980er Jahren gab es erste Anzeichen für dieses Problem, das vor allem durch Borkenkäfer und Pilzbefall verursacht wird. Die Fichtenmonokulturen, die seit Jahrhunderten im Harz vorherrschen, sind durch den Klimawandel besonders anfällig geworden. Fast zwei Drittel der Fichten in der Region sind bereits abgestorben. Es wird erwartet, dass die Harz-Region langfristig ihre Nadelwälder verliert. Welche Baumarten in Zukunft besser überleben werden, bleibt abzuwarten.