Die Geschichte eines Waldbrands endet nicht mit der letzten Flamme. Mindestens genauso wichtig wie die Bekämpfung von Waldbränden ist deren Vorbeugung. Und die beste Vorsorge ist ein resilienter Wald. Durch den Fokus auf wirtschaftlichen Ertrag wurde in Treuenbrietzen ein Wald kultiviert, der äußerst anfällig für Feuer ist. Kiefern kommen gut zurecht mit den kargen Sandböden in Brandenburg und liefern schnellwachsendes, gut verwertbares Holz. Durch die langsam zerfallenden Nadeln sowie im Holz vorhandenes Harz und ätherische Öle ist das Waldbrandrisiko in Monokulturen jedoch erhöht. Zwar entstand in Treuenbrietzen kein großflächiger Kronenbrand und die meisten Bäume verbrannten nur oberflächlich. Das reichte jedoch, um das Kambium und damit die Nährstoffversorgung der meisten Bäume zu unterbrechen. Uneinigkeit herrschte nach dem Brand was mit den Bäumen geschehen sollte. Auch beschädigte Bäume könne sich wieder erholen und falls nicht, so können sie trotzdem eine wichtige Funktion als Totholz einnehmen. Aus finanziellen Gründen entscheiden sich viele Waldbesitzer nach einem Brand jedoch dazu, möglichst viel des stehenden Holzes zu entnehmen und zu verkaufen, um die Wiederaufforstung zu finanzieren und die Flächen zur Pflanzung leicht zugänglich zu machen. Dabei wird auch der Boden beschädigt. Um die Schadflächen zu räumen, werden sie großflächig mit schweren Maschinen befahren. Das verdichtet den Boden, wodurch er weniger Wasser speichern kann und Bäume sich schwieriger wieder ansiedeln können.
Mischwald statt Monokultur
Von vielen Seiten wurde nach dem Brand für eine Kursänderung im Waldbau plädiert. Statt wieder mit Kiefermonokulturen aufzuforsten, sollte ein Mischwald entstehen. Dazu werden diverse Arten zur Pflanzung vorgeschlagen: Eiche, Roteiche, Robinie, Birke, Traubeneiche, Spitzahorn, Schwarzkiefer, Rotbuche, Esskastanie, Winterlinde, Vogelbeere, Hainbuche, Feldulme, Espe, Salweide und Eberesche. Ein Laubmischwald ist deutlich besser gegen Waldbrände geschützt, da Laubbäume mehr Wasser speichern und kein Harz enthalten. Außerdem ist das Kronendach dichter, wodurch auf dem Boden kaum Gras wächst und kein Bodenfeuer entstehen kann. Zusätzlich wird Laub schneller als Kiefernadeln zum Humus abgebaut, wodurch der Boden mehr Feuchtigkeit halten kann und die Nadeln nicht als Brennstoff für das Bodenfeuer dienen können. Mischwälder wären außerdem fast überall in Brandenburg die natürliche Waldform, Kiefermonokulturen sind ein rein künstliches Konstrukt.
Ein wichtiger Faktor bei der Regeneration des Waldes in Treuenbrietzen ist der Wildverbiss. Die Schalenwilddichte in Brandenburg ist ähnlich hoch wie in Österreich, was die Regeneration des Waldes deutlich beeinträchtigen kann. Daher wurden große Flächen zum Schutz vor Verbiss eingezäunt und zusätzlich die Jagd intensiviert. Wie so oft spielen auch hier zwei Faktoren eine übergeordnete Rolle: Geld und Bürokratie. Auch wenn viele Waldbesitzer bereit sind, kurzfristige Profite hintanzustellen, stehen ihnen dabei mehrere Hindernisse im Weg. Wie bereits erwähnt, wird die Aufforstung oft durch den Verkauf des Schadholzes finanziert. Auch weil im Sommer 2018 weltweit und besonders in Brandenburg mehr Feuer wüteten als üblich, sank der Preis für Schadholz um bis zu 50%. Das bedeutet, dass kaum Geld mit dem Verkauf verdient werden konnte. Außerdem sollte bei einer naturnahen Aufforstung möglichst viel Totholz zurückgelassen werden, da dies Wasser speichert, Nährstoffe über einen langen Zeitraum liefert und einen wichtigen Lebensraum für Organismen im Wald darstellt. Somit sanken die finanziellen Mittel für die Aufforstung zusammen mit den Preisen für Schadholz noch weiter. Zwar versprachen sowohl Bund als auch Land finanzielle Hilfen, die Besitzer mussten jedoch in Vorleistung gehen und oft Monate auf die Rückzahlungen warten. Außerdem sind Waldbesitzer in Brandenburg dazu gesetzlich verpflichtet, eine Aufforstung innerhalb von 36 Monaten sicher zu stellen. Das macht eine natürliche Regeneration unmöglich. Und selbst ein privates Spendenprojekt aus Berlin mit genug eigenen Mitteln stieß auf bürokratischen Widerstand, als mit den Geldern ein naturnaher Laubmischwald aufgeforstet werden sollte. Anscheinend sind manche Mitarbeiter der zuständigen Behörden immer noch der Meinung, dass Kiefermonokulturen der profitabelste und damit einzig richtige Weg sind. Dabei werfen viele einen kurzsichtigen Blick in die Zukunft.
Dass ein solcher Waldbrand auch eine Chance darstellt, zeigt ein Projekt des Forstamts Treuenbrietzen und der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde. Das Forstamt überließ der Hochschule eine Fläche, auf der Wissenschaftler und Studenten nun verschiedene Regenerationsmethoden untersuchen. Dazu werden Teilflächen komplett geräumt, andere unverändert gelassen, eingezäunt oder gar nicht oder nur und künstlich bepflanzt oder sich selbst überlassen.
Der Waldbrand in Treuenbrietzen zeigt exemplarisch die Probleme, die bei der Prophylaxe, Bekämpfung und Nachbereitung in Brandenburg bestehen – einem Bundesland, das laut Vorhersagen in den Jahrzehnten immer schwerer unter Dürre, Hitze und somit Waldbränden leiden wird. Die Waldbrandgefahr steigt jedoch nicht nur in Brandenburg, sondern auch in vielen Teilen Österreichs. Deswegen sollte dieses Beispiel ein Weckruf sein, um den Waldbrandschutz auch hier in den Fokus zu rücken.