Waldbrand durch Totholz oder Monokulturen?

Fördert viel Totholz im Wald das Risiko für Brände? Oder sind es die künstlichen Monokulturen, die ungeeignet sind?

Unsere deutschen Nachbarn hatten in der nahen Vergangenheit häufig mit Waldbränden zu kämpfen. Vor allem in Brandenburgs Wäldern schlugen die Flammen zu. Die Diskussion um das Management von Waldbränden im Ernstfall ist enorm wichtig und zeigt mitunter Schwächen auf. Doch was wäre, wenn es in vielen Fällen gar nicht erst hätte dazu kommen müssen? Bis vor kurzem wurde die Annahme vertreten, dass Totholz im Wald, sollte es zu einem Brand kommen, das Feuer noch zusätzlich füttert. Es galt also den Anteil des Totholzes im Wald möglichst gering zu halten. Neuere Annahmen zeigen jedoch, dass vor allem in liegendem Totholz viel Wasser gespeichert werden kann. Es ist auch bereits länger bekannt, dass Totholz die Temperatur im Wald senken kann. Somit ist Totholz doch eigentlich feuerhemmend oder etwa nicht?

Das Problem mit den künstlichen Wäldern

Grundsätzlich haben beide Seiten nachvollziehbare Ansichten, vor allem wenn man die Flächen Brandenburgs betrachtet und was auf ihnen wächst. So hat die Kiefer (Pinus sylvestris) einen Flächenanteil von 72%. Naturgemäß würde die Rotbuche (Fagus sylvatica) auf einem Großteil der europäischen Fläche wachsen und wäre die dominante Art. Dies wird jedoch durch uns Menschen verhindert. Andere Baumarten wie die schnellwachsende Kiefer und Fichte werden durch uns begünstigt, weil für die Forstwirtschaft einfacher zu nutzen sind. Deswegen wachsen sie in Europa auf einer deutlich größeren Fläche, als sie es natürlicherweise tun würde. Denn die Kiefer ist zwar heimisch in Brandenburg, jedoch würde sie natürlicherweise nicht als Monokultur, sondern als Teil eines Mischwaldes zusammen mit Laubbaumarten, wachsen.

„Die Verbreitungsgebiete der Kiefern oder auch Fichten sind Skandinavien und das nördliche Russland – und dort sind Waldbrände ein natürliches Element der Waldverjüngung.“

Lutz Fähser

Damit sich ein Kiefern- oder Fichtenbestand auf einem natürlichen Standort verjüngen kann, braucht es einen Waldbrand. Dies hängt damit zusammen, dass in ihren heimischen Regionen weniger Licht, aber auch weniger Wärme, zur Verfügung steht. Die Lichtbaumart Kiefer und die Halbschattenbaumart Fichte benötigen also mehr Licht als in den dichten, dunklen Nadelwäldern des Nordens zum Boden durchdringt. Um dennoch den Fortbestand der Art zu gewährleisten, dienen Waldbrände als Verjüngungsmöglichkeit. Erwärmen sich die Zapfen der Mutterbäume auf 60 bis 80 Grad, öffnen sie sich. Auf der durch den Brand entstandenen Lichtung können die Samen dann keimen und wachsen. In vielen Teilen der Welt werden Bodenfeuer sogar bewusst eingesetzt, um die Regeneration in Wäldern zu beschleunigen. Denn wenn die Nadeln am Boden verbrannt sind, werden die Nährstoffe der ansonsten schlecht verwitternden Nadeln für das Ökosystem verfügbar. Und die Kiefern überleben ein Bodenfeuer problemlos. Sowohl in Übersee als auch in Europa und in Brandenburg.

Anfällige Kiefernreinbestände

Kommt es zu einer Dürreperiode in unseren Breiten, so trocknen Kiefernforste schnell aus. Das liegt an unterschiedlichen Faktoren. Zum einen gelangt durch die lichte Kiefernkrone viel Sonnenlicht auf den Boden, was ihn schnell austrocknet und die Temperatur im Bestand enorm erhöht. Und zum anderen brennen die Nadeln der Kiefern gut, wenn sie erst trocken genug sind. Das wird durch die schlechte Zersetzbarkeit der Nadeln begünstigt, wodurch sie sich auf dem Boden ansammeln. Doch die Nadeln bergen ein weiteres Problem. Denn durch ihre schlechte Zersetzbarkeit versauern sie den Boden und sorgen dafür, dass die Humusschicht dünn bleibt, die wie ein Schwamm fungiert. So ist es dem Boden unmöglich, genügend Feuchtigkeit zu speichern. Hinzu kommt, dass Nadelbäume über einen großen Harzanteil verfügen, der zusammen mit ätherischen Ölen als Brandbeschleuniger wirkt. Übrigens treffen alle diese ungünstigen Eigenschaften der Kiefer auch auf künstliche Fichtenreinbestände zu. Bei der Fichte kommt allerdings noch hinzu, dass sie mit ihren Wurzeln nur in die oberen Bodenschichten vordringt und somit auch nur einen geringen Anteil des Wassers im Boden nutzen kann. Dadurch kommt sie nicht nur schlechter mit dem Trockenstress klar, sondern trocknet auch den Boden extremer aus. Kommt es nun zu einem Waldbrand, so ist es durchaus verständlich, dass Totholz, welches in solchen Beständen ebenfalls rasch austrocknet, als Brandbeschleuniger wirken kann.

Zusätzlich können Fichte und Kiefer Kronenfeuer begünstigen, da tote und damit trockene Äste nicht abgeworfen werden, sondern unterhalb der gesunden Krone am Baum hängen bleiben. Auch begünstigt das Management der Kiefernplantagen das Waldbrandrisiko. Denn um die Bestände besser ernten zu können, werden Waldwege in einem Abstand von 20 Metern angelegt. So dringt in die ohnehin schon lichten Kiefernbestände noch mehr Licht, was die Bodenvegetation in feuchten Perioden schnell wachsen und die Temperaturen steigen lässt. In Trockenperiode dient diese Bodenvegetation dann als Zunder für Brände. Und auch der Wind kann auf einer solchen Fläche besser angreifen und den Brand zum Inferno entfachen. Dies führte in Rheinsberg in Brandenburg dazu, dass auf dem Boden einer Kiefernmonokultur 45 Grad gemessen wurden.

Mehr zum Thema Waldbrand im Buch „Waldbrand“ von Bernhard Henning und auf seiner Internetseite Forestbook

Totholz im Wald trotzt den Waldbränden, wenn…

„Ganz wichtig ist das Verhältnis von Kohlenstoff und Stickstoff in den Nadeln und der Blattstreu. Bei Linde, Buche oder Kastanie ist es relativ günstig. Eichenblätter sehen sie schon länger auf dem Waldboden. Und Nadeln sind erst nach vier bis fünf Jahren abgebaut, weil sie für die Bodenorganismen aufgrund der Inhaltsstoffe nicht so attraktiv sind. (…)“

Pierre Ibisch

Das künstliche Monokulturen durch Waldbrände bedroht werden, ist nun erläutert worden. Welche Vorteile hat die Existenz von Totholz für Waldbrandprävention? Betrachtet man Laubbaumarten wie den Neophyten Roteiche (Quercus rubra), so fallen sofort die Blätter ins Auge. Diese sind im Vergleich zu den Nadeln der Fichte oder Kiefer größer und können somit mehr Schatten auf dem Boden erzeugen. Und auch die Schattenbaumart Buche erzeugt ein dunkles und somit kühles Waldinnenklima. Je älter die Buchen in einem Bestand werden, desto positiver wirkt es sich auf das Waldklima aus. Wachsen also mehr Laubbäume auf einer Fläche, so entsteht ein kühleres Waldinnenklima und somit wird Feuchtigkeit besser gehalten. Auch wächst unter Umständen relativ wenig Bodenvegetation und damit Brennmaterial. Befindet sich nun zusätzlich noch eine große Menge wasserspeicherndes Totholz im Bestand, so wirkt es sich in diesem Fall positiv auf die Waldbrandgefahr aus. Denn Totholz kann unter diesen Bedingungen die Feuchtigkeit halten und verlangsamt, sollte dennoch ein Brand ausbrechen, dessen Ausbreitung.

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One thought on “Waldbrand durch Totholz oder Monokulturen?

  1. Ulrich Reinhardt

    Nach den ganzen Dürreschäden bei Buchen im Jahr 2018 und 2019 ein Jahr später noch von der Buche als Baumart zu schreiben, die Waldbrände mindern könnte ist ebenso hanebüchend und unwissenschaftlich wie die Aussagen zum Totholz die hier getroffen werden.

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