Datum: März 2023
Ort: Treuenbrietzen, Brandenburg
Teilnehmer:
Prof. Dr. Pierre Ibisch (Professor für Naturschutz an der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE) und eine international anerkannte Größe im Bereich der Biodiversitätsforschung und des adaptiven Naturschutzes. Seine Forschung konzentriert sich auf die Anpassung von Ökosystemen an den Klimawandel, insbesondere im Hinblick auf Waldökosysteme. Er hat zahlreiche Projekte zur Erhaltung der Biodiversität in verschiedenen Klimazonen geleitet).
Hannes Knapp (ein erfahrener Förster und Naturschutzexperte mit langjähriger Berufspraxis in Deutschland und international. Er ist bekannt für seine Arbeit im nachhaltigen Waldmanagement und hat zahlreiche Projekte zur Wiederaufforstung und Renaturierung von Waldflächen geleitet. Sein Spezialgebiet sind die forstlichen Herausforderungen im Kontext des Klimawandels)
Sowie Vlado Vancura, Anni Henning, Max Rossberg (EWS) und Studierende der HNEE und regionale Förster
Die Exkursion in Treuenbrietzen zeigte eindrücklich die Herausforderungen auf, mit denen Wälder in Brandenburg konfrontiert sind. Durch die Zusammenarbeit von Wissenschaftlern, Förstern und Naturschutzexperten konnten wertvolle Erkenntnisse gewonnen werden, die in zukünftige Waldschutzstrategien einfließen werden. Besonders hervorzuheben ist die Notwendigkeit eines umfassenden Waldumbaus, der sich an den veränderten klimatischen Bedingungen orientiert.
Treuenbrietzen, eine Gemeinde in Brandenburg, wurde in den letzten Jahren immer wieder von großen Waldbränden heimgesucht, insbesondere 2018 und 2022. Die Region steht exemplarisch für die verheerenden Auswirkungen des Klimawandels auf Wälder in Mitteleuropa, insbesondere in trockenen, sandigen Gebieten wie den Kiefernwäldern Brandenburgs. Ziel dieser Exkursion war es, die Wiederherstellungsmaßnahmen nach den Bränden zu begutachten, die wissenschaftlichen Erkenntnisse der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE) zu analysieren und zukunftsweisende Strategien für den Waldschutz zu diskutieren.
Hintergrund zur HNEE und den Experimenten in Treuenbrietzen
Die Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE) ist eine führende Institution in der Erforschung von Waldökosystemen, insbesondere in Bezug auf Klimawandelanpassungen und die Resilienz von Wäldern. Ein Hauptforschungsbereich ist die Frage, wie Kiefernmonokulturen, wie sie in Brandenburg häufig vorkommen, auf den Klimawandel reagieren und welche Strategien zur Erhöhung der Wald-Resilienz angewendet werden können.
Die Region um Treuenbrietzen wurde mehrfach durch Waldbrände schwer getroffen. Nach dem Großfeuer von 2018, das über 400 Hektar Kiefernwald zerstörte, wurde ein umfassendes Wiederaufforstungs- und Forschungsprogramm ins Leben gerufen. Die HNEE führt in Kooperation mit lokalen Forstbetrieben und der Stadt Treuenbrietzen verschiedene Experimente durch. Darunter Anpassungsstrategien, Bodenanalyse, Wassermanagement, Wiederaufforstung mit Mischwäldern sowie Brandprävention.
Für die Anpassungsstrategien wird untersucht, welche Baumarten die höchsten Überlebensraten unter den sich ändernden klimatischen Bedingungen aufweisen. Insbesondere Laubbäume wie Eichen und Buchen werden als Alternative zu Kiefern getestet, um die Anfälligkeit der Wälder für Brände zu verringern.
Studien zur Bodenanalyse und dem Wassermanagement konzentrieren sich auf die Regeneration der Brandflächen, insbesondere auf die Rolle des Bodens und die Fähigkeit, Wasser zu speichern. Wassermanagement spielt eine zentrale Rolle in der Waldgesundheit, besonders in den zunehmend trockenen Sommern.
Im Fokus bei der Wiederaufforstung mit Mischwäldern stehen die Diversifizierung der Baumarten und die Schaffung von widerstandsfähigeren Mischwäldern. Diese sollen besser gegen Brände und Dürreperioden gewappnet sein als Monokulturen.
Im Rahmen des Brandmanagement wurden Versuche zur Verbesserung der Brandprävention durchgeführt, darunter die Schaffung von Feuerbarrieren und die gezielte Anlage von Brandschneisen.
Beobachtungen während der Exkursion
Die Auswirkungen der Brände sind auch Jahre später noch sichtbar. Große Flächen des Waldes bestehen aus verkohlten Baumstümpfen und nur spärlicher Vegetation. Einige Gebiete zeigen jedoch Anzeichen von natürlicher Regeneration, besonders in den Bereichen, wo Laubbäume angepflanzt wurden. Es wurde festgestellt, dass die Kiefern, die die Region ursprünglich dominierten, eine sehr geringe Resilienz gegenüber Bränden aufweisen, während Eichen und Buchen sich besser entwickeln.
Es wurden Flächen besichtigt, auf denen seit 2019 gezielt mit Laubbäumen und Mischwäldern experimentiert wird. Hannes Knapp betonte die Wichtigkeit von Mischwäldern als zukünftige Schutzmaßnahme gegen Waldbrände. Besonders erwähnenswert ist die Kombination aus Eichen, Kiefern und Buchen, die nicht nur eine höhere Resilienz gegenüber Dürre und Feuer aufweist, sondern auch ökologisch wertvoller ist.
Die Exkursionsteilnehmer konnten sich vor Ort von den Bodenanalysen der HNEE überzeugen. Es wurde erläutert, dass die Böden in der Region stark durch die Brände und die intensive Forstwirtschaft belastet sind. Durch gezielte Maßnahmen zur Verbesserung der Bodenstruktur, wie Mulchen und das Einbringen von organischem Material, wird versucht, die Wasserspeicherfähigkeit zu erhöhen.
In der Abschlussdiskussion wurden mehrere zentrale Punkte für die Zukunft hervorgehoben:
Ein Konsens bestand darin, dass die Kiefer als dominierende Baumart in Brandenburgs Wäldern nicht zukunftsfähig ist. Mischwälder, die resistenter gegen Trockenheit und Feuer sind, müssen gefördert werden. Maßnahmen zur Verbesserung der Bodenstruktur und des Wassermanagements sind unerlässlich, da der Boden eine Schlüsselrolle in der Waldgesundheit spielt. Neben der Aufforstung müssen verstärkte Anstrengungen in die Brandprävention investiert werden. Brandschneisen und Feuerbarrieren sind essenzielle Maßnahmen, ebenso wie die Sensibilisierung der Bevölkerung, aber am wichtigsten ist es die Wälder mit Wasser und einer Biodiversität zu stärken.
„Als am 23. August 2018 um 12.38 Uhr in der Abt. 20 des Reviers Treuenbrietzen der Oberförsterei Dippmannsdorf bei Treuenbrietzen im Landkreis Potsdam-Mittelmark ein Waldbrand ausbrach, konnte er sich aufgrund der vorhandenen Bedingungen in rasanter Geschwindigkeit ausbreiten. Bedingt durch die sehr dichten und zu großen Teilenungepflegten Kiefernreinbestände sowie gefördert durch die langanhaltende Trockenheit, die aufkommenden starken Gewitterwinde und die Munitionsbelastung der Flächen hatten die Einsatzkräfte kaum eine Chance, das Feuer schnell unter Kontrolle zu bringen. Erschwerend kam hinzu, dass das Feuer sich von drei Stellen aus ausbreitete. Erst durch den Einsatz schwerer Räumtechnik wurde der Brand am 27. August gestoppt. Am 31. August wurden die Brandflächen von der Feuerwehr an die Privat- und Kommunalwaldbesitzer (Stadt Treuenbrietzen) übergeben. Die traurige Bilanz des Geschehens waren 344 ha reine Brandfläche, verteilt auf drei Flächen von 10, 154 und 180 ha. Die Situation, die zum Waldbrand 2018 geführt hat, war durch zum Teil extreme äußere Bedingungen und eine verschärfte Risikokombination gekennzeichnet. Dazu trugen folgende Faktoren bei:
- Temperatur: 34,9 °C (zum Brandzeitpunkt)
- Niederschlag: seit fünf Wochen kein Regen
- Wind: leicht von Süd-West
- Waldbestände: Kiefernreinbestände, voll- bis überbestockt, meist ungepflegt
- Waldwege: schlechter Zustand
- Wasserentnahmestellen: kaum vorhanden
- Besonderheit: Flächen teilweise munitionsbelastet!“ (Digitale Ausgabe AFZ)