Bienenfreundlicher Wald

Bienen sind im Allgemeinen eher mit blühenden Wiesen als mit dichten Wäldern verbunden. Der Wald gilt jedoch als ihr ursprünglicher Lebensraum.

In der Vergangenheit nutzten Bienen alte Wälder als ihren vorherrschenden Lebensraum. Alte Wälder waren neben dichten, dunklen Beständen dem intensiven Druck natürlicher Störungen wie Windwurf, Feuer oder Insektenbefall ausgesetzt. Diese Prozesse führten zu einer weitgehenden Fragmentierung der Wälder und damit auch der für Bienen günstigen Lebensräume. Dies bot eine große Vielfalt insbesondere an Nistplätzen für Bienen in Form von Baumhöhlen. Man kann sagen, dass es sich schon damals um bienenfreundliche Lebensräume – bienenfreundliche Wälder – handelte.

Forscher untersuchen derzeit, inwieweit die heutigen Laub- und Mischwälder als Nahrungshabitat für die so fleißigen Insekten wie Bienen geeignet sind.

Wesentlicher Nutzen der Biene

Bienen werden wegen der wichtigen Ökosystemleistung, die sie als Bestäuber erbringen, geschätzt. Einige Pflanzen können sich selbst befruchten, während andere durch Wind oder Wasser bestäubt werden. Viele Pflanzen benötigen jedoch die Hilfe von Tieren, um den Pollen zu übertragen. Die Biene ist definitiv eine solche Spezies.

Einfach ausgedrückt: Bienen bestäuben unsere Pflanzen. Das bedeutet, dass sie den Pollen zwischen Pflanzen unterschiedlichen Geschlechts oder sogar zwischen verschiedenen Teilen derselben Pflanze übertragen, um sie zu befruchten. Das hilft den Pflanzen, sich zu vermehren. Bienen helfen den Pflanzen sogar beim Überleben, indem sie Inzucht verhindern.

Von Bienen kommt nicht nur Honig

Wenn wir an Bestäuber denken, denken wir in der Regel zuerst an Honigbienen in der Landwirtschaft. Honigbienen spielen in der Landwirtschaft eine große Rolle. Diese Gewohnheit hat dazu geführt, dass wir manchmal die vielen Wildbienen übersehen, die in anderen Lebensräumen wie z. B. Wäldern vorkommen. Das ist einer der Gründe, warum wir so wenig über die Bienen wissen, die Waldlebensräume nutzen.

Größere aktuelle Waldstörungen, wie z. B. Abholzung und Waldbrände, imitieren in gewissem Maße die historische Sukzessionsdynamik von Wäldern. Diese Art von Störungen erhöht die Abundanz und Vielfalt vieler Bienenarten. Erst kürzlich wurde untersucht, inwieweit wirtschaftlich genutzte Laub- und Mischwälder als Nahrungshabitat für die Biene geeignet sind.

Entfernung zu Nahrungsmittel ist limitierender Faktor

Bienen kommunizieren durch den so genannten Schwänzeltanz. Die Forschung untersuchte diese Verhaltensweise. Dabei zeigte sich, dass die Bienen ihren Kolleginnen während dieser Tänze die ungefähre Lage einer Nahrungsquelle mitteilen. Daraus lassen sich Rückschlüsse auf Nahrungsentfernungen und Lebensraumpräferenzen ziehen.

Das überraschende Ergebnis dieser Forschung war, dass die Bienen die vom Menschen angelegten Wälder weit weniger nutzen als erwartet. Bienenvölker, die tief im Wald lebten, mussten oft weite Strecken zurücklegen, um Nahrung zu finden.

Die Bienen brauchen vielfältigere Wälder

Honigtaublüten oder blühende Baumarten wie Linde, Robinie und Kastanie oder Sträucher wie Brombeeren und Himbeeren bieten den Bienen für kurze Zeit im Jahr eine wichtige Kohlenhydratquelle und manchmal auch Pollen als Eiweißlieferant. Die Bienen brauchen jedoch ein ausgewogenes Nahrungsangebot über die gesamte Saison hinweg.

Die Forscher kommen zu dem Schluss, dass man, wenn man ein bienenfreundlicheres Umfeld schaffen will, die Waldbestände mit Bäumen diversifizieren sollte, die von Insekten bestäubt werden – Kirsche, Linde, Ahorn, Weide. Auch die Zulassung der sekundären Sukzession, d. h. der natürlichen Rückkehr der standorttypischen Flora und Fauna, in Waldlücken könnte helfen.

Es scheint, dass in den derzeit bewirtschafteten Wäldern ein kritischer Faktor der Mangel an verfügbaren Baumhöhlen ist. Das heißt, es fehlt an alten Bäumen.

Der Nutzen des Waldes bei natürlicher Störung

In einem möglichen nächsten Schritt wäre es sinnvoll, die Eignung von Wäldern für Bienen in verschiedenen Regionen Europas zu untersuchen und zu vergleichen. Auch solche Wälder mit einer unterschiedlichen Zusammensetzung von Bäumen und Bewirtschaftung.

Es wäre besonders interessant, Wirtschaftswälder mit Wäldern in Schutzgebieten zu vergleichen, in denen größere natürliche Störungen auftreten. Mehr natürliche Störungen und weniger Optimierung für wirtschaftliche Zwecke dürften nicht nur die Blütenvielfalt im Wald erhöhen, sondern auch die Überlebenschancen von Wildbienenvölkern verbessern.

Bienen und Biodiversität

Die Biene braucht einen vielfältigeren Wald als Lebensraum. Solche Wälder leisten auch einen wichtigen Beitrag zur Erhaltung der Artenvielfalt. Die überwiegende Mehrheit der Pflanzen ist auf Fremdbestäubung angewiesen. Die Biene ist einer der wichtigsten Bestäuber, neben zahlreichen anderen Insektenarten.

Fazit

Nicht nur die Bienen profitieren von einem vielfältigeren Wald, sondern letztlich auch der Wald selbst – ein vielfältiges Ökosystem ist ein gesundes Ökosystem und weniger anfällig für Schädlingsbefall. Die Umwandlung der vom Menschen angepflanzten Monokulturwälder in artenreiche Laubmischwälder fördert nicht nur die Artenvielfalt, sondern auch die Anpassung an künftige Klimabedingungen, betonen viele Forscher.

Die Untersuchungen ergaben, dass vor allem im Spätsommer die Versorgung mit Pollen im Wald nicht oder nur unzureichend gewährleistet war. Das ist nicht gut, denn dies ist eine kritische Zeit für die Bienenvölker und ihr Überleben.

Einer der Hauptgründe für diese Situation ist die Buche, die in Mitteleuropa die dominierende Baumart ist. Buchenwälder sind dunkel, auf dem Boden wächst nicht viel. Kaum eine Pflanze kommt mit den Lichtverhältnissen in Buchenwäldern zurecht, wenn sich das Kronendach geschlossen hat. Es fehlt die wichtige vielfältige Krautschicht – nicht nur für Bienen.

Michal Vydareny, Freiwilliger der European Wilderness Society

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