“Die, die Angst haben, sollten nicht in den Wald gehen”

Der Spruch “Die, die Angst haben, sollten nicht in den Wald gehen” spiegelt eine jahrhundertealte Vorsichtsweisheit wider, die in verschiedenen Kulturen verwurzelt ist. Obwohl seine genauen Ursprünge schwer zurückverfolgbar sind, hat die dahinterliegende Bedeutung in der gesamten menschlichen Geschichte widergehallt. In Österreich und im deutschsprachigen Raum wird diese Weisheit v. a. durch Märchengeschichten verstärkt, wo meistens im Wald gefährliche Tiere, wie der Wolf, oder böse Hexen vorkommen.

In der Antike wurden Wälder oft als wilde und geheimnisvolle Orte betrachtet, die von unbekannten Gefahren und potenziellen Bedrohungen wimmelten. Der Spruch entstand wahrscheinlich als Warnung an diejenigen, die den Mut oder die Vorbereitung mangelten, den Gefahren zu begegnen, die im dichten Wald lauerten.

Der Spruch wurde zur Metapher

Im Laufe der Zeit überstieg der Spruch seine wörtliche Bedeutung und wurde zur Metapher für die Herausforderungen des Lebens. Er symbolisierte die Bedeutung von Vorbereitung, Tapferkeit und Widerstandsfähigkeit beim Betreten unbekannter Gebiete oder beim Bewältigen schwieriger Unternehmungen.

Er betonte die Notwendigkeit von Selbstreflexion und dem Eingeständnis eigener Grenzen. Indem man den Rat des Spruchs befolgte, wurden Individuen dazu ermutigt, ihre Ängste und Fähigkeiten zu bewerten, bevor sie sich auf neue Reisen begaben.

In der heutigen Gesellschaft dient der Spruch weiterhin als Erinnerung daran, dass das Betreten des Unbekannten eine bestimmte Portion Mut, Vorbereitung und die Bereitschaft erfordert, Ängsten entgegenzutreten. Er unterstreicht die Bedeutung von Selbstreflexion und dem Anerkennen persönlicher Grenzen, um sicherzustellen, dass Individuen informierte Entscheidungen basierend auf ihren Fähigkeiten treffen.

Ist der Spruch heute weniger relevant?

Der Spruch “Die, die Angst haben, sollten nicht in den Wald gehen” ist auch in der heutigen Welt relevant. Obwohl die wörtliche Interpretation auf moderne städtische Umgebungen möglicherweise nicht zutrifft, behält die metaphorische Bedeutung ihre Relevanz.

In unserer modernen Gesellschaft stellt der Wald für viele Menschen die Herausforderungen, Risiken und Unsicherheiten dar, denen sie in verschiedenen Lebensbereichen begegnen können.

Der Spruch rät davon ab, sich unvorbereitet oder ohne ausreichenden Mut in Situationen zu stürzen. Er erinnert uns daran, unsere Ängste zu bewerten und unsere Fähigkeiten einzuschätzen, bevor wir anspruchsvolle Unternehmungen angehen.

Warum haben Menschen heutzutage Angst, in den Wald zu gehen?

In der heutigen Zeit gibt es mehrere Gründe, warum Menschen immer noch Angst haben können, wenn sie darüber nachdenken, in den Wald zu gehen.

Zunächst wird der Wald oft mit dem Unbekannten in Verbindung gebracht. Für viele Menschen stellt er eine natürliche Umgebung dar, die außerhalb unserer vertrauten städtischen Umgebung liegt und mit dichtem Bewuchs, unbekannter Tierwelt und unberechenbarem Gelände gefüllt ist. Diese Unbekanntheit kann ein Gefühl von Angst und Furcht vor dem Unbekannten auslösen.

Darüber hinaus haben Popkultur, Literatur und Folklore Wälder oft als Orte mysteriöser oder gefährlicher Begegnungen dargestellt. Diese Darstellungen haben in unserem kollektiven Bewusstsein ein Gefühl der Vorsicht und Angst eingeprägt.

Zusätzlich können Bedenken hinsichtlich der persönlichen Sicherheit, wie die Möglichkeit, sich zu verirren, wilden Tieren zu begegnen oder widrigen Wetterbedingungen ausgesetzt zu sein, zu Ängsten vor dem Betreten des Waldes beitragen.

Die Angst vor dem Wald kann auch auf ein allgemeines Gefühl der Verletzlichkeit und den Wunsch nach Sicherheit in kontrollierten und vertrauten Umgebungen zurückzuführen sein.

Fazit

Insgesamt variieren die Gründe für Angst von Person zu Person, aber die zugrunde liegenden Faktoren umfassen hauptsächlich die unbekannte Natur der Wälder, den kulturellen Kontext unseres Lebens und Bedenken hinsichtlich der persönlichen Sicherheit. Zusammenfassend spiegelt dies unsere Entfremdung von der natürlichen Welt wider.

Das schnelle, technologiegetriebene Leben der heutigen Zeit hat viele Menschen von der Natur entfremdet. Diese Entfremdung kann zu wachsender Unkenntnis, fehlender praktischer Erfahrung führen.

Vlado Vancura, European Wilderness Society 

Wie geht man mit der Angst vor Wäldern um?

Menschen haben Angst vor dem Wald

Viele Menschen verspüren Angst, wenn sie den Wald erkunden. Das ist noch häufiger der Fall, wenn sie das auf eigene Faust tun. Dahinter verbirgt sich meist die Angst vor dem Unbekannten.

Die moderne Gesellschaft bietet immer weniger Möglichkeiten, den Wald zu erleben. Menschen, die immer in städtischen Gebieten gelebt haben, sind es vielleicht nicht gewohnt, in Wäldern zu sein. Ungewohnte Anblicke, Geräusche, Gerüche und Texturen können dazu führen, dass sich Menschen misstrauisch oder unausgeglichen fühlen.

All diese Aspekte sind von noch größerer Bedeutung, wenn eine Person allein im Wald ist, und noch mehr, wenn sie plant, eine Nacht im Wald zu verbringen.  Die Angst vor nächtlichen Wäldern ist mit der Angst vor der Dunkelheit verbunden. Ein negatives Ereignis in der Vergangenheit, wie z. B. allein gelassen zu werden oder sich in einem Wald zu verirren (und eine Nacht ganz allein zu verbringen), könnte ebenfalls zu einer dauerhaften Angst vor dunklen Waldgebieten führen.

Woher unsere Angst kommt

Woher unsere Angst vor den Wäldern kommt, ist ein Rätsel. Die Ironie des Lebens besteht darin, dass der Grund für die Angst in den Wäldern nicht dort liegt, wo sie entsteht. Auf der anderen Seite sind wir dort, wo unser Leben ernsthaft bedroht ist, gleichgültig und ignorieren die Bedrohung oft völlig (z. B. in Städten). Dies ist natürlich eine Vereinfachung des Themas, aber es kann als eine Lektion für unser Leben betrachtet werden.

Natürlich gibt es in den Städten viele Dinge, die uns bedrohen und derer wir uns durchaus bewusst sind. Wir sind daran gewöhnt, mit ihnen zu leben, und oft nehmen wir sie nicht einmal wahr. Auch in den Wäldern gibt es viele Dinge, die uns bedrohen, aber aufgrund des modernen Lebens haben wir vergessen, wie wir mit ihnen umgehen sollen. Oft genügt es, die Augen offen zu halten und vorsichtig zu sein, und uns passiert nichts.

Unser Leben hat sich verändert

Wir haben uns an die Risiken und Bedrohungen der Stadt gewöhnt. Eigentlich haben wir keine Alternative, wenn wir unser öffentliches und privates Leben in der Stadt leben wollen. Auf der anderen Seite sind die Erfahrungen, die wir in früheren Generationen mit dem Leben im Wald gemacht haben, verschwunden. 

Wir besuchen den Wald immer seltener. Entweder um einen Nutzen zu ziehen (z.B. Beeren sammeln) oder um sich zu entspannen. Die meisten von uns haben die Möglichkeit, den Wald ein- oder zweimal im Monat zu besuchen. Normalerweise bei schönem Wetter. Auch in Österreich nutzen viele Menschen ihre Wochenenden und ihre Freizeit, um in die Berge zu gehen bzw. in den Wald.

Das Ergebnis ist, dass wir den Wald als einen sehr schönen, romantischen und friedlichen Ort wahrnehmen. Die ganze Romantik endet jedoch in dem Moment, in dem wir die Spur verlieren, wo wir uns befinden. Wenn Sie sich schon einmal im Wald verirrt haben, und sei es auch nur für ein paar Stunden, dann wissen Sie wahrscheinlich, was es bedeutet, sich vor der Angst zu fürchten, wenn man sich von einem gut markierten Weg oder einer Straße entfernt. 

Wilde Tiere sind keine Bedrohung

Die häufigste Angst kommt von der Bedrohung, dass wir von irgendeinem Waldtier angegriffen oder sogar gefressen werden könnten. Die Wahrheit ist, dass kein Tier uns angreifen wird. Kein Tier ist daran interessiert, einen Menschen zu verletzen, und schon gar nicht absichtlich. In Europa besteht keine Gefahr, dass irgendein Tier uns töten und verzehren will. Die einzige Gefahr, der wir bei unseren Waldbesuchen ausgesetzt sind, sind unsere fehlenden Fähigkeiten, den Wald auf sichere Weise zu besuchen.

Auf der anderen Seite streifen Tausende und Abertausende von schlechten Menschen durch die Straßen der Städte und behandeln ihre Komplexe mit Aggression. Wenn sie dies mit Alkohol kombinieren, ist das Leben der Menschen in ihrer Umgebung wirklich bedroht. Die logische Schlussfolgerung ist, dass wir gefährliche Orte eher in der Stadt als in den Wäldern finden können. Tiere haben Respekt vor dem Menschen. Wenn Sie bei einem Ausflug in den Wald von einem Tier angegriffen werden, handelt es sich höchstwahrscheinlich nicht um einen Wolf, einen Bären, einen Fuchs, eine Maus oder eine Schlange. Verletzungen durch Tiere, wenn überhaupt, geschehen ausschließlich in Selbstverteidigung, niemals absichtlich.

Fazit

Die beste Vorbeugung gegen Tierangriffe bei Waldbesuchen ist Wissen und praktische Erfahrung im Wald. Diese Erfahrung können wir nur machen, wenn wir regelmäßig in den Wäldern unterwegs sind. Das bedeutet, dass wir nicht nur bei schönem, sonnigem Wetter, sondern auch bei Regen, Nebel oder Schnee den Wald erkunden und bewundern sollten. 

Der häufige Besuch hat uns gelehrt, wachsam und vorsichtig zu sein, um jede Art von Bedrohung zu minimieren, die wir im Wald erleben können. Dieser Ansatz kann unseren Kontakt mit wilden Tieren erheblich minimieren und die Angst vor dem Aufenthalt im Wald verringern.

Riskante Situationen im Wald können Menschen mit verschiedenen gesundheitlichen Problemen konfrontieren. Der Wald ist jedoch ein freundlicher und sicherer Ort, den man besuchen kann. Gleichzeitig müssen sich die Menschen des potenziellen Risikos bewusst sein, dem sie sich aussetzen können. 

Nicht wegen wild lebender Tiere oder giftiger Pflanzen, sondern viel häufiger wegen der begrenzten Fähigkeit, bei schwierigem Gelände, Wetterumschwung oder körperlichen Einschränkungen angemessen zu reagieren, kann der Wald bedrohlich wirken.

Lucia Gejdos

Futter für das Vieh

Abholzung der Wälder in Europa

Früher war Europa stark bewaldet. Das hat sich dramatisch geändert, als der Mensch dieses Land besetzte. Das Ergebnis seiner Tätigkeit war, dass Europa mehr als die Hälfte seiner Wälder verloren hat. Dies war vor allem auf die Ausdehnung der Landwirtschaft und die Nachfrage nach Holzbrennstoffen zurückzuführen.

Dieser Prozess schuf geeignete Bedingungen für die Haltung von Vieh in der offenen Landschaft. In einem nächsten Schritt motivierte die kostenlose und leicht verfügbare Nahrung für das Vieh die Menschen noch mehr dazu, die Weidehaltung zu intensivieren.

Wachsende Population von Pflanzenfressern

Die Folgen des Waldverlustes schufen günstige Bedingungen für wachsende Populationen von heimischen Pflanzenfressern. 

Der Mensch öffnete die Landschaft und schuf günstige Bedingungen, insbesondere für die Viehzucht. In diesem Prozess sorgte der Mensch für zwei wichtige Aspekte der wachsenden Populationen von Haustieren: Nahrung und Schutz. 

Der Mensch verbesserte nach und nach die Bedingungen, um die Zahl der Nutztiere in dieser offenen Landschaft zu erhöhen. Eine wachsende Bevölkerung verlangt nach mehr Vieh, um die Bedürfnisse der Menschen zu befriedigen. Der Viehbestand wurde zu einer immer wichtigeren Nahrungsquelle.

Ein weiterer dramatischer Anstieg des Viehbestands erfolgte zu dem Zeitpunkt, als die Menschen begannen, diese Tiere zu füttern, um ihnen zu helfen, schwierige Zeiten wie Winter oder Trockenzeiten zu überstehen.

Die Folgen dieses Prozesses sind, dass die aktuellen Bestände an Nutztieren, aber auch an einheimischen Wildpflanzenfressern, auch heute noch extrem hoch sind.

Das Paradox der heutigen Jahrzehnte

Mehr Menschen bedeuten, dass mehr Lebensmittel benötigt werden. Das bedeutet in Wirklichkeit, dass eine höhere Anzahl von Tieren und eine Intensivierung der landwirtschaftlichen Produktion erforderlich sind. 

Es wäre logisch zu erwarten, dass auch der Druck, neue landwirtschaftliche Flächen zu gewinnen, von Jahr zu Jahr zunehmen wird. Es stimmt jedoch, dass in den letzten Jahrzehnten Millionen von Hektar an Wiesen, landwirtschaftlichen Flächen oder teilweise beweideten Flächen aufgegeben wurden.

Die langsame, spontane Erholung der aufgegebenen Flächen führt zu einer allmählichen Überwucherung durch Sträucher und später durch Wald. Brachliegende Flächen befinden sich vor allem in abgelegenen Gebieten, z. B. auf Bergwiesen, wo eine Intensivierung zu kostspielig wäre oder die Gebiete einfach zu abgelegen sind.

Fazit

Ein großer Teil Europas, der ursprünglich mit Urwald bedeckt war, wurde gerodet und erzeugt heute enorme Mengen an Nahrungsmitteln für Mensch und Vieh. Dieser Trend hat sich noch beschleunigt, als die Menschen begannen, auf extrem großen und intensivierten Feldern Futter für das Vieh zu produzieren. 

Das Vieh weidet nicht nur auf offenen Weiden, sondern auch auf intensiv genutzten Flächen. Eine enorme Anzahl von Tieren wird mit Nahrungsmitteln gefüttert, die auf den intensiv bewirtschafteten landwirtschaftlichen Flächen erzeugt werden. Auf diese Weise können die Menschen heute nicht nur in Europa, sondern auch in Ländern auf anderen Kontinenten die derzeitige Bevölkerung ernähren.

Futtermittel für die Viehzucht beanspruchen eine große Menge an landwirtschaftlicher Nutzfläche. Wir Europäer haben uns daran gewöhnt, zu viel Fleisch zu konsumieren, und sind nicht bereit, diesen Konsum zu reduzieren. Wenn wir das täten, hätte das Land in Europa eine größere Chance, sich zu erholen. Große Gebiete, in denen der Wald in der Vergangenheit abgeholzt wurde, könnten durch Sträucher und später durch den Wald wiederhergestellt werden. Das würde dazu beitragen, das ökologische Gleichgewicht auf einem ganzen Kontinent zu stabilisieren.

Vlado Vancura, Wildnis-Unterstützer

Weiden im Suldental

Die Wurzeln der Weidewirtschaft am Stilfser Joch im Suldental reichen bis in die Neuzeit zurück. Zu dieser Zeitwar die Weidehaltung für über 2.000 Jahre lang die wichtigste Tätigkeit der in diesem Gebiet lebenden Menschen. Die langfristigen Auswirkungen der vom Menschen betriebenen Beweidung haben überall in den Alpen deutlich sichtbare Spuren hinterlassen. Das Gebiet ums Stilfser Joch bildet hier keine Ausnahme.

Suldental

Das Suldental ist ein kleines Seitental in einer Wasserscheide des größeren Trafoi-Tals. Es befindet sich in der westlichen Ecke Südtirols, wo sich der mächtige Ortler über 4.000 Meter in den Himmel erhebt. Dieses Massiv bietet dem Suldental und dem Dorf Stilfs eine herrliche Hochgebirgskulisse.

Stilfs

Das kleine Dorf Stilfs liegt an den Ausläufern des Suldentals. Heute leben hier etwa 1.000 Einwohner. Seit der Antike nutzten die Menschen die umliegenden Berge, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen, indem sie entweder im Wald oder auf den Wiesen arbeiteten. Der Einfluss, den die Einheimischen seit einigen tausend Jahren auf das umliegende Land ausüben, ist deutlich sichtbar.

Die Geschichte von Stilfs

Die ersten Anzeichen menschlicher Anwesenheit in Trafoi und im Suldental reichen weit in die Vergangenheit zurück. Die ersten dokumentierten historischen Aufzeichnungen stammen aus der Römerzeit. Das war zu der Zeit, als die Römer die Enklaven in den südwestlichen Ecken der Alpen besetzten.

Die Geschichte der Bewegung im Suldental

Die allerersten archäologischen Funde deuten darauf hin, dass die Almwirtschaft an den Südhängen der Alpen um 4.500 v. Chr. begann. Die darauf folgende Entdeckung von Überresten von Sennereien und andere archäologische Untersuchungen bewiesen, dass die einfache Almwirtschaft bereits in der Bronzezeit (4.000-3.000 v. Chr.) begann. 

Der ursprüngliche Wald bestand aus Fichten, Zirbelkiefern, Lärchen, Wacholdern und Rhododendron. Diese Art von Wald bedeckte den größten Teil des Stilfser Tals.

Zu dieser Zeit war das Suldental höchstwahrscheinlich nur ein Stück abgelegene Wildnis. Zu weit weg und unzugänglich für Menschen, die in diesem Teil der Alpen umherzogen. 

Auswirkungen der Beweidung im Suldental

Die Aktivitäten des Menschen haben auf dem Land und rund um das Suldental deutliche Fußspuren hinterlassen. Mehr als 2.000 Jahre später wurde das Land rund um die Siedlung aktiv bewirtschaftet und genutzt. Das Ergebnis dieser Tätigkeit war, dass Wälder, insbesondere Bergwälder im Bereich der Baumgrenze, durch ausgedehnte Grasflächen ersetzt wurden.

Dabei wurden viele hundert Meter oberhalb der heutigen Baumgrenze Wälder, die hauptsächlich aus Nadelbäumen bestanden, abgeholzt. Dieser frühere Wald bestand aus Fichten, Zirbelkiefern, Lärchen, Wacholdern und Rhododendron. Der Wald lag 500-600 Meter höher als heute. Die höher gelegenen Latschenkiefern bildeten höchstwahrscheinlich einen dichten Gürtel bis zu den Gipfelgraten in einer Höhe von etwa 3.000 Metern. All diese ausgedehnten Wälder wurden im Laufe der Jahrhunderte vom Menschen entfernt und durch üppige Almwiesen ersetzt.

Aktuelle Erfahrungen mit der Beweidung im Suldental

In den letzten Jahrzehnten ist die Beweidung in vielen Teilen der Alpen, darunter auch im Suldental, langsam zurückgegangen. Der abnehmende Druck durch die vom Menschen betriebene Beweidung wird von einer langsamen und oft spontanen Naturverjüngung des Waldes begleitet. Derzeit steigen die Waldfragmente langsam wieder auf die Höhe, auf der sie vor ca. 2.000 Jahren wuchsen.

Dieser Prozess geht jedoch mit einer zunehmenden Auswirkung des Klimawandels einher, so dass die Wälder höchstwahrscheinlich in die Höhe klettern, wo sie früher wuchsen. Gegenwärtig können wir einzelne Zirbelkiefern oder Lärchen fast um den Gipfel des Chavalatsch (2.999 Meter) finden.

Zukunft der Beweidung im Suldental

Es ist nicht leicht vorherzusagen, was mit einer traditionellen Tätigkeit wie der Weidehaltung in diesem Teil der Alpen geschehen wird. Die Aufrechterhaltung des traditionellen Weidemodells, wie es von der letzten Generation übernommen wurde, wird in den kommenden Jahrzehnten nicht einfach sein. Die intensive Unterstützung durch die lokale und nationale Regierung, die Europäische Union und eine Reihe lokaler und internationaler NGOs ist in diesem Prozess sehr wichtig. 

Ohne das Engagement und das Interesse der lokalen Bevölkerung an der Beibehaltung der überkommenen Lebensweise wird es jedoch nicht leicht sein, diese langfristig aufrechtzuerhalten. Die Unterstützung durch die Organisationen kann helfen, aber ohne das Engagement der Einheimischen gibt es nur eine geringe Chance, ein nachhaltiges Modell der Almwirtschaft zu implementieren, das heute und in der Zukunft anwendbar ist.

Fazit

Eine Alternative, die derzeit entwickelt wird, ist ein Weidesystem nach Zonen. In diesem neu entwickelten Zonensystem wird es wahrscheinlich einfach sein, die Zonen mit der traditionellen Beweidung, die Übergangszonen und die Zonen ohne jegliche menschliche Aktivität zu identifizieren.  Modellgebiete, die in einigen Teilen der Alpen bereits nach diesem System entwickelt wurden, können als Motivation für diesen Prozess dienen.

Die Weidehaltung von Schafen in den Bergen ist eher eine Lebensweise als eine wirtschaftliche Tätigkeit.

Viera Vydarena, Wildnisbefürworter

Wie Menschen den Wald wahrnehmen

Wälder wirken sich positiv auf die Gesundheit und das Wohlbefinden der Menschen aus. Untersuchungen über die Beziehung zwischen Mensch und Wald haben ergeben, dass die Erfahrung, im Wald zu sein, eine dauerhaftere Reflexion im menschlichen Geist hervorruft, wenn sich eine Person auf einen Waldbesuch vorbereitet. Dazu gehören nicht nur gute Schuhe und ein Regenmantel, sondern auch eine mentale Vorbereitung auf den Besuch.

Diese kurze Vorbereitung verleiht der Natur des Waldes eine besondere Dimension und bereitet die Person auf eine größere Erfahrung vor. Zur Vorbereitung können gehörte Geschichten, Kindheitserinnerungen oder frühere Besuche im Wald gehören. All dies wird ihnen helfen, ein Gefühl der Zugehörigkeit zur Welt, zur Umwelt und zum Wald zu entwickeln.

Die Einsicht in die Beziehungen der Menschen zum Wald und ihre genauere Analyse sind wichtig für ein besseres Verständnis der Rolle des Menschen und des Waldes in unserer Welt.

Was fühlen Sie, wenn Sie im Wald sind?

Für viele von uns ist der Wald ein angenehmer Ort, der uns ein besonderes Wohlgefühl vermittelt. Die Geräusche, Gerüche, Texturen und Geschmäcker des Waldes sind ein Genuss für die Sinne. Sie vermitteln ein Gefühl der Ruhe, des Friedens und der Inspiration. Mit jedem Schritt lassen wir unser geschäftiges Leben hinter uns. Der Körper entspannt sich und der Geist wird klar.

Bäume haben die menschliche Fantasie seit Anbeginn der Zeit beflügelt. Noch heute staunen wir über ihre Kraft und sind dankbar für ihren Beitrag zur Erhaltung unseres Lebens. Seit Jahrhunderten liefern die Wälder mehr als nur Holz und Brennholz. Das zeigte sich schon in früheren Zeiten, als wir noch nicht verstanden, dass Wälder auch die Luft zum Atmen und das Wasser zum Trinken liefern. Schon damals glaubten wir, dass auch Dinge wie Inspiration und menschliche Fantasie aus dem Wald kommen.

Wälder liefern Kraft und Energie

Heute sind sich die Menschen einig, dass der Wald einen vielschichtigen Nutzen bietet. Der Wald ist eine Fabrik für die Produktion von Wasser und Sauerstoff. Viele von uns gehen in den Wald, um immer wieder Details wie das Rauschen der Brise durch die Blätter der Bäume zu erleben. Der Geruch der Baumrinde oder der Anblick von Ameisen, die in einer perfekten geraden Linie an den Stämmen entlanglaufen, ist für viele von uns ein wichtiger Teil des Lebens. Unterbewusst spüren wir die Kraft und Energie, die uns an den Charme der Natur erinnern, und wie Bäume ihn verkörpern.

Daher ist es nicht verwunderlich, dass die Zeit, die wir in der Nähe von Bäumen verbringen, unsere Gesundheit fördert, den Blutdruck senkt und unsere Stimmung verbessert. Bewegung im Wald oder einfach nur das Sitzen und Betrachten von Bäumen reduziert auch die Stresshormone Cortisol und Adrenalin. All diese Aspekte der Vorteile des Waldes wurden kürzlich wissenschaftlich nachgewiesen.

Wälder verbinden uns wieder mit unseren Wurzeln, was die Wirksamkeit unserer Sinne erhöht. Alles ist intensiver, wenn wir den Waldweg im Schatten der Bäume entlanggehen. Die Farben sind lebendiger, die Gerüche intensiver, das Gras weicher, der Vogelgesang lyrischer. Sogar der Apfel, den wir in unserem Rucksack mitgebracht haben, schmeckt süßer.

Jüngste Forschungen haben außerdem ergeben, dass ein Aufenthalt in den Wäldern Angst, Depression, Wut und Müdigkeit deutlich reduziert.

Ein Spaziergang im Wald hebt unsere Stimmung

Das hat uns unsere Großmutter immer gesagt, und später auch unsere Intuition. Das Finnische Institut für Naturressourcen empfiehlt einen Mindestaufenthalt im Wald von etwa fünf Stunden pro Monat. Diese Zeit sollte auf mehrere kurze Besuche pro Woche verteilt werden. Die Erfahrung zeigt, dass sich bereits nach dieser kurzen Zeit die Stimmung der Menschen verbessert. Die Realität ist, dass wir Zeit im Wald verbringen, nicht weil Großmütter oder Wissenschaftler uns das empfehlen, sondern weil wir uns dann besser fühlen.

Als wir einen Künstler fragten, ob er in Bäumen Inspiration für seine Arbeit findet, lächelte er. “Inspiration”, wiederholte er, “ist wie Meditation. Der Wald ist voll von Inspiration. Ein Ort, an dem man atmen und sich entspannen kann. Ohne Bäume können wir weder atmen noch entspannen!”

Wir sind mit den Bäumen durch die einfache Tatsache verbunden, dass wir atmen und dass wir atmen müssen, um zu leben. Es ist mehr als eine symbiotische Beziehung. Wir sind mit den Bäumen vernetzt. Wenn sie verschwinden, verschwinden auch wir. Bäume sind unsere Inspiration. Sie ermöglichen uns eine sinnliche Verbindung mit der Natur. Der Aufenthalt im Wald mit den Bäumen ist eine Übung für alle Sinne.

Bäume waren schon da, bevor wir Menschen da waren. Es scheint, dass wir mit den Bäumen Hand in Hand durch die Zeit gehen. Heute sind wir mit der Arbeit und der Hektik des Alltags beschäftigt. Aber gerade dadurch beginnen wir endlich zu verstehen, wie komplex und einzigartig diese Beziehung ist. Sehr wahrscheinlich werden die Bäume auch noch in ferner Zukunft da sein, wenn die Menschen von diesem Planeten verschwinden.

Wir können nicht ohne Bäume leben, aber sie kommen gut ohne uns aus.

Lucia Gejdosova, Wildnis-Unterstützerin

Sind Waldbrände gut oder schlecht?

Menschen und Brände

Oft assoziieren wir Feuer mit den negativen Auswirkungen auf die Umwelt und auf unsere Leben. Wir denken dabei in der Regel an die Schäden und Verwüstungen, die vor allem durch Waldbrände (die spontan entstehen, z. B durch Blitzschlag) an unserem Eigentum, der uns umgebenden Natur, der Tierwelt und der Vegetation entstehen. Für viele von uns ist die Meinung dass Waldbrände auch nützlich sein können, besonders für die biologische Vielfalt, undenkbar. 

Forest Fire Treuebrietzen Brandenburg-22603.jpg
Waldbrandbekämpfung Brandenburg, Deutschland

Die Widersprüchlichkeit des Feuers

Es ist schwierig ein Thema zu finden der mehr umstritten ist als ein Waldbrand. Die Mehrheit der Menschen empfinden Waldbrände als eine von den größten Bedrohungen. Ein Waldbrand verbrennt Häuser, Infrastrukturen, Wälder, Wiesen, landwirtschaftliche Flächen und er stellt auch für den Menschen eine große Gefahr dar. Es gibt mehrere Fälle, in denen Feuer Menschen getötet hat. 

Doch wie im Leben, wo nichts weder Schwartz noch Weiß ist, so ist es auch beim Feuer. Er hat sowohl negative als auch positive Seiten.

Positive Aspekte des Feuers

Gleichzeitig ist es wichtig zu wissen, dass das Feuer auch für die Erhaltung der Gesundheit und das Fortbestands bestimmter, von Waldbränden abhängiger Ökosysteme, verantwortlich ist. Und es gibt viele solche Ökosysteme. Regelmäßiges, spontanes Abbrennen ist beispielweise ein wichtiges Element der natürlichen Dynamik von Wäldern, Chaparral, Grasland oder Tundra Ökosytem.

Waldbrände brennen und verringern regelmassig die Menge des getrockneten Schutts in verschiedenen Ökosystemen. Paradoxerweise gibt es viele Hinweise darauf, dass die Unterdrückung von Waldbränden zu einer dramatischen Zunahme der Waldbrandgefahr geführt hat. Das Brennen hat Auswirkungen auf den Wald, indem es die Sukzessionsdynamik unterbricht und verändert. Regelmäßiges Abbrennen begrenzt die Zahl der überlebenden Setzlinge und damit auch die Zahl der Bäume, die pro Hektar wachsen. 

Waldbrände beeinflussen Nährstoffkreislauf und Abfluss. Sie verwandeln organische Stoffe in Asche um und erhöhen den Gehalt an verfügbaren Mineralien wie Phosphor, Kalium, Kalzium und Magnesium. Diese Bedingungen begünstigen die Keimung.

Waldbrände wirken sich auf Lebensräume aus, indem sie die Frucht- und Blütenbildung von Arten fördern und die Verfügbarkeit von Samen und Beeren erhöhen. Die Quantität und Qualität verschiedener Pflanzen-, Insekten- und anderer Arten nimmt nach Waldbränden zu, und die Population von Insekten, die auf Totholz angewiesen sind, wird größer. Dies ist eine wichtige Stimulierung der Nahrungskette und ein dramatischer Anstieg der Artenvielfalt. 

Fapas - 22004.JPG
The land around us was in very past burnt by regular natural fire

Schlussfolgerung

Waldbrände sind nicht entweder gut oder schlecht. Feuer ist zunächst einmal sehr heiß. Und was auch erhitzt ist, ist die Diskussion über die Rolle von Waldbränden in unserem Leben und in der Natur. 

Die Forschung hat gezeigt, dass Waldbrände in der Vergangenheit eine viel größere und wichtigere Rolle bei der Aufrechterhaltung der Ökosystemdynamik spielten als heute. Der Hauptgrund, besonders in Europa, ist die Anzahl der Menschen die auf diesem Kontinent leben.

Es gibt Gebiete auf unserem Globus, in denen Waldbrände immer noch eine wichtige ökologische Rolle spielen und die natürliche Dynamik der Ökosysteme unterstützen.  Diese Orte findet man immer weniger. Dennoch haben wir die Möglichkeit etwas über die Dynamik von Ökosystemen unter dem Druck von Waldbränden in diesen spontan funktionierenden natürlichen Ökosystemen zu lernen. 

„Als ich ein junger Mann war, habe ich Forstwirtschaft studiert. Diese Erfahrung hat meine Sicht auf die Ökosysteme der Wälder für immer verändert. In der Schule habe ich gelernt, dass Waldbrände eine der größten Bedrohungen für die Wälder sind. Erst nach der Universität, als ich die Gelegenheit bekam herumzureisen, lernte ich verschiedene Aspekte der Forstwirtschaft kennen. Eine schockierende Erfahrung war es, ausgedehnte unbehandelte Wälder zu besuchen und zu studieren, in denen Waldbrände immer noch eine wichtige Rolle spielen. Damals lernte ich die unersetzliche Rolle des Feuers in den Ökosystemen der Wälder kennen. Es war eine Erfahrung, die meine Sichtweise auf die Waldbewirtschaftung und die Rolle der regelmäßig wiederkehrenden Waldbrände in der spontanen Dynamik der Ökosysteme für immer verändert hat.“

 

Vlado Vancura

European Wilderness Society Deputy Director

Melden Sie sich für unseren Newsletter an!

Katzen wollen ihre Menschen “schulen”

Ein Leid, das wahrscheinlich jeder Hauskatzenbesitzer kennt: Wieder einmal hat Katze Lilli oder Kater Mau eine lebende Maus oder einen noch halb flatternden Vogel mitgebracht und ihn im „besten“ Fall auch noch direkt im Bett abgelegt.

Das Jagen und Fangen ihrer Beute gehört zum instinktiven Verhalten der Tiere und ist je nach Charakter unterschiedlich ausgeprägt. Es gibt durchaus auch genug faule Katzen, die sich nie von ihrem Schlafplatz auf der Couch oder vor dem Ofen weg bewegen und mit dem Futter, das sie von ihren Menschen bekommen, zufrieden sind.

Aber warum bringen viele Katzen eigentlich lebendige Tiere mit in ihr Zuhause? Viele Menschen meinen, dass ihre Katze ihnen so ihre Liebe und Anerkennung zeigt, indem sie ihre Menschen auch umgekehrt mit Futter zu versorgen versucht. Verhaltensbiologen haben dafür jetzt aber eine andere Antwort: Sie wollen ihre Menschen in der Jagd von Beutetieren schulen! Die Jagd ist für Katzen überlebenswichtig und dient auch zur Versorgung des Nachwuchses. Katzen jagen laut britischen Wissenschaftlern am meisten, wenn sie Jungtiere haben. Wenn die Kleinen dann älter werden, bekommen sie immer häufiger lebende Beutetiere vor die Nase gesetzt, um den Beutefang selbst zu erlernen.

Anscheinend übertragen Hauskatzen dieses Verhalten auch auf die Menschen, die in ihrem Haushalt leben. Nicht ganz zu Unrecht schätzen Katzen die Menschen als unfähige Jäger ein und wollen ihnen mit ihren wiederkehrenden „Geschenken“ diese Fertigkeit beibringen. Dieses Verhalten könnte auch ein weiterer Hinweis darauf sein, dass sich Katzen tatsächlich als „Herrscher“ und Verantwortliche im Haushalt sehen. Die Menschen reagieren natürlich aus Sicht der Katze völlig falsch, denn entweder gibt es großes Ekelgeschrei oder die Menschen setzen die armen, halb lebendigen Tierchen wieder in die Freiheit aus.

Hauskatzen waren übrigens ursprünglich in Europa nicht heimisch. Sie stammen von der afrikanischen Falbkatze (Felis silvestris lybica) ab und haben sich vor allem im ersten Jahrtausend vor Christus während des Römischen Reiches in Europa verbreitet. Hier ursprünglich heimisch ist die Europäische Wildkatze (Felis silvestris silvestris), eine sehr heimlich lebende Art, die auf Wälder angewiesen ist und anhand einiger Merkmale, wie z.B. einem durchgehenden Aalstrich auf dem Rücken, einem sehr buschigen Schwanz mit 3 klar getrennten Ringen am Schwanzende und einer insgesamt etwas bulliger wirkenden Statur von der Hauskatze zu unterscheiden ist.

Einfach ist das aber nicht, dafür braucht es schon Experten und leider ist es auch so, dass sich die Hauskatze mit der Wildkatze paaren kann, was eine große Bedrohung für die Europäische Wildkatze darstellt. Wildkatzen fressen übrigens hauptsächlich Wühlmäuse und stellen keine Bedrohung für die heimische Tierwelt wie z.B. Vögel oder Reptilien dar. Das kann man von der Hauskatze leider nicht behaupten, denn freilaufende Hauskatzen haben zum Aussterben oder zum Rückgang von weltweit 33 Tierarten beigetragen. Darunter findet sich beispielsweise auch der neuseeländische Kiwi.

Um dieses Problem und auch die Vermischung mit der Europäischen Wildkatze zumindest ansatzweise zu lösen, ist es wichtig, dass Hauskatzenbesitzer verantwortungsvoll handeln und ihre Katzen kastrieren lassen. Eine Studie zeigt auch, dass mehr abwechslungsreiche Spielzeit in ihrem Zuhause, Halsbänder mit Glöckchen und eine Ernährung mit hohem Fleischgehalt die Erbeutung wildlebender Tiere reduziert.

Start der Podcast Serie Biodiversität im Wald

Podcasts sind ein Medium um interessante Geschichten, Interviews und Fakten mit einer breiten Zuhörerschaft zu teilen. Überraschenderweise existieren nur sehr wenige Podcasts, die sich im deutschsprachigen Raum mit der Thematik Biodiversität im Wald beschäftigen. Deshalb haben wir einen veröffentlicht!

Die Podcast Serie “Biodiversität im Wald” beschäftigt sich mit all den Themen die ihr bereits auf unserer Webseite und in unseren Webinaren kennengelernt habt: naturnahe Waldwirtschaft, Flora & Fauna, Waldbrände, Klimawandel, und mehr. Einerseits werden kurze informative Episoden über diese Themen informieren und andererseits bieten Interviews mit Förstern, ForstberaterInnen oder Wildtier- und Waldexperten einen erfrischenden Einblick in die Thematiken.

Die ersten zwei Episoden könnt ihr bereits auf unserer Podcast Seite finden und ab jetzt kommt jede Woche eine neue Episode hinzu. Außerdem findet ihr den Podcast auch auf Spotify, Apple Podcasts, Stitcher und Google Podcasts. Dort könnt ihr ihn abonnieren, damit ihr keine neue Folge verpasst!

Waldexperten warnen vor Aktionismus in der Waldkrise und fordern Ende von ‚Holzfabriken‘

Angesichts der aktuellen Waldkrise fordert eine Gruppe von Waldexperten, Forstpraktikern, Waldbesitzern und Verbändevertretern in einem offenen Brief an Bundesministerin Klöckner eine Abkehr von der konventionellen Forstwirtschaft. Es heißt: „Wir fordern die staatliche Forstwirtschaft auf, anstelle teurem Aktionismus endlich eine sachkundige Fehleranalyse des eigenen Wirkens vorzunehmen und dabei alle Akteure mit einzubeziehen. Gefordert werden eine konsequente Abkehr von der Plantagenwirtschaft und eine radikale Hinwendung zu einem Management, das den Wald als Ökosystem und nicht mehr länger als Holzfabrik behandelt“.

Wir brauchen endlich eine Waldwende, die die natürlichen Produktionskräfte des Waldes stärkt und nicht weiter schwächt. Darum ist zunächst ist die Forstwirtschaft selbst gefragt, betriebliche Stressoren zurückzunehmen und bei der Wiederbewaldung auf die Natur zu setzen.“

Wilhelm Bode
ehemaliger Leiter der saarländischen Forstverwaltung und Autor des Buchs „Waldwende“

Die derzeitige Waldkrise in Deutschland ist nicht allein eine Folge des Klimawandels – auch die Art der Waldbewirtschaftung trägt eine erhebliche Mitverantwortung. Es gibt zu viele struktur- und artenarme Wälder, die durch zu viele Wege zerschnitten wurden. Waldböden werden zu intensiv befahren, und vielerorts ist das Waldinnenklima durch Auflichtung und zu starke Holzentnahme geschädigt“

Prof. Pierre Ibisch
Waldökologe und Naturschutzwissenschaftler

„Wir brauchen endlich Ruhepausen für den Wald in Deutschland, der jahrhundertelang ausgebeutet wurde. Wir brauchen ein neues, ökologisch orientiertes Konzept für den zukünftigen Wald, – keinen hektischen „Waldumbau“, sondern schlicht Waldentwicklung – hin zu mehr Naturnähe, die dem Wald als Ökosystem den notwendigen Spielraum belässt, selbstregulierend auf die sich abzeichnenden Umweltveränderungen reagieren zu können.“

Norbert Panek
Waldschützer

Es wäre Steuergeldverschwendung, jetzt Millionen von Bäumen zu pflanzen, wenn diese vom Wild gefressen werden wie bisher. Eine waldverträgliche Verringerung des Wildbestandes ist dringender als je zuvor“.

László Maraz
Koordinator der AG Wald des Forum Umwelt und Entwicklung

Die von allen Bürgerinnen und Bürgern über ihre Steuern zu bezahlenden Hilfen für die Waldbesitzenden seien gerechtfertigt – aber nur, wenn sie genutzt würden, einen zukunftsfähigen Wald aufzubauen. Definitiv sei geboten Fehler der Vergangenheit aufzuarbeiten und zu vermeiden.

Zu den Unterzeichnern des Briefes gehören neben Wissenschaftlern Forstexperten mit jahrzehntelanger Erfahrung, Chefs von Umweltverbänden wie etwa Deutscher Naturschutzring, Greenpeace, NABU, Naturfreunde und die Deutsche Umweltstiftung, Vertreter von Bürgerinitiativen und namhafte Autoren wie Franz Alt oder Peter Wohlleben.

Die Unterstützer

Dr. Franz Alt (Journalist und Autor) – Bigi Alt (www.sonnenseite.com) – Jana Ballenthien(Waldreferentin, ROBIN WOOD) – Martin Bertram (Forstwissenschaftler) – Claudia Blank (Sprecherin der Bundes BürgerInitiative WaldSchutz, BBIWS) – Wilhelm Bode (Autor und vormals Leiter der Saarländischen Forstverwaltung; Leit.Min.Rat a.D.) – Klaus Borger (Assessor des Forstdienstes und Staatssekretär a.D., Vorsitzender Forstbetriebsgemeinschaft Saar-Hochwald w.V.) – Reinhard Dalchow(Pfr. i. R., Bundesvorstand Grüne Liga, Mitglied der AG Kirchenforst) – Susanne Ecker (Sprecherin BI Schützt den Pfälzerwald) – Gotthard Eitler (Förster i.R.) –  Hermann Edelmann (MitgründerProRegenwald) – Dr. Lutz Fähser (Forstamtsleiter i.R., Lübeck) – Herbert Fahrnbauer (Sprecher BI gegen die Waldzerstörung) –Dr. Andreas Fichtner (Wissenschaftler, Leuphana Universität Lüneburg) – Professor Dr. Maximilian Gege (VorsitzenderB.A.U.M.) – Peter Gerhardt(denkhausbremen) – Franz Gregetz (BundesBürgerInitiative WaldSchutz) – Manfred Großmann (Leiter Nationalpark Hainich) – Jessica und Hakan Günder (Bürgerinitiative: BI fightforforest Odenwald)- Sylvia Hamberger (Gesellschaft für Ökologische Forschung) – Mark Harthun (Fachbereichsleiter Naturschutz, Stellvertr. Landesgeschäftsführer NABU Landesverband Hessen) – Dr. Annette Hartmann (Baumaktivistin Geisenfeld) – Hermann Graf Hatzfeldt (Waldbesitzer, ehm. Vorsitzender FSC-Deutschland) – Gaby und Joachim Heger (Sprecher Bürgerinitiative Lachwald-erhalten.de) –Dr Peter R Hobson School for Sustainable Environments & Design, Writtle University College, IUCN CEM Forest Ecosystems –Hajo Hoffmann (Minister a.D. ) – Birgit Huvendieck (BI Baumschutz Braunschweig)  – Prof. Dr. Pierre Ibisch (Direktor Centre for Econics and Ecosystem Management an der Hochschule für nachhaltige Entwicklung, Vorstand Deutsche Umweltstiftung, Vorstand European Beech Forest Network) – Dr. Lebrecht Jeschke (ehem. Direktor des Landesnationalparkamtes Mecklenburg-Vorpommern) – Eberhard Johl (BI-Baumschutz Hildesheim) – Martin Kaiser (Geschäftsführer Greenpeace) – Dr. Bernd Kempf(Bürgerbewegung Freunde des Spessarts, BBFdS) – Tanja Keßels (Protect, Natur-, Arten- und Landschaftsschutz e.V.) – Jutta Kill (Biologin, Beraterin für soziale Bewegungen, Autorin) – Kerstin Klein(BI Stadtwald Raunheim) – Regina Klein (BI Waldschutz im Taunus) – Armin Kohler (VereinEntwicklung Lebensraum Kißlegg e.V.)  – PD Dr. Werner Kratz (FU Berlin, stv. Vorsitzender NABu Brandenburg) – Wolfgang Kuhlmann (Arbeitsgemeinschaft Regenwald und Artenschutz) – Max V. Limbacher (M.A. Ortsvorsteher Kirkel Limbach) – Dr. Siegfried Klaus (AG Waldnaturschutz im NABU Thüringen) – Prof. Dr. Hans D. Knapp (DirProf.a.D., Succow Stiftung, Vorstand European Beech Forest Network, EuroNatur) –Heinz Kowalski (Stellv. Landesvorsitzender NABU NRW, Sprecher des NABU-Bundesfachausschusses Ornithologie und Vogelschutz) – Sandra Kraus (Ameisenhegerin Homburg) – Michael Kunkel (BN Ortsgruppe Heigenbrücken) – Dr. Liebhard Löffler (Vorsitzender Verein Nationalpark Steigerwald e.V.) – Dr. Petra Ludwig-Sidow (Dipl.Geol., Wald-AG des NABU Ammersbek) – Jürgen Maier (Geschäftsführer, Forum Umwelt & Entwicklung) – László Maraz (Koordinator Dialogplattform Wald/ AG Wälder, Forum Umwelt & Entwicklung) – Michael Müller (Parlamentarischer Staatssekretär a.D. im. Bundesumweltministerium, Bundesvorsitzender NaturFreunde Deutschland) –Peter Naumann (Bergwaldprojekt e.V.) – Prof. Dr. Kai Niebert (Präsident DNR – Deutscher Naturschutzring) – Dr.Jörg Noetzel (Sprecher der Bürgerinitiative Zukunft Stuttgarter Wald)  – Dr. Lars Opgenoorth(Ökologe, Philipps-Universität Marburg, European Beech Forest Network) – Norbert Panek (Agenda zum Schutz deutscher Buchenwälder) – Silvia Roelcke (waldproblematik.de) – Max Rossberg (Chairman European Wilderness Society) – Birgit Huvendieck (BI Baumschutz Braunschweig) – Ulrike Rothbarth (BI Baumschutz Braunschweig) – Doz. Dr. Wolfgang Scherzinger (ehem. Wissenschaftler/Zoologe des Nationalparks Bayerischer Wald) – Edmund Schultz (Waldschützer, Braunschweig) – Evelyn SchönheitJupp Trauth (Forum Ökologie & Papier)- Jörg Sommer (Vorstandsvorsitzer Deutsche Umweltstiftung) – Dr. Georg Sperber (ehemaliger Leites des Forstamts Ebrach) – Wolfgang Stoiber(Vorsitzender, Naturschutz und Kunst – Leipziger Auwald e.V. – NuKLA) – Gerlinde Straka(Projektkoordinatorin Wald, Naturschutzgroßprojekt Hohe Schrecke) – Knut Sturm (Forstamtsleiter, Stadtwald Lübeck) – Prof. em. Dr. Michael Succow (Stiftungsratsvorsitzender Michael Succow Stiftung) – Walter Trefz (Förster) – Olaf Tschimpke (Präsident, NABU- Naturschutzbund Deutschland e.V.) – Florian Tully (2. Vorstand Verein Nationalpark Steigerwald e.V.) – Silvia Wagner (Sprecherin BI pro Ettersberg) – Dr.Torsten Welle (Naturwald Akademie) – Dr. Volkhard Wille (Vorstand, OroVerde – Die Tropenwaldstiftung) – Peter Wohlleben (Förster und Autor, Wohllebens Waldakademie)

Please wait while flipbook is loading. For more related info, FAQs and issues please refer to DearFlip WordPress Flipbook Plugin Help documentation.

Waldbrände wüten in der Arktis

Nachdem in Schweden bereits im April Waldbrände ausgebrochen waren, wüten mittlerweile weltweit riesige Waldbrände in der Arktis und Tundra. Obwohl großflächige Brände in den borealen Wäldern im Sommer normal sind, ist das momentane Ausmaß das größte jemals gemessene.

Mit 1250 km² (50 x 25 km) ist das größte Feuer mehr als 160-mal so groß wie der Waldbrand in Brandenburg Anfang Juni. Bis Ende Juni erreichten bereits fünf Brände eine Größe von 1000 km² und allein Alaska brachen bis zu diesem Zeitpunkt über 300 Feuer aus. Diese Brände staßen mit 50 Megatonnen so viel Kohlendioxid aus, wie Schweden in einem ganzen Jahr und wie alle Brände in der Arktis im Monat Juli von 2010 bis 2018 zusammen. Vom ersten bis 21. Juli wurde nochmal doppelt so viel CO² (100 Megatonnen) emittiert. In diesem Zeitraum bedeckten alleine die Brände in Russland eine Fläche von 30.000 km², so groß wie Belgien.

Temperaturen befeuern Brände in der Arktis

Die regelmäßigen Feuer in der Arktis hängen mit der Bodenbeschaffenheit zusammen. Die oberste Schicht des Permafrostbodens besteht aus Torf, der im Sommer antaut und dann austrocknet. Dieser Prozess hat sich in den letzten Jahren intensiviert, da die Arktis weltweit die Region ist, die durch den Klimawandel bereits die stärkste Erwärmung erfährt. In Sibirien wurden in den Regionen mit den größten Feuern diesen Sommer bis zu 10 °C höhere Bodentemperaturen gemessen. Daher taute deutlich mehr Permafrostboden auf, trocknete aus und ist dadurch leicht entzündlich. Durch die Erderwärmung ist dadurch damit zu rechnen, dass die Waldbrände in der Arktis in der Zukunft noch zunehmen werden. Zusätzlich kann der sich in der Arktis verteilende Ruß, wenn er auf Schnee oder Eis fällt, dazu führen, dass mehr Sonnenlicht absorbiert wird und die Bodentemperatur noch schneller ansteigt.

Tauender Permafrost ist eine Zeitbombe

Zwar kann sich die Natur selbstständig von diesen Feuern erholen und auf dem tauenden Permafrost werden neue Ökosysteme enstehen. Allerdings dauert das Jahrzehnte oder sogar Jahrhunderte und bis dahin stößt der Permafrost beim Auftauen enorme Mengen CO² aus, besonders wenn Waldbrände diesen Ausmaßes Normalität werden sollten. Im Permafrost sind Milliarden Tonnen Kohlendioxid gebunden, die enormen Einfluss auf das Klima haben könnten, wenn sie in die Atmosphäre abgegeben werden. Die momentanen Waldbrände entstehen ohne menschliches Eingreifen und können aufgrund ihrer Größe und Ablegenheit vom Menschen auch nicht kontrolliert werden, daher kann man nur hoffen, dass steigende Temperaturen das Problem nicht noch verstärken und Rückkopplungs-Mechanismen ausgelöst werden, die das weltweite Klima beeinflussen.