Living Laboratories

Das ALFAwetlands-HORIZON-Projekt, das von der Europäischen Union unterstützt wird, konzentriert sich auf verschiedene Arten von Moorlandschaften, Feuchtgebieten und Überschwemmungsgebieten in ganz Europa. Das Projekt ist multinational und umfasst 10 EU-Länder, darunter auch Österreich. Die Living Laboratories (Labs) spielen eine grundlegende Rolle für das ALFAwetlands-Projekt. Eines der Hauptziele dieses Projekts besteht darin, die georäumliche Wissensbasis von Feuchtgebieten zu verbessern.

Living Labs spielen eine Schlüsselrolle bei der Unterstützung und Integration interdisziplinärer Forschung. Eine solche Forschung konzentriert sich auf ökologische, Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften auf lokaler Ebene. Die Living Labs des Projekts umfassen 22 Standorte in 10 Ländern.

Transnationales Living Lab

Im gesamten Netzwerk der Living Labs gibt es nur ein transnationales Living Lab und das befindet sich – zumindest teilweise – in Österreich. Dieses Living Lab kombiniert die Zusammenarbeit des Nationalparks Fertö Hanság in Ungarn und des Nationalparks Neusiedler See – Seewinkel in Österreich.

Das Land rund um diese beiden Gebiete ist eine einzigartige Landschaft in Ostösterreich und Westungarn, die zwischen den Ostalpen und der ungarischen Tiefebene liegt. Alpen-, Pannonische-, Asiatische-, Mediterrane- und Nordische-Flora und -Fauna tragen dazu bei, einen faszinierenden biologischen Schmelztiegel zu schaffen.

Die große Anzahl von Arten in diesem Gebiet ist auf die Vielfalt der Lebensräume zurückzuführen: Feuchtgebiete mit flachen Teichen, Weiden, Wiesen, trockenes Grasland, Salzland und die Seen mit ausgedehnten Schilfgürteln. All diese Lebensräume bilden ein faszinierendes Mosaik. Darüber hinaus stellen der See und seine Umgebung einen der wichtigsten Schritte für Vögel dar, die zwischen Nordeuropa und Afrika ziehen.

Schilfgürtel als Schwerpunkt-Lebensraum im Living Lab

Dieses grenzüberschreitende Gebiet ist unter den Living Labs sehr besonders. Es ist das einzige, das über einen ausgedehnten Schilfgürtel verfügt. Dieser wächst entlang des gesamten Ufers des Neusiedler Sees. Dieser Schilfgürtel wurde als Hauptthema für das österreichisch-ungarische Living Lab-Projekt ausgewählt.

Schilf ist eine hohe, schlanke Pflanze aus der Familie der Gräser. Es wächst im Wasser auf sumpfigem Land und bildet ein dichtes Wachstum. Das Vorhandensein von Schilf in gewissem Maße deutet nicht nur auf die Gesundheitszustände der Region, sondern insbesondere entlang des Seeufers hin. Es gab eine Zeit, in der der breite Fluss Wulka durch den Schilfgürtel floss. Dieser breite Fluss existiert nicht mehr. Diese Veränderung hat auch einen erheblichen Einfluss auf das Schilf gehabt.

Der Fluss Wulka führte permanent Sedimente in den Schilfgürtel. Diese Sedimente haben sich entlang der während der früheren Schilfentnahme und der aktuellen regelmäßigen Restaurierungsarbeiten entstandenen Kanäle angesammelt. Dadurch entstanden längliche Dämme, die das Wasser nur durch wenige Öffnungen fließen lassen.

Veränderung des Flusslaufs

Vor etwa 40 Jahren verlief der Fluss Wulka diffus und floss langsam durch den Schilfgürtel. Wulka war ein dominanter Fluss mit ausgeprägteren Prozessen wie der Denitrifikation und der Auflösung von Phosphor. Heute fließt der Fluss schneller und nahezu linear durch die Kanäle zum offenen See.

Der Schilfgürtel präsentiert sich als Mosaik aus dichten Schilfgebieten, jungen oder alten Schilfbetten und offenen Wasserflächen. Ein breiter Streifen mit dichtem Schilf und einem höheren Sedimentanteil findet sich gegenwärtig fast rund um den offenen See. Die großen offenen Flächen befinden sich größtenteils innerhalb des Schilfgürtels.

Die zahlreichen künstlichen Schilfkanäle durchbrechen diese Schilfzone. Diese Kanäle dienen gleichzeitig als bevorzugte Transportwege vom See zu den inneren Bereichen des Schilfgürtels. Entlang dieser linearen Strukturen entstehen große Flächen feiner Partikel, einschließlich anorganischer Partikel sowie pflanzlichen und tierischen Planktons. Gleichzeitig dienen die Kanäle auch als Wanderwege für Fische.

Zusammenfassung

Das österreichisch-ungarische Living Lab ist ein sehr einzigartiges Mitglied dieses europäischen Living Lab-Netzwerks. Nicht nur, weil es das einzige grenzüberschreitende Living Lab in diesem Netzwerk ist, sondern auch aufgrund des sehr einzigartigen und spezifischen Themas – dem Schilfgürtel, mit dem sich dieses Living Lab beschäftigen muss.

Ein Living Lab oder lebendiges Labor ist ein Forschungskonzept, ein iteratives, offenes Innovationsökosystem, das oft in einem territorialen Kontext (z. B. Stadt, Region oder Campus) arbeitet und gleichzeitig laufende Forschungs- und Innovationsprozesse innerhalb einer öffentlich-privaten-people Partnerschaft integriert. Der Co-Kreationsprozess ist ein wichtiger Bestandteil des Living Lab-Systems.

Natural Resources Institute Finland, ALFAwetlands-Projektkoordinator

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