Ökologische Restaurierung steht ganz oben auf der Agenda der EU

Die Restaurierung von Ökosystemen ist eine der wichtigsten Möglichkeiten, um naturnahe Lösungen für Ernährungsunsicherheit, Klimawandelanpassung und -minderung sowie den Verlust der Artenvielfalt zu schaffen. Eine umfassende Restaurierung von Ökosystemen steht im Mittelpunkt mehrerer bereits in Brüssel unternommener Schritte.

Das übergeordnete Ziel, das von der Europäischen Kommission festgelegt wurde, zielt darauf ab, bis 2030 20 % der Land- und Meeresfläche der EU wiederherzustellen und bis 2050 alle Ökosysteme, die einer Restaurierung bedürfen, zu restaurieren. Innerhalb dieses Rahmens sollen auch 25.000 km frei fließende Flüsse bis 2030 wiederhergestellt und der Rückgang der Bestände an bestäubenden Insekten umgekehrt werden.

Die EU setzt ehrgeizige Ziele

Trotz der Bemühungen der EU und internationaler Organisationen nimmt der Verlust der Artenvielfalt und die Degradierung von Ökosystemen in alarmierendem Maße weiter zu. Dies schadet Menschen, der Wirtschaft und dem Klima. Dieser Prozess wird in zahlreichen Berichten dokumentiert, die nicht nur vom “Intergovernmental Panel on Climate Change” (IPCC), sondern auch vom Bericht über den Fortschritt der Aichi-Ziele oder dem Bericht über die Volkswirtschaftslehre der Artenvielfalt, dem sogenannten Dasgupta-Bericht, stammen.

All diese Berichte bestätigen, dass gesunde Ökosysteme Nahrung und Ernährungssicherheit bieten. Sie bestätigen auch, dass sauberes Wasser, Kohlenstoffsenken und eine breite Palette von Naturkatastrophen durch den Klimawandel verursacht werden. Diese Berichte betonen auch, dass gesunde Ökosysteme für unser langfristiges Überleben, Wohlergehen, Wohlstand und unsere Sicherheit unerlässlich sind, da sie die Grundlage für die Widerstandsfähigkeit Europas bilden.

Natürliche und menschliche Systeme sind nicht mehr in der Lage, sich anzupassen.

Weitere Gründe für die Restaurierung von Ökosystemen

Die Restaurierung von Ökosystemen, verbunden mit Bemühungen zur Verringerung des Wildtierhandels und des Konsums, hilft auch, das Risiko zukünftiger übertragbarer Krankheiten mit Zoonosepotenzial zu verringern und die Widerstandsfähigkeit gegenüber Ausbrüchen und Pandemien aufzubauen.

Erfolge bei der Restaurierung von Ökosystemen tragen auch dazu bei, die Bemühungen der EU und der Weltgemeinschaft um die Anwendung des One-Health-Ansatzes zu unterstützen. Dieser erkennt den intrinsischen Zusammenhang zwischen der Gesundheit von Menschen, der Gesundheit von Tieren und einer gesunden, widerstandsfähigen Natur an.

Ein schnell schließendes Zeitfenster

Der IPCC-Bericht von 2022 hat insbesondere darauf hingewiesen, dass die Welt und Europa ein kurzes, schnell schließendes Zeitfenster haben, um eine lebenswerte Zukunft zu sichern. Die Berichte weisen auch darauf hin, dass der Anstieg von extremen Wetter- und Klimaereignissen zu einigen irreversiblen Auswirkungen geführt hat. Der Schlussfolgerung dieser Berichte zufolge werden natürliche und menschliche Systeme über ihre Anpassungsfähigkeit hinaus gedrängt.

Dieser Bericht fordert die Umsetzung dringender Maßnahmen zur Restaurierung degradierter Ökosysteme und zur Minderung der Auswirkungen des Klimawandels, insbesondere durch die Wiederherstellung degradierter Feuchtgebiete und Flüsse sowie von Wald- und landwirtschaftlichen Ökosystemen.

Ökologische Restaurierung als Versicherungspolizze

Die jüngsten geopolitischen Entwicklungen haben erneut die Notwendigkeit betont, die Ernährungssicherheit und die Widerstandsfähigkeit der Ernährungssysteme zu schützen. Preissteigerungen bei Rohstoffen und Bedenken hinsichtlich der globalen Ernährungssicherheit erfordern, dass Verwundbarkeiten angegangen werden.

In diesem Zusammenhang bestehen die Prioritäten darin, von Importen abhängige Faktoren anzugehen sowie den Übergang zu nachhaltigen und widerstandsfähigen Ernährungssystemen zu beschleunigen. Es gibt Belege dafür, dass die Wiederherstellung von Agroökosystemen langfristig positive Auswirkungen auf die Nahrungsmittelproduktivität hat. Darüber hinaus dient die Wiederherstellung der Natur als Versicherungspolizze, um die langfristige Nachhaltigkeit und Widerstandsfähigkeit der EU zu gewährleisten.

Konferenz zur Zukunft Europas

Im Abschlussbericht der Konferenz zur Zukunft Europas, der im Mai 2022 veröffentlicht wurde, lag der Fokus der Teilnehmer sehr stark auf Landwirtschaft, Lebensmittelproduktion, Artenvielfalt und Ökosystemen sowie Umweltverschmutzung. Es wurde insbesondere gefordert, geschützte Gebiete zu schaffen, wiederherzustellen, besser zu verwalten und auszudehnen, um die Artenvielfalt zu erhalten.

Die Wiederherstellung von Ökosystemen sollte ein Pflichtfach in den Schulen werden

Es wurde speziell erwähnt, Insekten zu schützen, insbesondere einheimische und bestäubende Insekten, unter anderem durch Schutzmaßnahmen gegen invasive Arten und bessere Durchsetzung bestehender Vorschriften. Darüber hinaus wurden verbindliche nationale Ziele für die Aufforstung mit heimischen Bäumen und einheimischer Flora in den EU-Mitgliedstaaten gefordert.

Was die Vorschläge der Konferenz zu Information, Bewusstseinsbildung, Dialog und Lebensstil betrifft, so wurde insbesondere gefordert, Nahrungsmittelproduktion, den Schutz der Artenvielfalt und die Restaurierung von Ökosystemen in diesen Bereich einzubeziehen. Es wurde gefordert, dass diese Themen Teil der Bildung werden und Punkte wie die Vorteile von unverarbeiteten Lebensmitteln gegenüber verarbeiteten Lebensmitteln, die Förderung von Schulgärten, die Subventionierung von städtischen Gartenbauprojekten und die vertikale Landwirtschaft umfassen.

Es wird wahrscheinlich auch notwendig sein, das Thema Artenvielfalt und Ökosystemrestaurierung zu einem obligatorischen Unterrichtsfach in Schulen zu machen, um das Bewusstsein für die Artenvielfalt durch Medienkampagnen und incentivierten „Wettbewerben“ in der gesamten EU zu erhöhen.

Um die Klima- und Biodiversitätsziele der EU für 2030 und 2050 zu erreichen, sind daher entschlossenere Maßnahmen unvermeidlich. Nur so kann die Widerstandsfähigkeit der Ernährungssysteme sichergestellt werden.

Vlado Vancura, European Wilderness Society

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