Management von Wildnisgebieten

Die Verwaltung von Wildnis (im Englischen Stewardship of Wilderness) ist die umsichtige und verantwortungsbewusste Führung, die die Wildnis auf weise Art erhält und nutzt.

Das Wort “Stewardship” stammt aus einer religiösen Überzeugung, die besagt, dass der Mensch für die Welt, die Menschheit und die Ressourcen, die ihm anvertraut wurden, verantwortlich ist. In der Vergangenheit waren die Gläubigen gewöhnlich Menschen, die an einen Gott glaubten. Der Gott, der das Universum geschaffen hat und um dessen Schöpfungsprodukte sie sich kümmern müssen. Zu dieser Schöpfung gehören auch Tiere und die Umwelt. Viele Religionen haben einen ähnlichen Ansatz zur Förderung der Umweltpflege.

Wildnismanagement ist ausschließlich der Akt oder die Fähigkeit, die Wildnis zu kontrollieren und Entscheidungen zu treffen.

Das Wort Management kam erst im späten 16. Jahrhundert auf, und zwar von dem italienischen Verb maneggiare, das unter anderem “ein Pferd lenken oder trainieren” bedeutete. Nach heutigem Verständnis ist Management der Prozess der Planung und Organisation von Ressourcen und Aktivitäten. Das Hauptziel besteht darin, bestimmte Ziele auf möglichst effektive und effiziente Weise zu erreichen.

Verwalter der Wildnis

Ein Verwalter der Wildnis zu sein, bedeutet, eine Person zu sein, die sich verantwortungsvoll um die Wildnis kümmert und dabei eine langfristige, visionäre Perspektive hat. Er oder sie trägt eine große Verantwortung, und es ist seine oder ihre Priorität, dafür zu sorgen, dass die Wildnis auf lange Sicht überlebt.

Das bedeutet zum Beispiel, dass er/sie nicht nur für die alltägliche Pflege der Wildnis verantwortlich ist. Bei der Lösung eines Problems muss der/die Verwalter:in sich zu Beginn des Entscheidungsprozesses immer fragen, ob die vorgeschlagene Art der Pflege notwendig ist. Es muss geprüft werden, ob kurzfristige Herausforderungen nicht die langfristigen Ziele der Wildnis gefährden.

Zum Beispiel ein Vorschlag zur Beseitigung nicht heimischer invasiver Arten oder zur Durchführung von Maßnahmen zur Kontrolle der Population baumschädigender Insekten. Dies ist oft eine sehr komplexe Situation, da die Interessen aller Beteiligten sehr spezifisch sind. Der Druck dieser Interessengruppen ist oft unerträglich. 

Eine wirksame Methode, die die Verwalter:innen häufig anwenden, ist eine sehr sorgfältig ausgearbeitete Zonierung der Wildnis. Diese bietet eine alternative Lösung zur Umsetzung solcher Maßnahmen in der Pufferzone, die die Wildnis selbst umgibt, und ermöglicht somit die Aufrechterhaltung des Grundsatzes der Nichteinmischung im Kern der Wildnis.

Ein Wildnismanager ist eine Person, die sich tagtäglich verantwortungsvoll um die Wildnis kümmert. Bei diesem Ansatz fehlen oft die visionäre Perspektive und das langfristige Ziel der Wildniserhaltung. 

Dieses Managementmodell wird oft stark von der aktuellen komplexen Situation vor Ort beeinflusst. Einige kritische Aspekte in dieser Situation sind der Landbesitz, die Tradition des aktiven Managements in der Vergangenheit, die Meinung der Wildnisnutzer (einheimisch oder aus Städten kommend) und nicht zuletzt das allgemeine gesellschaftliche Bewusstsein für die Aufgabe und Bedeutung der Wildnis.

Dies führt dazu, dass die Verwalter:innen bei der Beseitigung nicht einheimischer invasiver Arten sehr oft Vorwände für Eingriffe in Wildnisgebiete anführen. So werden beispielsweise spontan nachwachsende nicht-heimische Arten entfernt. 

Bei der Durchführung von Maßnahmen zur Bekämpfung von Insektenpopulationen ist die Situation noch komplexer. Insektenpopulationen, die in der Wildnis zunehmen, können sich über die Grenzen der Wildnis hinaus ausbreiten. Dies hat natürlich negative Auswirkungen auf die umliegenden Wälder, die bepflanzt und für die Holzproduktion genutzt werden.

Daher suchen Wildnismanager oft nach Gründen, Argumenten und Ausreden für ihre aktiven Managementmaßnahmen. Sie müssen das tun, um dem gesellschaftlichen Druck, der auf ihnen lastet, gerecht zu werden.

Verwaltungsplan für die Wildnis

Dieser Plan ist ein Dokument, das den Verwalter:innen der Wildnis Orientierung und Leitlinien bietet. Er hilft ihnen, Entscheidungen über die künftige Nutzung und den langfristigen Schutz der Wildnis zu treffen. Es ist ein ganzheitliches Dokument für die Wildnis. Es analysiert detailliert und beschreibt den langfristigen konzeptionellen Ansatz für den Umgang mit der jeweiligen Wildnis. 

Der Plan gibt den Wildnisbetreuer:innen eine Anleitung, wie sie zunächst feststellen können, ob Handlungsbedarf besteht, bevor sie einen Aktionsplan umsetzen. Er enthält die Essenz der Wildnisverwaltung, nämlich das Management ohne Eingriffe. Für Wildnisbetreuer und Schutzgebietsverwalter bedeutet dies, dass sie sich dafür entscheiden, die Finger davon zu lassen, damit die Natur und ihre dynamischen Prozesse frei und ungestört ablaufen und sich entwickeln können.

Ein Wildnismanagementplan ist ein Dokument, das die Ziele des täglichen Wildnismanagements festlegt. Er legt die Aufgaben und Zuständigkeiten der Verwaltungsorgane klar fest und stellt sicher, dass die Ziele für die Wildnis erreicht werden.

Ein Managementplan ist ein umfassendes Dokument, das den Wildnismanagern als Leitfaden dient. In einem Managementplan werden im Allgemeinen die Ziele einer Wildnis und die Strategien zur Erreichung dieser Ziele dargelegt. Eine korrekte Umsetzung des Managementplans gewährleistet, dass die Organisation die Wildnis so effektiv wie möglich verwaltet.

Fazit

Ein Wildnisverwaltungsplan ist ein Prozess, der die Verwaltung der Wildnis steuert, um sicherzustellen, dass der Charakter der Wildnis erhalten bleibt und für die künftige Nutzung und den Genuss der Wildnis nicht beeinträchtigt wird.

Wildnis ist ein sehr komplexes Thema. Für viele von uns war es ein neues und unbekanntes Thema. Diese Zeit ist vorbei! Die Europäer haben erkannt, dass Wildnis ein untrennbarer Teil des europäischen Erbes ist. Ein Wilderness Stewardship Plan ist ein Leitfaden für den Prozess, der uns helfen wird, ein langfristiges Überleben der Wildnis in einer sehr dynamischen Zeit, der Europa ausgesetzt ist, zu gewährleisten.

Vlado Vancura, Wildnis-Freiwilliger

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