Biber sind vielen Leuten bekannt als putzige, schwimmende Nagetiere, die gerne Bäume fällen und Dämme bauen. Manchmal kommen sie dadurch leider auch in Konflikt mit Menschen, wenn sie Wasser-Zugänge blockieren oder wertvolle Bäume fällen. In der Fachwelt aber kennt man sie vor allem als sogenannte ecosystem engineers („Ökosystem-Ingenieure“), also eine Art die Ökosysteme nachhaltig gestaltet um sie ihren eignen Bedürfnissen anzupassen, sodass auch viele andere Arten und oft die Landschaft als Ganzes davon profitiert.
Biber tun dies indem sie Dämme bauen und Kanäle anlegen um den Wasserspiegel zu verändern, gezielt bestimmte Bäume fällen, Totholz erzeugen und dadurch Platz und mehr Vielfalt an Gewässerufern schaffen. So entstehen Nistplätze, Verstecke und Futter für alle möglichen Arten, von Insekten über Frösche, Fische, Vögel wie Specht und Eisvogel und sogar andere Säugetiere wie zum Beispiel Hasen und Marder.
Anfang des 20. Jahrhunderts waren Biber in Europa durch unkontrollierte Jagd für Fleisch und Pelz beinahe ausgerottet, doch breiten sie sich heute wieder in ganz Europa aus. Mit zunehmender Anerkennung ihrer ökologischen Bedeutung wächst auch die Zahl der Schutz- und Wiederansiedlungs-Programme, sodass heute wieder etwa 1,2 Millionen Biber in Europa leben.
Neueste Erkenntnisse zeigen nun auch, wie wichtig Biber im Kampf gegen Hitze- und Dürreperioden sein können – bedeutungsvoll vor allem mit Blick auf die weiter steigenden globalen Temperaturen aufgrund des Klimawandels.
Warum und wie helfen Biber bei Dürre?
Die verschiedenen Bau-Tätigkeiten der Biber schaffen nicht nur vielfältigen Lebensraum für andere Arten, sondern tragen auch aktiv zur Wasser- und Temperaturregulierung im Ökosystem bei. Dabei haben Biber direkten und indirekten Einfluss auf das lokale Klima, unter anderem durch die folgenden Aspekte:
Der Bau der bekannten Biber-Dämme blockiert und verlangsamt den Lauf des Wassers.
Dadurch verteilt sich das Wasser auf einer größeren Fläche und es entstehen so weite Feuchtgebiete mit verhältnismäßig niedrigem Wasserstand. Da das Wasser nicht so schnell abläuft, sondern mehr Zeit hat in den Boden einzudringen, steigt der Grundwasserspiegel und den Pflanzen steht auch in trockenen Zeiten mehr Wasser zur Verfügung.
Mehr Wasseroberfläche bedeutet außerdem mehr Verdunstung bei warmem Wetter – ein weiterer Kühleffekt für die Luft.
Das Anlegen von kleinen Kanälen schafft ein natürliches Bewässerungssystem.
Schmale Kanäle von und zu ihrem Bau helfen Bibern dabei Baumaterial oder Futter nicht mühsam über den Landweg transportieren zu müssen. Ganz nebenbei agieren diese Gräben im Ökosystem genau wie Tröpfchen-Bewässerungssysteme in der Landwirtschaft, indem sie Wasser Stück für Stück an alle umliegenden Gebiete abgeben.
Übrigens: die Kanalsysteme von Bibern sind auch in Zeiten von Flut extrem hilfreich, da sie umgekehrt auch dabei helfen, überschüssiges Wasser gleichmäßig zu verteilen und so Überflutungen zu verhindern.
Gesunde Ökosysteme = Robuste Ökosysteme.
Ganz allgemein lässt sich sagen, dass die Resilienz eines Ökosystems – also dessen Fähigkeit mit extremen Einwirkungen wie Temperaturschwankungen, Trockenheit/Flut oder anderen Schäden umzugehen – in direktem Zusammenhang damit steht, wie gesund die Gemeinschaft aus Umwelt, Pflanzen und Tieren ist. Grundsätzlich gilt: höhere Diversität schafft mehr Robustheit, während das Fehlen von Arten ein System anfälliger für Schaden macht. Da Biber nicht nur selbst teil gesunder Ökosysteme sind, sondern auch anderen Arten Lebensraum schaffen, tragen sie so auch direkt dessen Resilienz bei.
Biber-Transfers und Nachahmung von Dämmen in den USA
All diese positiven Effekte führen dazu, dass Forscher und Grundbesitzer in den USA inzwischen aktiv Biber nutzen um Hitzeperioden und Dürren entgegenzuwirken. Auch dort sind die Tiere in den letzten Jahrhunderten auch aus vielen Teilen verschwunden, während sie an anderen Orten durch Dam-bedingte Überschwemmungen oder ungewolltes Baum-Fällen Probleme bereiten. Daher werden „Problem-Biber“ nun manchmal „versetzt“ anstatt abgeschossen, und zwar in Gegenden wo ihre Bau-Fähigkeiten helfen können, die Landschaft robuster gegen die steigenden Temperaturen und anhaltenden Dürren des Klimawandels zu machen.
Außerdem werden sogenannte „Biberdamm-Mimikry“ verwendet, Damm Nachbauten mit denen man sich die gleichen positiven Effekte für Wasser- und Klimaregulierung erhofft wie echte Biberdämme sie bereitstellen.
Viele Grundbesitzer sind zwar noch skeptisch gegenüber den neuen Methoden, aber mit einem stetig wandelnden Klima werden solche Bionik-Technologien (=aus der Natur kopiert) wohl zunehmend an Bedeutung gewinnen.
Mehr lesen über das Thema kann man in diesem Nature.org Bericht über Biber Mimikry Projekte (Englisch).