Verwendung von biologisch abbaubarem Kunststoff im Wald

Kunststoffe haben aus Umweltsicht einen schlechten Ruf. Aber der Einsatz von neuem biologisch abbaubarem Kunststoff, auch im Wald, wird immer häufiger und gleichzeitig umfangreich erforscht.

Biologisch abbaubarer Kunststoff wird in der Regel aus erneuerbaren Rohstoffen hergestellt und bietet innovative, nachhaltigere Lösungen. Biologisch abbaubarer und kompostierbarer Kunststoff wird immer häufiger als Option in den Regalen der Geschäfte angeboten, da die Nachfrage nach “grünen” Produkten steigt. Auch am österreichischen Markt ist diese Umdenkung sichtbar. Ökologisch neutrale Produkte werden immer häufiger und vielfältiger.

Dieser Prozess reduziert den Einsatz fossiler Ressourcen.

Plastik wird viel verwendet

Plastik ist ein vielseitiges Material – und es wird viel verwendet. Zu viel. Die Suche nach Alternativen zu herkömmlichen fossilen Kunststoffverbindungen ist in vollem Gange.

Neue Kunststoffe sind in der Regel biologisch abbaubar und kompostierbar. Sie werden häufig aus biobasierten Quellen wie Algen, Zuckerrüben oder anderen Pflanzen hergestellt, anstatt aus fossilen Brennstoffen. In diesem Fall können diese Materialien, wenn sie verantwortungsvoll bezogen werden, umweltbezogene Vorteile bieten.

Darüber hinaus reduzieren biologisch abbaubare und kompostierbare Kunststoffe nicht nur den CO2-Fußabdruck, sondern stehen auch in Qualität und Einführbarkeit herkömmlichem Plastik in nichts nach. Auch bei kompostierbaren Kunststoffprodukten werden Qualitätsprüfungen durchgeführt. Diese Zertifizierungen gibt es bereits auch von österreichischen Prüfern.

Biologisch abbaubarer Kunststoff

Biologisch abbaubarer Kunststoff ist darauf ausgelegt, sich bei Kontakt mit Mikroorganismen aufzulösen. Er wird in der Regel aus natürlichen Bio-Produkten unter streng kontrollierten Bedingungen von Temperatur und Feuchtigkeit in Industrien hergestellt.

Aber auch biologisch abbaubare Kunststoffe sind noch Kunststoffe. Sie sind für den kurzfristigen Gebrauch gedacht und bleiben oft lange Zeit in der Umwelt, bevor sie tatsächlich abgebaut werden.

Biologisch abbaubare Produkte

Biologisch abbaubare Produkte können durch die Wirkung von natürlicherweise in der Umwelt vorkommenden Mikroorganismen wie Bakterien, Pilzen und Algen abgebaut werden.

Kompostierbare Produkte können sich biologisch zersetzen und während dieses Prozesses Kompost bilden, der Kohlendioxid, Wasser, anorganische Verbindungen und Biomasse erzeugt. Es entsteht kein giftiger Abfall, und es wird hochwertiger Kompost gewonnen.

Biologisch abbaubarer und kompostierbarer Kunststoff

Biologisch abbaubarer Kunststoff wird durch seine Fähigkeit definiert, sich vollständig in Substanzen abzubauen, die in der Natur vorkommen, und dies in einem angemessenen Zeitrahmen. Das klingt in der Theorie gut, funktioniert aber in der Praxis oft nicht.

Während kompostierbarer Kunststoff auch biologisch abbaubar ist, wurde er speziell entwickelt und getestet, um in Heimkompostieranlagen oder industriellen Kompostieranlagen verarbeitet zu werden. Kompostieranlagen ermöglichen spezifische Bedingungen wie Temperatur und Feuchtigkeit, um den Kunststoff in verwendbaren Bodenverbesserer umzuwandeln.

Das Schicksal von biologisch abbaubarem Kunststoff im Waldboden

Viele Menschen denken, dass biologisch abbaubarer und kompostierbarer Kunststoff eine umweltfreundliche Alternative zur Verwendung von aus Erdöl hergestelltem Plastik ist. Neue Forschungen haben bestätigt, dass dies zutrifft, aber nur in gewissem Maße. Die Wahrheit ist, dass dieses Thema viel komplexer ist.

Rolle von Bakterien beim Abbau von Kunststoffen

Kürzlich wurde eine umfangreiche Studie von der Universität Coburg und dem Umweltforschungszentrum in Leipzig, Deutschland, durchgeführt. Die Forscher untersuchten, wie sich die Kunststoffverbindungen in verschiedenen Wäldern zersetzen. Die Ergebnisse zeigen, dass die biologische Abbaubarkeit zwischen Laub- und Nadelwäldern signifikant unterschiedlich war. Darüber hinaus wurden stickstofffixierende Bakterien in diesem Zersetzungsprozess nachgewiesen.

Dies bedeutet, dass der Einsatz von biologisch abbaubarem Kunststoff als nicht fossiler Kunststoffalternative für landwirtschaftliche und Waldgebiete besser bewertet werden kann. In diesem Prozess können neue Anwendungsbereiche gefunden werden, um langfristig den Anteil von fossilem Kunststoff zu reduzieren – unabhängig vom Ökosystem.

Diese Ergebnisse haben uns völlig neue Einblicke in den mikrobiellen Abbau dieser speziellen biologisch abbaubaren Kunststoffe gegeben.

Prof. Dr. Matthias Noll
Fakultät für Angewandte Naturwissenschaften an der Universität Coburg

So helfen Moore der Umwelt

Mit dem Klimawandel auf dem Vormarsch werden immer mehr Möglichkeiten gesucht, schädliche Emissionen zu verringern oder irgendwie aufzuhalten. Durch die ganzen menschlichen Aktivitäten, z. B. Landwirtschaft und Siedlungen, werden viele Schadstoffe freigesetzt und gelangen in die Atmosphäre. 

Dabei gäbe es eine relativ simple Methode, das zu verringern. Eine Methode, die aus der Natur selbst kommt und die wahrscheinlich deshalb auch bis noch vor einigen Jahrzehnten viel besser funktioniert hat als jetzt: Moore. 

Was sind Moore?

Moore sind natürliche Ökosysteme, die, im Gegensatz zu anderen Ökosystemen, sehr viel Kohlenstoff speichern können. Das verhindert die Freilassung des schädlichen Stoffes. Weltweit bedecken Moore leider nur ca. 3% der gesamten Fläche; sie sind aber die kohlenstoffreichsten aller terrestrischen Gebiete überhaupt. Auch wenn sie nur eine kleine Fläche der Erde bedecken, binden sie ca. doppelt so viel Kohlenstoff wie die Biomasse aller Wälder der Erde zusammen. So groß ist der Beitrag, den Moore also zu unserem Klima beitragen können! 

Natürliche Moore ziehen CO2 aus der Atmosphäre, das sie als Kohlenstoff im Torfboden speichern. Wenn sie trockengelegt oder anderweitig zerstört werden, wird der ganze Kohlenstoff freigesetzt. Außerdem sind Moore wichtig für den Wasserkreislauf. Sie funktionieren wie ein Sieb und filtern Wasser, sodass auch das Grundwasser nicht verschmutzt wird. Manche Moore sind noch dazu mit Wald bedeckt; diese sind besonders effizient, wenn es um die Speicherung von schädlichen Gasen aus der Atmosphäre geht. 

Warum werden Moore zerstört?

Leider passiert es viel zu oft, dass Moore entwässert werden, um für landwirtschaftliche Aktivitäten genutzt werden zu können. Durch diesen Prozess werden die bereits im Moor gespeicherten Gase freigesetzt. Tatsächlich werden jährlich durch menschliche Aktivitäten 500.000 Hektar Moor zerstört. Das tragische daran ist vor allem, dass sie Jahrzehnte brauchen, um wieder zu wachsen bzw. erfolgreich wiederbewässert werden können. 

Der Torf, der in Mooren vorkommt, wird auch viel zu häufig abgebaut. Torferde ist sehr fruchtbar und wird gerne im Gartenbau genutzt, sollte jedoch mit ökologischen Alternativen ersetzt werden. 

Moore in Österreich

Die Situation ist leider auch in Österreich nicht anders; auch hier ist die Entwässerung der Moore der Hauptgrund für die Gefährdung derselben. Mehr als 90% aller Moore in Österreich sind bereits trockengelegt. Es bestehen nur noch wenige intakte Feuchtgebiete, die weiterhin funktionstüchtig sind und somit dazu beitragen, den durch den Menschen verursachten Klimawandel aufzuhalten.

Call to Action

Die Moore, die noch existieren und intakt sind, sollten unbedingt geschützt werden. Die, die bereits geschützt sind, sollten auch kontrolliert werden, um illegalen Aktivitäten in den Mooren vorzubeugen. Es gibt bereits viele Projekte und Initiativen, die sich für den Schutz der Moore einsetzen, so auch das europa-weite Projekt ALFAwetlands.

Außerdem können trockengelegte Moore langsam und mit viel Mühe zumindest teilweise wieder hergestellt werden: mit Wiederbenässung. Um aus den Flächen trotzdem noch Nutzen ziehen zu können, kann z. B. Schilf angebaut und genutzt werden oder Tiere wie Wasserbüffel zum Einsatz kommen. 

Biber helfen im Kampf gegen den Klimawandel

Biber sind vielen Leuten bekannt als putzige, schwimmende Nagetiere, die gerne Bäume fällen und Dämme bauen. Manchmal kommen sie dadurch leider auch in Konflikt mit Menschen, wenn sie Wasser-Zugänge blockieren oder wertvolle Bäume fällen. In der Fachwelt aber kennt man sie vor allem als sogenannte ecosystem engineers („Ökosystem-Ingenieure“), also eine Art die Ökosysteme nachhaltig gestaltet um sie ihren eignen Bedürfnissen anzupassen, sodass auch viele andere Arten und oft die Landschaft als Ganzes davon profitiert.
Biber tun dies indem sie Dämme bauen und Kanäle anlegen um den Wasserspiegel zu verändern, gezielt bestimmte Bäume fällen, Totholz erzeugen und dadurch Platz und mehr Vielfalt an Gewässerufern schaffen. So entstehen Nistplätze, Verstecke und Futter für alle möglichen Arten, von Insekten über Frösche, Fische, Vögel wie Specht und Eisvogel und sogar andere Säugetiere wie zum Beispiel Hasen und Marder.

Anfang des 20. Jahrhunderts waren Biber in Europa durch unkontrollierte Jagd für Fleisch und Pelz beinahe ausgerottet, doch breiten sie sich heute wieder in ganz Europa aus. Mit zunehmender Anerkennung ihrer ökologischen Bedeutung wächst auch die Zahl der Schutz- und Wiederansiedlungs-Programme, sodass heute wieder etwa 1,2 Millionen Biber in Europa leben.

Neueste Erkenntnisse zeigen nun auch, wie wichtig Biber im Kampf gegen Hitze- und Dürreperioden sein können – bedeutungsvoll vor allem mit Blick auf die weiter steigenden globalen Temperaturen aufgrund des Klimawandels.

Warum und wie helfen Biber bei Dürre?

Die verschiedenen Bau-Tätigkeiten der Biber schaffen nicht nur vielfältigen Lebensraum für andere Arten, sondern tragen auch aktiv zur Wasser- und Temperaturregulierung im Ökosystem bei. Dabei haben Biber direkten und indirekten Einfluss auf das lokale Klima, unter anderem durch die folgenden Aspekte:

Der Bau der bekannten Biber-Dämme blockiert und verlangsamt den Lauf des Wassers.

Dadurch verteilt sich das Wasser auf einer größeren Fläche und es entstehen so weite Feuchtgebiete mit verhältnismäßig niedrigem Wasserstand. Da das Wasser nicht so schnell abläuft, sondern mehr Zeit hat in den Boden einzudringen, steigt der Grundwasserspiegel und den Pflanzen steht auch in trockenen Zeiten mehr Wasser zur Verfügung. 
Mehr Wasseroberfläche bedeutet außerdem mehr Verdunstung bei warmem Wetter – ein weiterer Kühleffekt für die Luft.

Das Anlegen von kleinen Kanälen schafft ein natürliches Bewässerungssystem. 

Schmale Kanäle von und zu ihrem Bau helfen Bibern dabei Baumaterial oder Futter nicht mühsam über den Landweg transportieren zu müssen. Ganz nebenbei agieren diese Gräben im Ökosystem genau wie Tröpfchen-Bewässerungssysteme in der Landwirtschaft, indem sie Wasser Stück für Stück an alle umliegenden Gebiete abgeben.
Übrigens: die Kanalsysteme von Bibern sind auch in Zeiten von Flut extrem hilfreich, da sie umgekehrt auch dabei helfen, überschüssiges Wasser gleichmäßig zu verteilen und so Überflutungen zu verhindern.

Gesunde Ökosysteme = Robuste Ökosysteme.

Ganz allgemein lässt sich sagen, dass die Resilienz eines Ökosystems – also dessen Fähigkeit mit extremen Einwirkungen wie Temperaturschwankungen, Trockenheit/Flut oder anderen Schäden umzugehen – in direktem Zusammenhang damit steht, wie gesund die Gemeinschaft aus Umwelt, Pflanzen und Tieren ist. Grundsätzlich gilt: höhere Diversität schafft mehr Robustheit, während das Fehlen von Arten ein System anfälliger für Schaden macht. Da Biber nicht nur selbst teil gesunder Ökosysteme sind, sondern auch anderen Arten Lebensraum schaffen, tragen sie so auch direkt dessen Resilienz bei.

Biber-Transfers und Nachahmung von Dämmen in den USA

All diese positiven Effekte führen dazu, dass Forscher und Grundbesitzer in den USA inzwischen aktiv Biber nutzen um Hitzeperioden und Dürren entgegenzuwirken. Auch dort sind die Tiere in den letzten Jahrhunderten auch aus vielen Teilen verschwunden, während sie an anderen Orten durch Dam-bedingte Überschwemmungen oder ungewolltes Baum-Fällen Probleme bereiten. Daher werden „Problem-Biber“ nun manchmal „versetzt“ anstatt abgeschossen, und zwar in Gegenden wo ihre Bau-Fähigkeiten helfen können, die Landschaft robuster gegen die steigenden Temperaturen und anhaltenden Dürren des Klimawandels zu machen.
Außerdem werden sogenannte „Biberdamm-Mimikry“ verwendet, Damm Nachbauten mit denen man sich die gleichen positiven Effekte für Wasser- und Klimaregulierung erhofft wie echte Biberdämme sie bereitstellen.

Viele Grundbesitzer sind zwar noch skeptisch gegenüber den neuen Methoden, aber mit einem stetig wandelnden Klima werden solche Bionik-Technologien (=aus der Natur kopiert) wohl zunehmend an Bedeutung gewinnen.

Mehr lesen über das Thema kann man in diesem Nature.org Bericht über Biber Mimikry Projekte (Englisch).

Wald, Wild und Klimawandel – Kostenlose Umweltworkshops für Schulen

Die European Wilderness Society bietet Schulen in ganz Österreich im Sommersemester 2022 kostenlose Workshops zu Umwelt- und Naturschutz-Themen an.

Warum kehren Wildkatze, Wolf, Luchs & Co. wieder heim und wie ist ein Zusammenleben möglich? Wie bewegt man sich im Wald, wie können Wildtierlebensräume respektiert werden, was macht unsere heimischen Wälder aus? Was fressen Eulen? Diese und viele weitere Fragen werden beantwortet, außerdem wird den Schülerinnen und Schülern wird in den interaktiven Workshops näher gebracht, was sie selbst gegen den Klimawandel tun können.

Die verschiedenen Workshops können ganz einfach online mit Bekanntgabe eines Wunschtermins gebucht werden. Es sollte auch angegeben werden, wie viele Schüler & Schülerinnen welcher Schulstufe dabei sind, und ob der Workshop bevorzugt in- oder outdoor stattfinden soll. Auch Exkursionen sind möglich.

Die Workshops sind bei Bedarf auch mehrsprachig verfügbar: deutsch, englisch, ukrainisch, italienisch, spanisch.

Die European Wilderness Society freut sich darauf, vielen Schülerinnen und Schülern bald spannende und abwechslungsreiche Natur-Erlebnis-Stunden näherbringen zu dürfen!

Wie Forstwirtschaft und Klimawandel zusammenspielen

Vlado Vancura ist Forstexperte mit über 40 Jahren Erfahrung in der Branche. Als er begann Forstwirtschaft zu studieren, ahnte er noch nicht, welche Rolle der Klimawandel einmal spielen würde.

In diesem Webinar spricht er über die Zusammenhänge von Forstwirtschaft und Klimawandel, er bespricht die enorme Relevanz von gut ausgebildeten Waldbewirtschafterinnen und -bewirtschaftern und zeigt, welche Möglichkeiten der Wald bietet, den Klimawandel abzuschwächen.

Klimawandel bedroht Kaukasus-Waldkiefer

Die Kieferwälder der Kaukasus Ökoregion sind wichtiger Fundort für endemische Arten und Biodiversität. Doch die Waldkiefer, ein wichtiger Bestandteil dieser Landschaft, steht unter dem Druck des Klimawandels; eine neue Studie findet, dass über 90% der Waldkieferverbreitung bis zum Ende des Jahrhunderts verloren gehen könnte. 

Zum Nachlesen: Nature.org

Der Waldkiefer (Pinus sylvestris) ist die häufigste Kieferart und kommt vor allem an den Grenzen von Europa in den Kaukasen vor. Diese Region ist als Glazialrefugium, ein wärmeres Schutzgebiet während der letzten Eiszeit, ein globaler Biodiversitätshotspot. Deren Wälder enthalten einzigartige, aber bedrohte Lebewesen wie zu Beispiel den Anatolischen Leopard, den Kuban-Tur und das Kaukasus-Birkhuhn. Die Waldkiefern dominieren in höheren Gebieten, wachsen bis zu 45m hoch und leben normalerweise 150 bis 300 Jahre. 

Anpassung an den Klimawandel möglich?

Die in Nature publizierte Studie beweist, dass die kaukasische Population der Waldkiefer eine hohe genetische Vielfalt besitzt. Wie früher erwähnt stammen die Waldkiefern im Kaukasus-Gebirge aus der Eiszeit und ihre evolutionäre Geschichte unterscheidt sich deshalb vom Hauptbaumbestand in Europa. Diese genetische Variation dient der Anpassung an Klimawandel auf lokalen und regionalen Skalen. 

Doch diese genetische Vielfalt ist laut der Studie unter Druck von klimatischen Veränderungen. Da die Waldkiefer im Kaukasus in sehr niedriger Dichte in einer vom Menschen stark beeinflusste Gegend wächst, gibt es eine hohe Rate von Inzucht, welche durch schwierige Umweltumstände zum größeren Problem wird. Die Wissenschaftler meinen, dass bis 2100 die klimatischen Bedingungen im Verbreitungsgebiet der Waldkiefer das Überleben der Art nicht mehr ermöglicht. 

Um die verlorene genetische Vielfalt der Waldkieferpopulationen wiederherzustellen, sollten die Naturschutzgebiete im Kaukasus, die momentan ca. 18% der Waldökoregion bedecken, erweitert werden. Die Auswirkungen vom Klimawandel können selbstverständlich nur durch globale CO2-neutrale Maßnahmen vermindert werden, aber die nachhaltige Waldbewirtschaftung im Kaukasus-Gebiet könnte auch helfen, die Kieferwälder und deren Tierwelten zu beschützen. 

Bäume in Städten – die Lösung gegen die Überhitzung?

Eine neue Studie der ETH Zürich hat herausgefunden, dass Bäume in Städten tatsächlich einen großen Unterschied in Bezug auf die Abkühlung der Umgebung machen. Im Durchschnitt kühlen Bäume in mitteleuropäischen Städten die Oberfläche um 10 Grad ab, während Grünflächen ohne Bäume die Oberfläche nur um 5 Grad abkühlen. In Südeuropa ist dieser Effekt jedoch geringer.

Die Studie

Die Studie, die in Nature Communications veröffentlicht wurde, analysierte Satellitenbilder von 293 europäischen Städten, darunter auch Städte in Österreich wie Salzburg und Wien. Die Ergebnisse waren eindeutig: In allen Städten hatten Bäume den größten Einfluss auf die Oberflächentemperaturen im Sommer. Aber warum?

Der größte Faktor ist die Verdunstung. Bäume nehmen im Vergleich zu Gras aufgrund ihrer tiefen Wurzeln mehr Wasser auf und kühlen so die Atmosphäre ab. Ein weiterer Faktor ist der Schatten, den sie ihrer Umgebung spenden und damit die Aufheizung von Oberflächen wie Straßen und Gebäuden verhindern.

Auswirkungen auf die Stadtplanung


Die Überhitzung in europäischen Städten ist im Laufe der Jahre immer problematischer geworden. Mehrere Tage mit Temperaturen über 40 °C sind keine Seltenheit, und vor allem die sehr junge und ältere Generation leidet darunter. In extremen Fällen kann dies sogar zu Todesfällen führen. Da die Temperaturen durch den Klimawandel noch weiter ansteigen werden, müssen die Städte bei der Planung und Umgestaltung ihres Raums unbedingt neue Strategien anwenden. Mehr Bäume und grüne Infrastruktur, mehr Parks und weniger Beton sind der Schlüssel zu kühlen und lebendigen Städten der Zukunft.

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Forstwirtschaft und Wilderness – können sie koexistieren?

Vlado Vancura hat sein Forststudium an der Universität in Zvolen in der Slowakei abgeschlossen und danach sammelte er 38 Jahre lang Erfahrungen in der Forstwirtschaft und im Wildernessmanagment in vielen verschiedenen Ländern als Teil von zum Beispiel des Slovak Forestry Planning Office und des U.S Forest Service. Als wichtigster Forst- und Wildnisexperte der European Wilderness Society spielt er eine entscheidende Rolle bei der Ausweisung von Wildnisgebieten, um die Ziele der EU Biodiversitätstrategie 2030 in Europa zu erreichen.

In diesem Webinar geht Vlado auf die Geschichte der Forstwirtschaft und der Wilderness in Europa ein – ein Thema das eigentlich eng verwandt ist, denn der Wald und mit ihm große Teile von Wildnis bedeckten einst 75% von Europa und erstreckten sich über den gesamten europäischen Kontinent! Mit der Ausbreitung der menschlichen Bevölkerung hat sich das geändert. Nicht desto trotz bietet Wilderness viele Vorteile, vor allem im Blick auf den Klimawandel. Försterinnen und Förster können sich also was von den spontanen und natürlichen Prozessen in wildnisnahen Gebieten für ihre eigene Praktiken abschauen. Welche das sind finden Sie heraus indem Sie sich das Webinar anschauen:

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Wald wächst Emissionen nicht hinterher

Der Wald ist Lebensraum für Tiere und Pflanzen, Erholungsraum für Menschen – und er bindet Kohlenstoff. Letzteres ist um dem Klimawandel entgegenzuwirken eine höchst relevante Dienstleistung. Doch wie viel Kohlenstoff binden die Wälder in Österreich und auch in Deutschland eigentlich? 

Zum Nachlesen: Nature.org

Der österreichische Wald speichert ca. 800 Millionen Tonnen Kohlenstoff insgesamt. Das entspricht der 40-fachen Menge der jährlichen Treibhausgasemissionen Österreichs. Da im österreichischen Wald in den letzten Jahrzehnten mehr Holz zugewachsen ist, als genutzt wurde, hat dieser Kohlenstoffvorrat laufend zugenommen. Weltweit ist die Situation anders zu beurteilen. In tropischen Gebieten schreitet die Entwaldung weiterhin fort, womit beachtliche Kohlenstoffemissionen durch Wälder an die Atmosphäre abgegeben werden.

Um dies durch genauere Zahlen zu verdeutlichen kann ein Blick nach Deutschland gerichtet werden. Die deutschen Wälder speicherten zum Beispiel im Jahr 2019 rund 8,3 Millionen Tonnen Kohlenstoff mehr als im Vorjahr. Das entspricht rund 30,6 Millionen Tonnen Kohlendioxid (CO2). Die privaten Haushalte und die Produktionsbereiche wie beispielsweise die Industrie, Dienstleistungen oder die Landwirtschaft sorgten demgegenüber für einen Ausstoß von rund 879,2 Millionen Tonnen. Damit deckte die Zunahme der Kohlenstoffspeicherung des Waldökosystems im Jahr 2019 rechnerisch nur drei Prozent der jährlichen CO2 Emissionen in Deutschland ab.

Wald ist nicht ewig eine Kohlenstoffsenke

Der Anstieg des Kohlenstoffspeichers wird jedoch immer geringer. So findet ein Großteil der zusätzlichen Speicherung in den Waldböden statt, während im stehenden Holz und der sonstigen Holzbiomasse teilsweniger Kohlenstoff gespeichert wird. Wird die globale Erderwärmung nicht wie im Pariser Klimaschutzabkommen beschlossen auf unter 1.5°C begrenzt, ist die Kohlenstoffsenke Wald also definitivgefährdet. Österreichs Wald zum Beispiel wird noch für die nächsten 30-100 Jahre eine CO2-Senke darstellen, danach zeigen die Szenarien ein anderes Bild. Das zeigte das Projekt Care4Paris, an dem das Bundesforschungszentrum für Wald (BFW), die Universität für Bodenkultur (BOKU), Wood K plus und das Umweltbundesamt mitgearbeitet haben.

Der Wald wird früher oder später also vermutlich zur CO2-Netto-Emissionsquelle, weil der Zuwachs langfristig zurückgehen wird. Faktoren dafür sind schlechtere Wuchsbedingungen (Zunahme von Trockenperioden), steigender Schadholzanfall (Schädlingsbefall, Wetterextreme) und die Art der Bewirtschaftung (vorzeitige Nutzung oder Überalterung).

Die naturnahe Waldwirtschaft ist eines der Mittel die den Wald klimaresistenter machen kann. Gerald Blaich veranschaulicht uns seine Erfolge im naturnahen Waldbau im Stift Zwettl in dieser Podcastfolge von „Biodiversität im Wald“.

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Kann eine DNA Analyse der Dürreresistenz in Buchen ihre Zukunft sichern?

Welche Bäume überstehen trockene Sommer und welche tragen starke Schäden davon? Für Buchen kann man diese Frage nun per Genomanalyse beantworten. Ein ForscherInnen-Team vom LOEWE-Zentrum für Translationale Biodiversitätsgenomik und dem SenckenbergBiodiversität und Klima Forschungszentrum in Frankfurt hat geschädigte und gesunde Buchen in Hessen untersucht und Bereiche in deren Erbgut identifiziert, die für Dürreresistenz zuständig sind.

Zum Nachlesen: Nature.org

Einzelne Buchen sind klimaresistenter als andere

Die Rotbuche (Fagus sylvatica) ist in Europa weit verbreitet und der häufigste Laubbaum in den Wäldern Deutschlands. In Hessen wachsen die sommergrünen Bäume auf rund einem Drittel der Landeswaldfläche. Buchen kommen mit unterschiedlichen Standortbedingungen zurecht und spielen eine immer bedeutendere Rolle in der naturnahen Waldwirtschaft.

Anhand von DNA-Abschnitte lässt sich nun feststellen ob jeder einzelne Baum längere Trockenperioden übersteht oder nicht. Dank gezielter DNA-Tests könnten daher widerstandsfähige Exemplare für die Forstwirtschaft ausgewählt und Buchenwälder für den Klimawandel fit gemacht werden. Die Studie hat das Fachmagazin „eLife“ veröffentlicht.

Wer im Sommer durch die Wälder streift, sieht immer wieder braune ausgedörrte Blätter und abgestorbene Äste. Die langen Trockenperioden 2018 und 2019 haben Spuren hinterlassen. Aber wieso stehen oft völlig gesunde Bäume unmittelbar neben stark geschädigten Bäumen? 

Die Antwort liegt im Erbgut der Bäume, wie die Studie an rund 200 Baumpaaren zeigt. Das Genom der Rotbuchen, also deren gesamte Erbinformation in Form von DNA, umfasst 542 Millionen Bausteine. Einige dieser Bausteine sind bei allen Rotbuchen identisch. Andere unterscheiden sich jedoch von Baum zu Baum. Genau das ist bei gesunden und stark geschädigten Buchen der Fall, wie die Genomanalyse zeigt: Rund 100 DNA-Abschnitte sind demnach für die Dürreresistenz entscheidend. Bei gesunden Bäumen enthalten diese Abschnitte unter anderem Gene, die aus anderen Pflanzen bekannt sind und eine Reaktion auf Trockenstress ermöglichen.

DNA Analyse für Klimaresistenz

Die individuelle genetische Ausstattung bestimmt also darüber, ob eine Buche längere Trockenperioden gut übersteht. Wenn also einzelne Bäume eingeordnet werden können, können Forstleute gezielt auf besonders widerstandsfähige Bäume setzen, etwa zur Aufforstung. So sind Buchenwälder nachhaltig für den Klimawandel gerüstet. 

Damit das gelingt, haben die Forscherinnen und Forscher basierend auf ihren Ergebnissen einen Test entwickelt, mit dem man Dürreresistenz im Erbgut von Buchen – auch bereits in deren Samen – nachweisen kann. Die Erfolgsquote lag bei 99 Prozent. Beteiligt sind an der Studie auch Forscherinnen und Forscher der Justus-Liebig-Universität Gießen, der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt, der TU Darmstadt und der Hochschule Geisenheim University.

Nun geht es darum, die Erkenntnisse in die Praxis umzusetzen, zum Beispiel bei der Überwachung natürlicher Wälder oder der selektiven Abholzung und Wiederaufforstung. So können die DNA Analysen dazu beitragen, ein einzigartiges Ökosystem zu erhalten, das den Klimawandel bereits zu spüren bekommt.

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