Biber helfen im Kampf gegen den Klimawandel

Biber sind vielen Leuten bekannt als putzige, schwimmende Nagetiere, die gerne Bäume fällen und Dämme bauen. Manchmal kommen sie dadurch leider auch in Konflikt mit Menschen, wenn sie Wasser-Zugänge blockieren oder wertvolle Bäume fällen. In der Fachwelt aber kennt man sie vor allem als sogenannte ecosystem engineers („Ökosystem-Ingenieure“), also eine Art die Ökosysteme nachhaltig gestaltet um sie ihren eignen Bedürfnissen anzupassen, sodass auch viele andere Arten und oft die Landschaft als Ganzes davon profitiert.
Biber tun dies indem sie Dämme bauen und Kanäle anlegen um den Wasserspiegel zu verändern, gezielt bestimmte Bäume fällen, Totholz erzeugen und dadurch Platz und mehr Vielfalt an Gewässerufern schaffen. So entstehen Nistplätze, Verstecke und Futter für alle möglichen Arten, von Insekten über Frösche, Fische, Vögel wie Specht und Eisvogel und sogar andere Säugetiere wie zum Beispiel Hasen und Marder.

Anfang des 20. Jahrhunderts waren Biber in Europa durch unkontrollierte Jagd für Fleisch und Pelz beinahe ausgerottet, doch breiten sie sich heute wieder in ganz Europa aus. Mit zunehmender Anerkennung ihrer ökologischen Bedeutung wächst auch die Zahl der Schutz- und Wiederansiedlungs-Programme, sodass heute wieder etwa 1,2 Millionen Biber in Europa leben.

Neueste Erkenntnisse zeigen nun auch, wie wichtig Biber im Kampf gegen Hitze- und Dürreperioden sein können – bedeutungsvoll vor allem mit Blick auf die weiter steigenden globalen Temperaturen aufgrund des Klimawandels.

Warum und wie helfen Biber bei Dürre?

Die verschiedenen Bau-Tätigkeiten der Biber schaffen nicht nur vielfältigen Lebensraum für andere Arten, sondern tragen auch aktiv zur Wasser- und Temperaturregulierung im Ökosystem bei. Dabei haben Biber direkten und indirekten Einfluss auf das lokale Klima, unter anderem durch die folgenden Aspekte:

Der Bau der bekannten Biber-Dämme blockiert und verlangsamt den Lauf des Wassers.

Dadurch verteilt sich das Wasser auf einer größeren Fläche und es entstehen so weite Feuchtgebiete mit verhältnismäßig niedrigem Wasserstand. Da das Wasser nicht so schnell abläuft, sondern mehr Zeit hat in den Boden einzudringen, steigt der Grundwasserspiegel und den Pflanzen steht auch in trockenen Zeiten mehr Wasser zur Verfügung. 
Mehr Wasseroberfläche bedeutet außerdem mehr Verdunstung bei warmem Wetter – ein weiterer Kühleffekt für die Luft.

Das Anlegen von kleinen Kanälen schafft ein natürliches Bewässerungssystem. 

Schmale Kanäle von und zu ihrem Bau helfen Bibern dabei Baumaterial oder Futter nicht mühsam über den Landweg transportieren zu müssen. Ganz nebenbei agieren diese Gräben im Ökosystem genau wie Tröpfchen-Bewässerungssysteme in der Landwirtschaft, indem sie Wasser Stück für Stück an alle umliegenden Gebiete abgeben.
Übrigens: die Kanalsysteme von Bibern sind auch in Zeiten von Flut extrem hilfreich, da sie umgekehrt auch dabei helfen, überschüssiges Wasser gleichmäßig zu verteilen und so Überflutungen zu verhindern.

Gesunde Ökosysteme = Robuste Ökosysteme.

Ganz allgemein lässt sich sagen, dass die Resilienz eines Ökosystems – also dessen Fähigkeit mit extremen Einwirkungen wie Temperaturschwankungen, Trockenheit/Flut oder anderen Schäden umzugehen – in direktem Zusammenhang damit steht, wie gesund die Gemeinschaft aus Umwelt, Pflanzen und Tieren ist. Grundsätzlich gilt: höhere Diversität schafft mehr Robustheit, während das Fehlen von Arten ein System anfälliger für Schaden macht. Da Biber nicht nur selbst teil gesunder Ökosysteme sind, sondern auch anderen Arten Lebensraum schaffen, tragen sie so auch direkt dessen Resilienz bei.

Biber-Transfers und Nachahmung von Dämmen in den USA

All diese positiven Effekte führen dazu, dass Forscher und Grundbesitzer in den USA inzwischen aktiv Biber nutzen um Hitzeperioden und Dürren entgegenzuwirken. Auch dort sind die Tiere in den letzten Jahrhunderten auch aus vielen Teilen verschwunden, während sie an anderen Orten durch Dam-bedingte Überschwemmungen oder ungewolltes Baum-Fällen Probleme bereiten. Daher werden „Problem-Biber“ nun manchmal „versetzt“ anstatt abgeschossen, und zwar in Gegenden wo ihre Bau-Fähigkeiten helfen können, die Landschaft robuster gegen die steigenden Temperaturen und anhaltenden Dürren des Klimawandels zu machen.
Außerdem werden sogenannte „Biberdamm-Mimikry“ verwendet, Damm Nachbauten mit denen man sich die gleichen positiven Effekte für Wasser- und Klimaregulierung erhofft wie echte Biberdämme sie bereitstellen.

Viele Grundbesitzer sind zwar noch skeptisch gegenüber den neuen Methoden, aber mit einem stetig wandelnden Klima werden solche Bionik-Technologien (=aus der Natur kopiert) wohl zunehmend an Bedeutung gewinnen.

Mehr lesen über das Thema kann man in diesem Nature.org Bericht über Biber Mimikry Projekte (Englisch).

Wald, Wild und Klimawandel – Kostenlose Umweltworkshops für Schulen

Die European Wilderness Society bietet Schulen in ganz Österreich im Sommersemester 2022 kostenlose Workshops zu Umwelt- und Naturschutz-Themen an.

Warum kehren Wildkatze, Wolf, Luchs & Co. wieder heim und wie ist ein Zusammenleben möglich? Wie bewegt man sich im Wald, wie können Wildtierlebensräume respektiert werden, was macht unsere heimischen Wälder aus? Was fressen Eulen? Diese und viele weitere Fragen werden beantwortet, außerdem wird den Schülerinnen und Schülern wird in den interaktiven Workshops näher gebracht, was sie selbst gegen den Klimawandel tun können.

Die verschiedenen Workshops können ganz einfach online mit Bekanntgabe eines Wunschtermins gebucht werden. Es sollte auch angegeben werden, wie viele Schüler & Schülerinnen welcher Schulstufe dabei sind, und ob der Workshop bevorzugt in- oder outdoor stattfinden soll. Auch Exkursionen sind möglich.

Die Workshops sind bei Bedarf auch mehrsprachig verfügbar: deutsch, englisch, ukrainisch, italienisch, spanisch.

Die European Wilderness Society freut sich darauf, vielen Schülerinnen und Schülern bald spannende und abwechslungsreiche Natur-Erlebnis-Stunden näherbringen zu dürfen!

Wie Forstwirtschaft und Klimawandel zusammenspielen

Vlado Vancura ist Forstexperte mit über 40 Jahren Erfahrung in der Branche. Als er begann Forstwirtschaft zu studieren, ahnte er noch nicht, welche Rolle der Klimawandel einmal spielen würde.

In diesem Webinar spricht er über die Zusammenhänge von Forstwirtschaft und Klimawandel, er bespricht die enorme Relevanz von gut ausgebildeten Waldbewirtschafterinnen und -bewirtschaftern und zeigt, welche Möglichkeiten der Wald bietet, den Klimawandel abzuschwächen.

Klimawandel bedroht Kaukasus-Waldkiefer

Die Kieferwälder der Kaukasus Ökoregion sind wichtiger Fundort für endemische Arten und Biodiversität. Doch die Waldkiefer, ein wichtiger Bestandteil dieser Landschaft, steht unter dem Druck des Klimawandels; eine neue Studie findet, dass über 90% der Waldkieferverbreitung bis zum Ende des Jahrhunderts verloren gehen könnte. 

Zum Nachlesen: Nature.org

Der Waldkiefer (Pinus sylvestris) ist die häufigste Kieferart und kommt vor allem an den Grenzen von Europa in den Kaukasen vor. Diese Region ist als Glazialrefugium, ein wärmeres Schutzgebiet während der letzten Eiszeit, ein globaler Biodiversitätshotspot. Deren Wälder enthalten einzigartige, aber bedrohte Lebewesen wie zu Beispiel den Anatolischen Leopard, den Kuban-Tur und das Kaukasus-Birkhuhn. Die Waldkiefern dominieren in höheren Gebieten, wachsen bis zu 45m hoch und leben normalerweise 150 bis 300 Jahre. 

Anpassung an den Klimawandel möglich?

Die in Nature publizierte Studie beweist, dass die kaukasische Population der Waldkiefer eine hohe genetische Vielfalt besitzt. Wie früher erwähnt stammen die Waldkiefern im Kaukasus-Gebirge aus der Eiszeit und ihre evolutionäre Geschichte unterscheidt sich deshalb vom Hauptbaumbestand in Europa. Diese genetische Variation dient der Anpassung an Klimawandel auf lokalen und regionalen Skalen. 

Doch diese genetische Vielfalt ist laut der Studie unter Druck von klimatischen Veränderungen. Da die Waldkiefer im Kaukasus in sehr niedriger Dichte in einer vom Menschen stark beeinflusste Gegend wächst, gibt es eine hohe Rate von Inzucht, welche durch schwierige Umweltumstände zum größeren Problem wird. Die Wissenschaftler meinen, dass bis 2100 die klimatischen Bedingungen im Verbreitungsgebiet der Waldkiefer das Überleben der Art nicht mehr ermöglicht. 

Um die verlorene genetische Vielfalt der Waldkieferpopulationen wiederherzustellen, sollten die Naturschutzgebiete im Kaukasus, die momentan ca. 18% der Waldökoregion bedecken, erweitert werden. Die Auswirkungen vom Klimawandel können selbstverständlich nur durch globale CO2-neutrale Maßnahmen vermindert werden, aber die nachhaltige Waldbewirtschaftung im Kaukasus-Gebiet könnte auch helfen, die Kieferwälder und deren Tierwelten zu beschützen. 

Bäume in Städten – die Lösung gegen die Überhitzung?

Eine neue Studie der ETH Zürich hat herausgefunden, dass Bäume in Städten tatsächlich einen großen Unterschied in Bezug auf die Abkühlung der Umgebung machen. Im Durchschnitt kühlen Bäume in mitteleuropäischen Städten die Oberfläche um 10 Grad ab, während Grünflächen ohne Bäume die Oberfläche nur um 5 Grad abkühlen. In Südeuropa ist dieser Effekt jedoch geringer.

Die Studie

Die Studie, die in Nature Communications veröffentlicht wurde, analysierte Satellitenbilder von 293 europäischen Städten, darunter auch Städte in Österreich wie Salzburg und Wien. Die Ergebnisse waren eindeutig: In allen Städten hatten Bäume den größten Einfluss auf die Oberflächentemperaturen im Sommer. Aber warum?

Der größte Faktor ist die Verdunstung. Bäume nehmen im Vergleich zu Gras aufgrund ihrer tiefen Wurzeln mehr Wasser auf und kühlen so die Atmosphäre ab. Ein weiterer Faktor ist der Schatten, den sie ihrer Umgebung spenden und damit die Aufheizung von Oberflächen wie Straßen und Gebäuden verhindern.

Auswirkungen auf die Stadtplanung


Die Überhitzung in europäischen Städten ist im Laufe der Jahre immer problematischer geworden. Mehrere Tage mit Temperaturen über 40 °C sind keine Seltenheit, und vor allem die sehr junge und ältere Generation leidet darunter. In extremen Fällen kann dies sogar zu Todesfällen führen. Da die Temperaturen durch den Klimawandel noch weiter ansteigen werden, müssen die Städte bei der Planung und Umgestaltung ihres Raums unbedingt neue Strategien anwenden. Mehr Bäume und grüne Infrastruktur, mehr Parks und weniger Beton sind der Schlüssel zu kühlen und lebendigen Städten der Zukunft.

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Forstwirtschaft und Wilderness – können sie koexistieren?

Vlado Vancura hat sein Forststudium an der Universität in Zvolen in der Slowakei abgeschlossen und danach sammelte er 38 Jahre lang Erfahrungen in der Forstwirtschaft und im Wildernessmanagment in vielen verschiedenen Ländern als Teil von zum Beispiel des Slovak Forestry Planning Office und des U.S Forest Service. Als wichtigster Forst- und Wildnisexperte der European Wilderness Society spielt er eine entscheidende Rolle bei der Ausweisung von Wildnisgebieten, um die Ziele der EU Biodiversitätstrategie 2030 in Europa zu erreichen.

In diesem Webinar geht Vlado auf die Geschichte der Forstwirtschaft und der Wilderness in Europa ein – ein Thema das eigentlich eng verwandt ist, denn der Wald und mit ihm große Teile von Wildnis bedeckten einst 75% von Europa und erstreckten sich über den gesamten europäischen Kontinent! Mit der Ausbreitung der menschlichen Bevölkerung hat sich das geändert. Nicht desto trotz bietet Wilderness viele Vorteile, vor allem im Blick auf den Klimawandel. Försterinnen und Förster können sich also was von den spontanen und natürlichen Prozessen in wildnisnahen Gebieten für ihre eigene Praktiken abschauen. Welche das sind finden Sie heraus indem Sie sich das Webinar anschauen:

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Wald wächst Emissionen nicht hinterher

Der Wald ist Lebensraum für Tiere und Pflanzen, Erholungsraum für Menschen – und er bindet Kohlenstoff. Letzteres ist um dem Klimawandel entgegenzuwirken eine höchst relevante Dienstleistung. Doch wie viel Kohlenstoff binden die Wälder in Österreich und auch in Deutschland eigentlich? 

Zum Nachlesen: Nature.org

Der österreichische Wald speichert ca. 800 Millionen Tonnen Kohlenstoff insgesamt. Das entspricht der 40-fachen Menge der jährlichen Treibhausgasemissionen Österreichs. Da im österreichischen Wald in den letzten Jahrzehnten mehr Holz zugewachsen ist, als genutzt wurde, hat dieser Kohlenstoffvorrat laufend zugenommen. Weltweit ist die Situation anders zu beurteilen. In tropischen Gebieten schreitet die Entwaldung weiterhin fort, womit beachtliche Kohlenstoffemissionen durch Wälder an die Atmosphäre abgegeben werden.

Um dies durch genauere Zahlen zu verdeutlichen kann ein Blick nach Deutschland gerichtet werden. Die deutschen Wälder speicherten zum Beispiel im Jahr 2019 rund 8,3 Millionen Tonnen Kohlenstoff mehr als im Vorjahr. Das entspricht rund 30,6 Millionen Tonnen Kohlendioxid (CO2). Die privaten Haushalte und die Produktionsbereiche wie beispielsweise die Industrie, Dienstleistungen oder die Landwirtschaft sorgten demgegenüber für einen Ausstoß von rund 879,2 Millionen Tonnen. Damit deckte die Zunahme der Kohlenstoffspeicherung des Waldökosystems im Jahr 2019 rechnerisch nur drei Prozent der jährlichen CO2 Emissionen in Deutschland ab.

Wald ist nicht ewig eine Kohlenstoffsenke

Der Anstieg des Kohlenstoffspeichers wird jedoch immer geringer. So findet ein Großteil der zusätzlichen Speicherung in den Waldböden statt, während im stehenden Holz und der sonstigen Holzbiomasse teilsweniger Kohlenstoff gespeichert wird. Wird die globale Erderwärmung nicht wie im Pariser Klimaschutzabkommen beschlossen auf unter 1.5°C begrenzt, ist die Kohlenstoffsenke Wald also definitivgefährdet. Österreichs Wald zum Beispiel wird noch für die nächsten 30-100 Jahre eine CO2-Senke darstellen, danach zeigen die Szenarien ein anderes Bild. Das zeigte das Projekt Care4Paris, an dem das Bundesforschungszentrum für Wald (BFW), die Universität für Bodenkultur (BOKU), Wood K plus und das Umweltbundesamt mitgearbeitet haben.

Der Wald wird früher oder später also vermutlich zur CO2-Netto-Emissionsquelle, weil der Zuwachs langfristig zurückgehen wird. Faktoren dafür sind schlechtere Wuchsbedingungen (Zunahme von Trockenperioden), steigender Schadholzanfall (Schädlingsbefall, Wetterextreme) und die Art der Bewirtschaftung (vorzeitige Nutzung oder Überalterung).

Die naturnahe Waldwirtschaft ist eines der Mittel die den Wald klimaresistenter machen kann. Gerald Blaich veranschaulicht uns seine Erfolge im naturnahen Waldbau im Stift Zwettl in dieser Podcastfolge von „Biodiversität im Wald“.

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Kann eine DNA Analyse der Dürreresistenz in Buchen ihre Zukunft sichern?

Welche Bäume überstehen trockene Sommer und welche tragen starke Schäden davon? Für Buchen kann man diese Frage nun per Genomanalyse beantworten. Ein ForscherInnen-Team vom LOEWE-Zentrum für Translationale Biodiversitätsgenomik und dem SenckenbergBiodiversität und Klima Forschungszentrum in Frankfurt hat geschädigte und gesunde Buchen in Hessen untersucht und Bereiche in deren Erbgut identifiziert, die für Dürreresistenz zuständig sind.

Zum Nachlesen: Nature.org

Einzelne Buchen sind klimaresistenter als andere

Die Rotbuche (Fagus sylvatica) ist in Europa weit verbreitet und der häufigste Laubbaum in den Wäldern Deutschlands. In Hessen wachsen die sommergrünen Bäume auf rund einem Drittel der Landeswaldfläche. Buchen kommen mit unterschiedlichen Standortbedingungen zurecht und spielen eine immer bedeutendere Rolle in der naturnahen Waldwirtschaft.

Anhand von DNA-Abschnitte lässt sich nun feststellen ob jeder einzelne Baum längere Trockenperioden übersteht oder nicht. Dank gezielter DNA-Tests könnten daher widerstandsfähige Exemplare für die Forstwirtschaft ausgewählt und Buchenwälder für den Klimawandel fit gemacht werden. Die Studie hat das Fachmagazin „eLife“ veröffentlicht.

Wer im Sommer durch die Wälder streift, sieht immer wieder braune ausgedörrte Blätter und abgestorbene Äste. Die langen Trockenperioden 2018 und 2019 haben Spuren hinterlassen. Aber wieso stehen oft völlig gesunde Bäume unmittelbar neben stark geschädigten Bäumen? 

Die Antwort liegt im Erbgut der Bäume, wie die Studie an rund 200 Baumpaaren zeigt. Das Genom der Rotbuchen, also deren gesamte Erbinformation in Form von DNA, umfasst 542 Millionen Bausteine. Einige dieser Bausteine sind bei allen Rotbuchen identisch. Andere unterscheiden sich jedoch von Baum zu Baum. Genau das ist bei gesunden und stark geschädigten Buchen der Fall, wie die Genomanalyse zeigt: Rund 100 DNA-Abschnitte sind demnach für die Dürreresistenz entscheidend. Bei gesunden Bäumen enthalten diese Abschnitte unter anderem Gene, die aus anderen Pflanzen bekannt sind und eine Reaktion auf Trockenstress ermöglichen.

DNA Analyse für Klimaresistenz

Die individuelle genetische Ausstattung bestimmt also darüber, ob eine Buche längere Trockenperioden gut übersteht. Wenn also einzelne Bäume eingeordnet werden können, können Forstleute gezielt auf besonders widerstandsfähige Bäume setzen, etwa zur Aufforstung. So sind Buchenwälder nachhaltig für den Klimawandel gerüstet. 

Damit das gelingt, haben die Forscherinnen und Forscher basierend auf ihren Ergebnissen einen Test entwickelt, mit dem man Dürreresistenz im Erbgut von Buchen – auch bereits in deren Samen – nachweisen kann. Die Erfolgsquote lag bei 99 Prozent. Beteiligt sind an der Studie auch Forscherinnen und Forscher der Justus-Liebig-Universität Gießen, der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt, der TU Darmstadt und der Hochschule Geisenheim University.

Nun geht es darum, die Erkenntnisse in die Praxis umzusetzen, zum Beispiel bei der Überwachung natürlicher Wälder oder der selektiven Abholzung und Wiederaufforstung. So können die DNA Analysen dazu beitragen, ein einzigartiges Ökosystem zu erhalten, das den Klimawandel bereits zu spüren bekommt.

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UN-Klimakonferenz: Beschluss gegen Abholzung

Auf dem Weltklimagipfel COP26 in Glasgow haben sich mehr als 100 Staaten dazu verpflichtet, die Zerstörung von Wäldern und anderen Landschaften bis 2030 zu stoppen. Dies erklärte die britische Regierung, die der UN-Konferenz vorsitzt. Aber ist dies überhaupt möglich? Denn jede Minute geht eine Fläche Wald von etwa 27 Fußballfeldern verloren.

Zum Nachlesen: Nature.org

Eine ambitioniertes Ziel?

Die präsenten Länder, darunter auch Österreich und Deutschland, die gesamte EU und die Staaten mit den größten Wäldern weltweit: Kanada, Russland, Brasilien, Kolumbien, Indonesien sowie China, Norwegen und die Demokratische Republik Kongo repräsentieren 85 Prozent der weltweiten Waldfläche – also etwa 34 Millionen Quadratkilometer. Nach Daten des World Resources Institute schrumpften diese 2020 um 258.000 Quadratkilometer, eine Fläche größer als die von Großbritannien selbst.

Für das Vorhaben werden demnach bis 2025 rund 10,3 Milliarden Euro an öffentlichen Geldern mobilisiert. Hinzu kommen auch 7,2 Milliarden US-Dollar private Investitionen. Obwohl das Abkommen von mehreren Maßnahmen begleitet wurde, die zu seiner Umsetzung beitragen sollen, kritisierten einige Interessengruppen, dass es dem Abkommen an Biss fehle, da es die weitere Abholzung der Wälder ermögliche und ähnliche Bemühungen in der Vergangenheit gescheitert seien.

Details des Abkommens

Im Mittelpunkt des Abkommens steht das Bestreben, die lukrativen finanziellen Anreize für die Abholzung von Wäldern zu verringern. Ein Großteil der weltweiten Abholzung wird durch die weltweite Nachfrage nach Nahrungsmitteln angetrieben, die die Menschen dazu bringt, Bäume zu fällen, um Platz für Rinder, Soja, Kakao und Palmöl zu schaffen.

Der Präsident Indonesiens, Joko Widodo, sagte laut der Mitteilung, sein Land sei gesegnet mit viel Regenwald. Seine Regierung verpflichte sich, diese als “natürliches Kapital” zu beschützen. 

Das Abkommen bringt also Länder wie Brasilien zusammen, wo die Abholzung im Amazonasgebiet und anderswo in den letzten Jahren stark zugenommen hat. Mehr als 75 % der im Amazonas gerodeten Gebiete werden als Weideland (vor allem für Rinder) und zur Produktion von Futtermitteln genutzt. Der Abholzungs-Stopp ist realistischerweise also nur dann zu schaffen, wenn auch das Ernährungssystem grundlegend geändert wird. 

Doch wie so oft bei diplomatischen Verhandlungen birgt die Sicherung einer breiten Zustimmung, die die kritischsten Länder zum Beitritt bewegt, potenzielle Schwächen.

Auch die Naturschutzorganisation Greenpeace kritisierte die Initiative: Damit werde praktisch grünes Licht gegeben “für ein weiteres Jahrzehnt der Entwaldung”.

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Wie steht es um die Schmetterlinge in Österreichs Wäldern?

Österreich ist eines der Länder Europas mit der höchsten Schmetterlingsvielfalt. Über 4.000 Schmetterlingsarten aus 78 Familien sind bekannt, davon sind 208 Tagfalter. Die Schmetterlingsvielfalt sinkt jedoch dramatisch, mehr als 50% sind bedroht, rund 15% stark gefährdet oder vom Aussterben bedroht und etwa 2% sind bereits ausgestorben. Die größte Gefährdung für Schmetterlinge stellen der Verlust und die Veränderung ihrer Lebensräume dar.

Was bedroht den Lebensraum der Schmetterlinge?

Dies geschieht vor allem durch intensive Landwirtschaft, Aufforstungen und Verbauungen. Blumenreiche alpine Wiesen verschwinden, weil es traditionelle Praktiken wie die extensive Beweidung vielerorts nicht mehr gibt und in der Folge Nektarquellen von Büschen und Bäumen überwuchert werden. Natürliche Wälder, Heidelandschaften und kalkhaltige Wiesen gehen aufgrund zahlreicher Veränderungen in der Lebensraumbewirtschaftung verloren. Ursprünglich bildeten Lichtungen in Wäldern Brutstätten für viele Schmetterlinge, aufgrund intensiver Forstbewirtschaftung und aktiver Bepflanzung mit nicht heimischen Nadelbäumen sowie Monokulturen sind diese Waldlichtungen vielerorts bereits verschwunden.

Fichtenforste prägen in vielen Regionen Österreichs die Wälder. Sie werden nur von wenigen, oft forstwirtschaftlich relevanten Schmetterlingen besiedelt. Waldrandbereiche mit einer naturnahen Struktur einschließlich Gebüschen und blütenreichen Waldsäumen sowie Heckenzeilen sind für Tagfalter wichtige Lebensräume. Auch die weit verbreitete Zerstörung der Waldmantelgesellschaften sowie Entfernung von solitären Altbäumen und Totholz wirkt sich negativ auf die Schmetterlingsvielfalt in Waldbiotopen aus. Wälder jeglicher Art sind ein wichtiger Lebensraum für viele Nachtfalter, wobei eine hohe Artenvielfalt bei den Pflanzen und eine kleinräumig unterschiedliche Altersstruktur des Gehölzbestandes gleichzeitig eine Zunahme der Schmetterlingsvielfalt bedeuten.

Die meisten Schmetterlingsarten sind Bioindikatoren, die die Qualität bestimmter Lebensräume anzeigen. Sie reagieren sehr empfindlich auf bestimmte Umwelteinflüsse. Ihr Auftreten bzw. Fehlen oder ihr Verhalten gibt Informationen über bestimmte Standort- und Umweltbedingungen, wie zum Beispiel Nährstoffverhältnisse, Wasser- oder Luftverschmutzungen oder den pH-Wert. Vor allem auch in Siedlungsgebieten verschafft uns ihr Vorkommen oder Verschwinden ein Bild vom Zustand des vorhandenen Naturraums.

Diese Arten flattern im Wald

Viele einheimische Schmetterlingsarten sind auf Wald-Lebensräume angewiesen und können deshalb als „Waldtagfalter“ bezeichnet werden. Zu dieser Gruppe gehören einige der schönsten, aber auch geheimnisvollsten Schmetterlingsarten. Manche verbringen einen großen Teil ihres Lebens hoch oben in den Busch- und Baumkronen, gut versteckt vor menschlichen Blicken. Ab und zu verlassen diese Schönheiten jedoch die luftigen Höhen und lassen sich bei der Nahrungsaufnahme oder beim Sonnenbad beobachten.

Dazu gehören der Grosse und der Kleine Schillerfalter (Apartura iris und ilia), die vor allem in der Nähe von Gewässern und in Auwäldern anzutreffen sind. Der edle Blauschwarze Eisvogel (Limenitis reducta) lebt an temperaturbegünstigten, sonnigen Waldrändern und -lichtungen und an felsigen Orten mit Strauchbewuchs. Der sehr seltene Grosse Eisvogel (Limenitis populi) wird unter den Schmetterlingen auch als König des Waldes bezeichnet, weil er in Grösse, Schönheit und Seltenheit kaum von einer anderen Art überboten wird. Sein kleinerer Bruder, der Kleine Eisvogel (Limenitis camilla), ist dagegen weit verbreitet und lässt sich auch einfacher beobachten. Er ist ein fleissiger Blütenbesucher, obwohl auch er gerne an feuchten Waldstrassen oder am Rand von Pfützen Flüssigkeit und Nahrung aufnimmt. Schillerfalter und Eisvögel saugen nämlich gerne an Exkrementen, toten Tieren oder an Baumsäften. Deshalb lassen sich diese Arten auch leicht anlocken, zum Beispiel mit stark riechendem Käse.

Der Schwarze Trauerfalter (Neptis rivularis) lebt bevorzugt in der Nähe von Bächen und ist häufig in sonnendurchfluteten Waldschluchten anzutreffen. Auch der Trauermantel (Nymphalis antiopa) und der Grosse Fuchs (Nymphalis polychloros) sind Schönheiten, die noch manchmal die Wälder durchflattern.Beide Arten findet man auch ausserhalb des Waldes, z.B. in naturnahen Obstgärten. Der Blaue Eichen-Zipfelfalter (Neozephyrus quercus) kann nur mit viel Erfahrung in den Wipfeln von Eichen erspäht werden. Der etwa 1,5 cm große Falter sitzt oft minutenlang auf Eichenblättern herum, um dann kurz aufzufliegen und eine neue Position zu beziehen. Ein typischer Bewohner von lichten Wäldern und Waldrändern ist auch der Gelbringfalter (Lopinga achine). Die Art gehört europaweit zu den bedrohten Arten, mit relativ einfachen Maßnahmen wie etwa schonender Durchforstung lassen sich geeignete Lebensräume für ihn aufwerten.

Der häufigste Waldschmetterling ist, wie sein Name schon verrät, das Waldbrettspiel (Pararge aegeria), der pro Jahr mehrere Generationen bilden kann und dessen Raupen bei ihren Nahrungspflanzen nicht sehr wählerisch sind. Kaisermantel (Argynnis paphia), Veilchen-Perlmutterfalter (Boloria euphrosyne), Aurorafalter (Anthocharis cardamines) und Landkärtchen (Araschnia levana) sind ebenfalls Arten, die sich gerne in Waldfluren, Waldrändern und Waldlichtungen aufhalten. 

Mit wenig Aufwand zum Schmetterlingsparadies

Das Aufwertungspotenzial im Wald zugunsten der Schmetterlinge ist enorm. Mit verhältnismässig geringem Aufwand lässt sich sehr vieles erreichen. Die Ansprüche der jeweiligen Waldtagfalter sind sehr unterschiedlich, bei den allermeisten aber geht es um gute Besonnung des Waldbodens, also um größere Lichtungen und Schneisen. Unsere Wälder werden immer dichter und strukturärmer und die Lebensräume für Lichtwaldarten dadurch immer rarer. Denn seit Waldlichtungen kaum noch als Schaf- oder Ziegenweide genutzt werden, sind sie vielerorts verschwunden und mit ihnen die dort heimischen Schmetterlinge. Ein weiträumig isolierter Falterbestand sollte das Jahr über aus etwa 5.000 bis 10.000 Individuen bestehen, um langfristig überlebensfähig zu sein.

Um diese Größenordnung an Faltern zu erreichen, braucht man eine Vielzahl getrennter Einzelhabitate, die über eine größere Fläche gestreut sind. Das lässt sich dadurch erreichen, dass nicht nur einzelne Bäume oder Büsche, sondern ganze Gruppen mit verschiedenen Altersklassen stehen bleiben. Das Ergebnis dieser Bewirtschaftung sind halboffene, parkartig strukturierte Bestände, in denen nahezu alle Lichtwald-Falterarten vorkommen und ein genetischer Austausch zwischen den Populationen stattfinden kann. Sogenannte „Lichtlöcher“ in die Wälder zu schlagen hilft ebenso vielen heimischen, bereits gefährdeten Arten, diese Maßnahmen sollten regelmäßig in Zusammenarbeit von Naturschutz und Waldbewirtschaftern durchgeführt werden. Waldtagfalter, deren Raupen in der Krautschicht leben, können mit dem Anlegen von breiten Krautsäumen gefördert werden, die danach periodisch gepflegt werden müssen, damit sie nicht zu stark verbuschen. In der Regel werden die betroffenen Gebiete gemäht. Wichtig ist, nie alles auf einmal zu mähen und an immer wechselnden Standorten einen Teil der Fläche über den Winter ungemäht stehen zu lassen. Auch durch Sturmwürfe, Schneebruch, Schädlingsbefall oder Kahlschläge entstehen große Freiflächen, die für viele Arten sehr wichtig sind.

Die Zukunft der Schmetterlinge

Neben der Zerstörung der natürlichen Lebensräume sind viele Schmetterlinge auch vom Klimawandel betroffen. Nach dem Klimaatlas der Tagfalter Europas, herausgegeben vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung und weiteren europäischen Organisationen, könnten 70 der rund 300 untersuchten Arten 95% ihres Lebensraumes verlieren, wenn das schlimmste Klima-Szenario eintritt: ein Temperaturanstieg von 4,1 Grad Celsius bis 2080. Auch ein geringerer Temperaturanstieg von 2,4 Grad Celsius wäre für die Falter fatal: 147 Arten würden mehr als die Hälfte des für sie geeigneten Areals verlieren.

Der ideale Lebensraum vieler Schmetterlinge hat sich bereits in den letzten beiden Jahrzehnten in Europa schneller nach Norden verschoben, als die Arten mit wandern können. Bestimmte wärmeliebende Arten sind klimabedingt in den letzten Jahren aber auch eingewandert oder häufiger geworden, so z.B. Schwalbenschwanz, C-Falter oder Kaiserfalter. Kleiner Fuchs, Tagpfauenauge und Landkärtchen haben ihren Lebensraum sogar ausgeweitet, diese Arten sind aber Anzeiger für eine degradierte Umwelt. Generell werden die Populationen vieler Schmetterlingsarten durch den Klimawandel kleiner und dadurch verwundbarer, sie könnten in den nächsten Jahren komplett verschwinden. Umso wichtiger ist es also, noch vorhandene Schmetterlingsbiotope zu erhalten und wieder neue Lebensräume zu schaffen, um die Schmetterlinge auch in Zukunft bestmöglich zu erhalten und zu fördern.

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