Donau-Kammmolch (Triturus dobrogicus)

Aussehen

Der Donau-Kammmolch ist ein mittelgroßer Wassermolch mit einer Gesamtlänge von bis zu etwa 13 cm. Auffällig ist die urtümliche, drachenähnliche Erscheinung mit bräunlich bis schwarz gefärbter Oberseite, oft durchsetzt von dunklen Flecken . Die Bauchseite ist leuchtend orangerötlich und trägt unregelmäßige dunkle Flecken; die Kehle ist – wie bei allen Kammmolchen – einfarbig dunkel . Die Haut wirkt grobkörnig und an den Flanken befinden sich nur wenige helle Körnchen oder Pünktchen. Während der Fortpflanzungszeit (Frühjahr) entwickeln die Männchen einen hohen, stark gezackten Rückenkamm, der über der Schwanzwurzel kurz unterbrochen ist . In der Mitte des Schwanzes verläuft beidseitig ein schillernd perlweißer Streifen. Die Weibchen besitzen keinen Rückenkamm und sind meist etwas kräftiger gebaut. Insgesamt ist T. dobrogicus im Habitus etwas schlanker und kleiner als die anderen Kammmolcharten.

Verbreitung in Österreich

Der Donau-Kammmolch ist ein Spezialist der Donau-Niederungen und kommt fast ausschließlich im äußersten Osten Österreichs vor . Sein globales Verbreitungsgebiet folgt dem Donaubecken stromabwärts bis zum Schwarzen Meer. In Österreich galt die Art früher entlang der Donauauen und angrenzender Feuchtgebiete von Wien und Niederösterreich bis ins nördliche Burgenland als verbreitet. Heute existieren nur mehr Reliktvorkommen, vor allem im Nationalpark Donau-Auen (insbesondere im Wiener Lobau-Gebiet und den Auen bei Orth an der Donau) . Vereinzelt werden auch in angrenzenden Überschwemmungsgebieten der March-Thaya-Auen noch Donau-Kammmolche nachgewiesen. Insgesamt ist das Verbreitungsareal in Österreich stark geschrumpft und fragmentiert – außerhalb des Nationalparks sind kaum noch reproduzierende Populationen bekannt.

Bevorzugte Habitate

Als typischer Bewohner von Auwäldern besiedelt der Donau-Kammmolch sonnige, krautreiche Kleingewässer in Überschwemmungsgebieten . Bevorzugt werden temporäre oder periodisch überschwemmte Stillgewässer wie Altwasserarme, Sumpflachen und flache Tümpel, die im Frühjahr ausreichend Wasser führen und eine üppige Unterwasser- und Ufervegetation aufweisen . Solche Gewässer trocknen im Sommer teilweise aus, was von Vorteil ist, da sie fischfrei bleiben – auf das Vorhandensein von Fressfeinden wie Fischen reagiert die Art sehr empfindlich . Wichtig sind flache, gut besonnte Uferzonen und warmes, stehendes Wasser für die Entwicklung der Larven. Die Landhabitate des Donau-Kammmolches liegen in der direkten Umgebung dieser Laichgewässer. Strukturreiche Auwälder, Feuchtwiesen und Gebüsch in Gewässernähe dienen als Aufenthalts- und Überwinterungsraum. Die Tiere verstecken sich außerhalb der Wasserphase unter Totholz, in Laubstreu, Erdlöchern oder zwischen Wurzeln. Im Spätherbst verlassen sie das Wasser und suchen frostfreie Verstecke an Land auf . Insgesamt ist der Donau-Kammmolch sehr stark an die dynamische Auen-Landschaft mit ihrem Mosaik aus Kleingewässern und feuchten Wäldern angepasst.

Nahrung

Adulte Donau-Kammmolche ernähren sich überwiegend räuberisch von wirbellosen Kleintieren. Im Wasser jagen sie vor allem aquatische Insekten und deren Larven, Wasserschnecken, Kleinkrebse und auch Egel . Mit ihrem raschen Zupacken können sie zudem Kaulquappen anderer Amphibienarten oder eigene Larven erbeuten, falls sich die Gelegenheiten bieten. Jungmolche und Tiere an Land erbeuten in der Nacht und bei feuchter Witterung ebenso Regenwürmer, Nacktschnecken, Spinnen und Insekten, die sie am Waldboden finden . Generell frisst der Kammmolch nur lebende Beute, die er überwältigen kann. Als Lauerjäger schleicht er sich langsam an oder wartet in Verstecken, um dann blitzartig mit hervorschnellender Zunge zuzupacken. Diese überwiegend terrestrische Ernährungsweise teilt er mit den anderen Kammmolchen: während der Wasserphase liegt der Schwerpunkt auf aquatischen Wirbellosen, während der Landlebensphase bodenlebende Gliederfüßer und Weichtiere gefressen werden.

Gefährdung und historische Bestandsentwicklung

Der Donau-Kammmolch zählt zu den am stärksten gefährdeten Amphibienarten Österreichs  . Auf der Roten Liste wird er als stark gefährdet (Endangered) geführt . Hauptursache dafür ist die Zerstörung seines Lebensraumes: Im Verlauf des 20. Jahrhunderts wurden die Donau und andere Flüsse reguliert, Auwälder gerodet und Feuchtgebiete trockengelegt. Dadurch gingen zahllose Kleingewässer und Überschwemmungsflächen verloren . Mit dem Schwinden der Laichgewässer verschwanden auch viele Donau-Kammmolch-Populationen; ehemals zusammenhängende Vorkommen zerfielen in kleine, voneinander isolierte Restbestände . Zusätzlich unterbanden Flusskorrekturen die natürliche Dynamik der Auen: Ohne regelmäßige Überflutungen entstehen kaum neue Tümpel, und vorhandene Gewässer verlanden zunehmend durch Sedimenteintrag . Auch der Verlust von Wanderkorridoren zwischen Gewässern – etwa durch Straßenbau oder Siedlungen – wirkt sich negativ aus, da kein genetischer Austausch mehr stattfinden kann . Historische Daten deuten darauf hin, dass der Donau-Kammmolch um 1900 noch deutlich weiter verbreitet war (u.a. im Wiener Becken und nördlichen Burgenland). Bis in die 1970er-Jahre kam es gebietsweise zu dramatischen Bestandseinbrüchen. Die wenigen heute verbliebenen Populationen sind Relikte dieses ehemals größeren Areals. Neben Habitatverlusten trugen auch Gewässerbelastungen (z.B. durch Eintrag von Dünger oder Pestiziden in Altgewässer) sowie Besatzmaßnahmen mit Raubfischen zur historischen Bestandsabnahme bei.

Aktuelle Bestandssituation

Gegenwärtig findet man den Donau-Kammmolch in Österreich fast nur mehr im geschützten Areal des Nationalparks Donau-Auen . Die größten bekannten Populationen existieren in der Lobau (Wien) und in den Auen bei Orth an der Donau (Niederösterreich). Dort kommen die Molche noch in mehreren geeigneten Laichgewässern regelmäßig vor, allerdings oft in geringer Individuenzahl. Die Vorkommen sind räumlich voneinander isoliert, was den Gesamtbestand anfällig macht. Abseits des Nationalparks werden nur sporadisch einzelne Tiere nachgewiesen – etwa in angrenzenden March-Auen – doch fehlen außerhalb großflächiger Schutzgebiete meist stabile Reproduktionsnachweise. Die Gesamtpopulation in Österreich dürfte nur mehr aus wenigen hundert erwachsenen Tieren bestehen, verteilt auf einige Dutzend Kleingewässer. Durch Schutzbemühungen (siehe unten) scheint der Restbestand im Nationalpark derzeit stabil; lokal wurden in neuen Gewässern auch wieder vermehrt Larven gesichtet. Dennoch bleibt die Art akut vom Aussterben bedroht, falls es z.B. zu mehreren aufeinanderfolgenden trockenen Jahren kommt oder ein Schadstoffunfall die letzten Gewässer belastet. Die langfristige Überlebensfähigkeit der österreichischen T. dobrogicus-Population ist nur durch konsequente Schutzmaßnahmen in ihrem letzten Refugium zu gewährleisten.

Maßnahmen zur Wiederansiedlung oder Bestandsstützung

Angesichts des kritischen Bestands konzentrieren sich die Maßnahmen für den Donau-Kammmolch in Österreich auf die Stabilisierung und Förderung der verbliebenen Populationen im Nationalpark Donau-Auen. Direkte Aussetzungen oder Wiederansiedlungen der Art außerhalb dieses Gebiets wurden bisher nicht durchgeführt, da geeignete Lebensräume praktisch nur noch innerhalb des Schutzgebietes vorhanden sind. Stattdessen liegt der Fokus auf Bestandsstützung durch Habitatverbesserung. So wurde im Nationalpark gezielt eine Reihe von Kleingewässern neu angelegt oder wiederhergestellt, um zusätzliche Laichmöglichkeiten zu schaffen . Künstlich verfüllte Altarme und Gräben wurden ausgebaggert bzw. durch den Rückbau von Forstweg-Dämmen reaktiviert, damit der Wasseraustausch wieder funktioniert . Solche restaurierten Gewässer werden vom Donau-Kammmolch bereits als Fortpflanzungsbiotope angenommen. Zudem gibt es ein laufendes Monitoring: Die bestehenden Laichgewässer werden regelmäßig erfasst und die Molchbestände gezählt . Bei Bedarf können so weitere Schritte (z.B. das Vertiefen zu seichterem Gewässer) vorgenommen werden, falls ein Teich zu verlanden droht. Auch ein genetisches Monitoring findet statt – in Wien wurde etwa die Hybridisierung zwischen Donau- und Alpen-Kammmolch in Kontaktzonen untersucht, um den Genpool besser zu verstehen  . Öffentlichkeitsarbeit und Umweltbildung runden die Maßnahmen ab: Besucher der Donau-Auen werden über die Bedeutung temporärer Tümpel und die Empfindlichkeit der Molche informiert. Insgesamt zielen alle Aktivitäten darauf ab, die letzten Vorkommen zu stützen, ohne Tiere entnehmen oder verpflanzen zu müssen. Sollte dennoch ein lokales Aussterben drohen, wäre als letzte Option auch ein Nachzucht- und Auswilderungsprogramm zu erwägen – derartige Notfallpläne liegen jedoch bislang nicht konkret vor, da man primär versucht, die Lebensräume so zu optimieren, dass sich die Molche von selbst halten und vermehren können.

Habitatmanagement und zu erwartende Wirkung der Maßnahmen

Ein effektives Habitatmanagement in den Donau-Auen ist entscheidend für den Fortbestand des Donau-Kammmolchs. Wichtige Managementmaßnahmen sind die Bereitstellung ausreichender fischfreier Laichgewässer, ihre kontinuierliche Pflege und die Sicherung eines geeigneten Wasserhaushalts  . Konkret bedeutet dies, dass regelmäßig neue Kleingewässer in den Auwäldern geschaffen oder periodisch ausgebaggert werden, um die Verlandung aufzuhalten. Durch die Revitalisierung von Seitenarmen und Gräben wird der natürliche Wasserzulauf verbessert, was der Entstehung von Laichhabitaten zugutekommt . Zudem arbeitet das Flussbau-Management daran, den Grundwasserspiegel in der Au möglichst hoch zu halten – etwa indem im Oberlauf ausreichend Geschiebe (Kies) in die Donau eingebracht wird, um die Eintiefung des Flussbetts zu bremsen  . Erwartete Wirkung dieser Maßnahmen ist eine Zunahme geeigneter Tümpel und somit eine Steigerung des Fortpflanzungserfolgs. Erste positive Effekte sind bereits sichtbar: In neu geschaffenen Teichen wurden etliche Kammmolch-Gelege und Larven gefunden, die vorher mangels Gewässer fehlten. Außerdem profitieren auch viele Begleitarten davon – die angelegten Amphibiengewässer werden ebenso von Teichmolchen, Fröschen und Libellen besiedelt, was die Biodiversität insgesamt erhöht. Ein weiteres Element des Habitatmanagements ist die Sicherung des Landlebensraums: Totholz und Laubschichten bleiben im Auwald liegen, um Verstecke für die Molche zu bieten. Beim Forstmanagement wird darauf geachtet, nährstoffarme Waldstellen und Feuchtbiotope zu erhalten. Schließlich werden präventiv Eingriffe vermieden, die die noch bestehenden Populationen gefährden könnten: So bestehen in sensiblen Bereichen Betretungsverbote in der Laichzeit, und die Fischereirechte in Amphibiengewässern wurden eingeschränkt. Diese kombinierten Maßnahmen sollen dazu führen, dass der Donau-Kammmolch im Kerngebiet des Nationalparks langfristig überlebt und sich sein Bestand zumindest auf niedrigem Niveau stabilisiert. Eine Ausbreitung über den Nationalpark hinaus ist zwar kurzfristig unwahrscheinlich, doch schafft das Habitatmanagement die Grundlage dafür, dass die Art bei gegebenenfalls künftig wieder geeigneter Landschaft (z.B. durch Renaturierungsprojekte außerhalb des Parks) wieder neue Lebensräume besiedeln könnte.