Wasserfrosch (Grünfrosch-Gruppe: Pelophylax spp.)

Aussehen

Der Wasserfrosch bezeichnet einen Artenkomplex (vor allem P. lessonaeP. esculentusP. ridibundus), der äußerlich schwer zu unterscheiden ist. Allen gemeinsam sind eine grünlich bis olivgrüne Oberseite mit dunklen Flecken, glatte Haut sowie häufig eine leuchtend grüne Rückenlinie. Auffällig sind die bei Männchen seitlich hervortretenden, ballonartigen Schallblasen beim Rufen. Der Körperbau ist kräftig, die Augen groß und nach vorne gerichtet.

Verbreitung in Österreich

Unter „Wasserfrosch“ versteht man in Österreich gemeinhin den Grünfrosch-Artenkreis, der mehrere nahe verwandte Arten und Hybriden umfasst. Konkret kommen hierzulande der Kleine Wasserfrosch(Pelophylax lessonae), der Seefrosch (Pelophylax ridibundus) und der aus deren Kreuzung hervorgegangene Teichfrosch (Pelophylax kl. esculentus) vor. Die Verbreitung dieser Grünfrösche deckt sich in weiten Teilen, da der Teichfrosch als Hybrid meist gemeinsam mit mindestens einer Elternart auftritt. Grundsätzlich sind Grünfrösche in fast ganz Österreich verbreitet, mit Ausnahme hochalpiner Gebiete. Der Seefrosch (auch „Großer Wasserfrosch“ genannt) hat sein Hauptareal in Osteuropa und dringt entlang großer Flüsse nach Mitteleuropa vor. In Ostösterreich (Marchfeld, Donau-Auen, Seewinkel) kommt der Seefrosch stellenweise in hoher Dichte vor, besonders entlang der Donau und ihren Nebengewässern. In den südlichen und westlichen Landesteilen ist der Seefrosch rarer; er besiedelt dort fast ausschließlich die größten Fließgewässer und Seen: etwa Abschnitte der Mur, Drau und Gail in Kärnten, den unteren Inn und die Salzach in Oberösterreich/Salzburg sowie das Rheintal in Vorarlberg (hier in Aufbreitung). Es wird vermutet, dass einige der westlichen Vorkommen auf (unbewusste) Verschleppung zurückgehen, da der Seefrosch ursprünglich pannonisch verbreitet ist. Der Kleine Wasserfrosch (auch „Tümpelfrosch“) ist in West- und Mitteleuropa heimisch und fehlt nur in den südlichsten Regionen Europas. In Österreich wurde er in allen Bundesländernnachgewiesen. Er besiedelt vor allem Gewässer in Mooren, Wäldern und an Waldrändern sowie ruhige Bäche und Teiche. Reine Populationen des Kleinen Wasserfrosches sind selten und auf spezialisierte Habitate beschränkt – Beispiele sind einige Moorweiher im Waldviertel und Mühlviertel oder im Wienerwald, wo ausschließlich P. lessonae vorkommt. Häufiger tritt er gemischt mit dem Teichfrosch auf. Der Teichfrosch (eigentlich ein Hybrid, der aber eigenständig fortpflanzungsfähig ist) ist der häufigste Grünfrosch in Österreich. Er kommt nahezu überall vor, wo es geeignete Gewässer gibt, außer im Hochgebirge. Bis auf wenige Spezialstandorte (wo nur eine Elternart lebt) findet man Teichfrösche praktisch in jedem Lebensraum gemeinsam mit entweder dem Kleinen Wasserfrosch oder dem Seefrosch, seltener mit beiden. Sie besiedeln fast alle Arten von Gewässern: kleine Tümpel, Dorfteiche, Auengewässer, Teiche in Parks, Entwässerungsgräben, Baggerseen bis hin zu langsam fließenden Flussaltarmen. Insgesamt lässt sich festhalten: Grünfrösche (Wasserfrösche) sind in Österreich weit verbreitet und stellen in vielen stehenden Gewässern die häufigsten Amphibien. Regionale Unterschiede bestehen vor allem in der Zusammensetzung der Arten: Im alpinen Norden dominieren Teichfrosch und Kleiner Wasserfrosch, im pannonischen Osten Teichfrosch und Seefrosch. Notable ist, dass in Salzburg und Oberösterreich der Teichfrosch als solcher auf der Landesroten Liste steht (NT), während die Elternarten teils als „gefährdet“ gelten – dies spiegelt aber eher die Datenlage wider, da oft nicht trennscharf erhoben wird. Bemerkenswert ist, dass sogar in hochgelegenen Alpentälern (z. B. Tiroler Inntal bis ~800 m) Teichfrösche vorkommen, vermutlich als Folge historischer Einführung (Teichsetzung).

Bevorzugte Habitate

Wasserfrösche sind äußerst aquatisch geprägt und brauchen Gewässer, um zu leben und sich fortzupflanzen. Sie besiedeln sowohl stehende als auch langsam fließende Gewässer verschiedenster Art im Flach- und Hügelland sowie in größeren Tälern der Alpen. Der Seefrosch bevorzugt die größten Gewässer: Man findet ihn vor allem in und an Seen, Flüssen, größeren Altwässern und Teichen. Er fühlt sich in eutrophen (nährstoffreichen) Gewässern wohl, etwa in warmen Seeufern mit reicher Vegetation oder in Altarmen großer Ströme mit üppigem Pflanzenwuchs. Kleine Wasserflächen nutzt er eher selten, da er auf ausgedehnte Wasserbereiche angewiesen ist (auch weil er ein guter Schwimmer ist und Raum braucht). Der Kleine Wasserfrosch hingegen (daher auch „Tümpelfrosch“) beschränkt sich auf kleinere Gewässer: Er liebt Teiche, Tümpel, Moorgewässer, langsam fließende Bäche und Kolke in Wäldern und Wiesen. Diese Gewässer sind oft etwas kühler oder weniger eutroph als jene des Seefrosches. Der Kleine Wasserfrosch ist z. B. typisch für Moorweiher mit Torfmoos, wo man den Seefrosch nicht findet. Generell bevorzugt er mehr vegetationsreiche, kleinere, oft auch leicht beschattete Gewässer. Der Teichfrosch ist wenig spezialisiertund kann nahezu jede Gewässerart nutzen, in der auch die Elternarten vorkommen. So findet man Teichfrösche sowohl in kleinen Waldtümpeln, an Dorfteichen, in Garten- und Parkteichen, in Auen, als auch in den flachen Uferbereichen von großen Seen und in ruhigen Flussabschnitten. Allen Wasserfröschen gemeinsam ist, dass sie sehr standorttreu ans Wasser gebunden sind: Sie bleiben den Großteil des Jahres im oder unmittelbar am Gewässer. Ihre Landgänge sind auf Zeiten hoher Feuchtigkeit (Regennächte) beschränkt, zielen aber meist auf benachbarte Gewässer. Überwinterung: Die meisten Wasserfrösche überwintern im Wasser, eingegraben im Schlamm am Grund von Teichen oder Seen, sofern diese nicht gänzlich zufrieren. Einige suchen aber auch an Land Winterquartiere im Uferbereich (Erdhöhlen, unter Wurzeln). Laichhabitate: Alle Grünfrösche laichen im Wasser und benötigen zur Eiablage ruhige, flache Wasserzonen mit Pflanzen. Weibchen legen Laichballen im flachen, erwärmten Wasser ab. Gewässer mit intensiver Besonnung und mit vegetationsfreien Flachwasserstreifen sind förderlich, da dies die Larvenentwicklung beschleunigt. Grünfrösche meiden allzu kalte, schattige Weiher – warme, gut bewachsene Tümpel werden bevorzugt. Stark fließende Gewässermeidet zumindest der Teichfrosch; Seefrösche hingegen besetzen auch langsam fließende Flussabschnitte (etwa hinter Buhnen). Fischbesatzist ein zweischneidiges Thema: Grünfrösche sind gegenüber Fischen weniger empfindlich als andere Amphibien, da ihre Larven schneller schwimmen und die adulten Frösche auch im selben Gewässer mit Fischen koexistieren können. Dennoch sinkt ihr Fortpflanzungserfolg mit zunehmendem Fischbestand, da Fische Eier und Kaulquappen fressen. In intensiven Karpfenteichen z. B. werden dennoch oft viele Grünfrösche beobachtet, die sich aber meist aus umliegenden Kleingewässern rekrutieren; die Massenvermehrung gelingt dort selten. Generell besiedeln Wasserfrösche aber auch fischreiche Gewässer, vor allem der Seefrosch kann in großen Seen mit Raubfischen überleben, indem er Uferzonen nutzt. Landlebensräume: Wasserfrösche sind so wasserverbunden, dass sie Landhabitate nur in Umgebung des Gewässers benötigen. An Land halten sie sich gerne an feuchten Ufern, in Röhrichtgürteln oder auf nassen Wiesen direkt am Gewässer auf. Junge Frösche neigen stärker zur Dispersal: Nach der Metamorphose wandern sie an regnerischen Tagen oft weit (man trifft Jungfrösche manchmal hunderte Meter entfernt auf Wiesen oder Wegen), um neue Teiche zu finden. Aber grundsätzlich gilt: Der Kernlebensraum eines Wasserfrosches ist das Gewässer selbst und dessen Uferbereich. Daher spielt die Erhaltung vielfältiger Gewässertypen in der Landschaft eine große Rolle für ihr Überleben.

Nahrung

Alle Wasserfrosch-Arten sind gefräßige und opportunistische Räuber. Sie schnappen nach praktisch allem, was sie überwältigen und herunterschlucken können. Bekannt ist, dass große Wasserfrösche (v.a. Seefrösche) sogar Artgenossen fressen – Kannibalismus ist häufig dokumentiert, insbesondere große Weibchen fressen kleinere Männchen oder Jungfrösche. Auch andere Amphibien werden zur Beute: So verzehren Wasserfrösche erwachsene und junge Laubfrösche, Teichmolche, Erdkrötenjungtiere etc., wenn diese denselben Lebensraum teilen. In einigen Gewässern kann eine dichte Grünfroschpopulation durch Räuberdruck zur deutlichen Dezimierung der übrigen Herpetofauna führen, etwa indem Kaulquappen und Molchlarven in großer Zahl gefressen werden. Die normale Nahrung der Wasserfrösche besteht aber vorwiegend aus Wirbellosen. Dazu zählen zahlreiche Insekten wie Fliegen, Mücken, Libellen (im Sprung sogar die fliegenden Imagines), Käfer, Schmetterlinge, Wespen und Heuschrecken. Auch Spinnen, Asseln, Schnecken und Würmer werden begierig gefressen. Große Seefrösche machen auch vor kleinen Wirbeltieren nicht Halt: Es gibt Fälle, in denen Fischelein, kleine Mäuse oder sogar Singvögel, die ans Wasser kamen, von einem Seefrosch gepackt und verschlungen wurden. Dies sind Ausnahmen und eindrucksvolle Belege für ihren enormen Appetit. Hauptsächlich sind sie aber Insektenvertilger. Oft sitzen Wasserfrösche am Ufer und schnappen fliegende Insekten im Sprung, zum Beispiel Libellen, die übers Wasser schwirren. Sie patrouillieren auch an Land im Uferbereich und durchsuchen Gräser nach Käfern oder Grillen. Kaulquappen der Grünfrösche sind ihrerseits eher Pflanzenfresser; sie weiden Algen und Biofilme ab und filtern Plankton. Durch diese Ernährungsweise stehen sie in Konkurrenz zu Kaulquappen anderer Frösche, was aber in natürlichen Gewässern oft durch unterschiedliche Habitatsnutzung abgemildert wird (Grünfrosch-Larven halten sich oft in flacheren, wärmeren Zonen auf als etwa Erdkröten-Larven). Allerdings können Kaulquappen ebenfalls opportunistisch sein und Aas oder abgestorbene Tiermaterialien fressen. Aufgrund ihrer Größe (Grünfrosch-Kaulquappen zählen zu den größten heimischen Froschlarven) haben sie aber wenige Fressfeinde außer Fischen und Großinsekten. Zurück zu den Adulten: Wasserfrösche haben aufgrund ihres immensen Nahrungsbedarfs das Potenzial, an manchen Teichen zur dominierenden Amphibienart zu werden, die die Ressourcennutzung der anderen mitbestimmt. Durch ihre Bestandsdichte an vielen Gewässern wirken sie als wichtige Kontrolleure von Insektenpopulationen, insbesondere reduzieren sie Mücken und Fliegen spürbar. Gleichzeitig machen sie aber auch vor Nützlingen(wie Libellen) nicht halt – ein ökologisches Dilemma. Zusammengefasst: Wasserfrösche sind Spitzenprädatoren in Kleingewässern, die nahezu alle verfügbaren Kleintiere bis zu einer gewissen Größe konsumieren und dadurch einen großen Einfluss auf das Ökosystem ausüben.

Gefährdung und historische Bestandsentwicklung

Die Grünfrosch-Gruppe insgesamt gilt in Österreich derzeit nicht als akut gefährdet. Tatsächlich sind Wasserfrösche vielerorts noch häufig und anpassungsfähig. Allerdings gibt es auf Artebene Unterschiede: Der Kleine Wasserfroschwird als gefährdet (VU) in der Roten Liste geführt, da seine reinen Vorkommen selten und isoliert sind. Der Seefroschwird ebenfalls als gefährdet (VU) eingestuft, weil er nur in bestimmten Regionen vorkommt und möglicherweise auf dem Rückzug ist, sofern nicht durch Aussetzungen begünstigt. Der Teichfrosch hingegen gilt als „potenziell gefährdet“ (NT) – was mehr auf Monitoringlücken als auf echte Bedrohung hindeutet, da diese Hybridform weit verbreitet ist. Historisch haben Grünfrösche in Österreich sowohl Rückschläge als auch expansionsartige Entwicklungen erfahren. Verlust von Lebensräumen – etwa die Trockenlegung kleiner Teiche, Verbauung von Altwässern und Uferverbau – hat natürlich auch Wasserfrösche betroffen. So verschwanden in den letzten 50 Jahren zahlreiche Dorftümpel und kleine Teiche, was lokal zum Verschwinden von Teichfrosch- oder Lessonae-Populationen führte. Auf der anderen Seite hat der Mensch Grünfröschen auch neue Habitate geschaffen: Baggerseen, Schotterteiche, Löschwasserteiche und Klärteiche wurden rasch von Wasserfröschen besiedelt. Sogar innerstädtische Parkgewässer mit moderater Wasserqualität können voll von Teichfröschen sein. Eutrophierung und Gewässerverschmutzung haben ihnen weniger zugesetzt als empfindlicheren Arten – Wasserfrösche tolerieren durchaus etwas belastetes Wasser. In Fischteichen sind sie oft die einzigen Amphibien, die noch nennenswert vorkommen, gerade weil sie mit Fischen einigermaßen koexistieren können. Global gesehennehmen Grünfrösche in manchen Bereichen zu: So dehnt sich der Seefrosch seit einigen Jahrzehnten flussaufwärts in bestimmte Gebiete aus (z. B. im Inn oder in der Salzach – möglicherweise via Kanal verbunden). Einige westösterreichische Nachweise von Seefröschen deuten auf anthropogene Verschleppung (z. B. durch Fischbesatz) hin. Das kann zu Hybridisierungsproblemen führen, wenn Seefrösche in bisher Lessonae-dominierte Gebiete eindringen und dort Hybridfrösche erzeugen, womit die genetische Integrität des Kleinen Wasserfroschs gefährdet wird. In Österreich ist diese Problematik aber bislang wenig untersucht. Als Gefährdungsursachen sind primär die Gewässerverlust und -verschmutzung zu nennen, ferner die Verbauung von Ufern, die Grünfröschen die Sonnenplätze nimmt. Lokale Gefährdung kann auch durch Winter-Absenkung von Teichen entstehen: Wenn etwa Teichwirte im Winter ihre Teiche ablassen, verenden überwinternde Frösche im Schlamm. So etwas kam zum Beispiel in der Steiermark vor und hat zu lokalem Schwund geführt. Jedoch ist die Wasserfrosch-Gruppe als Ganzes noch so anpassungsfähig, dass sie im Großen und Ganzen nicht in dem Maße zurückging wie manche andere Amphibien. Zwei Ausnahmen: P. lessonae (Kleiner) hat an den Rand seines Areals in Südeuropa (also Österreich) begrenzt Verlust erlitten; und P. ridibundus (Großer) war nie flächendeckend, sondern hat eher an Westrand Felder gewonnen durch menschliche Vermittlung. Summa summarum verzeichnet man also kein flächendeckendes amphibiengleiches „Massensterben“ bei Wasserfröschen, aber durchaus kleinräumige Rückgänge in intensiv genutzten Gebieten. Da alle österreichischen Amphibien auf der Roten Liste stehen, sind auch die Grünfrösche dort aufgelistet, doch gilt insbesondere der Teichfrosch noch als vergleichsweise robust.

Aktuelle Bestandssituation

Derzeit findet man Wasserfrösche noch in fast jeder passenden Gewässerlandschaft Österreichs – vielerorts sind sie die häufigsten Amphibien überhaupt. Im Flachland kann man an warmen Frühlingstagen in zahlreichen Teichen das laute „Quaken“ (das knarrende, weithin hörbare Rufen) der Teich- und Seefrösche hören; dies unterstreicht ihre Präsenz. Kopfzahlen existieren nicht, aber es dürfte sich nach wie vor um zigtausende Individuen landesweit handeln. Besonders hohe Dichten werden aus fischfreien Schilfgewässern berichtet – etwa kleine Moorteiche, wo manchmal dutzende Grünfrösche jeden verfügbaren Platz besetzen. Dennoch ist Wachsamkeit geboten: In vielen kleinen Gewässern, die in den letzten Jahren verschwunden sind (z. B. zugeschüttete Feuerlöschteiche in Dörfern), hat man Teichfroschpopulationen verloren. Auch in ausgeräumten Agrarlandschaften, wo sämtliche Gräben verrohrt wurden, fehlen nun Wasserfrösche, die dort früher häufig waren. Regional gesehen sind Teichfrösche in Niederösterreich, Burgenland, Steiermark sehr häufig, in Oberösterreich und Kärnten häufig, in Salzburg mäßig (eher auf den Flachgau begrenzt), in Tirol und Vorarlberg – abgesehen von Tallagen wie Rheindelta, Unterinntal – nur sporadisch. Die reinen Kleiner-Wasserfrosch-Vorkommen (z. B. Waldviertler Teiche) sind rar, aber die Art an sich ist in gemischter Form überalldort, wo Teichfrösche sind, zumindest genetisch präsent. Der Seefrosch hat stabile Populationen in den March-Thaya-Auen und Donau-Auen, im Seewinkel und in angrenzenden Gebieten; diese sind jedoch begrenzt. Exemplarisch: Im Rheindelta Vorarlbergs wurde der Seefrosch erst in jüngerer Zeit festgestellt – er breitet sich dort aus, aber bislang sind es wenige Fundorte. National ist dieaktuelle Lage der Grünfrösche relativ gut: Viele Populationen erscheinen sogar expansionsfreudig. So wird insbesondere vom Seefrosch berichtet, dass er „aktuell starke Ausbreitungstendenzen“ zeigt – womöglich als Gewinner milderer Winter und stehender Gewässernutzung (Baggerseen). Hingegen gilt der Kleine Wasserfrosch in einigen Moorgebieten als rückläufig, da Moorentwässerung ihn trifft und er sich in Regenmooren nicht so einfach Ersatzhabitate suchen kann. In Moorregionen Oberösterreichs und Kärntens, wo die Art einst gemeldet war, gelten die Bestände als nahezu erloschen. Insofern hat man in den Daten ein gemischtes Bild: Der Gesamttrend für die häufigen Hybriden positiv stabil, für die spezialisierten reinen Linien negativ. Aus Naturschutzsicht beobachtet man vor allem die Kleinstpopulationen (pure lessonae), die als „stark gefährdet“ gelten. Auf breiter Fläche sind Wasserfrösche aber noch nicht in Bedrängnis. Sie sind sogar in der Lage, neue Biotope blitzartig zu erobern – z. B. sind neu geflutete Schotterteiche binnen einer Saison voll von Grünfröschen (oft wandern diese aus nächster Umgebung zu).

Maßnahmen zur Wiederansiedlung oder Bestandsstützung

Gezielte Wiederansiedlungsprojekte waren für Wasserfrösche bislang nicht erforderlich, da sie sich – sofern Habitat vorhanden – meist von allein einfinden. Dennoch profitieren sie immens von allgemeinen Amphibienschutzmaßnahmen. Gewässerschutz: Die Erhaltung von Kleingewässern in der Landschaft ist ein primäres Anliegen. Indem Teiche nicht zugeschüttet und Altgewässer offen gehalten werden, unterstützt man automatisch die Bestände der Wasserfrösche. In vielen Bundesländern gibt es Kleingewässer-Förderprogramme, bei denen z. B. Landwirte unterstützt werden, wenn sie einen Tümpel anlegen. Diese neu geschaffenen Gewässer werden fast immer auch von Wasserfröschen besiedelt, oft als erste Amphibien. Von daher ist jede solche Maßnahme eine indirekte „Wiederansiedlung“. Fischmanagement: In Schutzgebieten wird teils versucht, Fischbesatz zu regulieren (z. B. im Seewinkel, wo manche Lacken nicht mehr befischt werden). Weniger Fische bedeuten bessere Vermehrungsbedingungen für Amphibien, inklusive Wasserfrösche. Dies hat man z. B. in einem Projekt in den Donau-Auen in Rührsdorf (NÖ) verfolgt, wo Flutmulden vom Fischbestand separiert wurden – prompt explodierten die Kaulquappenzahlen diverser Arten. Biotopvernetzung: Da Teichfrösche wanderungsfreudig sind, versucht man, ihre Lebensräume in der Raumplanung zu vernetzen. Etwa entlang der Donau werden Tümpelketten geschaffen, sodass Kolonien nicht isoliert bleiben. Ex-situ-Maßnahmen: Für Grünfrösche sind diese unüblich; man züchtet sie nicht gezielt nach, da Bedarf fehlt – im Gegenteil, manchmal entwickeln sie sich in isolierten Gewässern so massenhaft, dass es fast eines „Managements“ im Sinne von Reduktion bedürfte (in kleinen Amphibienzuchtgewässern entnimmt man bisweilen übersiedelte Teichfroschlaichballen, um andere rarere Arten zu schützen). Aufklärung: Eine wichtige Maßnahme ist, Bewusstsein zu schaffen, dass Grünfrösche keine „Fischkonkurrenten“ sind, sondern schützenswerte Tiere. In Fischteichen gelten Frösche manchmal als störend; hier wird durch Naturschutzinformation klargemacht, dass Frosch und Fisch zusammen existieren dürfen und Frösche nicht abgesammelt werden dürfen (das war früher mancherorts Praxis). Monitoring: Für eventuelle Hybridisierungsprobleme (Verdrängung lessonae durch ridibundus) wird in Zukunft Monitoring erwogen, um zu sehen, ob Schutz für den reinen Kleinen Wasserfrosch notwendig wird – z. B. könnte man in empfindlichen Moorgewässern ein Einsetzen von Seefröschen verhindern. Konkrete Action Plans dafür gibt es aber noch nicht. In Summe beschränken sich Bestandsstützungsmaßnahmen auf Habitatmanagement. Wiederansiedlungen im Sinne „Frosch aussetzen“ hat man in Einzelfällen jedoch bei stillgelegten Teichanlagen getan: Es kam vor, dass in renaturierte Gebiete spontan keine Grünfrösche einwanderten; in solchen Fällen hat man von nahegelegenen Teichen ein paar Teichfrösche umgesiedelt, die sich dann fortpflanzten. Das wird aber nicht offiziell als Programm geführt, sondern war pragmatische Einzelfallhilfe. Da Grünfrösche robust sind, ist dieser indirekte Weg meist erfolgversprechend. Wichtiger ist, ihre Lebensräume langfristig zu sichern – dann erledigen sie die Wiederbesiedlung meist selbst.

Habitatmanagement und zu erwartende Wirkung dieser Maßnahmen

Habitatmanagement für Wasserfrösche überschneidet sich mit generellem Gewässermanagement. Grundprinzip: Saubere, strukturreiche und ausreichend zahlreiche Gewässer erhalten oder schaffen.Konkrete Schritte sind: Gewässerschutz vor Verschmutzung – hier ist z. B. das Zurückdrängen von Pestiziden und Düngereinträgen wichtig, was allerdings genereller Gewässerschutz ist. Grünfrösche tolerieren zwar bis zu einem gewissen Grad Eutrophierung, aber bessere Wasserqualität erhöht die Insektenfauna und damit Nahrungsgrundlage. 

Ufergestaltung: Wasserfrösche brauchen besonnte Uferzonen mit Flachwasser und Vegetation sowie Zugang zu Landbereichen zum Sonnen. In der Praxis heißt das, dass z. B. bei Teichrenaturierungen darauf geachtet wird, einen Teil des Ufers offen und sanft abfallend zu gestalten (nicht überall steile Böschungen). Solche Zonen nutzen Frösche rege – man sieht sie dort sitzen und jagen. 

Fischmanagement: Habitatmanagement kann bedeuten, dass in amphibienwichtigen Teichen auf Besatz mit räuberischen Fischen verzichtet wird. In Feuchtgebieten mit amphibienfördernden Konzept wird z. B. auf Karpfenernte in Laichzeiten Rücksicht genommen (um das Ablassen nicht mit dem Kaulquappenschlupf kollidieren zu lassen). Wenn diese minimalen Anpassungen passieren, ist zu erwarten, dass die Amphibien – inkl. Grünfrösche – dort in hoher Zahl existieren können. 

Neobiota-Kontrolle: Ein Aspekt, der zukunftsrelevant ist, ist die Kontrolle invasiver Arten: In manchen Gewässern tauchten z. B. nordamerikanische Ochsenfrösche (Lithobates catesbeianus) auf, welche große Konkurrenz und Raubfeinde darstellen. Bisher gab es in Ö nur wenige Funde, alle sofort bekämpft. Für den Erhalt unserer Wasserfrösche ist es wichtig, so etwas weiterhin konsequent zu tun. 

Erwartete Wirkung: Wasserfrosch-Bestände reagieren auf Habitatmaßnahmen meist sehr positiv und schnell. Schon eine teilweise Entschlammung eines Teichs (die mehr Flachwasserbereiche schafft) führt dazu, dass im nächsten Jahr mehr Laichballen abgelegt werden. Ein Beispiel: Im Burgenland wurde ein zugewucherter Lackenrand offen gemäht – prompt stieg die Zahl der dort sichtbaren Frösche deutlich, da mehr Sonnenplätze vorhanden waren. Durch Neuanlage von Teichen in Biotopverbundlinien werden in der Regel binnen einer Saison diese Teiche besetzt; so konnte man in manchen Bereichen die Dichte der Vorkommen erhöhen und isolierte „Lücken“ schließen. Grünfrosch-Populationen haben außerdem den Ruf, in guten Habitaten exponentiell zuzunehmen, bis sie vom Raum her begrenzt werden – was sich in der Praxis z. B. daran zeigt, dass in Amphibienhochzeiten fast jeder Pflock am Ufer von einem Frosch besetzt ist. Durch Habitatmanagement kann man also gewissermaßen Überdruck entfernen, indem man mehreren Fröschen mehr Raum gibt. Dies entlastet auch andere Amphibien, da sich die Frösche verteilen statt alle in einem Tümpel zu konzentrieren. Eine erweiterte Erwartung: Stabile, häufige Grünfroschpopulationen sind wiederum Beute für viele andere Tiere (Reiher, Störche, Schlangen wie Ringelnattern). Indem man ihre Bestände sichert, erhält man auch diese trophischen Interaktionen. Insofern fungiert der Wasserfrosch gewissermaßen als Schlüsselart in amphibienreichen Gewässern. Habitatmanagement, das gut umgesetzt wird, sollte daher einen doppelten Effekt haben: den Erhalt der Wasserfrosch-Bestände und parallel den Nutzen für das gesamte Feuchtgebiet-Ökosystem. Angesichts der aktuell (noch) relativ guten Lage ist es vorrangig, den Status Quo zu sichern und Verschlechterungen zu verhindern. Das heißt, die vielen noch vorhandenen Laichgewässer zu schützen, bevor sie verloren gehen. Die erwartete Wirkung dieser Bemühungen ist, dass Grünfrösche auch in Zukunft in Österreich nicht selten werden und weiterhin als weit verbreitete Amphibien in unseren Gewässern quaken werden.