Aussehen
Der Moorfrosch ist ein mittelgroßer Braunfrosch mit einer Körperlänge von 5 bis 7 cm. Er besitzt eine relativ schlanke Gestalt, eine spitze Schnauze und eine rötlichbraune bis graubraune Färbung mit dunkler Fleckung. Während der Laichzeit färben sich die Männchen für wenige Tage intensiv hellblau – ein auffälliges Unterscheidungsmerkmal. Eine helle Rückenlinie kann vorhanden sein. Die Schläfenmaske ist meist weniger ausgeprägt als beim Grasfrosch, das Trommelfell ist deutlich sichtbar.

Verbreitung in Österreich
Der Moorfrosch hat in Österreich ein relativ begrenztes und disjunktes Verbreitungsgebiet, da er als typische Tieflandart nur in bestimmten Regionen vorkommt. Zwei Hauptvorkommensgebiete lassen sich unterscheiden: Zum einen der Nordwesten Niederösterreichs (Waldviertel), wo die Nominatform Rana arvalis arvalis (Nordeuropäischer Moorfrosch) in einigen Moor- und Teichgebieten am Hochplateau (z. B. um Heidenreichstein) vorkommt. Zum anderen der Osten Österreichs, in dem die Unterart Rana arvalis wolterstorffii (sogenannter „Balkan-Moorfrosch“) verbreitet ist. Diese pannonische Unterart findet sich entlang der Donau ab dem Raum Krems flussabwärts bis zur ungarischen Grenze, außerdem in den March-Auen und im Gebiet des Neusiedler Sees (Burgenland). Ebenso gibt es einzelne isolierte Vorkommen in tiefen Lagen der Steiermark und Kärntens – zum Beispiel im südöstlichen Steirischen Hügelland (Raab-Tal, Lafnitztal) sowie im Klagenfurter Becken. In Wien und Oberösterreich galt der Moorfrosch lange Zeit als ausgestorben bzw. verschollen; jüngere Untersuchungen bestätigen allerdings, dass in den Donau-Auen Wiens (Lobau) einzelne Moorfrösche auftreten können, vermutlich als Ausläufer der Marchfeld-Population. In Oberösterreich ist die Art mittlerweile extrem selten – historische Hinweise aus dem Mühlviertel oder Innviertel konnten in den letzten Jahrzehnten nicht mehr bestätigt werden. Insgesamt bewegt sich der Moorfrosch in Österreich am südwestlichen Rand seines europäischen Verbreitungsareals, was bedeutet, dass die Populationen hier isolierte Vorposten bilden. Höhenmäßig ist der Moorfrosch auf niedrige Regionen beschränkt: Er kommt nur bis etwa 1000 m Seehöhe vor, zumeist jedoch unter 300 m (pannonisches Flachland) bzw. bis ca. 600 m (Waldviertel). Das Areal der beiden Unterarten überschneidet sich nicht, da geographisch getrennt – es gibt also keine Mischpopulationen; die beiden Gruppen sind durch das dazwischenliegende Alpengebiet vollständig separiert. Summiert man alle Teilareale, ergibt sich ein sehr lückenhaftes Gesamtbild, wobei Kenner die Art vor allem mit den Begriffen „March-Thaya-Auen“ und „Waldviertler Teichmoore“ verbinden.
Bevorzugte Habitate
Der Moorfrosch macht seinem Namen Ehre: Er bewohnt gerne moorige, grundfeuchte Landschaften und Auwälder mit hohem Wasserspiegel. Lebensraum-Schlüsselmerkmale sind ständig feuchter Boden und periodisch überschwemmte Flächen. Typische Biotope in Österreich sind z. B. Niedermoore, Bruchwälder, nasse Auwiesen und Verlandungszonen von Teichen. Besonders wohl fühlt sich der Moorfrosch in torfigen, sumpfigen Gebieten mit lückiger Gehölzstruktur – also etwa Erlenbruchwälder oder Birken-Moorwälder, wo offene Tümpel zwischen Moospolstern liegen. Als Laichgewässer nutzt er vielfältige Wasseransammlungen, bevorzugt jedoch solche, die temporär oder halb-permanent sind und einen hohen Wasserstand im Frühjahr haben. Beispiele dafür sind: Altwässer in Flussauen (stehende Altarmreste), Hochmoor- und Heideweiher, periodisch geflutete Wiesenmulden, temporäre Waldtümpel und auch künstliche Gewässer wie seichte Torfstiche oder flache Fischteiche. Moorfrosch-Laichgewässer zeichnen sich oft durch weiches, leicht saures Wasser und viel abgestorbenes Pflanzenmaterial (Detritus) aus. Die Kaulquappen haben eine bemerkenswerte Toleranz gegenüber erhöhtem Säuregehalt, was ihnen in Moorgewässern das Überleben ermöglicht, wo andere Frösche scheitern würden. Trotzdem kommen Moorfrösche auch in neutraleren Gewässern vor, sofern diese ungestört und fischfrei sind. Wichtig ist, dass die Laichplätze eine gute Sonnenexposition besitzen: gut besonnte, flache Bereiche (10–30 cm tief) sind ideal, denn dort erwärmt sich das Wasser rasch. Moorfrösche sind Explosivlaicher, d.h. sie versammeln sich massenhaft an wenigen Tagen zum Laichen – dafür brauchen sie geeignete Stellen, wo die vielen Laichballen zusammen abgelegt werden können (häufig an den windabgewandten Uferzonen, in pflanzenreichen flachen Buchten). Nach dem Ablaichen verlassen die erwachsenen Frösche das Gewässer recht bald wieder und streuen in die Umgebung. Sommerhabitate liegen meist in der Nähe der Gewässer (bis etwa 500–1000 m entfernt): Der Moorfrosch bleibt in feuchten Wäldern, Augebüschen und Moorheiden. Er hält sich gerne in üppiger Krautschicht auf; man findet ihn z. B. in Schilfbeständen, Seggenrieden oder auf nassen Wiesen mit hohem Gras. Die gemeinsame Eigenschaft dieser Landlebensräume ist der hohe Grundwasserspiegel und ständige Bodennässe. Moorfrösche meiden trockene, offene Gebiete – sie bleiben eher im Halbschatten, wo der Boden sumpfig ist. Auch in landwirtschaftlichen Feuchtwiesen (z. B. ungedüngten Streuwiesen) können sie vorkommen, solange diese nicht austrocknen. Im Herbst wandern viele Moorfrösche bereits früh zurück in Richtung ihrer Laichgewässer und überwintern in Gewässernähe, oft eingegraben im weichen Boden oder unter wassergetränktem Moos. Man hat beobachtet, dass Moorfrösche mit anderen Amphibien (etwa Springfröschen) gemeinsam Überwinterungsstellen in Ufernähe beziehen. Alles in allem braucht der Moorfrosch also großflächige Feuchtlebensräume mit einem Wechsel aus Flachgewässern und angrenzenden nassen Wiesen oder Wäldern. Solche Bedingungen sind selten geworden – was eine Hauptursache seiner Gefährdung darstellt.
Nahrung
Die Ernährung des Moorfrosches unterscheidet sich kaum von der anderer „Braunfrösche“. Adulte Moorfrösche jagen an Land hauptsächlich Insekten und andere wirbellose Kleintiere. Zu ihren Beutetieren gehören verschiedene Käfer (v.a. Laufkäfer, Rüsselkäfer), Asseln, Insektenlarven (z. B. Raupen, Käferlarven), Tausendfüßer und Spinnentiere. Untersuchungen von Mageninhalten zeigen, dass Käfer oft dominieren, was damit zusammenhängt, dass diese Frösche in nassen Wiesen leben, wo viele Käfer am Boden oder in der Krautschicht aktiv sind. Auch Schnecken und Würmer verzehren Moorfrösche – sie fressen sowohl Nacktschnecken als auch Gehäuseschnecken (letztere schlucken sie samt Gehäuse). Regenwürmer stellen an manchen Standorten eine bedeutende Nahrungsquelle dar, insbesondere nachts nach Regen kommen Moorfrösche hervor und ziehen Würmer aus ihren Löchern. Die Nahrungswahl ist vor allem vom Angebot abhängig: Der Moorfrosch frisst, was in seinem sumpfigen Habitat häufig vorkommt und für ihn greifbar ist. Dazu können saisonal auch Mücken, Fliegen oder Heuschrecken zählen, falls diese in Bodennähe erbeutet werden können. Kaulquappen des Moorfrosches sind – wie bei vielen Froschlurchen – größtenteils Aufwuchsfresser: Sie ernähren sich von pflanzlichem Detritus, Algen und Abfallstoffen im Gewässer. Ihre Anpassung an Moorgewässer zeigt sich darin, dass sie sogar Laubstreu in leicht saurem Wasser verwerten können. Allerdings verschmähen Moorfrosch-Kaulquappen auch tierische Kost nicht völlig: In nährstoffreicheren Tümpeln wurden sie dabei beobachtet, wie sie an toten Insekten fraßen oder Kleinstkrebse filtrierten. Trotzdem ist ihr Verdauungstrakt vorwiegend auf pflanzliche Kost eingestellt. Nach der Metamorphose ernähren sich die jungen Moorfrösche sofort räuberisch von Winzlingen: Springschwänze, Milben und kleine Fluginsekten werden gejagt. Zusammengefasst nutzt der Moorfrosch die üblichen Ressourcen eines feuchten Lebensraums: Er dezimiert Schädlinge wie Käferlarven und Raupen auf nassen Wiesen und trägt zum Gleichgewicht im Bodennahrungsnetz bei, während seine Kaulquappen durch Detritusabbau zur Nährstoffkreislauf in Moorgewässern beitragen.
Gefährdung und historische Bestandsentwicklung
Der Moorfrosch ist in Österreich eine seltene und gefährdete Art. In der Roten Liste wird er als gefährdet (VU)geführt, wobei er in einigen Bundesländern (Oberösterreich, Kärnten, Wien) sogar als „vom Aussterben bedroht“ eingestuft ist. Historisch betrachtet war der Moorfrosch nie flächendeckend in Österreich verbreitet, sondern immer auf spezielle Feuchtgebiete beschränkt. Allerdings waren diese früher weit ausgedehnter: Beispielsweise gab es im 19. Jahrhundert großflächige Moor- und Sumpfgebiete im nördlichen Waldviertel und im Seewinkel, die seitdem stark geschrumpft sind. Ab Mitte des 20. Jahrhunderts erlebte der Moorfrosch einen drastischen Lebensraumverlust.Große Niedermoorflächen wurden entwässert, um sie in Landwirtschaftsflächen umzuwandeln. Moore und Sümpfe galten als unwirtschaftlich und wurden trockengelegt; so sind etliche Hochmoore im Waldviertel verschwunden oder auf kleine Reste reduziert, und die pannonischen Feuchtwiesen wurden vielfach in Ackerland umgewandelt. Damit gingen auch Moorfrosch-Vorkommen verloren. Hinzu kommt die Flussregulierung: Die Donau wurde im letzten Jahrhundert stark reguliert und mit ihr verschwanden viele regelmäßig überschwemmte Auen – dort, wo Moorfrösche als Teil der Au-Fauna lebten, haben kanalartige Flüsse und trockengelegte Augebiete ihre Lebensgrundlage zerstört. Zerschneidung durch Infrastruktur hat isolierte Populationen geschaffen, die nun keinen Austausch mehr haben. Ein Beispiel: Früher bildeten die Moorfrosch-Vorkommen im Marchfeld und im Wiener Donauraum ein zusammenhängendes Netzwerk; nach dem Bau großer Verkehrswege (Autobahnen, Donau-Oder-Kanal) und starker Siedlungstätigkeit sind dies nun kleine Inseln, die dem Aussterberisiko ausgesetzt sind. Der Einsatz von Pestiziden in anmoorigen Wiesen und der Nährstoffeintrag in Kleingewässer (Gülle, Überdüngung) haben ebenfalls negativ gewirkt, da Moorfrosch-Laichgewässer traditionell oligotroph bis mesotroph sind – eine zu starke Nährstoffanreicherung fördert Fäulnisprozesse, welche Kaulquappen schaden. Die Summe dieser Faktoren führte dazu, dass etwa in Oberösterreich und Wien die Moorfrosch-Populationen fast erloschen sind (in Wien galt er ab den 1960ern als verschollen, bis einzelne Tiere jüngst wieder entdeckt wurden). Auch aus der Südsteiermark wurden Bestandseinbrüche gemeldet, nachdem dort Feuchtwiesen entwässert wurden. Über die letzten Jahrzehnte summieren sich die Rückgänge österreichweit auf geschätzte 70–90 % Verlust der ursprünglichen Individuenanzahl – genaue Zahlen fehlen zwar, aber Indizien wie das Verschwinden von Rufen an ehemals bekannten Plätzen untermauern die Schätzung. Insofern muss man von einer sehr negativen historischen Entwicklung sprechen: Der Moorfrosch ist im Land rar geworden und befindet sich vielerorts an der Grenze zum lokalen Aussterben.
Aktuelle Bestandssituation
Gegenwärtig existieren in Österreich nur noch relativ wenige, voneinander isolierte Moorfrosch-Vorkommen. Der Gesamtbestand der Art wird als gering und rückläufig eingeschätzt. Positiv hervorzuheben: Einige der bedeutendsten Vorkommen liegen in Schutzgebieten, was ihnen ein kleines Maß an Sicherheit gibt. So sind die Moorfrosch-Populationen im Nationalpark Donau-Auen (insbesondere im niederösterreichischen Teil) zwar klein, aber durch die Unterschutzstellung des Lebensraums stabilisiert. Ähnliches gilt für das Natura 2000-Gebiet im Seewinkel: Dort, in den letzten verbliebenen Süßwasser-Bereichen neben den Salzlacken, kommen Moorfrösche noch vor – teils streng konzentriert auf einige Lackenränder. Das Waldviertel beherbergt in den verbliebenen Mooren (wie dem Naturpark Heidenreichsteiner Moor) ebenfalls eine kleine, aber wichtige Population; diese stellt die westlichste Population dar und ist isoliert. Negativ: In Oberösterreich sind keine kontinuierlichen Vorkommen mehr bekannt, die Art gilt dort faktisch als ausgestorben. In Wien gibt es wenige Einzelfunde in der Lobau, aber keine stabile Fortpflanzungsgemeinschaft – die Wiener Moorfrösche sind demnach bestenfalls Zuwanderer aus dem Umland. In Kärnten und der Steiermark sind Moorfroschnachweise sehr selten und meist schon älter; wenn noch vorhanden, so wohl in ganz geringer Zahl in Mooren am Ostrand der Alpen (z. B. Thörl-Maglern in Kärnten). Zusammenfassend scheint die Art gegenwärtig auf zwei Kernräume beschränkt: die March-Thaya-Auen inkl. Donau bei Wien und das nördliche Waldviertel, plus ein paar Einzellokalitäten im Seewinkel. Die Populationsgrößen an diesen Orten sind schwer zu quantifizieren, da Moorfrösche relativ unauffällig sind und nur während der kurzen Laichzeit gut zu erfassen. Bei speziellen Laichgewässerkartierungen wurden in den March-Auen an manchen Stellen zweistellige Zahlen von Laichballen gefunden, was auf wenigstens einige Dutzend adulten Tiere schließen lässt. Doch insgesamt werden in ganz Österreich wohl nur wenige hundert erwachsene Moorfrösche leben. Die aktuelle Situation kann als kritischbezeichnet werden: Der Moorfrosch ist eines der seltensten Amphibien des Landes. Bemerkenswert ist allerdings, dass 2025 der Moorfrosch zum „Lurch des Jahres“ in Österreich gewählt wurde – eine Aktion, die darauf abzielt, auf die Gefährdung dieser Art aufmerksam zu machen und Schutzmaßnahmen zu intensivieren. Dadurch haben einige Bundesländer begonnen, den Moorfrosch gezielt zu fördern. Es bleibt jedoch festzuhalten, dass ohne umfassende Schutzbemühungen die meisten der verbliebenen Moorfrosch-Vorkommen in den nächsten Jahrzehnten erlöschen könnten.
Maßnahmen zur Wiederansiedlung oder Bestandsstützung
Aufgrund der prekären Lage des Moorfrosches stehen mittlerweile einige Schutzmaßnahmen im Raum, um seine letzten Populationen zu stützen. Zentral ist der Erhalt seiner Lebensräume: In den March-Thaya-Auen und im Seewinkel etwa werden Bemühungen unternommen, den hohen Grundwasserspiegel zu sichern. Das bedeutet praktisch, dass weniger Wasser abgeleitet und Entwässerungsgräben teilweise verschlossen werden, um Feuchtwiesen vernässt zu halten. Im Waldviertel wurde in bestimmten Moorgebieten (z. B. im Naturpark Heidenreichsteiner Moor) das Aufstauen von Abflüssen betrieben, um die Moorflächen vor weiterer Austrocknung zu bewahren – dies kommt dem Moorfrosch zugute, indem Moorweiher länger wasserführend bleiben. Laichgewässerpflege ist ebenfalls ein Thema: In einigen Schutzgebieten werden stark verlandete Tümpel wieder ausgegraben oder begradigte Altarme renaturiert. Zum Beispiel gab es in den Donau-Auen Initiativen, wieder dynamischere Gewässerstrukturen herzustellen, was flache, fischfreie Gewässerbereiche schafft, die Moorfrösche als Laichplätze nutzen können. Daneben sind Anpassungen in der Landnutzung wichtig: In Moorfrosch-Gebieten werden Landwirte ermutigt,Feuchtwiesen spät und in Etappen zu mähen (um Jungfrösche nicht zu gefährden) und auf Dünger sowie Spritzmittel zu verzichten. Solche Maßnahmen werden teils über Vertragsnaturschutz abgegolten. Wiederansiedlung im engeren Sinne ist heikel, da Moorfrösche hohe Habitatansprüche haben. Bisher wurde in Österreich noch keine Auswilderung von gezüchteten Moorfröschen unternommen. Allerdings könnte es in Zukunft notwendig sein, wenn die verbleibenden Populationen zu klein werden. In diesem Sinne laufen Monitoring- und Zuchtplanungen: Die Österreichische Gesellschaft für Herpetologie beobachtet die Vorkommen und würde bei weiterem Rückgang möglicherweise ein Zuchtprogramm anstoßen. Ex-situ ist diese Art herausfordernd, aber nicht unmöglich zu vermehren (einige Zoos in Europa haben es geschafft). Der Plan wäre, Moorfrosch-Laich aus bestehenden Populationen zu entnehmen, die Kaulquappen unter kontrollierten Bedingungen groß zu ziehen und die Jungfrösche dann in ehemals besiedelten, wiederhergestellten Habitaten freizulassen. Vordringlich bleibt jedoch, dass die Moorfrosch-Bestände vor Ort stabilisiert werden. So existiert seit kurzem ein Schutzprojekt im Burgenland, das dem Moorfrosch als Lurch des Jahres gewidmet ist: Dabei werden u. a. Galloway-Rinder in Moorwiesen eingesetzt, um diese offenzuhalten, und zusätzliche Flachwasserzonen in einer Flussaue gegraben. Solche lebensraumorientierten Maßnahmen sollen es den Moorfröschen ermöglichen, sich aus eigener Kraft zu vermehren und auszubreiten. Insgesamt sind die Schutzmaßnahmen beim Moorfrosch also bislang eher präventiv und habitatbezogen – direkte Wiederansiedlungen oder Bestandsstützungen über Zucht sind noch in Vorbereitung oder als letzte Option vorgesehen. Wichtig wird auch die internationale Zusammenarbeitsein, da Moorfrosch-Populationen an den Grenzen (z. B. March-Gegend mit Slowakei, Neusiedler See mit Ungarn) nur gemeinsam gesichert werden können.
Habitatmanagement und zu erwartende Wirkung dieser Maßnahmen
Das Habitatmanagement für den Moorfrosch ist anspruchsvoll, da es auf Landschaftsebene ansetzen muss.Wasserhaushalt und Flussdynamik: Ein Kernaspekt ist die Wiederherstellung zumindest teilweise naturnaher Wasserregime. In Flussauen bedeutet dies, Überschwemmungen wieder zuzulassen und Hochwässer nicht vollständig durch Dämme auszuschließen. Wenn Auwälder wieder regelmäßig überflutet werden, entstehen automatisch die seichten Tümpel und Kolke, die Moorfrösche als Laichgewässer brauchen. Erwartungsgemäß würde eine solche Renaturierung – etwa von Teilflächen in der March-Aue – dazu führen, dass Moorfrösche sich wieder auf weitere Areale ausbreiten können. Moorrenaturierung: Im Waldviertel oder auch im Burgenland (z. B. Hanság-Moorgebiet) versucht man, trockengelegte Moorwiesen wieder zu vernässen, indem man Drainagen verschließt. Die Wirkung dieser Maßnahmen ist bereits beobachtbar: Mit steigender Wasserhaltung wurden in ehemals ausgetrockneten Moortümpeln plötzlich wieder Moorfrosch-Laichballen entdeckt. Die Schaffung neuer Kleingewässer in Moorgebieten ist ebenso Teil des Managements – allerdings muss man hier beachten, dass Moorfrösche neu angelegte Gewässer nicht immer sofort finden, besonders wenn die Ausgangspopulation sehr klein ist. Dennoch: In Gebieten, wo Moorfrösche noch in der Nähe vorkommen, könnten neu ausgehobene, flache Tümpel als „Trittsteine“ wirken und die Fortpflanzungsmöglichkeiten erweitern. Biotopverbund: Ein Ziel des Habitatmanagements ist es, die isolierten Moorfrosch-Gruppen wieder näher zusammenzubringen. Praktisch versucht man also, eine Kette von geeigneten Habitaten zwischen vorhandenen Vorkommen zu legen. Im Marchfeld beispielsweise könnten durch Feuchtwiesen-Aufwertung und Gewässerneuanlagen die bisher getrennten Teilpopulationen an der March und in der Lobau verbunden werden. Wenn dies gelingt, wäre die genetische Vielfalt besser gesichert und Aussterberisiken würden sinken. Erwartete Effekte: Der Moorfrosch reagiert empfindlich auf Habitatveränderungen. Daher wird positives Feedback – wie zunehmende Sichtungen oder mehr Laich – ein Hinweis darauf sein, dass die Maßnahmen fruchten. In der Praxis rechnet man damit, dass sich nach einigen Jahren konsequenten Managements die Moorfroschzahlen zumindest lokal erhöhen können (z. B. mehr Laichballen pro Gewässer). In gut gemanagten Mooren (wie dem Heidenreichsteiner Moor) wird bereits wieder ein stabiler Moorfrosch-Bestand vermutet, während unbeeinflusste Standorte weiter Schwund zeigen. Eine besondere Herausforderung bleiben die Randpopulationen – hier kann Habitatmanagement allein womöglich nicht ausreichen. Im Rheindelta Vorarlbergs beispielsweise ist fraglich, ob Moorfrösche ohne Zuwanderung aus dem Ausland überleben können, selbst wenn man Flächen vernässt; dort wäre dann parallel eine Aussetzungsmaßnahme nötig, die aber nur Sinn hat, wenn das Habitat stimmt. Generell gilt: Nur durch eine deutliche Verbesserung der Habitatqualität wird der Moorfrosch in Österreich eine Zukunft haben.Die erwartete Wirkung guter Maßnahmen ist eine Verlangsamung oder ein Stoppen des Bestandsrückgangs. Im Idealfall könnten einige Gebiete, wo der Moorfrosch bereits verschwunden war, wiederbesiedelt werden (sei es natürlich oder unterstützt). Dies käme nicht nur dem Moorfrosch zugute, sondern auch einer Vielzahl anderer Arten der Feuchtgebiete – von seltenen Libellen bis zu Wiesenvögeln. Die bisher beobachteten Teilerfolge motivieren zur Ausweitung der Bemühungen: Gelingt es, über die nächsten Jahre Moorfrosch-Habitate großflächig zu sichern und zu vernetzen, so dürfte die Art in Österreich wenigstens in einigen Refugien erhalten bleiben und muss nicht vollständig der Liste ausgestorbener Arten hinzugefügt werden.