Aussehen
Der Grasfrosch ist mit einer Länge von bis zu 11 cm einer der größeren heimischen Frösche. Seine Färbung reicht von bräunlich über rotbraun bis olivgrün und ist meist mit dunkler Fleckung durchzogen. Markant ist die dunkle Schläfenmaske, die sich vom Nasenloch über das Auge bis hinter das Trommelfell erstreckt. Die Hinterbeine sind kräftig und ermöglichen weite Sprünge. Die Haut ist glatt bis leicht körnig, der Körper gedrungen gebaut. Der Grasfrosch zeigt keine Rückenlinie, wie sie bei verwandten Arten vorkommen kann. Im Unterschied zu anderen Braunfröschen hat der Grasfrosch eine rundlichere Schnauze und ist in der Laichzeit oft grau überhaucht.
Verbreitung in Österreich
Der Grasfrosch ist österreichweit nahezu flächendeckend verbreitet und zählt zu den häufigsten Amphibienarten des Landes. Er kommt in allen Bundesländern vor und besiedelt unterschiedlichste Regionen vom Tiefland bis ins Hochgebirge. In vielen naturnahen Landschaften findet man noch individuenreiche Bestände. Areallücken bestehen lediglich in einigen extremen Tieflagen im Osten: In Teilen des pannonischen Flachlands (etwa im trockenen Weinviertel, im Marchfeld und im Seewinkel) fehlt der Grasfrosch weitgehend oder tritt nur sporadisch auf. Ansonsten ist er vom Alpenvorland bis in subalpine Höhen weit verbreitet. Bemerkenswert ist sein Vorkommen bis in Höhen von rund 2.500 m – damit dringt er tiefer in alpine Regionen vor als die meisten anderen Froscharten. Selbst in kleineren Wald- und Wieseninseln innerhalb von Ortschaften kann man dem Grasfrosch gelegentlich begegnen.

Bevorzugte Habitate
Aufgrund seiner breiten ökologischen Anpassungsfähigkeit nutzt der Grasfrosch ein großes Spektrum an Lebensräumen. Generell bevorzugt er jedoch feuchte Umgebungen. Typische Lebensräume sind Wälder (insbesondere feuchte Laub- und Mischwälder), wechselfeuchte Wiesen und Feuchtgebiete, moorige Senken, aber auch extensiv genutzte Felder, Auwälder und Uferbereiche von Gewässern. Der Grasfrosch ist zudem Kulturfolger und findet sich in Gärten, Parkanlagen und sogar bis an den Rand von Siedlungsgebieten, sofern dort genug Feuchtigkeit und Verstecke (z. B. dichtes Gras, Hecken) vorhanden sind. Als Laichgewässer nutzt er nahezu alle Formen von Stillgewässern, ob temporär oder permanent: von kleinen Überschwemmungspfützen, Tümpeln und Lacken über Teiche bis hin zu Weihern und Seen. Selbst langsam fließende Gräben, Auen-Altarme oder vegetationsreiche Uferzonen von Bächen und Flüssen dienen mitunter als Laichplatz. Wichtig ist, dass die Gewässer eine gewisse Dauerhaftigkeit während der Laich- und Kaulquappenentwicklung aufweisen – kurzfristig austrocknende Pfützen sind weniger geeignet. Grasfrösche tolerieren auch Gewässer mit mäßigem Fischbestand und wurden schon in Fischteichen bei der Fortpflanzung beobachtet. Allerdings sinkt der Fortpflanzungserfolg deutlich, sobald viele Raubfische im Gewässer sind, da dann Eier und Kaulquappen vermehrt gefressen werden. Den Sommer über hält sich der Grasfrosch überwiegend an Land auf und wandert oft beträchtliche Strecken vom Laichgewässer weg in umliegende Feuchtwiesen, Waldstücke oder Gärten. Als Überwinterungsplätze dienen ihm sowohl frostfreie Verstecke an Land (beispielsweise Erdlöcher, Komposthaufen, unter Totholz) als auch die Gewässer selbst; in letzterem Fall überstehen die Frösche die Winterstarre eingegraben im Schlamm am Gewässerboden.
Nahrung
Der Grasfrosch ernährt sich wie die meisten ausgewachsenen Frösche räuberisch von lebender tierischer Kost. Adulte Grasfrösche jagen vor allem an Land nach diversen Wirbellosen. Zum Beutespektrum gehören Insekten (z. B. Käfer, Fliegen, Mücken, Schmetterlinge und deren Raupen), Spinnen, Asseln, Schnecken (Nackt- und Gehäuseschnecken) und Würmer. Auch Hundertfüßer (wie Steinläufer) und andere bodenlebende Gliederfüßer werden verzehrt. Der Grasfrosch ist kein wählerischer Fresser; er frisst, was er mit seiner klebrigen Zunge überwältigen kann und was jahreszeitlich verfügbar ist. Größere Beutetiere wie ausgewachsene Insekten werden häufig in einem raschen Sprungfang erbeutet. Jungfrösche verzehren entsprechend kleinere Nahrung wie Springschwänze, Blattläuse und kleine Käfer. Die Kaulquappen des Grasfrosches sind dagegen hauptsächlich Pflanzenfresser und Detritusfresser: Sie weiden Algenbewuchs von Steinen und Pflanzenteilen ab und fressen abgestorbenes organisches Material. Bei Gelegenheit nehmen Kaulquappen aber auch eiweißreiche Kost wie Kleinsttierchen oder Aas (z. B. tote Insekten) zu sich. Insgesamt kann man den Grasfrosch als opportunistischen Allesfresser unter den Amphibien bezeichnen, der eine wichtige Rolle bei der Regulierung von Insektenpopulationen in seinen Lebensräumen spielt.
Gefährdung und historische Bestandsentwicklung
Obgleich der Grasfrosch noch weit verbreitet und häufig ist, stehen auch seine Bestände heute unter Druck. In der aktuellen Roten Liste Österreichs gilt er als potenziell gefährdet (“Near Threatened”), was darauf hinweist, dass bei weiterer Lebensraumverschlechterung eine Gefährdung droht. Historisch war der Grasfrosch vermutlich in vielen Landschaften des Landes in hoher Anzahl präsent, doch haben verschiedene Faktoren in den letzten Jahrzehnten zu Rückgängen geführt. Insbesondere in den ausgeräumten Agrarlandschaften des Flachlands ging die Art regional deutlich zurück. Zerstörung und Fragmentierung von Feuchtgebieten, die Trockenlegung kleiner Tümpel und Gräben sowie der Verlust von Feuchtwiesen und Waldsäumen haben zur Verringerung geeigneter Lebensräume beigetragen. Auch die Zunahme des Straßennetzes mit steigendem Verkehrsaufkommen wirkt sich negativ aus: Grasfrösche unternehmen saisonale Wanderungen zwischen Winterquartier und Laichgewässer und fallen dabei in großer Zahl dem Straßenverkehr zum Opfer, was lokal zu “unsichtbaren” Bestandsverlusten führt. In einigen Alpentälern wird von drastischen Einbrüchen der Grasfroschzahlen berichtet – beispielsweise verzeichnete man im Tiroler Inntal seit den 1970er-Jahren deutliche Rückgänge. Insgesamt zeichnet sich über die letzten Jahrzehnte ein schleichender Rückgang ab, der oft erst bei systematischer Beobachtung auffällt (daher wird von einem „heimlichen Rückgang“ gesprochen). Allerdings sind die Trends je nach Region unterschiedlich: In naturnahen, amphibienfreundlichen Gebieten (etwa strukturreichen Mittelgebirgslagen oder in unverbauten Moorlandschaften) können die Grasfrosch-Populationen nach wie vor stabil und zahlreich sein.
Aktuelle Bestandssituation
Der Grasfrosch ist gegenwärtig noch die wohl am weitesten verbreitete Froschart Österreichs und vielerorts häufig. Er profitiert davon, dass er im Vergleich zu spezialisierten Amphibien relativ anpassungsfähig ist und auch in vom Menschen gestalteten Landschaften (etwa Parks oder Gartenteichen) überleben kann. So gibt es nach wie vor tausende kleine Grasfrosch-Laichgewässer im ganzen Land – vom Waldteich bis zur Pfütze in Almwiesen. In vielen Regionen, speziell in höheren Lagen der Alpen und in waldreichen Gebieten, ist die Art stabil und nicht unmittelbar gefährdet. Jedoch mehren sich Berichte, wonach vormals sehr häufige Grasfrosch-Vorkommen in Tieflagen (z. B. im Alpenvorland oder in manchen Flusstälern) deutlich zurückgehen. Die aktuelle Bestandssituation ist somit zweigeteilt: Flächendeckend betrachtet ist der Grasfrosch noch nicht selten, aber lokal sind zum Teil starke Rückgänge und sogar das Verschwinden von Populationen zu verzeichnen. Besondere Sorgen bereiten isolierte Teilpopulationen, die durch Siedlungsbau oder Straßenverkehr voneinander getrennt wurden – hier kann es mangels Austausch rasch zu genetischer Verarmung und Aussterben kommen. Dennoch gilt der Grasfrosch auf nationaler Ebene (noch) nicht als akut gefährdet, sondern als Art, die „genau beobachtet“ werden sollte. Fortlaufendes Monitoring und gezielte Schutzmaßnahmen könnten verhindern, dass er in Zukunft in höhere Gefährdungskategorien rutscht.
Maßnahmen zur Wiederansiedlung oder Bestandsstützung
Für den Grasfrosch als noch häufige Art stehen keine aufwändigen Wiederansiedlungsprogramme im Vordergrund, wohl aber zahlreiche lokale Schutzmaßnahmen zur Bestandsstützung. Eine der wichtigsten Maßnahmen ist die Einrichtung von Amphibienschutzzäunen und -tunneln an kritischen Straßenabschnitten. In vielen Bundesländern werden im Frühjahr temporäre Schutzzäune entlang von Straßen errichtet, an denen Grasfrösche und andere Amphibien massenhaft wandern. Freiwillige Helfer*innen sammeln die Tiere ein und bringen sie sicher über die Straße zu ihren Laichplätzen. Mittelfristig werden an solchen Stellen oft feste Durchlässe (Leitbarrieren und Unterführungen) gebaut, die den Tieren eine gefahrlose Passage ermöglichen. Diese bewährten Maßnahmen retten jährlich tausende Grasfrösche vor dem Verkehrstod und stabilisieren so die lokalen Populationen. Darüber hinaus erfolgt Bestandsstützung vor allem durch habitatbezogene Aktionen: In Naturschutzprojekten werden neue Laichtümpel angelegt oder alte Teiche renaturiert, wovon der Grasfrosch unmittelbar profitiert. Auch die schonende Bewirtschaftung von Feuchtwiesen (etwa angepasste Mahdregime) und der Erhalt von strukturreichen Waldrändern und Hecken helfen der Art, ausreichend Landlebensräume zu finden. In einigen Regionen (z. B. im Wiener Raum) gibt es Umweltbildungsprojekte, die Gartenbesitzer und Gemeinden dazu anregen, amphibienfreundliche Teiche anzulegen – der Grasfrosch siedelt sich in solchen Kleingewässern häufig an. Ex-situ-Maßnahmen wie gezielte Zucht und Auswilderung sind für den Grasfrosch nicht üblich, da dies angesichts seiner noch weiten Verbreitung nicht erforderlich ist. Insgesamt konzentrieren sich die Bestandsstützungsmaßnahmen darauf, die bestehenden Grasfrosch-Vorkommen zu sichern und kleinräumig zu vernetzen, sodass natürliche Wiederansiedlungen benachbarter Lebensräume durch eigene Wanderungen möglich bleiben.
Habitatmanagement und zu erwartende Wirkung dieser Maßnahmen
Das Habitatmanagement für den Grasfrosch setzt an seiner Doppelabhängigkeit von Land- und Wasserlebensräumen an. Erfolgreiche Maßnahmen beinhalten die Pflege und Neuschaffung von Kleingewässern. Durch das regelmäßige Entschlammen und Offenhalten von flachen Teichen sowie das Anlegen neuer amphibienfreundlicher Tümpel (ohne Fische, mit flachen Uferbereichen) wird die Verfügbarkeit von Laichhabitaten erhöht. Diese Maßnahmen zeigen unmittelbare Wirkung: Oft werden neue Gewässer schon im ersten Frühjahr von Grasfröschen besiedelt und als Laichplatz genutzt, was sich an den charakteristischen Laichballen im Flachwasser erkennen lässt. Parallel dazu ist die Erhaltung der Landlebensräume wichtig. Hierzu gehört zum Beispiel ein extensives Wiesenmanagement – spät und abschnittsweise mähen statt früh und flächendeckend –, damit ausreichend Deckung und Feuchtigkeit für die Frösche verbleiben. In Wäldern sollte ein gewisser Anteil an Kleinstgewässern oder wassergefüllten Fahrspuren belassen werden. Ein weiterer Aspekt ist die Vernetzung von Teilhabitaten: Durch Grünbrücken, Amphibientunnel oder schlicht das Belassen von Hecken und Gräben zwischen Laichgewässern und Sommerlebensräumen kann man Wanderrouten offenhalten. Die Wirkung all dieser Maßnahmen ist in der Regel positiv: Wo neue Teiche angelegt und Wiesen vernässt wurden, steigen die Grasfroschzahlen häufig wieder an. Die Erfahrung zeigt auch, dass der Grasfrosch dank seiner Mobilität und Anpassungsfähigkeit relativ rasch auf Habitatverbesserungen reagiert und Gebiete (wieder) besiedelt, die man ihm zugänglich macht. Insgesamt trägt konsequentes Habitatmanagement dazu bei, den Grasfrosch weiterhin als häufige Art im Landschaftsbild zu erhalten und einem großflächigen Bestandsrückgang vorzubeugen.