Aussehen
Die Erdkröte ist eine der größten und kräftigsten einheimischen Froschlurcharten. Weibliche Erdkröten erreichen Körperlängen von bis zu etwa 12–15 cm, Männchen bleiben mit rund 8–10 cm deutlich kleiner. Ihr Körperbau ist kompakt und plump, mit breitem Rumpf und kurzen, stämmigen Gliedmaßen. Charakteristisch ist die warzenreiche Haut: Der Rücken und die Flanken sind von vielen erhabenen Warzen und Drüsen bedeckt, was der Haut eine raue, trockene Textur verleiht. Die Grundfärbung variiert je nach Individuum und Umgebung von graubraun über olivbraun bis rötlich-braun, oft fleckig marmoriert. Die Warzen sind meist etwas dunkler oder orangebraun. Auffällig sind die großen, hinter den Augen liegenden Parotoiddrüsen (Ohrdrüsen) – das sind längliche, bohnenförmige Drüsenpakete, die ein giftiges Sekret (Bufotoxin) absondern können. Diese Parotoiden sind oft orange gefärbt und gut sichtbar, sie dienen der Abwehr von Feinden. Die Augen der Erdkröte haben eine kupfer-goldene Iris und waagerecht geschlitzte Pupillen, was ihr einen bestimmenden Blick verleiht. Die Bauchseite ist heller (grau bis gelblich) und meist dunkelgrau gesprenkelt. Ein weiteres Merkmal sind die Zehen: An den Hinterfüßen sind sie durch Schwimmhäute verbunden, jedoch nicht so stark wie bei Wasserfröschen – die Erdkröte ist zwar eine gute Schwimmerin, aber doch primär ein Landtier. Männchen erkennt man zur Paarungszeit an den dunklen Brunftschwielen an den inneren Fingern (Haltepolster zum Umklammern der Weibchen) und daran, dass sie insgesamt kleiner und manchmal etwas dunkler sind. Ihr Kehllappen ist oft etwas dunkler als bei Weibchen. Der Gang der Erdkröte ist eher behäbig kriechend; sie springt selten (im Gegensatz zu den „echten Fröschen“) und flüchtet eher in gemessenen Sprüngen oder durch langsames Davonlaufen. Insgesamt vermittelt das Aussehen der Erdkröte einen drüsenreichen, massigen Eindruck – ideal angepasst an ein Leben als langsam schreitender Nachjäger auf dem Land. Ihre Tarnfarbe fügt sich in Waldböden und erdigen Untergrund gut ein, sodass sie trotz Größe oft übersehen wird, wenn sie ruhig sitzt.
Verbreitung in Österreich
Die Erdkröte ist in Österreich nahezu flächendeckend verbreitet und war historisch die wohl häufigste Amphibienart des Landes. Sie fehlt lediglich in sehr hochalpinen Bereichen (jenseits ca. 1700–2000 m) und in extrem trockenen Gegenden ohne Gewässer. Grundsätzlich kommt Bufo bufo von den ebenen Tiefländern bis hinauf in montane Lagen vor. Sie wurde beispielsweise in den Alpen bis knapp 2000 m Höhe nachgewiesen (etwa in hochgelegenen Almtümpeln) . Verbreitungsschwerpunkte sind jedoch die Tieflagen, Hügel- und Tallandschaften mit Gewässernähe. Besonders häufig war/ist sie in den großen Waldgebieten des Alpenvorlands und in den Seen- und Teichlandschaften (z.B. im Salzkammergut, Innviertel, Waldviertel, auch Seengebiete Kärntens). Aber auch in Agrargegenden mit Tümpeln und Teichen (Südoststeiermark, Seewinkel teilweise) kam sie vor. In den Städten und Dörfern ist die Erdkröte ebenfalls häufig (gewesen) – viele Gartenteiche, Parkgewässer und selbst Brunnen beherbergen Erdkröten zur Laichzeit. Es gibt nur wenige Teile Österreichs, wo Erdkröten ganz fehlen: Eventuell in sehr intensiv bewirtschafteten Agrarflächen ohne jegliche Kleingewässer (Teile des Marchfelds, pannonische Gebiete) – dort kann das Fehlen von Gewässern und Deckung zu lokalen Lücken führen. Aber selbst im Wiener Stadtgebiet gibt es Vorkommen in Parkteichen und an der Alten Donau. Die Rote Liste führt die Erdkröte als potenziell gefährdet (NT)auf . Das deutet an, dass sie trotz ihres weiten Vorkommens leichte Bestandsrückgänge verzeichnet. In Salzburg etwa wurde sie als „verletzlich“ (VU) eingestuft , was auf spürbare Abnahmen hindeutet. Dennoch sind Erdkröten in Österreich noch vielerorts häufig anzutreffen, vor allem im Frühjahr bei ihren Massenwanderungen zu den Laichgewässern. In einigen Regionen (z.B. Voralpen, Wienerwald, Kärntner Seen) kann man an geeigneten Straßenabschnitten Tausende Erdkröten auf Wanderung beobachten – ein Indiz für noch große Populationen. Verbreitungsmäßig kann man zusammenfassen: landesweit vom Flachland bis in mäßige Berghöhen, überall dort, wo zumindest kleine Stillgewässer zur Fortpflanzung und genügend Verstecke an Land vorhanden sind. Das beinhaltet Wälder, Heckenlandschaften, Gärten, Parks, Auwälder, Siedlungsränder. In reinen Hochgebirgszonen (>2000 m) und extrem ausgeräumten landwirtschaftlichen Intensivflächen ist sie selten oder fehlt.
Bevorzugte Habitate
Erdkröten sind Genera-Listen in Bezug auf Habitat, brauchen aber die Kombination zweier Elemente: terrestrischer Lebensraum mit Deckung und Gewässer zur Fortpflanzung. Ihre Landlebensräume umfassen Wälder, Gebüschzonen, Wiesen und Gärten. Tagsüber halten sie sich gerne in Wäldern oder gehölzreichen Habitaten auf, versteckt unter Laub, in Erdlöchern, unter Totholz oder Steinen. Laubmischwälder mit feuchtem Untergrund sind ideal, aber auch in Nadelwäldern kommen sie zurecht, solange es Unterwuchs gibt. In offenem Gelände nutzen sie gerne Feldraine, Hecken und Böschungen als Unterschlupf. Sie können sich sogar in relativ trockenen Habitaten aufhalten (etwa auf Feldern tagsüber in Mauselöchern), wandern dann aber nachts oft weite Strecken zu feuchteren Bereichen auf Nahrungssuche. Wichtig im Landlebensraum sind Verstecke und Feuchtigkeit: Erdkröten meiden zu trockene, ausgeräumte Flächen am Tag, da sie austrocknen würden. Sie graben sich manchmal auch selbst flache Mulden im Erdreich ein. Im Winter suchen sie frostfreie Quartiere an Land auf: z.B. vergraben sie sich in Waldböden, nutzen Tierbauten (Mäuse-/Kaninchenbauten), Spalten in Kellerfundamenten, Komposthaufen oder sogar Kanalrohre.
Für die Fortpflanzung benötigen Erdkröten Stillgewässer – das können sehr vielfältige Gewässertypen sein: Weiher, Teiche, Seen, Tümpel, Kiesgrubengewässer, langsam fließende Altwässer, ja sogar große Pfützen kommen in Frage. Bevorzugt werden allerdings größere, dauerhafte Gewässer wie Seen und Teiche, weil darin die Kaulquappen sicher bis zur Metamorphose leben können. Typischerweise laichen Erdkröten in fischfreien oder fischarmen Gewässern, tolerieren aber in großen Seen auch eine gewisse Präsenz von Friedfischen (die Kaulquappen der Erdkröte sind leicht giftig, was Raubfische etwas abschreckt). Optimal sind Gewässer mit flachen Uferzonen und reicher Unterwasser- und Ufervegetation, in die die langen Laichschnüre gewickelt werden können. Weibchen legen 3000–6000 Eier in Form von dünnen gallertigen Schnüren, die um Wasserpflanzen oder Äste gewickelt werden. Daher müssen entsprechende Strukturen im Gewässer vorhanden sein (Wasserpflanzen, Algen, Äste). Die Laichgewässer liegen oft erstaunlich weit vom Sommerlebensraum entfernt – Erdkröten unternehmen Laichwanderungen von bis zu 2–3 km, um traditionelle Geburtsgewässer zu erreichen. Sie kehren meist an „ihren“ Geburtsgewässer zurück. Daher zählen auch Seen mitten in offenen Landschaften (wo im Sommer keine Kröten leben) trotzdem als wichtige Laichhabitate, weil die Tiere aus dem Umland im Frühjahr dorthin wandern. Außer in großen permanenten Gewässern können Erdkröten auch in kleinen Waldtümpeln oder Wagenspuren laichen, wenn sonst nichts verfügbar ist – allerdings ist dort das Austrocknungsrisiko hoch. In der Regel bevorzugen sie also größere, beständige Gewässer. Dies unterscheidet sie z.B. von den kleineren Wechselkröten, die eher temporäre Lacken nutzen.
Nach dem Ablaichen (meist im März/April) verlassen die erwachsenen Kröten das Gewässer wieder und zerstreuen sich in die Landhabitate. Die Kaulquappen entwickeln sich über 2–3 Monate im Wasser und verlassen als Jungkröten (winzig, 1 cm groß) im Frühsommer das Gewässer massenhaft. Die Jungkröten benötigen dann feuchte Wiesen oder Waldränder in der Nähe, wo sie Schutz finden und reichlich Nahrung. In den ersten Jahren halten sie sich oft gewässernah auf, ehe sie als geschlechtsreife Tiere ebenfalls weite Wanderungen unternehmen können.
Zusammengefasst: Habitat-Anforderungen der Erdkröte = ein Mosaik aus Landlebensraum mit Verstecken (Wald, Garten, Gebüsch) und mindestens einem geeigneten Gewässer (Teich, See, langsam fließender Tümpel) zum Laichen. Diese Habitate können räumlich getrennt sein, Erdkröten überbrücken dann die Distanz wandernd. Daher sind Verbindungskorridore (Hecken, Grünstreifen) zwischen Winterquartieren und Laichplätzen wichtig.
Nahrung
Erdkröten sind Generalisten-Räuber, die sich vorwiegend von bodenlebenden Wirbellosen ernähren. Ihr Beutespektrum umfasst Vor allem Insekten, Würmer und Schnecken. Typische Beute sind Regenwürmer – diese stellen vielerorts die Hauptnahrung dar, was für die Kröte sehr lohnend ist, da Würmer proteinreich und häufig sind. Ebenfalls verzehren Erdkröten gerne Nacktschnecken und kleine Schnecken (mit Gehäuse). Diese schleimigen Beutetiere können sie sich dank ihres eigenen Hautgiftes leisten – der Schleim der Schnecken schreckt viele Fresser ab, aber Kröten scheint er wenig auszumachen; Bufotoxin im Krötenschleim hilft vielleicht, Keime abzutöten. Weiterhin fressen sie allerlei Käfer und Käferlarven, Asseln, Spinnen, Weberknechte, Hundertfüßer, Schmetterlingsraupen, Ameisen, Laus- und Heuschrecken usw. Grundsätzlich jagt die Erdkröte nach dem Prinzip „sit-and-wait“ oder langsames Streifen. Sie bewegt sich nachts oder in der Dämmerung gemächlich über den Boden und schnellt ihre klebrige Zunge hervor, sobald sich ein kleines Tier in Reichweite bewegt. Größere Beute wie dicke Würmer werden direkt mit dem Maul gepackt und mit Hilfe der Vorderbeine in den Mund geschoben. Erdkröten verschlucken ihre Nahrung meistens ganz. Dank ihres breiten Mauls können sie relativ große Brocken bewältigen. Ihre Zunge ist nicht so lang und präzise wie die eines Frosches, aber immer noch ein effektives Fangwerkzeug. In Bezug auf Nahrungswahl sind sie opportunistisch – was immer reichlich verfügbar ist und in ihr Maul passt, wird gefressen. In einem Garten können sie z.B. viele Nacktschnecken vertilgen, weshalb man sie als „Nützlinge“ schätzt. Seltener fressen Erdkröten auch wirbellose Kleintiere im Wasser (z.B. Kaulquappen oder Molchlarven), aber da sie hauptsächlich Landtiere sind, ist das selten. Die Kaulquappen der Erdkröte wiederum fressen vorwiegend pflanzliche Kost und Algen, teils auch Aas, sind also deutlich anders ernährungsbiologisch orientiert als die Adulten. Es wurde beobachtet, dass große Erdkrötenweibchen gelegentlich sogar kleine Mäuse oder Jungfrösche packen, wenn diese sich unvorsichtig nähern – das ist aber wohl Ausnahme, da Wirbeltiere nicht zu ihrer Standardbeute zählen. Die Erdkröte hat also eine wichtige ökologische Funktion als Insekten- und Schneckenvertilger.
Gefährdung und historische Bestandsentwicklung
Die Erdkröte war einst quasi überall häufig und allgegenwärtig. Historische Berichte sprechen von massenhaften Krötenwanderungen in den Tälern und zahllosen „Unken“ (Kröten) in Teichen. Doch im 20. Jahrhundert zeichnete sich auch bei ihr ein Rückgang ab, wenn auch regional verschieden stark. Insgesamt gilt Bufo bufo heute als potenziell gefährdet (NT) , was bedeutet, dass sie auf der Vorwarnliste steht, aber noch nicht akut bedroht ist. Die Rückgangsursachen sind vielfältig:
Der Verlust von Laichgewässern ist ein bedeutender Faktor für den Rückgang von Erdkrötenpopulationen. Viele traditionelle Gewässer wurden zerstört oder stark verändert. Dorfteiche wurden zugeschüttet, Moore entwässert, und Bäche begradigt, wodurch zahlreiche Laichmöglichkeiten verschwanden und mit ihnen ganze Populationen. Besonders im Flachland, wo Teiche trockengelegt wurden, brachen Bestände weg. In städtischen Gebieten gingen ebenfalls viele Gewässer verloren, etwa durch die Verbauung von Wiener Teichen im 19. Jahrhundert.
Auch Fischbesatz und Gewässerverschmutzung stellen wesentliche Bedrohungen dar. Erdkröten können zwar in fischarmen Seen koexistieren, doch starke Besätze mit Raubfischen wie Hechten und Barschen führten in vormals fischfreien Weihern oft dazu, dass Kaulquappen gefressen wurden und der Reproduktionserfolg drastisch abnahm. Gewässerverschmutzung durch Düngereintrag und Chemikalien schadet ebenfalls den Eiern und Larven. Zwar bieten nährstoffreiche Klärteiche wegen des Algenreichtums günstige Bedingungen für Kaulquappen, jedoch können zu hohe Schadstoffkonzentrationen tödlich sein.
Der Straßenverkehr gilt als eine der größten Gefahren für Erdkröten. Während der Laichzeit wandern oft hunderte bis tausende Kröten gleichzeitig aus ihren Winterquartieren zu den Gewässern. Müssen sie dabei Straßen überqueren, werden in einer einzigen Nacht enorme Zahlen überfahren. Dies führte in vielen Regionen zu einem starken Rückgang oder gar dem Erlöschen lokaler Populationen, bevor Amphibienschutzzäune etabliert wurden. Besonders betroffen sind Straßen an Seeufern oder in Auen, die Wanderkorridore durchschneiden.
Lebensraumzerschneidung durch Siedlungen, große Straßen und Kanäle schadet den Kröten zusätzlich, da sie ihre traditionellen Routen nicht mehr nutzen können. Tunnel und Absperrungen bieten zwar in einigen Bereichen Abhilfe, jedoch nicht flächendeckend. In fragmentierten Lebensräumen sinkt der genetische Austausch, wodurch Populationen isolationsbedingt aussterben können.
Die Agrarintensivierung nahm Erdkröten ebenfalls viel Lebensraum. Früher prägten Hecken, Feldgehölze und Brachen die Agrarlandschaft, heute dominieren weite, monotone Flächen ohne Deckung, begleitet von intensivem Pestizideinsatz. Kröten meiden tagsüber offene Felder wegen der Trockenheit, doch früher konnten sie abends über Weiden mit Tümpeln wandern. Heute fehlen Kleingewässer oft komplett, und Pestizide reduzieren das Nahrungsangebot durch das Insektensterben. Zudem kann die Exposition gegenüber Düngemitteln und Pestiziden direkt gesundheitsschädlich sein.
Klimatische Veränderungen, insbesondere trockenere Frühjahre, können sich ebenfalls negativ auswirken. Teiche trocknen möglicherweise zu früh aus, und Wanderungen erfolgen bei zu warmem Wetter unkoordiniert. Dennoch kommen Erdkröten mit klimatischen Veränderungen noch relativ gut zurecht, da sie flexibel in ihrem Timing sind.
Bisher sind keine massenhaften Krankheitsausfälle bei Erdkröten bekannt. Sie können jedoch vom Chytridpilz Bd befallen sein, der oft subletal wirkt, sowie vom Bsal-Pilz, der Salamander tötet und auch bei einigen Froschlurchen Infektionen verursacht. Zwar traf Bsal bisher hauptsächlich Salamander, doch ist nicht ausgeschlossen, dass auch Kröten gefährdet sind. Laborversuche zeigen Infektionen, jedoch oft ohne tödlichen Verlauf. Dies stellt eher eine potenzielle Gefährdung dar.
Historisch gab es also vor allem anthropogene Verluste: Der massive Amphibienschwund im 20. Jh. traf auch Erdkröten. Trotzdem hielten sich viele Populationen, oft dank Anpassungsfähigkeit (sie nutzen auch Gartenteiche und kleine Tümpel). In den 1980/90ern begann man mit Schutzzäunen, was vielerorts schlimmere Verluste verhinderte.
Rückblickend sind die Abnahmen zwar merklich, aber nicht so extrem wie bei Spezialisten (z.B. Wechselkröte, Gelbbauchunke). Deshalb steht die Erdkröte auf „potenziell gefährdet“ – ein Warnsignal, dass man aufpassen muss, aber noch Gegenmaßnahmen greifen können, um sie häufig zu halten.
Aktuelle Bestandssituation
Aktuell ist die Erdkröte in Österreich nach wie vor einer der verbreitetsten Amphibien, jedoch mit regional sehr unterschiedlicher Dichte. In Gebieten mit vielen Teichen, Seen und Weihern (Salzkammergut, Kärntner Seenplatte, Waldviertel-Teiche) existieren noch große Bestände. Dort kann man an den bekannten Amphibienwanderstrecken im Frühjahr tausende Individuen zählen – zum Beispiel am Ostufer des Attersees oder um den Wörthersee wandern alljährlich riesige Zahlen, die über Zäune abgefangen werden müssen. Solche Hotspots zeigen, dass es noch vitale Populationen gibt. In städtischen Parkanlagen (z.B. Donauinsel Wien, Türkenschanzpark Wien, diverse Schlossparks) werden ebenfalls regelmäßig Erdkröten gesichtet; sie profitieren dort von künstlichen Teichen. In landwirtschaftlichen Flächen ohne Gewässer sind sie dagegen spärlich geworden – etwa im intensiven Ackerland des Marchfelds gibt es nur isolierte kleine Vorkommen, meist an Feuchtgebieten oder Gräben. Waldgebiete mit kleinen Lacken (z.B. im Wienerwald oder Rosaliengebirge) weisen noch ordentliche Populationen auf. Laut Roter Liste nimmt man an, dass die Art zwar noch häufig ist, aber ein latenter Abwärtstrend besteht – daher NT (near threatened) . In Salzburg, wo 2005 genauer erhoben wurde, galten Erdkröten bereits als VU (verletzlich) , nachdem in den letzten Jahrzehnten Amphibien dort durch Lebensraumverlust und Straßen dezimiert wurden. In Ostösterreich hat die intensivere Amphibienbetreuung (Schutzzäune, Bewusstseinsbildung) wahrscheinlich schlimmere Einbußen verhindert; viele klassiche Krötenlaichplätze wie Neusiedler See, Alte Donau, diverse Schlossparks werden inzwischen betreut. Auffällig ist aber: Selbst an betreuten Übergängen sinken mancherorts die Zahlen über Jahre, möglicherweise weil Habitatverschlechterungen im Umland stattfinden oder weil trotz aller Hilfen doch viele Straßentode passieren (ein Teil der Kröten findet immer einen Weg vorbei am Zaun). Lokal gab es auch positive Entwicklungen: Stillgelegte Lehmgruben, die geflutet wurden, haben neue Laichbiotope geschaffen, in denen sich Kröten ansiedelten. Solche neuen Gewässer (z.B. in Niederösterreich Renaturierung einer Schottergrube) brachten teils Zuwachs an Amphibien. Insgesamt kann man sagen: Die Erdkröte ist noch nicht selten, aber auch nicht mehr überall massenhaft wie früher. Ihre aktuelle Verbreitung ist groß, doch die Dichten sind zurückgegangen. Sie gilt in Europa nicht als gefährdet, aber in regionalen Roten Listen (wie Österreich) als vorwarnwürdig.
Maßnahmen zur Wiederansiedlung oder Bestandsstützung
Für die Erdkröte wurden in den letzten Jahrzehnten zahlreiche Artenschutzmaßnahmen ergriffen, oft im Rahmen allgemeiner Amphibienschutzprogramme:
Amphibienleiteinrichtungen an Straßen ist wohl die bekannteste und wichtigste Maßnahme. Jährlich im Frühjahr werden an hunderten Problemstellen mobile Krötenzäune aufgebaut. Freiwillige Helfer sammeln die wandernden Kröten in Eimern und tragen sie sicher über die Straße. Außerdem wurden an vielen dauerhaften Wanderstrecken fixe Krötentunnel unter Straßen installiert. In Österreich existieren Dutzende solcher Tunnel (z. B. entlang des Mondsees, Ossiacher Sees, Wienerwaldstraßen). Diese Einrichtungen haben hunderttausende Erdkröten vor dem Tod bewahrt und gehören zu den erfolgreichsten Bestandstützungsaktionen. Viele lokale Populationen konnten dadurch stabilisiert werden. Allerdings erfordert dies ständige Wartung und Anpassung (Zäune müssen aufgestellt und Tunnel gereinigt werden etc.).
Die Schaffung und Erhaltung von Laichgewässern erfolgt im Rahmen diverser Naturschutzprojekte, wie beispielsweise “Vielfalt leben” oder dem Amphibienschutz der Länder. Hierbei wurden neue Kleingewässer angelegt oder bestehende revitalisiert. Da Erdkröten auch größere Gewässer nutzen, lag der Fokus häufig auf der Erhaltung vorhandener Teiche und Weiher. So wurden beispielsweise verlandende Tümpel im Waldviertel ausgebaggert oder amphibienfeindliche Uferverbauten an Seen durch flachere, natürliche Ufer ersetzt. Darüber hinaus werden Fischteiche amphibienfreundlich bewirtschaftet, beispielsweise durch periodisches Abfischen, um Raubfischbestände niedrig zu halten. In Schutzgebieten, wie dem Nationalpark Donau-Auen, werden kleine Laichgewässer angelegt, beispielsweise flache Teiche in Auwäldern. All diese Maßnahmen bieten Erdkröten sichere Fortpflanzungsstätten. Insbesondere in Siedlungsnähe wurden auch künstliche Kleinteiche für Amphibien angelegt, beispielsweise in Schulhöfen oder Parks, die von Erdkröten gerne angenommen werden.
Die Habitatvernetzung ist essenziell für den Schutz der Erdkröte, da diese Art auf Wanderungen zwischen ihren Lebensräumen angewiesen ist. Zu den Maßnahmen zur Sicherung von Korridoren zählen unter anderem die Anlage von Hecken zwischen Wald und Gewässer, das Offenhalten von Grünstreifen entlang von Gräben und Feldrainen sowie das Aufstellen von Amphibienleiteinrichtungen an unüberwindbaren Hindernissen wie Leitplanken. In Planungsprozessen, beispielsweise bei Straßenneubauten oder Siedlungserweiterungen, wird geprüft, ob Wanderwege betroffen sind, und gegebenenfalls werden Grünbrücken oder Durchlässe eingeplant.
Die Erdkröte stand im Mittelpunkt zahlreicher Öffentlichkeitskampagnen („Rettet die Kröten“ etc.). Dadurch entstand eine hohe Bereitschaft in der Bevölkerung, beispielsweise an Krötenzaunaktionen mitzuwirken. Dieses Engagement wird durch jährliche Amphibien-Aktionen des Naturschutzbundes und anderer Organisationen weiter gefördert (die Erdkröte war beispielsweise Lurch des Jahres). Des Weiteren wird Gartenbesitzern empfohlen, naturnahe Gartenteiche anzulegen – viele Privatgärten bieten heute kleinen Erdkrötentrupps Laichmöglichkeiten. Gerade in Städten haben sich somit Mikropopulationen etabliert.
Erdkröten sind streng geschützt, was beispielsweise bedeutet, dass Eingriffe an ihren Laichplätzen einer naturschutzrechtlichen Genehmigung bedürfen. Diese rechtliche Hürde zwingt Planer beispielsweise dazu, amphibiengerechte Lösungen zu finden (z. B. bei Gewässerveränderungen Ersatzbiotope zu schaffen). Zudem stehen sie auf der FFH-Richtlinie nicht (nur Bufo bufo spinosus in Spanien ist gelistet), aber national sind alle Amphibien streng geschützt.
Aktive Wiederansiedlungen (im Sinne Aussetzen von gezüchteten Tieren) waren bei Erdkröten nicht notwendig, da noch Restbestände für eine natürliche Wiederbesiedlung existieren. Allerdings gab es kleinräumige Umsiedlungen: Beispielsweise wenn ein Bauvorhaben ein Laichgewässer zerstörte, wurde der Krötenlaich entnommen und in ein nahegelegenes sicheres Gewässer gebracht. Oder man hat erwachsene Tiere in neu geschaffene Teiche übersiedelt (unter behördlicher Aufsicht), um dort eine Gründungspopulation zu etablieren. Solche Maßnahmen sind allerdings selten, da Erdkröten wanderfreudig und anpassungsfähig sind – meist finden sie neue Teiche auch alleine.
Zusammengefasst wird zur Bestandsstützung vor allem auf technische Schutzmaßnahmen (Zäune/Tunnel)und Habitatmanagement (Teiche erhalten) gesetzt, während Zucht und Wiederansiedlung kaum eine Rolle spielen.
Habitatmanagement und zu erwartende Wirkung der Maßnahmen
Die Habitatmanagement-Maßnahmen für Erdkröten überschneiden sich mit generellem Biotopschutz, aber es gibt einige spezifische Punkte:
Im Rahmen des Gewässermanagements werden bestehende Laichgewässer amphibiengerecht gepflegt. Dies umfasst beispielsweise den Verzicht auf chemische Wasserreinigungsmittel in Gartenteichen und Parkgewässern, um Kaulquappen nicht zu gefährden. In Fischteichen wird dafür gesorgt, dass zumindest Randzonen fischfrei bleiben oder periodische Abfischungen durchgeführt werden. Des Weiteren werden Flachufer angelegt, da steile Uferwände (Beton) Hindernisse für Jungkröten beim Ausstieg darstellen. Durch Inseln oder Pflanzzonen im Teich werden Bereiche geschaffen, in denen sich Kaulquappen vor Fressfeinden verstecken können. Die erwartete Wirkung besteht in einer höheren Überlebensrate der Kaulquappen und somit einem stärkeren Nachwuchs. Darüber hinaus erhöht ein amphibienfreundliches Gewässerdesign die Artenvielfalt, da auch andere Amphibienarten, wie beispielsweise Molche, die in denselben Teichen leben, davon profitieren.
Die Lebensraumvielfalt spielt für Erdkröten eine entscheidende Rolle, da sie verschiedenste Landlebensräume nutzen. Daher ist ein strukturreiches Umfeld um das Laichgewässer ideal. Maßnahmen des Habitatmanagements umfassen die Schaffung strukturreicher Uferbereiche und Pufferzonen. Beispielsweise kann am Seeufer ein Saum aus natürlicher Vegetation belassen werden, anstatt bis ans Wasser zu mähen. Weiterhin können Hecken und kleine Gehölze entlang von Wanderwegen erhalten werden, um den Kröten Deckung zu bieten. Auf landwirtschaftlichen Flächen sollten Feuchtbrachen oder zumindest extensiv genutzte Streifen angelegt werden. In Wäldern ist darauf zu achten, dass Waldränder mit Gewässern nicht vollständig ausgeräumt werden, sondern Totholz liegen bleibt und Unterholz als Versteck dienen kann. Dadurch finden die Kröten ganzjährig Unterschlupf und Nahrung, was sich positiv auf ihre Kondition und Reproduktion auswirkt.
Ein oft übersehener Aspekt im Habitatmanagement für Erdkröten ist die Sicherung geeigneter Winterquartiere. Ziel ist es, bestehende Strukturen wie Steinhaufen, Wurzelstöcke oder kleine Erdhöhlen zu erhalten oder neue zu schaffen. In städtischen Parks wurden bereits spezielle „Krötenkeller“ – vergrabene Tonröhren oder Hohlräume – angelegt. Auch lockere Komposthaufen am Waldrand können als Winterquartier dienen. Daher wird Waldbesitzern empfohlen, Asthaufen im Herbst nicht abzubrennen. Diese Maßnahmen reduzieren Winterverluste und erhalten Altkröten, die sich fortpflanzen können.
Ein weiterer Aspekt des Habitatmanagements ist die Förderung der Vernetzung. Dies kann beispielsweise im Zuge von Renaturierungen durch die Pflanzung von Korridoren (Hecken) erreicht werden, die bisher isolierte Kleingewässer verbinden. Auch kleine Biotopinseln zwischen Siedlungen, wie beispielsweise als Teiche ausgelegte Regenrückhaltebecken, dienen als Trittsteine. Dadurch können ehemals getrennte Populationen wieder Kontakt aufnehmen, was für den genetischen Austausch wichtig ist. Für Erdkröten stellen auch Bahndämme oder ungemähte Straßenränder nützliche Leitlinien dar. Im Management sollte daher auf eine intensive Pflege verzichtet und ein gewisser Bewuchs zugelassen werden.
Die Wirkung all dieser Maßnahmen zeigt sich bereits: In vielen Gegenden, wo Amphibienschutzzäune konsequent eingesetzt werden, sind vormals schrumpfende Krötenpopulationen stabil geblieben oder sogar wieder gewachsen. Durch neu angelegte Teiche sind mancherorts Erdkröten wieder aufgetaucht, wo sie zuvor verschwunden waren (sie kolonisieren schnell). Der vermutlich größte Erfolg ist die signifikante Reduktion der Verkehrsmortalität – vor 30 Jahren war es üblich, dass an manchen Straßen tausende Kröten pro Jahr überfahren wurden, heute werden an denselben Orten 90% davon sicher geleitet. Das wirkt sich direkt auf die Bestandsgröße aus, da mehr Weibchen wieder zum Laichen kommen und mehr Nachwuchs entsteht.
Allerdings sind viele Maßnahmen auf Ehrenamt und saisonales Engagement angewiesen – ihre Nachhaltigkeit hängt davon ab, dass jedes Jahr Zäune aufgestellt und Hilfen geleistet werden. Langfristig strebt man daher an, durch dauerhafte Tunnel und Unterführungen die Gefahrstellen zu entschärfen, sodass das manuelle Einsammeln entfallen kann.
Sofern das Habitatmanagement auf diesem Niveau weitergeführt wird, ist zu erwarten, dass die Erdkröte in Österreich zwar regional schwanken mag, aber insgesamt nicht verschwinden wird. Sie hat gezeigt, dass sie sich an vom Menschen geprägte Umgebungen einigermaßen anpassen kann (solange Gewässer vorhanden sind und sie wandern darf). Im Idealfall könnten Bestände sich sogar erholen: Beispielsweise könnte die Wiedervernässung ehemaliger Sümpfe im Seewinkel in Zukunft der Erdkröte neuen Lebensraum erschließen, oder die Extensivierung mancher Forste (wo Teiche in Wälder integriert werden) neue Laichplätze bieten.
Ein Restrisiko bleibt das generelle Amphibiensterben durch Krankheiten (Bd-Pilz hat z.B. in Teilen Europas zu generellem Froschrückgang geführt). Bisher ist die Erdkröte aber robust gegenüber Bd. Der Bsal-Pilz, der Salamander hart trifft, scheint Erdkröten zwar infizieren zu können, aber sie zeigen selten Symptome – das könnte bedeuten, Erdkröten fungieren schlimmstenfalls als Reservoir, ohne selbst zu sterben, was wiederum Salamander gefährdet. Sollten sich solche Zusammenhänge bestätigen, müssten Habitatmaßnahmen neu überdacht werden (z.B. Salamander- und Krötenlebensräume ggf. isolieren).
Insgesamt jedoch zeigen die bisherigen Schutzbemühungen, dass mit vergleichsweise überschaubaren Mitteln (Zäune, Teichbau, Öffentlichkeitsarbeit) viel erreicht werden kann. Die Erdkröte hat immer noch eine Schlüsselfunktion im Ökosystem – als großer Insektenfresser und als Beute für manche Tiere (Störche fressen manchmal Kröten). Ihr Erhalt ist daher nicht nur aus Artenschutz-, sondern auch aus ökologischen Gründen wichtig. Dank intensiven Habitatmanagements und Schutzes stehen die Chancen gut, dass Bufo bufo weiterhin in Österreichs Landschaft gehört und quakt – ein lautstarkes Quaken zwar nur zur Laichzeit (sonst ist sie recht still), aber doch ein Zeichen für lebendige Kleingewässer.