Genaue Zahlen von Wildtierpopulationen lassen sich nicht ermitteln. Es können nur ungefähre Zahlen geschätzt werden, wobei unterschiedliche Methoden verwendet werden können. Zum Beispiel durch Hochrechnungen basierend auf der Zahl der erlegten Individuen, durch die sogenannte Scheinwerfertaxation oder durch Losungskartierungen.
Wilddichte und Jagd damals
Früher waren die Wilddichten nicht so hoch wie in heutigen Zeiten und die Jagd hatte meist einen anderen Stellenwert. In der Frühzeit wurde Wild hauptsächlich als Nahrungsquelle zum Überleben verwendet. Die Menschen hingen mehr oder weniger vom Jagderfolg ab und verwendeten auch Felle, Sehnen und Knochen der erlegten Beute. Zwar gab es damals noch keine Feuerwaffen, doch verfügten die Menschen über diverse Jagdtechniken und -methoden. Schnelles Wild zum Beispiel wurde in den Abgrund getrieben und wehrhaftes Großwild wurde mit Fallen gefangen und mit Speeren oder Steinen getötet. Durch das Sesshaftwerden änderte sich dieses Verhalten. Das Wild wurde durch Weidevieh ersetzt, was einfacher zu halten und zu töten war. Das Wild wurde nun auch als Konkurrenz um die Kulturfrüchte wahrgenommen.
In der Antike und im Mittelalter wurde die Jagd dann zu einem männlichen Ritual. Außerdem änderten sich mit dem Feudalismus die Jagdrechte. War es davor noch jedem erlaubt zu jagen, wurde dies nun beschränkt und auch unter den verschiedenen Tierarten unterschieden. Auf Hochwild wie Wildschwein oder Rothirsch hatten nur der Hochadel Zugriff. Wildreiche Wälder wurden von den Königen beansprucht und sie verhängten ein Jagdverbot in diesen. Auf das Niederwild wie Reh, Hase und Fasan, hatte der niedrigere Adel Anspruch. Durch diese Änderungen bedingt sich das heutige Jagdrecht noch immer in grundlegenden Dingen. Aufgrund des „Jagdfiebers“ des Hochadels wurden damals schon die Wilddichten in ganzen Wäldern dezimiert. Im 17. und 18. Jahrhundert erreichte die Jagd den Höhepunkt. Jagdschlösser wurden errichtet und meistens galt die Jagd dann als Hobby für die höheren Ränge. Die Bürgerkriege änderten die Feudaljagd und gaben danach wieder allen Bürgern die Möglichkeit zur Jagd. Das Gesetz wurde so umgeändert, dass das Jagdrecht nun an Grund und Boden gebunden war. Dies gilt auch heute noch. So konnten nur die Eigentümer ab einer bestimmten Größe der Fläche das Wild darin jagen. Aber auch das führte dazu, dass die Grundherren das Wild stark dezimierten.
Erst eine Änderung der Gesetze, welche Tiere jagdbar sind und wer das Recht hat die Jagd auszuüben, änderte die Situation. Es wurden die Jagd- und Schonzeiten festgelegt, sowie die Pflicht zur Hege und Pflege. Außerdem wurde eine Jägerprüfung verpflichtend. Durch die Entwicklung der Trophäenjagd und der Hege und Pflege wurden die Wildbestände immer dichter. Da kräftige und prächtige Exemplare bei der Jagd gewünscht waren, wurde das Wild gefüttert und versucht auf einer Stelle zu halten, um den Bedingungen gerecht zu werden und den Jägern ein einfaches Spiel zu ermöglichen. Das Wild vermehrte sich. Häufig wurde hier auch nicht effektiv gejagt oder die zu wenig erlegt, um den Wildbestand in der Balance zu halten. So wuchsen die Bestände immer mehr an.
Wilddichte und ökologische Jagd heute
Heute umfasst die Jagd im besten Fall vor allem naturschutzfachliche Aspekte. Der Schutz des Waldes sowie der Artenschutz stehen im Vordergrund. Somit unterliegt die Jagd dem Wandel der Zeit: Von der Sicherung des Überlebens über die alleinige Nutzung zum Vergnügen bis hin zum Schutz des Waldes heute. Auch Stimmen, die eine „ökologische Jagd“ fordern, werden immer größer.
In der Ökologischen Jagd geht es darum, eine naturnahe Jagd und Waldbewirtschaftung zu ermöglichen. Außerdem liegt das Augenmerk auch auf der Biodiversität von Pflanzen und Tieren. Es soll ein Wechsel stattfinden von einer eher die Arten betrachtenden Jagd hin zu einer, in der die Biotope gesehen werden und alle Tiere den gleichen Stellenwert haben. Die natürlichen Prozesse in diesen Biotopen sollen durch die Jagd unterstützt werden und im Zentrum stehen und nicht nur das prächtigste Exemplar entnommen werden für die Trophäe zu Hause. Auch die Jagdstrategien sollen sich bei der ökologischen Jagd hin zu Gemeinschafts- und Intervalljagden entwickeln. Dadurch bekommt das Wild mehr Ruhezeiten und unterliegt allgemein weniger Stressfaktoren. So kann es wieder zu natürlichen Tag-Nacht-Rhythmen kommen und das Wild traut sich auch tagsüber aus den Einständen. Durch die Jagdzeiten haben sich viele der Aktivitätszyklen verschoben und in die Nacht verlegt, da die Nacht üblicherweise weniger Stress und menschliche Aktivität bedeutet. Auch wenn das natürliche Verhalten des Wildes tagaktiv wäre.
Welche Lösungsansätze es schon gibt
Durch Vergleichen der Jagdstatistik kann ermittelt werden, dass die Abschusszahlen der meisten Tiere immer mehr ansteigen. Natürliche Schwankungen bleiben auch hier nicht aus, aber die Zahlen sind eindeutig. Vor allem das Schalenwild, hauptsächlich Reh- und Schwarzwild, verzeichnet steigende Zahlen. Allerdings fallen einige Zahlen auch, so wie beim Rebhuhn oder dem Feldhasen. Natürliche Schwankungen kommen vor allem bei kalten Winter- oder Frühjahrswetter mit Regen vor oder durch den Ausbruch von Krankheiten. Allerdings wird gegen diese Schwankungen „gearbeitet“, so zum Beispiel wird im Winter das Wild häufig gefüttert.
Konfliktpotenziale
Der häufigste Konflikt diesbezüglich liegt zwischen der Wilddichte und dem Wald. In diesem Hinblick wird vor allem der Verlust des Waldes und der Waldverjüngung in den Vordergrund gestellt. Bei zu hohen Wilddichten kann es zuviel Verbiss kommen. Regional kann dieser sogar so stark sein, dass die Naturverjüngung nicht mehr ohne Zutun ausreicht. So müssen auf diesen Flächen Jungpflanzen entweder einzeln geschützt oder eingezäunt werden oder die Jagd effektiver gestaltet werden, um den Jungpflanzen eine Chance zu geben. Wenn die Dichte wieder so ausbalanciert ist, dass sich der Wald selbst regenerieren kann, sollte auch die Jagd wieder angepasst werden. Generell sollte aber das Gesetz die Rahmenbedingungen liefern und eine nachhaltige Jagd stattfinden, die den Wald und die Tierarten schützt.
Ein gutes Wildtiermanagement mit dem Einbeziehen aller relevanten Akteure kann hierbei eine Lösung sein. Um die Probleme in den Griff zu bekommen, muss das nicht automatisch mehr Jagd bedeuten, sondern kann auch auf der Zusammenarbeit von zum Beispiel Forst- und Landwirtschaft sowie Naturschutz liegen.