Ende September hielt die European Wilderness Society mehrere outdoor-Workshops ab, um Jugendlichen aus Italien, Slowenien, Österreich, Deutschland und der Ukraine die Bedeutung des Waldes, seine Funktionen sowie wichtige Infos zum Verhalten im Wald näherzubringen. Die 3 Workshops mit je ca. 20 TeilnehmerInnen fanden im Salzburger Lungau statt, natürlich direkt im Wald.
Junge Forscher im Wald
Zu Beginn zählten die Jugendlichen alle möglichen Tier- und Pflanzenarten auf, die ihnen als Bewohner des Waldes einfielen.
Die Jugendlichen erforschten direkt vor Ort die verschiedenen Stockwerke des Waldes. Sie entdeckten Käfer, Schnecken und andere Bewohner der Bodenschicht, das eine oder andere Eichhörnchen als Bewohner der Kronenschicht sowie verschiedene Vögel, die mehr gehört als gesehen wurden. Die Jugendlichen versuchten anhand der Rinde und der Blätter oder Nadeln die verschiedenen Baumarten zu bestimmen und die Waldzusammensetzung abzuleiten. In dieser Region sind vorwiegend Nadel- oder Nadelmischwälder zu finden. Auch die wichtigen Funktionen des Waldes als Schutzwald, Lebensraum für Menschen, Tiere, Pflanzen und Pilze, Schadstofffilter, im Klimaschutz sowie die Waldnutzung und deren Auswirkungen wurden vom Workshopleiter erklärt.
Danach erfuhren die Jugendlichen die Prinzipien von „Respect Nature“, also wie man sich im Wald und in der Wildnis richtig verhält.
Wie man richtig Feuer macht
Dann ging es ans Eingemachte: Der Wildnisexperte Vlado Vancura zeigte den Jugendlichen, wie man in freier Natur richtig und gefahrlos ein Feuer macht. Feuer spielte immer eine sehr wichtige Rolle im menschlichen Leben. Viele Jahrhunderte lang wurde es für die Essenszubereitung, zum Aufwärmen etc. verwendet. Kurz gesagt, das Leben spielte sich rund um das Feuer ab. Heutzutage wird das „Lagerfeuer“ als Freizeitaktivität angesehen und dabei ist es sehr wichtig, genau zu wissen, wie man es richtig macht. Aufgrund der Klimaveränderung und daraus resultierender Trockenheit und Waldbrandgefahr muss man sehr vorsichtig sein, wenn man ein Feuer in freier Natur machen will.
Nachdem die Jugendlichen im Wald einiges an Feuerholz gesammelt hatten, ging es los. Vlado erklärte die richtige Aufschichtung des Holzes, das Anzünden sowie das Löschen des Feuers am Ende.
Kurz zusammengefasst: Wenn jemand in freier Natur in Feuer machen will, ist die wichtigste Regel, zuerst zu checken, ob das überhaupt erlaubt ist. Denn es gibt einige europäische Länder, wo das Feuer machen in freier Natur verboten ist. Als Alternative zum Lagerfeuer gibt es heutzutage auch kleine tragbare Griller, die ebenfalls wärmen und man sich schnell etwas zu essen kochen kann.
Wenn man sich aber doch entschließt, ein Feuer zu machen, sollte man sich sicher sein, dass:
– man es nicht direkt im Wald macht,
– es windstill ist,
– bereits existierende Feuerstellen verwendet werden,
– nur kleine Stücke von Totholz verwendet werden und niemals frisch abgeschnittene Äste von Nadelhölzern.
Es ist auch sehr wichtig, das Feuer die ganze Zeit im Auge zu behalten und am Ende das Feuer mit Wasser zu löschen. Auch da sollte man sicher gehen, dass wirklich alles gelöscht ist und keine Glut mehr vorhanden ist.
Literaturexkurs am Lagerfeuer
In der angenehmen Atmosphäre des Lagerfeuers wurden den Jugendlichen die 4 Fachjournale, die im Rahmen des Projektes „Multiperspektivischer Blick auf die Biodiversität im Wald“ entstanden sind, vorgestellt. Die Hefte behandeln folgende Themen: Neue Arten – Chance oder Risiko, Waldbrände – von der Prävention zur Regeneration, Der Einfluss von Fauna auf den Wald, Hin zur naturnahen Waldwirtschaft.
Die Jugendlichen nahmen sehr viele neue und inspirierende Erfahrungen von diesen Workshops mit nach Hause und wir bedanken uns bei ihnen für den tollen Tag!
Die Wichtigkeit von Wäldern auf globaler und lokaler Ebene ist inzwischen hinreichend bekannt. Für uns Menschen sind Wälder auf der ganzen Welt nicht nur eine bedeutende Quelle für natürliche Ressourcen, sondern auch Rückzugsort für wichtige Tier- und Pflanzenarten sowie ein Platz für Erholung Freizeitaktivitäten. Im Zuge des weltweiten Klimawandels werden sie außerdem immer wertvoller als CO2-Speicher und zur Regulation des lokalen Klimas. Innerhalb eines Waldes kann es nämlich bis zu 5° Celsius kühler sein als außerhalb der schützenden Baumkronen.
Das Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft in Österreichs hat nun neuen Karten mit dem Schutzstatus österreichischer Wälder erstellt.
Was zeigen die neuen Karten?
Die Karten sind ab sofort online abrufbar und für jeden auf der Seite schutzwald.at/karten öffentlich verfügbar. Die interaktiven Karten sind mithilfe von GIS (Geographical Information System) Software erstellt worden und über eine Basiskarte von Österreich gelegt.
Interessierte Nutzer können sich nun die Verbreitung der verschiedenen Schutzkategorien ansehen, sowie in niedrigerer Auflösung auch Karten der Bannwälder und flächenwirtschaftlichen Projekte.
Wie wurden die Karten erstellt?
Die Daten für die Karten kommen aus jahrelangen Erhebungen und Forschung zum Thema Wald in Österreich. Primär geht es dabei natürlich um die Schutzfunktion, weshalb Geodaten über Naturgefahren an erster Stelle standen. Geografische Informationen darüber, wo und wie oft etwa Lawinen, Steinschläge, Erdrutsche oder andere Naturereignisse passieren, wurden mit Infrastruktur-Daten kombiniert um eine lokale Gefahrenstufe zu erzeugen (=Objektschutzfunktion).
Außerdem wurden Waldgebiete eingeschlossen, die in Bezug auf Wind, Wasser oder Schwerkraft eine schützende Wirkung haben. Beispielsweise indem sie mit ihrem Wurzelgeflecht Erosion verhindern, oder die Wirkung von Überschwemmungen abmindern.
Die hierdurch entstandenen Kategorien wurden dann von Experten kontrolliert. Alle 3 Jahre sollen die Karten ab jetzt überprüft und falls nötig aktualisiert werden, um immer auf dem neuesten Stand zu bleiben.
Warum gibt es solche Karten?
Für interessierte Bürger stellen solche Karten eine einfach zugängliche Informationsquelle über Österreichs Wälder dar. Sie sollen auch bei der Öffentlichkeit das Bewusstsein für die Wichtigkeit der Wälder stärken und mehr Aufmerksamkeit auf das Ökosystem Wald lenken. Visuelle Medien wie solche Karten sind bei der Wissensvermittlung and die breite Öffentlichkeit ein wichtiger Bestandteil.
Besonders wichtig sind solche Karten aber auch für die in der Forstwirtschaft agierenden Personen: sie stellen eine kostenlose, übergreifende und öffentlich verfügbare Grundlage dar, die bei Kommunikation und Planung über Wald-bezogene Projekte wichtig sein wird. Sie können also als Hilfsmittel für zukünftige Schutzprojekte und Forstwirtschafts-Maßnahmen verwendet werden.
Die neuen Schutzkarten werden also ein wichtiges Hilfsmittel für Planung und Management in der Forstwirtschaft und öffentlichen Sicherheit sein. Außerdem bieten sie der interessierten Öffentlichkeit eine frei zugängliche Informationsquelle über Österreichs Wälder. Sie heben dabei deren Funktion nicht nur für die Ökosysteme, sondern auch für uns Menschen hervor.
„Nachhaltige Waldwirtschaft” nennt man Wald-Management, das neben dem wirtschaftlichen Holzerwerb auch Wert legt auf Artenvielfalt, diverse Strukturen und ein gesundes Ökosystem. Die dadurch entstehenden natürlichen Prozesse, z.B. eine Verjüngung des Baumbestandes, werden für die Bewirtschaftung genutzt. Es gibt also möglicherweise nicht nur ökologische, sondern auch praktische oder sogar finanzielle Vorteile für Waldbesitzer. Vor allem geht es auch darum das Ökosystem Wald langfristig als stabile Ressource nutzbar, und resistent gegen Schädlinge und abiotische Gefahren zu machen. Typische Ziele sind unter anderem:
Mischwälder aus dem Standort angepassenden Arten
Verschiedene Altersstrukturen
Keine Verwendung von Pestiziden, Herbiziden oder anderen Schadstoffen
Natürliche Verjüngung der Bäume
Erhaltung der Wildbestände (soweit verträglich)
Langfristige Nutzbarkeit der Ressource Wald.
Eine genaue Beschreibung und Erklärungen zu den verschiedenen Aspekten der nachhaltigen Waldwirtschaft ist hier zu finden. Außerdem gibt es einen Podcast über das Thema, sowie ein Interview mit Förster Gerald Blaich über die praktische Anwendung der naturnahen Waldwirtschaft.
Mehr Geld für grünes Wald-Management in Deutschland
In Deutschland hat nun das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft bekanntgegeben, über die nächsten 5 Jahre 900 Millionen Euro für nachhaltigeres Wald-Management bereitzustellen. Damit will man Insbesondere den Auswirkungen des Klimawandels entgegenwirken, und Wälder an die sich ändernden Klima-Bedingungen anpassen. WaldbesitzerInnen erhalten ab jetzt Förderungen für Management, das in Bezug auf Nachhaltigkeit über den gesetzlichen Mindeststandard hinausgeht. Wer seine Wälder „klimafit“ macht, profitiert also nicht nur langfristig von einem gesicherten Einkommen, sondern erhält auch auf kurze Sicht mehr Geld.
In einem weiteren Teil der neuen Förderung soll in Zukunft auch ein Anreiz gegeben werden, Wälder mit hohem ökologischem Wert weniger intensiv zu bewirtschaften. Allerdings werden diese Gelder erst in Zukunft freigegeben.
Im August besuchten zwei Parlamentarische Staatsekretärinnen einen Forstbetrieb im Brandenburg um die Auswirkungen naturnaher Praktiken mit eigenen Augen zu sehen. Dr. Manuela Rottmann kommentierte:
„Jeder Wald, den wir infolge der Klimakrise durch Dürre oder Waldbrand verlieren, ist ein Wald zu viel.“ (…)
Dr. Bettina Hoffmann bewertete die lokalen Maßnahmen als positiv:
„Das Ergebnis kann man direkt sehen. Der Wald ist grüner und feuchter, weil die unterschiedlich großen Bäume den Boden beschatten und Verdunstung vermeiden. So ist er gegen die Folgen der Klimakrise besser gewappnet. Naturverjüngung, alte höhlenreiche Bäume und Totholz bieten Lebensräume für Spechte, Fledermäuse und Insekten. Genau das brauchen wir für unsere Wirtschaftswälder!“
Wie ist die Situation in Österreich momentan?
Wie aber sieht es mit ökologischer Bewirtschaftung in Österreichs Wäldern aus? Diese bedecken immerhin fast 50% des Landes und geben 300.000 Menschen einen Lebensunterhalt. Auch hier gewinnt daher Nachhaltigkeit und Klima-angepasstes Waldwirtschaften immer mehr an Bedeutung. Das österreichische Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft hat daher 2020 das Maßnahmenpaket „Waldfonds“ ins Leben gerufen. Mit 350 Millionen Euro sollen 10 Aspekte der Forstwirtschaft zukunftssicher und nachhaltig gestaltet werden. Die 10 Maßnahmen sind
Wiederaufforstung nach Schadereignissen
Errichtung klimafitter Wälder
Abgeltung von durch den Klimawandel verursachte Borkenkäferschäden
Errichtung von Lagerstätten für Schadholz
Mechanische Entrindung als Forstschutzmaßnahme
Sicherstellung der Waldbrandprävention und -bekämpfung
Forschungsanlage zur Herstellung von Holzgas und Biotreibstoffen
Forschungsschwerpunkt „klimafitte Wälder“
Holzinitiative
Stärkung, Erhalt und Förderung der Biodiversität im Wald
Ein Blick in die Zukunft
Wälder sind essentiell für uns Menschen als Rohstoff- und Einnahmequelle, aber sie tragen auch bei zur Klimaregulation, sauberen Luft und sind wichtiger Teil ökologischer Netzwerke für Flora und Fauna. Aus diesen Gründen ist es ausgezeichnet zu sehen, wie sowohl Deutschland als auch Österreich versuchen den Wald auch für zukünftige Generationen gesund zu erhalten. Das dies auch funktioniert zeigt zum Beispiel die Zunahme diverser Baumarten in Österreichs Wäldern und die hohe Anzahl von Tierarten in naturnahen Wäldern.
Vlado Vancura ist Forstexperte mit über 40 Jahren Erfahrung in der Branche. Als er begann Forstwirtschaft zu studieren, ahnte er noch nicht, welche Rolle der Klimawandel einmal spielen würde.
In diesem Webinar spricht er über die Zusammenhänge von Forstwirtschaft und Klimawandel, er bespricht die enorme Relevanz von gut ausgebildeten Waldbewirtschafterinnen und -bewirtschaftern und zeigt, welche Möglichkeiten der Wald bietet, den Klimawandel abzuschwächen.
Vlado Vancura hat sein Forststudium an der Universität in Zvolen in der Slowakei abgeschlossen und danach sammelte er 38 Jahre lang Erfahrungen in der Forstwirtschaft und im Wildernessmanagment in vielen verschiedenen Ländern als Teil von zum Beispiel des Slovak Forestry Planning Office und des U.S Forest Service. Als wichtigster Forst- und Wildnisexperte der European Wilderness Society spielt er eine entscheidende Rolle bei der Ausweisung von Wildnisgebieten, um die Ziele der EU Biodiversitätstrategie 2030 in Europa zu erreichen.
In diesem Webinar geht Vlado auf die Geschichte der Forstwirtschaft und der Wilderness in Europa ein – ein Thema das eigentlich eng verwandt ist, denn der Wald und mit ihm große Teile von Wildnis bedeckten einst 75% von Europa und erstreckten sich über den gesamten europäischen Kontinent! Mit der Ausbreitung der menschlichen Bevölkerung hat sich das geändert. Nicht desto trotz bietet Wilderness viele Vorteile, vor allem im Blick auf den Klimawandel. Försterinnen und Förster können sich also was von den spontanen und natürlichen Prozessen in wildnisnahen Gebieten für ihre eigene Praktiken abschauen. Welche das sind finden Sie heraus indem Sie sich das Webinar anschauen:
Um den Einfluss und das Ausmaß der menschlichen Waldausbeutung und die Auswirkungen des Weidedrucks vollständig zu verstehen, brauchte ich Erfahrungen aus der Praxis. Ich konzentrierte mich darauf, Gebiete zu erkunden, in denen die Auswirkungen der menschlichen Ausbeutung auch nach mehreren Jahrhunderten noch sichtbar sind, und gleichzeitig kleine Fragmente wilder Wälder zu besuchen, die irgendwie vom menschlichen Druck verschont geblieben sind. Diesen Kontrast zu sehen und zu studieren, verschaffte mir unschätzbare Erfahrungen und Kenntnisse. Es war wie eine Reihe von Reisen in historische Gebiete. Eine Ära, in der der Großteil des bewaldeten Landes keine Straßen hatte, keine Abholzung und keine Beweidung existierte. Selbst Jäger nutzten das Land nur selten. Lassen Sie mich eine Geschichte mit Ihnen teilen, um zu veranschaulichen, was ich meine:
Ich war zu Fuß in einem abgelegenen Tal im nördlichen Teil der Slowakei unterwegs, in einer Region, in der die Karpaten die höchsten Gipfel erreichen. Ich war auf dem Weg ins Tatra-Gebirge. Um an diesen wilden Ort zu gelangen, war es eine anspruchsvolle Reise. Ich war auf dem Weg in die Wildnis, wo es fast keine Anzeichen menschlicher Aktivitäten gab.
Der untere Teil des Vorgebirges, den ich durchwanderte, war von einem von Menschen angepflanzten, von Fichten dominierten Wald bedeckt. Hier waren die Auswirkungen der fortlaufenden Forstwirtschaft sehr sichtbar. Das flache Land mit einem Rest eines mäandrierenden Flusses (ein bedeutender Teil war bereits kanalisiert) erleichterte den Zugang für die Einheimischen schon vor mehreren Jahrhunderten. Dieses Land bot Holz, begrenztes Weideland und Wildbret. In jüngster Zeit wurde in diesem Gebiet ein Netz von unbefestigten Straßen entwickelt, Flüsse wurden modifiziert, Brücken wurden gebaut. In der Folge nahm die Ausbeutung in den letzten Jahrzehnten deutlich zu. Der kleine Canyon vor mir hielt Förster und Holzfäller vorübergehend auf. Weiter führte nur noch ein schmaler Pfad zu den Bergen am Horizont. Bis zur Mündung des Tals, das ich ansteuerte, waren es noch mehrere Kilometer.
Im Tal angekommen, wanderte ich mehrere Stunden durch dichten Wald mit vielen riesigen stehenden und umgestürzten Bäumen, Sümpfen und einem Netz von kleinen Flüssen und Bächen. Das Gelände begann anzusteigen und das Vorankommen wurde sehr langsam. Der schmale Pfad war oft durch umgestürzte Bäume und eine wachsende Anzahl von Felsen blockiert. Dieser Teil des Pfades muss regelmäßig gesäubert und umgestürzte Bäume gefällt worden sein, um die Begehbarkeit des Pfades zu erhalten. Aber auch so verlangsamten Totholzhaufen mein Vorankommen und verursachten manchmal Umwege, um Totholzhaufen oder schlammige und nasse Stellen zu umgehen.
Schließlich erreichte ich die Stelle, an der ich beschloss, zu übernachten. Es war eine kleine Höhle, die auch bei Regen trockenen Schutz bot. Ein kleiner Bach in der Nähe bot Trinkwasser und eine kleine Schwemmlandwiese einen Ausblick auf die umliegende Landschaft. Hinter der Wiese fand ich mehrere Tage alten Bärenkot und seine Spuren am Stamm einer jungen Fichte. Offensichtlich hatte ich sein Reich betreten.
Am nächsten Morgen erreichte ich nach mehrstündigem Wandern und Klettern an steilen Hängen die Baumgrenze und die Aussicht wurde mit jedem Schritt besser. Noch ein paar Kilometer weiter und der Weg verwandelte sich in einen grasbewachsenen Pass, der zwischen steilen Felskämmen eingezwängt war. Erst am Tag zuvor war ich in einem wilden Wald mit spektakulären Bäumen in der Umgebung gewesen, jetzt staunte ich über einen schmalen Pass hoch über der Baumgrenze. Das Panorama jenseits des Passes war schockierend. Es bot zwei Perspektiven der Natur und des Lebens: Hinter mir lag das Tal, das ich bereits erwandert hatte, wie ein Fenster zur wilden Vergangenheit und vor mir ein Fenster zur Gegenwart.
Ein Fenster zu einer wilden Vergangenheit
Es war schockierend, den Unterschied in der Zusammensetzung und Struktur der Baumgrenze zu sehen. Das Tal hinter mir bot ein hervorragendes Beispiel für eine fast natürliche, unbeschädigte und sehr dynamische Baumgrenze. Die Komplexität eines mehrjährigen Waldes im Tal hinter mir, der wie große grüne Wellen die steilen Berghänge hinaufkletterte, war enorm. Öffnungen waren nur an Stellen zu sehen, an denen Bruchstücke steiniger Moränen das Wachstum von Bäumen begrenzten, oder an kleinen Senken, die von Feuchtgebieten mit Gras und Moos bedeckt waren.
Mit zunehmender Höhe verlor der Wald allmählich an Dichte und Höhe und wurde durch eine dichte Decke aus Latschenkiefern ersetzt. Diese niederliegende Kiefer bildete eine dichte, undurchdringliche Deckung. Nur einige hundert Meter weiter oben wurde dieser Latschenkiefernbestand immer mehr zersplittert und ging allmählich in Almwiesen über. Ich hatte Glück, denn es war Spätfrühling und so war diese Struktur und Vielfalt der Baumgrenzen-Ökosysteme gut sichtbar. Der Schnee war fast vollständig geschmolzen und die Almwiesen blühten in vielen Formen und Farben.
Im Gegensatz dazu: ein schockierendes Fenster zur Gegenwart
Auf der gegenüberliegenden Seite bot das Tal, das sich von meinen Füßen bis zum Horizont erstreckte, ein ganz anderes Panorama und eine ganz andere Geschichte. Die Waldhänge waren von einem Netz von Forststraßen durchzogen, die den Forstmaschinen und großen Lastwagen den Zugang bis zum Ende des Tals ermöglichten. An einigen Stellen durchbrachen die Straßen die Baumgrenze und setzten sich hoch oben auf den grasbewachsenen Hängen fort. Erosion und Erdrutsche wiesen auf Stellen hin, an denen unsachgemäße Straßenbautechniken schwere Schäden verursachten. Außerdem bildeten die von schweren Maschinen, die Holz für kommerzielle Zwecke abtransportierten, verursachten Straßen vertikale Verbindungen zwischen parallelen Straßen.
Außerdem konnte ich einen deutlichen Unterschied in der Struktur und Zusammensetzung der Baumreihe im Tal hinter und vor mir erkennen. Der erste Unterschied, der mir im Tal vor mir auffiel, war, dass die Baumgrenze mehrere hundert Meter niedriger war als im Tal, das ich gerade passierte. Ich wusste bereits, dass dies durch den Menschen in den vergangenen vier bis fünf Jahrhunderten als Folge der sogenannten traditionellen Nutzung der Bergwälder verursacht wurde. Diese traditionelle Nutzung bestand in der Abholzung der Baumgrenze, die wertvolles Holz produzierte und gleichzeitig Sommerweiden für die wachsende Zahl von Rindern und Pferden schuf. Mir fiel auch auf, dass die Baumgrenze sehr fragmentiert war. Was mich noch mehr überraschte, waren die fast vollständig fehlenden Bestände der Latschenkiefer. Diese Baumart ist in dieser Höhenlage von entscheidender Bedeutung, um Bodenerosion zu verhindern, den Wasserhaushalt auszugleichen und die Zahl der Lawinen im Winter deutlich zu reduzieren.
Können wir aus den Fehlern der Vergangenheit lernen?
Meine Erfahrungen während dieser Reise veranschaulichten die Geschichte nicht nur des Tatra-Gebirges. Sie war wie ein Symbol für die Ausbeutung der Wälder in ganz Europa, besonders in den Gebirgswäldern. Der Wald jenseits des Passes hat nicht nur in den letzten Jahrzehnten, sondern schon seit Jahrhunderten dramatisch gelitten. Ziemlich genau seit der Entwicklung der landwirtschaftlichen Praktiken und der dauerhaften Besiedlung durch den Menschen in Europa. Ich würde sagen, dass die aktuelle Herausforderung darin besteht, dass die Menschen die Tendenz haben, die Geschichte einfach zu vergessen oder zu ignorieren. Aber wir müssen verstehen und uns immer wieder daran erinnern, dass der menschliche Einfluss auf die Wälder seit früheren Jahrtausenden sehr drastisch war. Wir müssen die Lehren aus der Vergangenheit ziehen. Die Folgen der Ignoranz der Vergangenheit wirken sich auf unsere Zukunft aus. Diese Fallstudie im Tatra-Gebirge zeigte den Kontrast zwischen unbewirtschaftetem und intensiv bewirtschaftetem Wald in der Vergangenheit und Gegenwart und bot eine klarere Vision dessen, was durch die Wiederherstellung von Wäldern und die Annahme eines nachhaltigen, natürlichen Ansatzes möglich ist, von dem sowohl Menschen als auch der Wald langfristig profitieren.
Dieser Artikel wurde von Vlado Vancura, Forstwirtschaft und Wilderness Experte, auf Englisch verfasst und vom Projekt Team ins Deutsche übersetzt.
Wälder sind essentiell für viele Ökosystemleistungen und Lebensraum für viele Arten. Außerdem absorbieren sie große Mengen an vom Menschen verursachten Kohlenstoffemissionen und sind daher besonders wichtig für die Mitigation des Klimawandels. Trotz der Bedeutung der Wälder nimmt der Abholzungsdruck in Europa kontinuierlich zu. Alarmierende Meldungen, dass die europäischen Wälder unter extremem Druck stehen, kommen aus verschiedensten Ecken Europas. Fast täglich bekommt man Berichte zu hören, dass irgendwo in Europa Wälder absterben oder abgeholzt werden. Der erste Auslöser, der dazu führt, ist meist ein großflächiger Windstoß, ein Feuer oder ausgiebiger Schneefall, der scheinbar gesunde Wälder gefährdet. Glücklicherweise verstehen aber immer mehr Menschen, dass die Wälder Europas unter extremem Druck stehen.
Die Wahrheit ist jedoch, dass die Wälder bereits seit mindestens vier bis fünf Jahrhunderten unter dem Einfluss des Menschen leiden. In einigen Teilen Europas, wie zum Beispiel im Mittelmeerraum, besteht dieser Druck sogar noch länger. Der Grund, warum der Mensch die Wälder systematisch an den Rand des Aussterbens treibt, liegt nicht nur darin, dass sie eine wertvolle Ressource, nämlich Holz, liefern, sondern ist auch seit jehermit der Geschichte des Menschen verbunden.
Eine persönliche Geschichte
Als ich jung war, betrachtete ich den Wald rund um meine Stadt als ein Stück wildes Land. Das änderte sich dramatisch, nachdem mein Urgroßvater, ein Förster, mir eine Geschichte erzählte. Er sagte mir, dass der Wald rund um meine Stadt früher viel wilder war und dass seit der Besiedlung der Gegend durch den Menschen Urwälder abgeholzt wurden, so dass nur in abgelegenen Ecken kleine Fragmente überlebt haben. Später lernte ich die wirkliche Bedeutung dieser Geschichten. Ich erfuhr am eigenen Leib, dass die Wälder rund um meine Stadt, in der Region, in der ganzen Slowakei und sogar in den Karpaten in den letzten Jahrhunderten stark ausgebeutet und beschädigt wurden.
Die Gründe dafür scheinen einfach zu sein: Holz dient dazu Häuser zu bauen und sie zu mit Holzkohle zu heizen, und die dadurch entstanden Flächen können genutzt werden um Gemüse anzubauen, Weiden für Nutztiere bereitzustellen, oder Mineralien abzubauen.
Fallstudie: grasen von Nutztieren in Wäldern hat negative Folgen
Weidetiere sind seit den Anfängen europäischer Siedlungen in den Bergen ein wesentlicher Bestandteil ihres Lebensunterhalts. Rinder, Pferde, Schafe und Ziegen streiften früher auf der Suche nach Nahrung frei umher, auch im Wald.
Für Weidetiere sind Wälder eine reiche Nahrungsquelle. Interessanterweise erhöht sich das Nahrungsangebot in Wäldern durch bestimmte Waldbewirtschaftungsmethoden wie Durchforstung, Entfernung von Totholz und Holzernte erheblich. Durch das Entfernen von Bäumen und damit des Kronendachs kann mehr Licht den Waldboden erreichen. Diese neuen Bedingungen schaffen eine günstige Umgebung für Unterholzpflanzen wie Blumen und Sträucher, die eine gute Nahrungsquellen für Weidetiere darstellen. Nach langjähriger Forschung weiß man heute jedoch, dass die Beweidung im Wald negative Auswirkungen auf das Ökosystem hat.
Beweidung im Tatra-Nationalpark
Um die Auswirkungen der Beweidung auf die Wälder zu veranschaulichen, können wir einen Blick auf eine sehr interessante Fallstudie im Tatra-Nationalpark in der Slowakei werfen. Die Berge, die seit dem Zweiten Weltkrieg als Nationalpark geschützt sind, wurden über Jahrhunderte intensiv beweidet. Die ersten dokumentierten Anzeichen von Beweidung in diesem Gebiet stammen aus dem 16. Jahrhundert, aber erst im 18. Jahrhundert nahm der Druck auf den Wald enorm zu.
Mit der Gründung mehrerer verstreuter Siedlungen rund um die Berge wurden auch Nutztierherden eingeführt und zunächst wahllos, später dann systematisch um die Dörfer herum getrieben. Aber allmählich, als der Waldum die Dörfer immer fragmentierter, abgeholzt und schließlich verbrannt wurde, beanspruchten die Herden zunehmend die Ausläufer und später die Hänge des zentralen Teils der Tatra berge. Schließlich streiften die Weidetiere frei in den Wäldern umher, die bereits durch Abholzung und Bergbau stark beeinträchtigt waren.
Der zweite Eingriff durch Beweidung in diesem Gebiet wurde von oben nach unten ausgeführt: von den Almwiesen bis hinunter zur Baumgrenze und tief in den Bergwald hinein. Vallachische Hirten besetzten mit ihren Herden Sommer für Sommer die alpine Zone und weideten zunächst die natürlichen Almwiesen oberhalb der Baumgrenze und später auch die vom Menschen geschaffenen Weiden intensiv ab. Darüber hinaus war es eine gängige Praxis die Baumgrenze aus Latschenkiefer und Fichten zu verbrennen und tausende Bäume zu fällen um ihre saisonalen Siedlungen, die entlang der Baumgrenze und in der Nähe der Wasserquelle lagen, zu bauen.
Diese jahrhundertelangen Aktivitäten schädigten die Baumgrenze dramatisch. Im Durchschnitt sank die Baumgrenze um 150-200 m, an manchen Stellen sogar bis zu 300 m. Infolgedessen verschwanden die Zwergkiefern mit Fichtenwald in einigen Teilen vollständig, was zu einer Störung des Wasserhaushalts führte. Ohne Bäume, die den Boden schützen, erodierte das abfließende Wasser stark und beschädigte die Hänge, vor allem die steilen, und transportierte Tonnen von Erde und Steinen ins Tal. Eine weitere Folge der Waldrodung war die Bildung von Schneelawinen und die Zunahme von Überschwemmungen, die zu einer ernsthaften Bedrohung für die Täler wurden, in denen sich viele Siedlungen befanden. Die Menschen in der Region lernten und lernen auch heute noch schmerzhafte Lektionen über die Auswirkungen der unkontrollierten Beweidung. Obwohl 70 Jahre vergangen sind, seit die meisten Beweidungsaktivitäten im Tatra-Gebirge eingestellt wurden, sind die Folgen bis heute sichtbar.
Die Gründung des Tatra-Nationalparks
“Weidehaltung von Haustieren gehört nicht in den Wald”, war die grundlegende Forderung bei der Gründung des Tatra-Nationalparks. Ein engagiertes Team von Naturschützern (ein bedeutender Teil davon Förster) hat von Anfang an strikt darauf gepocht. In diesem Zusammenhang wurde das Landeigentum zu einer wesentlichen Angelegenheit der Parkvorbereitung. Auf beiden Seiten (Slowakei und Polen) des Tatragebirges wurde ein umfangreicher und geldintensiver Prozess zur Beseitigung der jahrhundertelangen häuslichen Beweidung eingeleitet.
Während einiger Jahrzehnte (zwischen den Weltkriegen) wurden Tausende und Abertausende von Hektar von den Regierungen aufgekauft und in die Verantwortung der staatlichen Forstwirtschaft übergeben. Obwohl der Zweite Weltkrieg diesen Prozess erheblich unterbrochen hat, hat die folgende kommunistische Revolution auf beiden Seiten der Grenze eine Dynamik geschaffen, als der grenzüberschreitende Park allmählich geschaffen wurde.
Nach der Verstaatlichung des Landes (1947) war der Landbesitz kein so heißes Thema mehr. Dennoch erhielten die Landbesitzer (lokale Gemeinden und Einzelpersonen) eine Entschädigung oder die Möglichkeit, das Land außerhalb der Parkgrenzen zu beweiden. Später setzte sich die Landverstaatlichung durch und die Entschädigung wurde eingestellt.
Es ist wichtig zu verstehen, dass die Landverstaatlichung ein grundlegender erster Schritt war, der zur Schaffung von Nationalparks ohne künstliche Beweidung führte. In den folgenden Jahrzehnten wurde ein umfangreiches, in den gesamten Karpaten einzigartiges Waldbewirtschaftungsprojekt entwickelt und umgesetzt, um einen Wiederherstellungsprozess des Waldes durchzuführen. Besonderes Augenmerk wurde auf die Wiederherstellung der stark geschädigten Baumgrenze gelegt, wo jährlich Hunderte von Hektar wiederhergestellt wurden. Die Flächen wurden mit den einheimischen Baumarten wie Latschenkiefer, Zirbelkiefer, Fichte, aber auch mit Weide und Erle aufgeforstet, was die Erholung der Baumgrenze deutlich beschleunigte.
Allmählich begannen sich die in den vergangenen Jahrhunderten intensiv beweideten Flächen zu regenerieren und der Wald erlangte einen Teil seiner natürlichen Struktur zurück. Dank dieses Projekts wurde der Park zu einem Lernraum im Freien, nicht nur für Förster, sondern auch für die breite Öffentlichkeit, darunter auch Ausländer. Die Gebiete, die im vorigen Jahrhundert nicht unter der Weidenutzung litten, weil sie entweder zu abgelegen waren oder in steilen Hängen lagen, sind nun Gegenstand intensiver Forschung und Überwachung. Auch heute noch bieten diese Gebiete hervorragende Anschauungsmöglichkeiten, da sie zeigen, wie der Wald ohne äußere Einflüsse aussehen würde. So sind sie zu einem grundlegenden Element der Wiederherstellung von Bergwäldern in der gesamten Slowakei und den Karpaten geworden.
Welche Bäume überstehen trockene Sommer und welche tragen starke Schäden davon? Für Buchen kann man diese Frage nun per Genomanalyse beantworten. Ein ForscherInnen-Team vom LOEWE-Zentrum für Translationale Biodiversitätsgenomik und dem SenckenbergBiodiversität und Klima Forschungszentrum in Frankfurt hat geschädigte und gesunde Buchen in Hessen untersucht und Bereiche in deren Erbgut identifiziert, die für Dürreresistenz zuständig sind.
Zum Nachlesen: Nature.org
Einzelne Buchen sind klimaresistenter als andere
Die Rotbuche (Fagus sylvatica) ist in Europa weit verbreitet und der häufigste Laubbaum in den Wäldern Deutschlands. In Hessen wachsen die sommergrünen Bäume auf rund einem Drittel der Landeswaldfläche. Buchen kommen mit unterschiedlichen Standortbedingungen zurecht und spielen eine immer bedeutendere Rolle in der naturnahen Waldwirtschaft.
Anhand von DNA-Abschnitte lässt sich nun feststellen ob jeder einzelne Baum längere Trockenperioden übersteht oder nicht. Dank gezielter DNA-Tests könnten daher widerstandsfähige Exemplare für die Forstwirtschaft ausgewählt und Buchenwälder für den Klimawandel fit gemacht werden. Die Studie hat das Fachmagazin „eLife“ veröffentlicht.
Wer im Sommer durch die Wälder streift, sieht immer wieder braune ausgedörrte Blätter und abgestorbene Äste. Die langen Trockenperioden 2018 und 2019 haben Spuren hinterlassen. Aber wieso stehen oft völlig gesunde Bäume unmittelbar neben stark geschädigten Bäumen?
Die Antwort liegt im Erbgut der Bäume, wie die Studie an rund 200 Baumpaaren zeigt. Das Genom der Rotbuchen, also deren gesamte Erbinformation in Form von DNA, umfasst 542 Millionen Bausteine. Einige dieser Bausteine sind bei allen Rotbuchen identisch. Andere unterscheiden sich jedoch von Baum zu Baum. Genau das ist bei gesunden und stark geschädigten Buchen der Fall, wie die Genomanalyse zeigt: Rund 100 DNA-Abschnitte sind demnach für die Dürreresistenz entscheidend. Bei gesunden Bäumen enthalten diese Abschnitte unter anderem Gene, die aus anderen Pflanzen bekannt sind und eine Reaktion auf Trockenstress ermöglichen.
DNA Analyse für Klimaresistenz
Die individuelle genetische Ausstattung bestimmt also darüber, ob eine Buche längere Trockenperioden gut übersteht. Wenn also einzelne Bäume eingeordnet werden können, können Forstleute gezielt auf besonders widerstandsfähige Bäume setzen, etwa zur Aufforstung. So sind Buchenwälder nachhaltig für den Klimawandel gerüstet.
Damit das gelingt, haben die Forscherinnen und Forscher basierend auf ihren Ergebnissen einen Test entwickelt, mit dem man Dürreresistenz im Erbgut von Buchen – auch bereits in deren Samen – nachweisen kann. Die Erfolgsquote lag bei 99 Prozent. Beteiligt sind an der Studie auch Forscherinnen und Forscher der Justus-Liebig-Universität Gießen, der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt, der TU Darmstadt und der Hochschule Geisenheim University.
Nun geht es darum, die Erkenntnisse in die Praxis umzusetzen, zum Beispiel bei der Überwachung natürlicher Wälder oder der selektiven Abholzung und Wiederaufforstung. So können die DNA Analysen dazu beitragen, ein einzigartiges Ökosystem zu erhalten, das den Klimawandel bereits zu spüren bekommt.
Feuer wird normalerweise als eine Störung betrachtet. Diese Stellungnahme gilt allerdings nicht pauschal. Obwohl Waldbrände Herausforderungen darstellen, können sie auch die Wirkung haben, die Widerstandsfähigkeit des gesamten Waldes zu stärken. Das zeigte eine Studie der Oregon State University in den USA.
Wälder mit und ohne Straßen
Diese Studie fand heraus, dass Wälder ohne Straßen öfter und heftiger als Wälder mit Straßen brennen. Aber trotz des intensiveren Brandes hat dies zur Folge, dass der Wald sich nach einem Waldbrand schneller und besser regenerieren kann.
In der Vergangenheit haben die Bundesgesetzte der USA das Holzschneiden vorgeschrieben. Am Anfang des 19. Jahrhunderts gab es in den USA einen Brandmangel wegen politischen Maßnahmen und einer Kombination von Weiden, Holzeinschlag und Landnutzungsänderungen. Das hat es erlaubt, dass schattentolerante und brandtolerante Arten sich in älteren Wäldern ansiedeln, was zu großen strukturellen Änderung in führte. Folglich hat die Widerstandsfähigkeit dieser Wälder im letzten Jahrhundert abgenommen, was die Entfachung von Bränden förderte.
Seit 1964 befindet sich die Naturpolitik der USA im Umbruch. In diesem Jahr ist der Wilderness Act in Kraft getreten, welcher die Ausweisung von Gebieten, wo natürliche Bedingungen erhalten bleiben, fördert. Gebiete, die Wälder ohne Straßen beinhalten, wurden quasi ein inoffizieller Teil des Wilderness-Systems da sie schwer zugänglich sind und und nach 2001 hat die Regierung den Bau von Straßen und den Holzeinschlag in diesen Gebieten verboten. Dadurch ist die Trennung zwischen Wäldern ohne und mit Straßen entstanden.
Verbindungen zwischen Straßen und Managementsystem
Die Unterteilung von Wäldern in die Kategorien mit und ohne Straßen entspricht auch dem Managementsystem eines Waldes. In Waldlandschaften, die von Straßen geprägt werden, kommt ein aktives Management zum Einsatz, weil es dort schon eine lange Geschichte von menschlicher Nutzung gab wie z.B. Erholungsnutzung und Holzgewinn.
Im Gegensatz dazu stehen Waldstücke ohne Straßen, die nicht für den Zweck von Holzeinschlag genutzt werden und in denen keine menschengesteuerten Entwicklungen stattfinden. Hier gibt es kein aktives Managementsystem und nachdem ein Brand entfacht wird, brennt dieser innerhalb dieses Gebiets meist weiter. Aber hier muss auch oft die Entscheidung getroffen werden, ob Waldbränden gelöscht werden müssen, da sie keine unmittelbare Lebensgefahr darstellen – anders als in Gebieten, die von Menschen genutzt werden. Indirekt können Leben von Menschen jedoch sehr wohl betroffen sein: unkontrollierte Waldbrände können das Grundwasser verschmutzen und dadurch der Wasserversorgung schaden. Zusätzlich ist es auch wichtig, dass die Risiken durch Waldbrände für Lebensräume und menschliche Infrastrukturen verringert werden, um so die Balance zwischen den Verjüngungseffekt und den Nachteilen eines Brandes zu halten.
Nichtsdestotrotz hängt der Schweregrad eines Brandes eigentlich von Unterschieden in der Umwelt und nicht von der Landnutzung ab. Bäume, die auf höheren Lagen mit größeren Mengen von Niederschlag und niedrigeren Temperaturen wachsen, sind im Allgemeinen weniger brandtolerant als die Arten, die sich in trockeneren und tieferen Bereichen befinden. In der Regel gilt je höher man geht, desto abgelegener ist der Ort und deshalb sind Straßen dort seltner zu finden. Deshalb ist das auch ein Grund, warum Waldbrände häufiger in passiv gemanagten Wälder vorkommen.
Wirkungen von Bränden auf den Wald
Waldbrände sind ein wichtiger Störungsprozess, der die Struktur, die Zusammensetzung und die Funktion von Wäldern prägt. Es gibt Hinweise darauf, dass deren größeres Ausmaß in straßenfreien Bereichen das Potenzial hat, diese Landschaften widerstandsfähiger im Angesicht des Klimawandels zu machen.
Die langfristigen Folgen von Brandbekämpfung sind außerdem zunehmende Walddichte und Artenverschiebungen. Infolgedessen verliert so ein Wald seine Widerstandsfähigkeit gegen Brände, Dürre und Insekten. Anderseits haben Studien vor kurzem gezeigt, dass Wälder in Wilderness und anderen straßenfreien Orten, die mehrere Waldbrände erlebt haben, unwahrscheinlicher einen kompletten Austausch des Baumbestandes erleben; und es ist einfacher für sie wieder die Struktur und Zusammensetzung wie vor dem Brand zu erreichen.
Besser mit dem Klimawandel umgehen
In Oregon haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auch kürzlich bewiesen, dass ein lichter Baumstand weniger von Waldbränden betroffen ist. Ökologen habe in dem letzten Jahrzehnt daran gearbeitet, junge Bäume und Bestände von Gelb-Kiefern (Pinus ponderosa) auszudünnen. Um dieses Ziel zu erreichen, haben sie auch das Gestrüpp ausgedünnt und periodisch Waldbrände zugelassen. Folglich haben sich Waldbrände langsamer ausgedehnt und den Wald weniger geschädigt. Im Zusammenhang mit dem Klimawandel hat sich gezeigt, dass traditionelle Managementansätze wie Brandunterdrückung die schon schlechte Situation noch verschlechtert haben. Diese Ergebnisse aus Oregon zeigen also, dass es Alternativen gibt, um besser mit dem Klimawandel und der Zukunft des Waldes umzugehen.
Momentan befinden wir uns in der Mitte dieser großen Herausforderung, die der Klimawandel an uns stellt. Deswegen ist es wichtig, besser nachzuvollziehen, wie sich passives und aktives Management sich in Bezug auf Brandmuster unterschieden. Dies könnte Försterinnen und Förster dabei helfen mit zukünftigen Walbränden umzugehen, besonders wenn das Ziel die Wiederherstellung des natürlichen Brandregimes ist.
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