„Nachhaltige Waldwirtschaft” nennt man Wald-Management, das neben dem wirtschaftlichen Holzerwerb auch Wert legt auf Artenvielfalt, diverse Strukturen und ein gesundes Ökosystem. Die dadurch entstehenden natürlichen Prozesse, z.B. eine Verjüngung des Baumbestandes, werden für die Bewirtschaftung genutzt. Es gibt also möglicherweise nicht nur ökologische, sondern auch praktische oder sogar finanzielle Vorteile für Waldbesitzer. Vor allem geht es auch darum das Ökosystem Wald langfristig als stabile Ressource nutzbar, und resistent gegen Schädlinge und abiotische Gefahren zu machen.
Typische Ziele sind unter anderem:
- Mischwälder aus dem Standort angepassenden Arten
- Verschiedene Altersstrukturen
- Keine Verwendung von Pestiziden, Herbiziden oder anderen Schadstoffen
- Natürliche Verjüngung der Bäume
- Erhaltung der Wildbestände (soweit verträglich)
- Langfristige Nutzbarkeit der Ressource Wald.
Eine genaue Beschreibung und Erklärungen zu den verschiedenen Aspekten der nachhaltigen Waldwirtschaft ist hier zu finden. Außerdem gibt es einen Podcast über das Thema, sowie ein Interview mit Förster Gerald Blaich über die praktische Anwendung der naturnahen Waldwirtschaft.
Mehr Geld für grünes Wald-Management in Deutschland
In Deutschland hat nun das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft bekanntgegeben, über die nächsten 5 Jahre 900 Millionen Euro für nachhaltigeres Wald-Management bereitzustellen. Damit will man Insbesondere den Auswirkungen des Klimawandels entgegenwirken, und Wälder an die sich ändernden Klima-Bedingungen anpassen. WaldbesitzerInnen erhalten ab jetzt Förderungen für Management, das in Bezug auf Nachhaltigkeit über den gesetzlichen Mindeststandard hinausgeht. Wer seine Wälder „klimafit“ macht, profitiert also nicht nur langfristig von einem gesicherten Einkommen, sondern erhält auch auf kurze Sicht mehr Geld.
In einem weiteren Teil der neuen Förderung soll in Zukunft auch ein Anreiz gegeben werden, Wälder mit hohem ökologischem Wert weniger intensiv zu bewirtschaften. Allerdings werden diese Gelder erst in Zukunft freigegeben.
Im August besuchten zwei Parlamentarische Staatsekretärinnen einen Forstbetrieb im Brandenburg um die Auswirkungen naturnaher Praktiken mit eigenen Augen zu sehen. Dr. Manuela Rottmann kommentierte:
„Jeder Wald, den wir infolge der Klimakrise durch Dürre oder Waldbrand verlieren, ist ein Wald zu viel.“ (…)
Dr. Bettina Hoffmann bewertete die lokalen Maßnahmen als positiv:
„Das Ergebnis kann man direkt sehen. Der Wald ist grüner und feuchter, weil die unterschiedlich großen Bäume den Boden beschatten und Verdunstung vermeiden. So ist er gegen die Folgen der Klimakrise besser gewappnet. Naturverjüngung, alte höhlenreiche Bäume und Totholz bieten Lebensräume für Spechte, Fledermäuse und Insekten. Genau das brauchen wir für unsere Wirtschaftswälder!“
Wie ist die Situation in Österreich momentan?
Wie aber sieht es mit ökologischer Bewirtschaftung in Österreichs Wäldern aus? Diese bedecken immerhin fast 50% des Landes und geben 300.000 Menschen einen Lebensunterhalt. Auch hier gewinnt daher Nachhaltigkeit und Klima-angepasstes Waldwirtschaften immer mehr an Bedeutung. Das österreichische Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft hat daher 2020 das Maßnahmenpaket „Waldfonds“ ins Leben gerufen. Mit 350 Millionen Euro sollen 10 Aspekte der Forstwirtschaft zukunftssicher und nachhaltig gestaltet werden. Die 10 Maßnahmen sind
- Wiederaufforstung nach Schadereignissen
- Errichtung klimafitter Wälder
- Abgeltung von durch den Klimawandel verursachte Borkenkäferschäden
- Errichtung von Lagerstätten für Schadholz
- Mechanische Entrindung als Forstschutzmaßnahme
- Sicherstellung der Waldbrandprävention und -bekämpfung
- Forschungsanlage zur Herstellung von Holzgas und Biotreibstoffen
- Forschungsschwerpunkt „klimafitte Wälder“
- Holzinitiative
- Stärkung, Erhalt und Förderung der Biodiversität im Wald
Ein Blick in die Zukunft
Wälder sind essentiell für uns Menschen als Rohstoff- und Einnahmequelle, aber sie tragen auch bei zur Klimaregulation, sauberen Luft und sind wichtiger Teil ökologischer Netzwerke für Flora und Fauna. Aus diesen Gründen ist es ausgezeichnet zu sehen, wie sowohl Deutschland als auch Österreich versuchen den Wald auch für zukünftige Generationen gesund zu erhalten. Das dies auch funktioniert zeigt zum Beispiel die Zunahme diverser Baumarten in Österreichs Wäldern und die hohe Anzahl von Tierarten in naturnahen Wäldern.