Katzen wollen ihre Menschen “schulen”

Ein Leid, das wahrscheinlich jeder Hauskatzenbesitzer kennt: Wieder einmal hat Katze Lilli oder Kater Mau eine lebende Maus oder einen noch halb flatternden Vogel mitgebracht und ihn im „besten“ Fall auch noch direkt im Bett abgelegt.

Das Jagen und Fangen ihrer Beute gehört zum instinktiven Verhalten der Tiere und ist je nach Charakter unterschiedlich ausgeprägt. Es gibt durchaus auch genug faule Katzen, die sich nie von ihrem Schlafplatz auf der Couch oder vor dem Ofen weg bewegen und mit dem Futter, das sie von ihren Menschen bekommen, zufrieden sind.

Aber warum bringen viele Katzen eigentlich lebendige Tiere mit in ihr Zuhause? Viele Menschen meinen, dass ihre Katze ihnen so ihre Liebe und Anerkennung zeigt, indem sie ihre Menschen auch umgekehrt mit Futter zu versorgen versucht. Verhaltensbiologen haben dafür jetzt aber eine andere Antwort: Sie wollen ihre Menschen in der Jagd von Beutetieren schulen! Die Jagd ist für Katzen überlebenswichtig und dient auch zur Versorgung des Nachwuchses. Katzen jagen laut britischen Wissenschaftlern am meisten, wenn sie Jungtiere haben. Wenn die Kleinen dann älter werden, bekommen sie immer häufiger lebende Beutetiere vor die Nase gesetzt, um den Beutefang selbst zu erlernen.

Anscheinend übertragen Hauskatzen dieses Verhalten auch auf die Menschen, die in ihrem Haushalt leben. Nicht ganz zu Unrecht schätzen Katzen die Menschen als unfähige Jäger ein und wollen ihnen mit ihren wiederkehrenden „Geschenken“ diese Fertigkeit beibringen. Dieses Verhalten könnte auch ein weiterer Hinweis darauf sein, dass sich Katzen tatsächlich als „Herrscher“ und Verantwortliche im Haushalt sehen. Die Menschen reagieren natürlich aus Sicht der Katze völlig falsch, denn entweder gibt es großes Ekelgeschrei oder die Menschen setzen die armen, halb lebendigen Tierchen wieder in die Freiheit aus.

Hauskatzen waren übrigens ursprünglich in Europa nicht heimisch. Sie stammen von der afrikanischen Falbkatze (Felis silvestris lybica) ab und haben sich vor allem im ersten Jahrtausend vor Christus während des Römischen Reiches in Europa verbreitet. Hier ursprünglich heimisch ist die Europäische Wildkatze (Felis silvestris silvestris), eine sehr heimlich lebende Art, die auf Wälder angewiesen ist und anhand einiger Merkmale, wie z.B. einem durchgehenden Aalstrich auf dem Rücken, einem sehr buschigen Schwanz mit 3 klar getrennten Ringen am Schwanzende und einer insgesamt etwas bulliger wirkenden Statur von der Hauskatze zu unterscheiden ist.

Einfach ist das aber nicht, dafür braucht es schon Experten und leider ist es auch so, dass sich die Hauskatze mit der Wildkatze paaren kann, was eine große Bedrohung für die Europäische Wildkatze darstellt. Wildkatzen fressen übrigens hauptsächlich Wühlmäuse und stellen keine Bedrohung für die heimische Tierwelt wie z.B. Vögel oder Reptilien dar. Das kann man von der Hauskatze leider nicht behaupten, denn freilaufende Hauskatzen haben zum Aussterben oder zum Rückgang von weltweit 33 Tierarten beigetragen. Darunter findet sich beispielsweise auch der neuseeländische Kiwi.

Um dieses Problem und auch die Vermischung mit der Europäischen Wildkatze zumindest ansatzweise zu lösen, ist es wichtig, dass Hauskatzenbesitzer verantwortungsvoll handeln und ihre Katzen kastrieren lassen. Eine Studie zeigt auch, dass mehr abwechslungsreiche Spielzeit in ihrem Zuhause, Halsbänder mit Glöckchen und eine Ernährung mit hohem Fleischgehalt die Erbeutung wildlebender Tiere reduziert.

Start der Podcast Serie Biodiversität im Wald

Podcasts sind ein Medium um interessante Geschichten, Interviews und Fakten mit einer breiten Zuhörerschaft zu teilen. Überraschenderweise existieren nur sehr wenige Podcasts, die sich im deutschsprachigen Raum mit der Thematik Biodiversität im Wald beschäftigen. Deshalb haben wir einen veröffentlicht!

Die Podcast Serie “Biodiversität im Wald” beschäftigt sich mit all den Themen die ihr bereits auf unserer Webseite und in unseren Webinaren kennengelernt habt: naturnahe Waldwirtschaft, Flora & Fauna, Waldbrände, Klimawandel, und mehr. Einerseits werden kurze informative Episoden über diese Themen informieren und andererseits bieten Interviews mit Förstern, ForstberaterInnen oder Wildtier- und Waldexperten einen erfrischenden Einblick in die Thematiken.

Die ersten zwei Episoden könnt ihr bereits auf unserer Podcast Seite finden und ab jetzt kommt jede Woche eine neue Episode hinzu. Außerdem findet ihr den Podcast auch auf Spotify, Apple Podcasts, Stitcher und Google Podcasts. Dort könnt ihr ihn abonnieren, damit ihr keine neue Folge verpasst!

Waldexperten warnen vor Aktionismus in der Waldkrise und fordern Ende von ‚Holzfabriken‘

Angesichts der aktuellen Waldkrise fordert eine Gruppe von Waldexperten, Forstpraktikern, Waldbesitzern und Verbändevertretern in einem offenen Brief an Bundesministerin Klöckner eine Abkehr von der konventionellen Forstwirtschaft. Es heißt: „Wir fordern die staatliche Forstwirtschaft auf, anstelle teurem Aktionismus endlich eine sachkundige Fehleranalyse des eigenen Wirkens vorzunehmen und dabei alle Akteure mit einzubeziehen. Gefordert werden eine konsequente Abkehr von der Plantagenwirtschaft und eine radikale Hinwendung zu einem Management, das den Wald als Ökosystem und nicht mehr länger als Holzfabrik behandelt“.

Wir brauchen endlich eine Waldwende, die die natürlichen Produktionskräfte des Waldes stärkt und nicht weiter schwächt. Darum ist zunächst ist die Forstwirtschaft selbst gefragt, betriebliche Stressoren zurückzunehmen und bei der Wiederbewaldung auf die Natur zu setzen.“

Wilhelm Bode
ehemaliger Leiter der saarländischen Forstverwaltung und Autor des Buchs „Waldwende“

Die derzeitige Waldkrise in Deutschland ist nicht allein eine Folge des Klimawandels – auch die Art der Waldbewirtschaftung trägt eine erhebliche Mitverantwortung. Es gibt zu viele struktur- und artenarme Wälder, die durch zu viele Wege zerschnitten wurden. Waldböden werden zu intensiv befahren, und vielerorts ist das Waldinnenklima durch Auflichtung und zu starke Holzentnahme geschädigt“

Prof. Pierre Ibisch
Waldökologe und Naturschutzwissenschaftler

„Wir brauchen endlich Ruhepausen für den Wald in Deutschland, der jahrhundertelang ausgebeutet wurde. Wir brauchen ein neues, ökologisch orientiertes Konzept für den zukünftigen Wald, – keinen hektischen „Waldumbau“, sondern schlicht Waldentwicklung – hin zu mehr Naturnähe, die dem Wald als Ökosystem den notwendigen Spielraum belässt, selbstregulierend auf die sich abzeichnenden Umweltveränderungen reagieren zu können.“

Norbert Panek
Waldschützer

Es wäre Steuergeldverschwendung, jetzt Millionen von Bäumen zu pflanzen, wenn diese vom Wild gefressen werden wie bisher. Eine waldverträgliche Verringerung des Wildbestandes ist dringender als je zuvor“.

László Maraz
Koordinator der AG Wald des Forum Umwelt und Entwicklung

Die von allen Bürgerinnen und Bürgern über ihre Steuern zu bezahlenden Hilfen für die Waldbesitzenden seien gerechtfertigt – aber nur, wenn sie genutzt würden, einen zukunftsfähigen Wald aufzubauen. Definitiv sei geboten Fehler der Vergangenheit aufzuarbeiten und zu vermeiden.

Zu den Unterzeichnern des Briefes gehören neben Wissenschaftlern Forstexperten mit jahrzehntelanger Erfahrung, Chefs von Umweltverbänden wie etwa Deutscher Naturschutzring, Greenpeace, NABU, Naturfreunde und die Deutsche Umweltstiftung, Vertreter von Bürgerinitiativen und namhafte Autoren wie Franz Alt oder Peter Wohlleben.

Die Unterstützer

Dr. Franz Alt (Journalist und Autor) – Bigi Alt (www.sonnenseite.com) – Jana Ballenthien(Waldreferentin, ROBIN WOOD) – Martin Bertram (Forstwissenschaftler) – Claudia Blank (Sprecherin der Bundes BürgerInitiative WaldSchutz, BBIWS) – Wilhelm Bode (Autor und vormals Leiter der Saarländischen Forstverwaltung; Leit.Min.Rat a.D.) – Klaus Borger (Assessor des Forstdienstes und Staatssekretär a.D., Vorsitzender Forstbetriebsgemeinschaft Saar-Hochwald w.V.) – Reinhard Dalchow(Pfr. i. R., Bundesvorstand Grüne Liga, Mitglied der AG Kirchenforst) – Susanne Ecker (Sprecherin BI Schützt den Pfälzerwald) – Gotthard Eitler (Förster i.R.) –  Hermann Edelmann (MitgründerProRegenwald) – Dr. Lutz Fähser (Forstamtsleiter i.R., Lübeck) – Herbert Fahrnbauer (Sprecher BI gegen die Waldzerstörung) –Dr. Andreas Fichtner (Wissenschaftler, Leuphana Universität Lüneburg) – Professor Dr. Maximilian Gege (VorsitzenderB.A.U.M.) – Peter Gerhardt(denkhausbremen) – Franz Gregetz (BundesBürgerInitiative WaldSchutz) – Manfred Großmann (Leiter Nationalpark Hainich) – Jessica und Hakan Günder (Bürgerinitiative: BI fightforforest Odenwald)- Sylvia Hamberger (Gesellschaft für Ökologische Forschung) – Mark Harthun (Fachbereichsleiter Naturschutz, Stellvertr. Landesgeschäftsführer NABU Landesverband Hessen) – Dr. Annette Hartmann (Baumaktivistin Geisenfeld) – Hermann Graf Hatzfeldt (Waldbesitzer, ehm. Vorsitzender FSC-Deutschland) – Gaby und Joachim Heger (Sprecher Bürgerinitiative Lachwald-erhalten.de) –Dr Peter R Hobson School for Sustainable Environments & Design, Writtle University College, IUCN CEM Forest Ecosystems –Hajo Hoffmann (Minister a.D. ) – Birgit Huvendieck (BI Baumschutz Braunschweig)  – Prof. Dr. Pierre Ibisch (Direktor Centre for Econics and Ecosystem Management an der Hochschule für nachhaltige Entwicklung, Vorstand Deutsche Umweltstiftung, Vorstand European Beech Forest Network) – Dr. Lebrecht Jeschke (ehem. Direktor des Landesnationalparkamtes Mecklenburg-Vorpommern) – Eberhard Johl (BI-Baumschutz Hildesheim) – Martin Kaiser (Geschäftsführer Greenpeace) – Dr. Bernd Kempf(Bürgerbewegung Freunde des Spessarts, BBFdS) – Tanja Keßels (Protect, Natur-, Arten- und Landschaftsschutz e.V.) – Jutta Kill (Biologin, Beraterin für soziale Bewegungen, Autorin) – Kerstin Klein(BI Stadtwald Raunheim) – Regina Klein (BI Waldschutz im Taunus) – Armin Kohler (VereinEntwicklung Lebensraum Kißlegg e.V.)  – PD Dr. Werner Kratz (FU Berlin, stv. Vorsitzender NABu Brandenburg) – Wolfgang Kuhlmann (Arbeitsgemeinschaft Regenwald und Artenschutz) – Max V. Limbacher (M.A. Ortsvorsteher Kirkel Limbach) – Dr. Siegfried Klaus (AG Waldnaturschutz im NABU Thüringen) – Prof. Dr. Hans D. Knapp (DirProf.a.D., Succow Stiftung, Vorstand European Beech Forest Network, EuroNatur) –Heinz Kowalski (Stellv. Landesvorsitzender NABU NRW, Sprecher des NABU-Bundesfachausschusses Ornithologie und Vogelschutz) – Sandra Kraus (Ameisenhegerin Homburg) – Michael Kunkel (BN Ortsgruppe Heigenbrücken) – Dr. Liebhard Löffler (Vorsitzender Verein Nationalpark Steigerwald e.V.) – Dr. Petra Ludwig-Sidow (Dipl.Geol., Wald-AG des NABU Ammersbek) – Jürgen Maier (Geschäftsführer, Forum Umwelt & Entwicklung) – László Maraz (Koordinator Dialogplattform Wald/ AG Wälder, Forum Umwelt & Entwicklung) – Michael Müller (Parlamentarischer Staatssekretär a.D. im. Bundesumweltministerium, Bundesvorsitzender NaturFreunde Deutschland) –Peter Naumann (Bergwaldprojekt e.V.) – Prof. Dr. Kai Niebert (Präsident DNR – Deutscher Naturschutzring) – Dr.Jörg Noetzel (Sprecher der Bürgerinitiative Zukunft Stuttgarter Wald)  – Dr. Lars Opgenoorth(Ökologe, Philipps-Universität Marburg, European Beech Forest Network) – Norbert Panek (Agenda zum Schutz deutscher Buchenwälder) – Silvia Roelcke (waldproblematik.de) – Max Rossberg (Chairman European Wilderness Society) – Birgit Huvendieck (BI Baumschutz Braunschweig) – Ulrike Rothbarth (BI Baumschutz Braunschweig) – Doz. Dr. Wolfgang Scherzinger (ehem. Wissenschaftler/Zoologe des Nationalparks Bayerischer Wald) – Edmund Schultz (Waldschützer, Braunschweig) – Evelyn SchönheitJupp Trauth (Forum Ökologie & Papier)- Jörg Sommer (Vorstandsvorsitzer Deutsche Umweltstiftung) – Dr. Georg Sperber (ehemaliger Leites des Forstamts Ebrach) – Wolfgang Stoiber(Vorsitzender, Naturschutz und Kunst – Leipziger Auwald e.V. – NuKLA) – Gerlinde Straka(Projektkoordinatorin Wald, Naturschutzgroßprojekt Hohe Schrecke) – Knut Sturm (Forstamtsleiter, Stadtwald Lübeck) – Prof. em. Dr. Michael Succow (Stiftungsratsvorsitzender Michael Succow Stiftung) – Walter Trefz (Förster) – Olaf Tschimpke (Präsident, NABU- Naturschutzbund Deutschland e.V.) – Florian Tully (2. Vorstand Verein Nationalpark Steigerwald e.V.) – Silvia Wagner (Sprecherin BI pro Ettersberg) – Dr.Torsten Welle (Naturwald Akademie) – Dr. Volkhard Wille (Vorstand, OroVerde – Die Tropenwaldstiftung) – Peter Wohlleben (Förster und Autor, Wohllebens Waldakademie)

Waldbrände wüten in der Arktis

Nachdem in Schweden bereits im April Waldbrände ausgebrochen waren, wüten mittlerweile weltweit riesige Waldbrände in der Arktis und Tundra. Obwohl großflächige Brände in den borealen Wäldern im Sommer normal sind, ist das momentane Ausmaß das größte jemals gemessene.

Mit 1250 km² (50 x 25 km) ist das größte Feuer mehr als 160-mal so groß wie der Waldbrand in Brandenburg Anfang Juni. Bis Ende Juni erreichten bereits fünf Brände eine Größe von 1000 km² und allein Alaska brachen bis zu diesem Zeitpunkt über 300 Feuer aus. Diese Brände staßen mit 50 Megatonnen so viel Kohlendioxid aus, wie Schweden in einem ganzen Jahr und wie alle Brände in der Arktis im Monat Juli von 2010 bis 2018 zusammen. Vom ersten bis 21. Juli wurde nochmal doppelt so viel CO² (100 Megatonnen) emittiert. In diesem Zeitraum bedeckten alleine die Brände in Russland eine Fläche von 30.000 km², so groß wie Belgien.

Temperaturen befeuern Brände in der Arktis

Die regelmäßigen Feuer in der Arktis hängen mit der Bodenbeschaffenheit zusammen. Die oberste Schicht des Permafrostbodens besteht aus Torf, der im Sommer antaut und dann austrocknet. Dieser Prozess hat sich in den letzten Jahren intensiviert, da die Arktis weltweit die Region ist, die durch den Klimawandel bereits die stärkste Erwärmung erfährt. In Sibirien wurden in den Regionen mit den größten Feuern diesen Sommer bis zu 10 °C höhere Bodentemperaturen gemessen. Daher taute deutlich mehr Permafrostboden auf, trocknete aus und ist dadurch leicht entzündlich. Durch die Erderwärmung ist dadurch damit zu rechnen, dass die Waldbrände in der Arktis in der Zukunft noch zunehmen werden. Zusätzlich kann der sich in der Arktis verteilende Ruß, wenn er auf Schnee oder Eis fällt, dazu führen, dass mehr Sonnenlicht absorbiert wird und die Bodentemperatur noch schneller ansteigt.

Tauender Permafrost ist eine Zeitbombe

Zwar kann sich die Natur selbstständig von diesen Feuern erholen und auf dem tauenden Permafrost werden neue Ökosysteme enstehen. Allerdings dauert das Jahrzehnte oder sogar Jahrhunderte und bis dahin stößt der Permafrost beim Auftauen enorme Mengen CO² aus, besonders wenn Waldbrände diesen Ausmaßes Normalität werden sollten. Im Permafrost sind Milliarden Tonnen Kohlendioxid gebunden, die enormen Einfluss auf das Klima haben könnten, wenn sie in die Atmosphäre abgegeben werden. Die momentanen Waldbrände entstehen ohne menschliches Eingreifen und können aufgrund ihrer Größe und Ablegenheit vom Menschen auch nicht kontrolliert werden, daher kann man nur hoffen, dass steigende Temperaturen das Problem nicht noch verstärken und Rückkopplungs-Mechanismen ausgelöst werden, die das weltweite Klima beeinflussen.

Politiker fordern Umlenken in der Forstpolitik

Am 14. Juni fand in Berlin die Konferenz “Die Lunge des Planeten retten – Waldschutz zwischen Berlin und Brasilien” – statt. Das Thema dieser Konferenz war wie Abholzung weltweit gestoppt werden kann und wie Wälder auf den Klimawandel vorbereitet werden können. Bereits vor der Konferenz veröffentlichten die Grünen einen “Aktionsplan für einen gesunden Wald” als Autorinnenpapier des Fraktionsvorsitzenden Dr. Anton Hofreiter und Experten zum Thema Wald der Bundestagsfraktion. Darin betonen sie die diversen Ökosystemdienstleistungen des Waldes und dessen Bedeutung im Kampf gegen den Klimawandel. Diese wichtigen Leistungen kann von einem Großteil des deutschen Waldes jedoch nicht erbracht werden, da dieser aus Monokulturen, v.a. Kiefern und Fichten, besteht. Diese monotonen Forste haben einen sehr hohen Holzeinschlag, unterstützen kaum Biodiversität und sind dem Klimawandel gegenüber sehr verwundbar.

Forderung nach einem naturnahen Wald

Deswegen fordern mehr und mehr Politiker, dass sich die Bundesregierung mehr gegen Abholzung weltweit einsetzt. Mit einem Waldzukunftsfonds sollen Monokulturen zu robusten und biodiversen Ökowäldern umgebaut werden. Außerdem sollen Wälder naturnäher bewirtschaftet werden, ohne schädliche Kahlschläge und mit möglichst geringem Pestizideinsatz. Dazu zählt auch der Schutz der Artenvielfalt durch Erhöhung des Totholzanteils, Schaffung von nicht bewirtschafteten Wilderness-Zonen und die Priorisierung von großen, unzerschnittenen Habitaten in der Landschaftsplanung. Damit beziehen auch die Grünen eindeutig Stellung zu Problemen, die von Naturschutzorganisationen schon lange angekreidet werden. Es sind die gleichen Probleme, die dieses Projekt thematisiert, mit dem das österreichische Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus Informationen sammeln und weiter kommunizieren möchte.

Globale Abholzung muss gestoppt werden

Weiterhin thematisiert das Autorinnenpapier auch globale Probleme. Der Holzverbrauch steigt weltweit, obwohl ein Großteil des Holzes für Einmalprodukte und als Brennstoff genutzt wird. Zum Waldschutz gehört auch die nachhaltige Nutzung von Holzprodukten. Dies ist besonders wichtig, da immer noch massenhaft Holz durch die Abholzung von Tropenwäldern gewonnen wird. Im diesem Zusammenhang thematisiert das Papier auch die Glaubwürdigkeit von Nachhaltigkeits-Zertifizierungen, über die wir bereits berichteten LINK!, und das gerade beschlossene Freihandelsabkommen Mercusor, das in den Augen von Kritikern zur weiteren Abholzung in Südamerika beitragen könnte.

Podiumsdiskussion

Das Hauptelement der Konferenz war eine Podiusmdiskussion mit vorangehenden Reden von Anton Hofreiter und Peter Wohlleben, einem bekannten Autor und Advokaten für ökologische Waldwirtschaft. An der Podiumsdiskussion nahmen außerdem der Steffi Lemke, die Sprecherin für Naturschutzpoltik der Grünen, Adriana Ramos, Umweltjuristin eines brasilianischen NGOs, und Pierre Ibisch, Professor an der HNE Eberswalde, teil. Die Aufzeichnung der Podiusmdiskussion finden sie hier, die danach stattfindenden parallelen Panels sind leider nicht online verfügbar.

Buchensterben im Nationalpark Hainich

Nachdem wir bereits berichtet haben, dass die Dürre von 2018 und 2019 dieses Jahr vermehrt zu Waldbränden in Ostdeutschland geführt hat, leiden mittlerweile sogar die Buchenwälder im Nationalpark Hainich und anderen Teilen Thüringens unter der Trockenheit. Der Schaden ist so groß, dass man von einem Buchensterben reden muss und teilweise ein Drittel aller Buchen kahl sind und vor dem Betreten des Waldes gewarnt wird, weil die ausgetrockneten Bäume nicht mehr standsicher sind.

Forest Fire Treuebrietzen Brandenburg
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Experten verzweifeln an Buchensterben

Das Ausmaß des Buchensterbens hat viele Experten geschockt. Die Waldbrände in Ostdeutschland sind zum Großteil nicht nachhaltiger Waldwirtschaft geschuldet, da große Kiefer-Monokulturen angelegt wurden, die zwar viel Ertrag bringen, aber sehr anfällig sind. Jetzt wird jedoch klar, dass die anhaltende Dürre auch naturnahen Buchenwäldern gefährlich wird, die resilienter gegenüber Trockenheit sind. Der Nationalpark Hainich beinhaltet nicht nur den größten zusammenhängenden Laubwald Deutschlands, er ist auch Teil des UNESCO-Weltnaturerbes und zeritifziertes WILDForest-Gebiet. Sollte dieses einmalige Ökosystem nun aufgrund des Klimawandels verloren gehen, wäre das ein herber Rückschlag für den Schutz von Urwäldern in Deutschland.
Dieses dramatische Situation bestätigt die Dringlichkeit des transnationalen Projekts BEECH POWER, in dem auch der Nationalpark Hainich involviert ist. Dieses Projekt soll das Management des UNESCO-Weltnaturerbes, dass über mehrere europäische Länder verteilt ist, koordinieren.

Neue Studie erneuert Kritik an FSC-Siegel

Das Forest Stewardship Council wurde 1993 als gemeinsame Initiative von Forstwirtschaft und Umweltschutzorganisationen gegründet, um soziales und ökologisches Management von Wäldern zu zertifizieren. Jedoch decken verschiedene Organisationen und Medien immer wieder Probleme mit dem Siegel auf. Während viele darauf hofften, dass die FSC-Zertifizierung dazu beitragen würde, die Abholzung von tropischen Regenwäldern zu verlangsamen, wurde gerade in diesem Gebiet oft Kritik geübt. Ein weiterer Kritikpunkt ist die Heterogenität des Siegels. In jedem Land gelten von der jeweiligen nationalen Arbeitsgruppe festgelegte Standards, die teilweise stark voneinander abweichen. In manchen Ländern werden so Plantagen und Monokulturen als nachhaltig zertifiziert, obwohl Umweltschützer immer wieder massiver Kritik an diesen Formen üben. Auch die Transparenz und der Umgang mit Kritik ruft regelmäßig Kritik am FSC hervor.

Abholzung von Urwäldern

Bereits 2016 berichtete die European Wilderness Society mehrfach darüber, wie in Rumänien von einem FSC-zertifizierten Unternehmen einige der letzten Urwälder Europas illegal abgeholzt wurden. Dieser Vorfall resultierte in massiven Protesten und dem Entzug des FSC-Siegels. Der öffentliche Widerstand bildete sich auch, weil diese Urwälder Teil des Unesco-Weltnaturerbes “Ancient and Primeval Beech Forests of the Carpathians and Other Regions of Europe” sind. 2018 ist die Kritik so hoch gekocht, dass Greenpeace als Gründungsmitglied seine Mitgliedschaft beendet hat. Auch Greenpeace bemängelte die heterogenen Standards, mangelnde Transparenz und besonders, dass Holz mit FSC-Siegel teilweise aus Urwäldern stammt. Auch der Sender Arte nahm sich 2018 dieses Problems und beleuchtete in einer 45-minütigen Dokumentation die Probleme des FSC. Oft wird das Siegel als “Greenwashing” bezeichnet, mit dem Forstunternehmen versuchen ihren Produkten einen nachhaltigen Anstrich zu verpassen.

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Hat das FSC-Monitoring überhaupt einen Effekt?

Vor diesem Hintergrund hat der WWF, offizieller Unterstützer des FSC, eine Studie in Auftrag gegeben, um den Effekt der FSC-Zertifizierung zu überprüfen. Im Rahmen dieser Studie untersuchte die Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde in einem Gebiet in Westrussland, ob sich die FSC-zertifizierte Bewirtschaftung der Wälder im Vergleich zu herkömmlicher Nutzung positiv auf den ökologischen Zustand der Wälder auswirkt. Die Forscher kamen zu dem Ergebnis, dass die Bewirtschaftung unter FSC-Richtlinien sich nicht ökologisch positiv auswirkt. Der Hauptkritikpunkt ist der Einsatz von großflächigen Kahlschlägen. Dieser lässt den Boden äußerst verwundbar gegenüber Austrocknung zurück und ist gerade im Angesicht der Dürre 2018/19 äußerst problematisch. Dieses Holz landet mit FSC-Siegel im europäischen Handel, wo es von FSC-zertifizierten Holz aus anderen Ländern mit strengeren Regeln nicht zu unterscheiden ist.

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Deutschland leidet bereits unter Wassermangel

Biodiversität im Wald
Biodiversität im Wald
Deutschland leidet bereits unter Wassermangel
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Nach Einschätzung des Deutschen Wetterdienstes könnte uns dieses Jahr wieder ein Dürresommer erwarten. Anhaltender Wassermangel, quasi kaum noch Bodenfeuchtigkeit – das trifft vor allem uns in Ostdeutschland und unsere ausgetrockneten Wälder. Die weit verbreiteten Kiefer-Monokulturen sind besonders anfällig gegen Trockenheit und damit dem Klimawandel ausgeliefert. Sollte sich so lange Dürreperioden im nächsten Jahrzehnt mehren, wie es manche Experten befürchten, könnte dies eine ernstzunehmende Gefahr für deutsche Wälder werden. Pierre Ibisch von der Hochschule für nachhaltige Entwicklung in Eberswalde und Fachexperte bei diesem Projekt dazu im Interview:

Experten rechnen mit Dürresommer und Wassermangel

Bereits Waldbrände in Schweden

Aufgrund der viel zu geringen Niederschläge diesen Winter brennt es bereits im Süden Schwedens – und das sehr viel früher als gewöhnlich. Im Frühjahr ist schon immer die Gefahr von Grasbrände hoch gewesen bis das neue frische Gras das abgestorbene Gras vom Vorjahr abgedeckt hat. Das Risiko von Waldbränden steigt in der Regel erst in den trockenen Sommermonaten an. In diesem Jahr ist aber alles vieles anders. Die Grasbrände und die Trockenheit überlagern sich und führen zu heftigen und zahlreichen Waldbrände. Derzeit sind bereits 15 Waldbrände und mehr als 50 Grasbrände gezählt worden und es herrscht die Angst, dass 2019 noch schlimmer als 2018 wird, was wiederum als das Jahr galt wo es die schlimmsten Waldbränden seit mehr als 100 Jahren gab.

Auch Norwegen leidet bereits unter der Trockenheit und der Waldbrandgefahr.