Exkursionsbericht zum Waldzustand im Lungau

Juli 2022

Leitung: Vlado Vancura, Max Rossberg
Teilnehmende: 12 Personen aus dem Forst- und Naturschutzbereich

Der Lungau, eine alpinen Region im Süden des Landes Salzburg, ist bekannt für seine weitläufigen Wälder. Diese sind ein bedeutender Bestandteil der lokalen Biodiversität und spielen eine zentrale Rolle in der Forstwirtschaft. In den letzten Jahren hat der Zustand der Wälder stark unter dem Klimawandel gelitten, was sich besonders im Borkenkäferbefall und vermehrten Holzfällen widerspiegelt. Ziel der Exkursion war es, einen umfassenden Überblick über die aktuellen Herausforderungen im Waldschutz zu gewinnen und Maßnahmen gegen den Borkenkäfer sowie die forstwirtschaftliche Nutzung zu diskutieren.

Beobachtungen zum Borkenkäferbefall

Während der Exkursion wurde klar, dass der Borkenkäfer (vor allem der Buchdrucker Ipstypographus) eine der größten Bedrohungen für die Fichtenwälder im Lungau darstellt. Die warmen und trockenen Sommer der letzten Jahre haben ideale Bedingungen für die Vermehrung des Borkenkäfers geschaffen. Befallene Bäume zeigten deutliche Anzeichen von Fraßspuren unter der Rinde, wo die Käfer ihre Brutgänge anlegen. Die abgestorbenen Bäume konnten anhand von abfallender Rinde und braun verfärbtem Nadelwerk leicht identifiziert werden.

Vlado erklärte, dass der Borkenkäfer normalerweise in gesunden Wäldern keine so gravierenden Schäden verursacht, da intakte Bäume durch Harzproduktion Angriffe abwehren können. Durch den Hitzestress der letzten Sommer sind jedoch viele Bäume geschwächt, was eine Massenvermehrung des Borkenkäfers zur Folge hatte.

Fachlicher Hintergrund:

Der Buchdrucker gehört zur Familie der Borkenkäfer und befällt vor allem Fichten. Er legt seine Eier unter der Rinde ab, und die Larven fressen Gänge im Holz, was den Saftstrom des Baumes unterbricht und zum Absterben führt. Ein erwachsener Käfer kann bis zu zwei Generationen pro Jahr hervorbringen, besonders bei warmen Temperaturen. Der Klimawandel und milde Winter haben die Vermehrung des Borkenkäfers in den letzten Jahren begünstigt.

Beobachtungen zu Holzfällmaßnahmen und Forstwirtschaft

Um der Borkenkäferplage Herr zu werden, greifen Forstbetriebe zu gezielten Holzfällmaßnahmen. Diese zielen darauf ab, befallene Bäume schnellstmöglich zu entfernen, bevor sich der Käfer weiter ausbreiten kann. Auf der Exkursion wurden mehrere Holzlagerflächen besichtigt, wo befallene Fichten gestapelt und zur Abfuhr bereitstanden.

Max betonte die Wichtigkeit, das Holz rasch aus dem Wald zu transportieren oder vor Ort zu entrinden, um die Vermehrung des Käfers zu unterbrechen. Zudem wurde darauf hingewiesen, dass die Aufforstung mit standortgerechten, resistenteren Baumarten wie Lärchen und Laubbäumen wie der Buche langfristig zur Stabilisierung der Wälder beitragen kann.

Fachlicher Hintergrund:

Holzfällmaßnahmen in betroffenen Gebieten sind oft die einzige Möglichkeit, den Borkenkäferbefall einzudämmen. Die rechtzeitige Entnahme von befallenen Bäumen verhindert, dass sich neue Generationen des Käfers entwickeln. Besonders wichtig ist auch die Kontrolle der gelagerten Holzstapel, da diese eine Brutstätte für die Käfer darstellen können. Aufforstungsmaßnahmen mit resistenteren Baumarten und eine Diversifizierung der Wälder können in Zukunft helfen, die Widerstandsfähigkeit gegen Schädlinge zu erhöhen.

Diskussion der Maßnahmen

In einer abschließenden Diskussion wurden verschiedene Möglichkeiten zur Verbesserung des Waldzustandes im Lungau besprochen:

Borkenkäferbekämpfung: Neben den Fällmaßnahmen wurde die Verwendung von Pheromonfallen als unterstützende Maßnahme angesprochen. Diese sollen helfen, die Käferpopulation zu reduzieren, haben aber nur in Verbindung mit Holzfällungen Erfolg.

Aufforstung und Pflege: Um die Stabilität der Wälder zu sichern, sind Aufforstungen mit Mischwäldern geplant. Baumarten wie Weißtanne, Lärche und Buche sind robuster gegenüber den veränderten klimatischen Bedingungen.

Nachhaltige Waldbewirtschaftung: Es wurde diskutiert, wie die Balance zwischen forstwirtschaftlicher Nutzung und Naturschutz besser gewahrt werden kann. Dabei wurde ein bewusster, naturfreundlicher Umgang mit den Ressourcen betont.

Wie viele andere Wälder auch, stehen die Wälder im Lungau vor großen Herausforderungen durch den Borkenkäfer und den Klimawandel. Forstwirtschaftliche Maßnahmen, wie die gezielte Holzernte und Aufforstung mit resistenteren Arten, sind essenziell, um den Wald langfristig zu schützen und seine Biodiversität zu erhalten. Ein umfassender Waldumbau hin zu widerstandsfähigeren Mischwäldern ist eine vielversprechende Lösung, um den negativen Einflüssen des Klimawandels entgegenzuwirken.

Die Exkursion hat verdeutlicht, wie wichtig schnelle, aber auch langfristige Maßnahmen sind, um das Waldökosystem zu stabilisieren und den Waldzustand im Lungau zu verbessern.

(Literatur: Bundesforschungszentrum für Wald (BFW): Berichte zur Forstwirtschaft und Klimawandel und Borkenkäfer-Informationsdienst der Forstverwaltung D)

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