Auch Borkenkäfer tragen zur Artenvielfalt bei

Die langanhaltende Hitze und daraus resultierende Trockenheit in vielen Teilen Deutschlands und der Welt, wirken sich nicht nur auf die Waldbrandgefahr aus, sondern erhöhen auch die Gefahr eines Borkenkäferbefalls. Durch die Trockenheit entsteht eine Stresssituation und die Bäume sind geschwächt. Das prädestiniert sie für den Befall von Borkenkäfern. 

Borkenkäfer bevorzugen geschwächte oder kranke Bäume. In diese können sie einfacher eindringen und die Bäume sind nicht in der Lage viel Harz als Abwehrreaktion gegen die Käfer zu bilden. Wenn ein Baum befallen ist, fressen sich die Larven unter der Rinde durch das Kambium, dabei unterbrechen so den Wasser- und Nährstofffluss des Baumes. Bei starkem Befall führt das zum Tod des Baumes.  

Problematisch für gesunde Bäume wird es erst bei einer Massenvermehrung der Borkenkäfer. Durch die Unmengen an Käfern fehlt ihnen „geeigneter“ Lebens- und Brutraum, dann befallen sie auch gesunde Bäume. Aufgrund des trockenen, für Borkenkäfer aber optimalen, Sommers 2018 hatten sie schon letztes Jahr gute Bedingungen und in einer Saison konnten drei vollständig entwickelte Generationen nachgewiesen werden.
Wegen dieser hohen Ausgangslage an Käfern, konnten sie dieses Frühjahr direkt ausfliegen und neue Bäume besiedeln. Auch die hohen Temperaturen ließen dieses Jahr ein gutes Jahr für die Borkenkäfer sein. Die großen Mengen Holz, die durch vergangene Stürme und Schneebruch im Wald verweilen, begünstigten zusätzlich die Verhältnisse für den Käferbefall. Die befallenen Teile des Waldes und größeren Mengen an Käferholz, werden mit kritischen Augen betrachtet, gilt der Borkenkäfer doch als größter Schädling in der Forstwirtschaft.

Nicht nur Zerstörung

Aber der Borkenkäfer bedeutet nicht nur Verlust und Zerstörung. Ein gutes Beispiel ist der Nationalpark Bayrischer Wald. In den 1990ern gab es hier Massenvermehrungen des Borkenkäfers, der Hektar um Hektar des Waldes befiel, allerdings wurde beschlossen nicht in das Geschehen einzugreifen. Ganz nach dem Motto „Natur Natur sein lassen“ wurden keine Sanitätshiebe durchgeführt, keine liegenden Bäume entrindet oder Totholz aus dem Wald geholt. Auch wenn es zu Beginn so aussah, dass sich der Wald nicht erholen wird und nur noch aus kahlen Baumskeletten besteht, ist im Laufe der Zeit wieder neuer Wald entstanden.

Der Borkenkäfer ist sozusagen ‚zuständig‘ für den Neuanfang im Wald, er trägt zu neuer Verjüngung bei. Durch die abgestorbenen Bäume fällt mehr Licht auf den Waldboden und ermöglicht es neuen und anderen Pflanzen und Baumsämlingen zu wachsen. Auch diejenigen, die viel Licht benötigen. Das verbleibende Totholz dient z.B. als Wasserspeicher und liefert Lebensraum für viele seltene Tier- und Pflanzenarten, die zum Teil auf solche Lebensräume angewiesen sind, wie diverse Käferarten und der Duftende Feuerschwamm. Dieser Pilz kommt nur in Urwaldrelikten vor, benötigt sehr alte Tannen zum Leben und ist selten zu finden. Der Borkenkäfer trägt somit zur Artenvielfalt bei und bringt den (natürlichen) Kreislauf der Natur in Schwung. Zu Anfang hat er zwar eine Zerstörung hervorgerufen, danach kommt aber ein Neuanfang.

Abholzung im Amazonas nimmt stark zu

Im Sommer 2019 brennen nicht nur Wälder weltweit, sondern die Abholzung im Amazonas-Gebiet nahm im Vergleich zum Vorjahr auch drastisch zu. Diesen Juni lag die Abholzungsrate in Brasilien bereits 88% über dem Vorjahreswert, im Juli sogar 278%. Im Juli wurde mit 2250 km² damit fast viermal soviel Wald im brasilianischen Regenwald abgeholzt wie im Juli 2019.

Dies ist besonders beunruhigend, da die brasilianische Regierung die Abholzung nicht bekämpft, sondern sie unterstützt. Der neue Präsident Jair Bolsonaro ist ein Klimawandel-Leugner und hat mehrmals gedroht, aus dem Pariser Klimaabkommen auszusteigen. Er stellt die Agrarindustrie, die den größten Anteil am brasilianischen Export hat, über den Naturschutz. Nachdem die beschleunigte Abholzung vom brasilianischen Institut für Weltraumforschung veröffentlicht wurde, feuerte der Präsident dessen Chef. Dies begründete er damit, dass das Institut falsche Zahlen veröffentliche, die den Ruf Brasiliens beschädigen. Von nun an werden die Daten des Instituts erst veröffentlicht, wenn diese durch das Umweltministerium geprüft wurden.

Der Schutz des Amazonas ist nur nicht wegen der einmaligen Biodiversität und den indigenen Völkern existenziell, sondern auch weil er die “grüne Lunge des Planeten” ist und damit einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz liefert. Jedoch werden immer mehr Flächen in Acker- und Weideland umgewandelt, wo hauptsächlich Soja angebaut und Rinder gezüchtet werden. Mittlerweile ist der Agrarsektor für 70% der brasilianischen CO²-Emissionen verantwortlich.

Kann Europa im Amazonas eingreifen?

Als Reaktion auf diese Zahlen fordern viele Europäer, dass die EU ihre politische und wirtschaftliche Macht nutzen muss, um den Amazonas zu schützen. Eine Möglichkeit dazu bietet das Mercosur-Abkommen, ein Freihandels-Abkommen zwischen der EU und der Freihandels-Organisation Südamerikas, zu der die wichtigsten Amazonas-Staaten gehören. Obwohl sich EU und Mercosur geeinigt haben, weigern sich einige Mitgliedsstaaten aufgrund der Abholzung das Abkommen zu ratifizieren. Jetzt steht die EU in der Pflicht, das Abkommen so nachzubessern, dass der Schutz des Amazonas darin verankert wird.

Der brasilianische Präsident wehrt sich jedoch gegen eine Einmischung von außen, aus seiner Sicht ist der brasilianische Wald allein Sache Brasiliens. Deswegen soll auf der “Amazon Fund” umstrukturiert werden. Der Fonds zum Schutz des Regenwalds, der hauptsächlich vom norwegischen Staat und der deutschen Förderbank KfW finanziert wird, wird momentan von einem Lenkungsausschuss geleitet. In diesem sitzen neben Staatsvertretern auch Vertreter der Zivilgesellschaft. Geht es Bolsonaro, soll die Kontrolle vom Lenkungsausschuss zu einem Exekutivausschuss übergehen und das Geld statt für Naturschutzprojekte für Entschädigungen von Landbesitzern verwendet werden.