Der Baum des Jahres 2021: die Stechpalme

Die Stechpalme (Ilex aquifolium) wurde zum Baum des Jahres 2021 von der Dr. Silvius Wodarz Stifutung in Deutschland gekürt. Sie ist ein Paradebeispiel für den Artenschutz, da sie schon seit 100 Jahren unter Schutz steht, ihre Bestände sich erholt haben und nun wieder einen wichtigen Beitrag zur Biodiversität in heimischen Wäldern leistet.

Eine Tradition als Namensgeber

Ja, die Stechpalme ist ein Baum. Der Name hängt mit der christlichen Tradition am Palmsonntag zusammen. Weil Jesus damals mit Palmwedeln begrüßt worden war, diese in Mitteleuropa aber nicht erhältlich waren, dienten bei Prozessionen Sträuße aus Zweigen der Stechpalme als kirchlich geweihter Palmwedel-Ersatz.

Standortsbedingungen

Obwohl der Name andeutet, dass es eine Palme ist und ihre Wuchsart eher an ein strauchartiges Gehölz erinnert, kommt es jedoch sehr auf die Lichtverhältnisse an, wie der Baum im Endeffekt wächst. Bei weniger Licht kann er bis zu 5 Meter hoch werden und eher in die Breite wachsen. An lichten Waldstandorten oder in Parks und Gärten schießt sie etwa 10 Meter in die Höhe und ähnelt in der Gestalt dann eher einem Nadelbaum.

Die Verbreitung der Stechpalme

Die Stechpalme ist in Europa heimisch und wuchs schon vor über zwei Millionen Jahren auf unserem Kontinent, auf dem es damals allerdings deutlich wärmer war. Heute fühlt sich die Stechpalme vor allem dort wohl, wo es recht milde Winter ohne Früh- und Spätfröste und nicht allzu trockene Sommer gibt. Das ist vor allem das Gebiet, dass klimatisch stark durch den Atlantik geprägt ist: Westeuropa von der Südwestküste Norwegens bis zur Iberischen Halbinsel. Die aktuellen klimatischen Veränderungen lassen die Art aber nun auch wieder vermehrt an Standorten im Norden und Osten Europas gedeihen.

Schutz der Stechpalme

Aufgrund der religiösen und dekorativen Nutzung der Stechpalme während der Weihnachts- und Osterzeit, wurde sie im 19ten und anfangs des 20ten Jahrhunderts unter starkem Druck gestellt. In den 1920er-Jahren reagierten Forstleute, Naturschützer und Politiker auf den dramatischen Rückgang der Stechpalme in Deutschland, indem sie die Pflanze unter Schutz stellten. Mittlerweile haben sich die Bestände erholt und liefern einen wichtigen Beitrag zur biologischen Vielfalt der heimischen Wälder. „Der sympathische Immergrün ist ein hervorragender Brutplatz und eine wichtige Nahrungsquelle für Vögel, Bienen und Hummeln“, betonte Schirmherrin der Organisation Julia Klöckner. Daher ist die Stechpalme auch Bestandteil des Ziels der Bundesregierung, den Umbau der deutschen Wälder zu klimaangepassten Mischwäldern weiter voranzubringen.

Baum des Jahres 2020 war übrigens die nicht heimische Robinie. Sie kann zwar andere Pflanzen verdrängen, gilt wegen ihrer Widerstandsfähigkeit aber auch als Hoffnungsträger in Zeiten des Klimawandels.

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Fachexkursionen in verschiedene europäische Wald- und Waldrandgebiete

Zwei Jahre lang sollen verschiedene Exkursionen, Tagungen und Workshops und Seminare die unterschiedlichen Auswirkungen des Klimawandels auf die Wald- und Waldrandgebiete Europas und in Österreich in den Fokus rücken. Die gewonnenen Erkenntnisse und Erfahrungen werden in direkten Zusammenhang mit Österreichs Wäldern und Waldrandgebieten gesetzt. Die Exkursionen bieten zahlreiche Fallbeispiele in fünf besuchten Ländern (CH, CZ, GER, ITA, SK und AUT) mit dem Ziel, die schrittweise Anpassung der österreichischen Forstpolitik an die Herausforderungen der kommenden Jahrzehnte aufgrund von Klimaveränderungen zu unterstützen. Diese Exkursionen unterstützen auch die Weiterentwicklung der faunistischen und floristischen Biodiversität in der Wald- und Waldrandumgebung auf mehrere Perspektiven.

Ziel dieser mehrtägigen Exkursionen ist es, die ökologischen Auswirkungen von Forstmaßnahmen auf die Waldökosystemen in ausgewählten europäischen Ländern zu veranschaulichen und zu diskutieren und auf Österreich zu reflektieren. Dabei spielen relevante Informationen und Erfahrungen zum Management von Wildtieren (z. B. Fleischfresser, Allesfresser und Pflanzenfresser) ebenso eine wichtige Rolle wie die Unterschiede in der Wald- und Wildtierbewirtschaftung in und außerhalb von Schutzgebieten und zwischen staatlichem und privatem Land. Die Exkursionen beinhalten eine Anzahl von Treffen mit staatlichen und privaten Waldmanagern und anderen relevanten Interessengruppen. Auf den Exkursionen finden sich auch zahlreiche konkrete praktische Praxisbeispiele. Die Exkursionen bieten Informationen vor dem Hintergrund des bisherigen und aktuellen gesetzlichen Rahmens und der praktischen Erfahrung mit Waldökosystemen. Die Exkursionen konzentrieren sich ferner auf forstwirtschaftliche Maßnahmen und Herausforderungen für die Waldbewirtschaftung im Zusammenhang mit den anhaltenden Klimaveränderungen. Extreme Wetterereignisse wie Stürme, Dürre und Hitze setzen die Waldmanager zusätzlich unter Druck.

Im folgenden Dokument finden Sie weitere Informationen zu den Exkursionen:

EU Forestry Strategy: Bestimme über die Zukunft der Wälder Europas mit!

Im Rahmen des Europäischen Green Deal hat die Kommission eine neue Forestry Strategy (Waldstrategie) angekündigt. Diese baut auf die geplante Biodiversitätsstrategie auf und soll sich auf die verschiedenen Aspekte des Waldes und dessen zahlreiche Dienstleistungen konzentrieren.

Die Kommission ruft die Bevölkerung noch bis 4. Dezember 2020 dazu auf, ihr Feedback zu der Strategie zu liefern. Das ist Ihre Möglichkeit, Ihren Ideen Gehör zu verschaffen und Herausforderungen und Probleme in ihrer Region zu teilen.

Die Strategie zielt darauf ab, gesunde und widerstandsfähige Wälder zu gewährleisten, die zur biologischen Vielfalt, zur Eindämmung des Klimawandels, und zur Sicherung von Lebensunterhalten beitragen. Gleichzeitig soll sie eine Kreislaufwirtschaft im Forstsektor unterstützen. Der Schwerpunkt liegt vor allem auf dem Schutz des Waldes, dessen Restauration und der EU-weiten nachhaltigen Bewirtschaftung.

Die Länder der EU und ihre Bevölkerung sind so verschieden wie ihre Wälder. Die Forestry Strategy wird einen Rahmen bieten, EU Fördermittel effizient zu vergeben und idealerweise Regionen und Wälder fördern, die die Unterstützung am nötigsten haben. Deshalb ist es vor allem wichtig, dass erfahrene Förster und Experten ihre Visionen zu der Strategie beitragen.

In der folgenden Webseite können sie ihr Feedback abgeben:

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Multiperspektivischer Blick auf die Biodiversität der Fauna von Wald und Waldrandgebieten im Tiroler Oberland

Im August 2020 fand im Tiroler Oberland eine Veranstaltung statt, die sich mit der Biodiversität der Fauna in Wald- und Waldrandgebieten beschäftigte. Die Veranstaltung umfasste eine Alm- und Waldbegehung, gefolgt von einem intensiven Fachaustausch. Ziel war es, die verschiedenen Perspektiven von Experten aus Österreich und Italien zu bündeln und gemeinsame Ansätze zum Schutz und Management der Fauna zu entwickeln.

Die gemischte Gruppe aus Italien und Österreich bestand aus Georg Kaltschmid, Kimbie Humer-Vogl, Wolfgang Egg, Astrid Roessl, Barbara Czerny, Clemens Stammler, Martina Fallner, Johanna Platzgummer, Peter Gasser, Hanspeter Staffler und Thomas Schranz.

Alm- und Waldbegehung: Die Begehung ermöglichte eine direkte Beobachtung der Flora und Fauna der Region. Verschiedene Tierarten und ihre Lebensräume wurden dokumentiert, darunter seltene und bedrohte Arten. Eine Untersuchung der unterschiedlichen Lebensräume innerhalb der Wald- und Waldrandgebiete und deren Bedeutung für die Fauna sowie eine Analyse der ökologischen Vielfalt und der Wechselwirkungen zwischen den Arten wurde durchgeführt.

Das anschließende Fachgespräch brachte die folgenden Themen und Diskussionen hervor:

  • Vorstellung und Diskussion von Managementstrategien zur Förderung der Biodiversität. Mit der Empfehlung Managementstrategien zu entwickeln und zu implementieren, die die spezifischen Bedürfnisse der identifizierten Arten berücksichtigen.
  • Identifizierung von Schutzmaßnahmen für besonders gefährdete Arten und Lebensräume.
  • Austausch über gemeinsame Herausforderungen und Problemlösungen im grenzüberschreitenden Kontext.
  • Diskussion über die Stärkung der Zusammenarbeit zwischen Österreich und Italien zur besseren Koordination von Schutzmaßnahmen.
  • Mögliche Etablierung eines kontinuierlichen Monitorings zur Beobachtung der Entwicklung der Fauna in Wald- und Waldrandgebieten  sowie der Wirksamkeit der Schutzmaßnahmen.

Die gemischte Teilnehmergruppe ermöglichte einen wertvollen Austausch kultureller und ökologischer Perspektiven, was zu einem umfassenderen Verständnis der regionalen Biodiversität beitrug. Die Alm- und Waldbegehung und der Austausch zwischen den Teilnehmern gaben Impulse zur Weiterentwicklung von Schutzstrategien und Managementpraktiken.

BEECH POWER: Alte Buchenwälder in Europa schützen

Seit 2019 läuft das Projekt „BEECH POWER – Welterbe Buchenwälder: Stärkung einer ökosystem-basierten nachhaltigen Entwicklung“. Das übergeordnete Ziel dieses internationalen Projektes ist es, das integrierte Management der UNESCO Welterbe-Stätte „Alte Buchenwälder und Buchenurwälder der Karpaten und anderer Regionen Europas“ zu verbessern. Durch die stärkere Einbindung der verschiedenen administrativen Ebenen und die Aktivierung aller relevanten Interessengruppen im Umfeld der Schutzgebiete sollen Qualität und Effektivität des Weltnaturerbe-Managements (Schutz der Integrität der Ökosysteme, regionale Verankerung) in den Teilgebieten erhöht werden. 

Zusammen mit sechs Partnern in fünf europäischen Ländern macht sich die European Wilderness Society für die UNESCO-Weltnaturerbestätte stark. Unter der Leitung der Hochschule für nachhaltige Entwicklung in Eberswalde arbeiten Buchenwald-Welterebestätten in Deutschland, Kroatien, Slowenien, Slowakei und Österreich zusammen, um innovative Modelle für eine nachhaltige Regionalentwicklung in den Welterbe-Regionen zu entwickeln. Neben zahlreichen anderen Aktivitäten soll ein „Buchenwald-Qualitäts-Standard“ erarbeitet werden, der die Verwaltung der Welterbestätten, aber auch öffentliche Stellen sowie Akteure der lokalen Zivilgesellschaft in ihrer täglichen Arbeit unterstützen soll.

Einzigartiges Welterbe

Das serielle Welterbe “Alte Buchenwälder und Buchenurwälder der Karpaten und anderer Regionen Europas“ stellt mit seinen mehr als 40 Buchenwald-Schutzgebieten in 12 europäischen Ländern die größte und komplexeste Welterbestätte der UNESCO dar. Die Welterbestätte in der jetzigen gesamteuropäischen Form besteht erst seit 2017. Sie bietet ein vielfältiges Potenzial für Naturschutz und nachhaltige Entwicklung von Regionen und Kommunen.Dieses Potenzial muss sich allerdings noch besser entwickeln, findet das internationale Team, das im neuen EU-Projekt „BEECH POWER“ für die nächsten drei Jahre zusammenarbeitet.

Im Austausch mit allen Akteuren wie zum Beispiel den Waldbesitzer*innen und Gemeinden wollen wir gemeinsam Lösungen finden, um klare und wirkungsvolle Handlungsempfehlungen zu entwickeln.

Marcus Waldherr
HNEE-Projektkoordinator

Während die involvierten Schutzgebietsverwaltungen vor ähnlichen Herausforderungen stehen, unterscheiden sich die jeweiligen ökologischen und sozioökonomischen Zusammenhänge auf lokaler und nationaler Ebene erheblich. So sehen sich beispielsweise lokale Verwaltungseinheiten mit einigen Herausforderungen konfrontiert, wenn es um das Management von Pufferzonen, den angrenzenden Bereichen zum Schutzgebiet, geht. Das Projekt aus dem Programm „Interreg-Zentraleuropa“ BEECH POWER bringt Wissenschaftler*innen, Praxispartner*innen und Bürger*innen aus den jeweiligen Regionen zusammen. Anhand dreier Arbeitspakete soll das Management für die Schutzgebiete verbessert werden. Ziel ist die Verbesserung der Qualität und Effektivität des integrierten Managements der gesamten Weltnaturerbestätte. Dies soll durch die stärkere Einbindung von relevanten Behörden, regionalen Akteurinnen und Interessengruppen der Zivilgesellschaft, den Aufbau eines adäquaten Pufferzonen-Managementsystems erreicht werden.

BEECH POWER fördert regionale Prozesse auf internationaler Ebene

Im Rahmen partizipativer Prozesse werden Strategien für eine ökosystembasierte, nachhaltige Entwicklung in der Region erarbeitet. Verschiedene Pilotmaßnahmen beinhalten z. B. die Einrichtung lokaler Arbeitsgruppen, die Durchführung eines Jugend-Austauschprogramms und die Umsetzung einer regionalen Marketingstrategie.Das Projekt trägt erheblich dazu bei, Teilgebiete der Weltnaturerbestätte stärker in der jeweiligen Region zu verankern. Dadurch wird sowohl die Akzeptanz der Schutzgebiete als auch die Identifikation der lokalen Bevölkerung mit dem Weltnaturerbe als regionale Besonderheit von globaler Bedeutung gesteigert, zudem wird auch die lokale bzw. (inter-)regionale Vernetzung relevanter Akteurinnen und die Zusammenarbeit mit den Partner-Schutzgebieten und -Kommunen intensiviert.

Mehr Informationen auf der Projekt-Webseite und Facebook (auf Englisch).

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Waldsterben – wie hilft die Politik?

Schon in den 1980er Jahren wurde, auf Grund des sauren Regens, von einem Waldsterben berichtet und auch heute wird dieser Begriff wieder verwendet. Nun fällt auch häufiger der Begriff Waldsterben 2.0. Unsere Wälder wurden in naher Vergangenheit stark strapaziert. Durch die immensen Schäden und Stressfaktoren geht es dem Wald nicht besonders gut, wie zahlreiche Berichte erzählen. Trockenstress, Brände, Stürme und Borkenkäfer machen den vielerorts nur aus Nadelreinbeständen bestehenden Wäldern zu schaffen. Weitere Informationen finden sich auch in anderen hier erschienenen Postings und dem vorherigen Teil dieser Serie.

Von den insgesamt 11,4 Millionen Hektar bestockte Waldfläche, was ca. 32% der Gesamtfläche Deutschlands entspricht, sind laut Angaben des Bundesumweltamtes schon 180 000 Hektar zerstört. Das waren 70 000 Hektar mehr als zu Beginn angenommen wurde. Bei einer Waldfläche von 11,4 Millionen Hektar entspricht das einem Verlust von ungefähr 1,6%. Wie viel anfälliger die Wälder für die zukünftigen Herausforderungen sind, kann allerdings nicht gesagt werden. Auch ob die verbleibenden Wälder resilient sind oder nicht, bleibt abzuwarten.

Lösungen für das Waldsterben?

Was aber macht die Politik in diesem Thema? Insgesamt, so wurde es beschlossen, sollen 800 Millionen Euro für die Rettung des Waldes zusammenkommen. Der Bund stellt insgesamt 547 Millionen Euro für die nächsten vier Jahre zur Verfügung. Mit den Zuschüssen der Länder wird dann die Gesamtsumme erreicht. Es sollen Privatwaldbesitzer unterstützt werden, sowie Forstpersonal ausgebildet und die Wiederbewaldung der geschädigten Flächen in Gang gebracht werden.

Weiterhin möchte Bundesagrarministerin Julia Klöckner ein „Mehrere-Millionen-Bäume-Programm“ zur Aufforstung der Wälder. Damit möchte sie den Verlust der jetzt vorhandenen Flächen wieder ausgleichen. Das Geld soll allerdings nicht als Schadensersatz dienen, sondern zur Anpassung gegen den Klimawandel verwendet werden. Dabei sollen dem Klima angepasste Mischwälder auf den neuen Flächen entstehen. Auch sollen die Borkenkäferherde eingegrenzt und das Schadholz aus dem Wald geholt werden, um die Flächen dann bereit zur Aufforstung zu machen.

Fachexkursion Finnland Juni 2019

Bericht zur Fachexkursion nach Finnland im Juni 2019

Unsere  Exkursionen nach Finnland hat zwei zentrale Themen in den Fokus gerückt: den Einfluss des Klimawandels auf die Tierwelt und die politischen und ökologischen Herausforderungen, die damit verbunden sind. Während der Exkursionen wurden sowohl die erste Sichtung eines Goldschakals in Finnland als auch eine ungewöhnlich hohe Sterblichkeitsrate bei Rentieren auf Spitzbergen dokumentiert.

In Finnland sorgte die erste Sichtung eines wilden Goldschakals für eine hitzige Debatte. Der Goldschakal wurde in Rautavaara, Nord-Savo, gesichtet und löste Diskussionen darüber aus, ob er als invasive Art eingestuft werden sollte. Während einige politische Akteure seine sofortige Entfernung forderten, argumentierten Naturschutzorganisationen, dass das Tier aufgrund seiner natürlichen Ausbreitung unter Schutz stehen sollte. Diese Debatte verdeutlicht die zunehmenden Spannungen, die durch klimabedingte Veränderungen der Fauna entstehen.

Parallel dazu wurde auf Spitzbergen eine erschreckend hohe Anzahl von toten Rentieren gefunden. Forscher des Norwegischen Polarinstituts entdeckten rund 200 verhungerte Tiere, was sie auf die Auswirkungen des Klimawandels zurückführen. Die zunehmend häufigen Regenfälle in der Region führen dazu, dass sich Eisschichten auf der Tundra bilden, was die Nahrungssuche für die Rentiere erheblich erschwert. Dieses Phänomen, das bereits nach dem Winter 2007/2008 beobachtet wurde, hat sich durch die wachsende Rentierpopulation und den intensiveren Wettbewerb um begrenzte Ressourcen weiter verschärft.

Auch die anhaltende Hitzewelle in Nordeuropa, einschließlich Finnland, hat drastische Auswirkungen auf die Tierwelt. In Rovaniemi, nahe dem Polarkreis, suchten Rentiere Abkühlung an Stränden, ein ungewöhnliches und besorgniserregendes Bild. Gleichzeitig warnte die finnische Polizei vor umherziehenden Elchen, die auf der Suche nach Wasser sind und dadurch ein erhöhtes Unfallrisiko darstellen. Die Trockenheit hat viele natürliche Wasserquellen austrocknen lassen, was die Tiere zwingt, neue Wasserstellen aufzusuchen.

Die Exkursionen haben  weitreichend die  Folgen des Klimawandels für die Tierwelt in nördlichen Regionen verdeutlicht. Von der Debatte um den Goldschakal in Finnland bis hin zu den dramatischen Auswirkungen auf die Rentierpopulation in Spitzbergen und den Elchen in Finnland zeigt sich, dass der Klimawandel die natürliche Ordnung erheblich stört. Diese Erkenntnisse unterstreichen die Dringlichkeit, Maßnahmen zum Schutz der betroffenen Arten und ihrer Lebensräume zu ergreifen, um die langfristigen Auswirkungen des Klimawandels zu mildern.

Neue Buchreihe über UNESCO Buchenwälder

Seit nunmehr einigen Jahren sind zwei österreichische Buchenwälder als UNESCO Weltnaturerbe gelistet. Um das zu feiern, fand im Oktober 2019 ein drei-tägiges Symposium in Bad Langensalza (Deutschland) statt. Hier wurde auch die Fertigstellung der Buchreihe über das UNESCO Weltnaturerbe „Buchenwälder“ in Deutschland zelebriert. Die fünfteilige Buchserie erzählt Geschichten zu den fünf Wäldern in der Müritz, Schorfheide-Chorin, Hainich, Kellerwald-Edersee und Jasmund.

Eine wichtige Rolle spielte dabei der Natur&Text Verlag. Dieser half, die Feierlichkeiten zu organisieren und verkauft die Bücher auf ihrer Website. Das Ziel des Verlages ist es, die Bücher der breiten Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen.

Buch über den UNESCO Buchenwald Jasmund

Seit über 200 Jahren hat sich der Jasmund mit seinen berühmten Kreidefelsen zu einer nahezu magischen Attraktion entwicklet. Die wilde, prächtige Küstenlandschaft und die Fragmente der wilden Buchenwälder inspiriert auch heute die Leute. Dazu kommt, dass die Kreidefelsen der Küste Jasmunds eine der wildesten und dynamischsten in Deutschland und Zentraleuropa ist.

Buchen dominieren schon seit tausenden Jahren die Wälder Jasmunds. Die Einzigartigkeit dieses Ortes liegt darin, dass die Buchenwälder bis an das Meeresufer der Ostsee reichen. Vom Klippenrand fallen sie wortwörtlich in die See und in den Schluchten und stillen Hängen reichen sie bis an die Küste. Diese und viele andere Geschichten über den Jasmund und seine Buchenwälder kann in dem kürzlich veröffentlichten Buch „Nationalpark Jasmund: Weltnaturerbe auf Rügen“ nachgelesen werden.

Die Besonderheiten der Buchenwälder

Da die Buche in kleinen Arealen in den Alpen, Pyrenäen und Karpaten die letzte Eiszeit überlebt hat konnte sie sich nach ihrem Ende wieder über Europa ausbreiten. Ein Beispiel für die erfolgreiche Ausbreitung von Buchen ist ihre Anpassungsfähigkeit und Toleranz gegenüber verschiedensten klimatischen, geographischen und physikalischen Bedingungen. Weiterhin ist die Buche eine Schattbaumart, was bedeutet, dass junge Buchen jahrelang mit wenig Licht zurechtkommen können. Dies ist eine nützliche Überlebensstrategie, da Jungbäume häufig jahrelang unter dem schattigem Kronendach wachsen müssen.

Ohne menschliche Eingriffe würde die Buche ein viel größeres Gebiet in Europa einnehmen und die europäischen Wälder würden typischerweise von den Buche dominiert sein. Buchenwälder spielen somit eine wichtige Rolle in der Zusammensetzung von Wäldern in Europa. Zusätzlich bieten sie mehr als 10 000 Arten einen Lebensraum, spezialisierte Arten mit eingeschlossen.

Buchenwald Jasmund

Europäische Buchenwald Netzwerk

Gezielte Langzeit-Untersuchungen haben ergeben, dass vor vielen Jahren die Buchenwälder ein wichtiges Element der europäischen Natur waren, im speziellen für das Walderbe. Allerdings wurde erst 2017 das „Europäische Buchenwald Netzwerk“ formell geschaffen. Das Netzwerk ging während dem Vorbereitungsprozess der Erweiterung des Weltnaturerbes „Alte Buchenwälder und Buchenurwälder der Karpaten und anderer Regionen Europas“ hervor.

BEECH POWER

Im April 2019 hat die European Wilderness Society mit sechs weiteren Partnern ein neues Interreg Projekt mit dem Namen BEECH POWER initiiert. Dieses Projekt ist eine gute Möglichkeit ein neues Managementsystem für Buchenwälder zu entwickeln. Im Fokus stehen die Urwälder des UNESCO Weltnaturerbes „Alte Buchenwälder und Buchenurwälder der Karpaten und anderer Regionen Europas“. BEECH POWER möchte die Managementqualität und -effektivität des Weltnaturerbes verbessern. So soll die Unversehrtheit von einzelnen Komponenten eines Ökosystems gesichert sein. Des Weiteren will das Projekt auch die Kapazitäten und aktive Beteiligung von relevanten Stakeholdern verbessern. Ergänzend versucht das Projekt reproduzierbare und innovative Modelle für das Weltnaturerbe Buchenwälder und ihre Umgebung zu erstellen.

European Wilderness Network

Auch in dem „European Wilderness Network“ spielen die europäischen Buchenwälder eine zentrale und unersetzbare Rolle. Seit 2014 ist das „European Wilderness Network“ aktiv. Es hat über 40 Mitglieder in 17 Ländern und mehr als 350 000 ha geprüfte Wildnis. Das Netzwerk repräsentiert Europas letzte Wildnis und vergrößert sich Jahr für Jahr. Das Hauptziel ist es, einen vereinheitlichten Ansatz für die Wildnis „Zertifizierung“ zu finden und die Diversität von Wildnis zu repräsentieren.  

In dem Netzwerk sind die europäischen Buchenwälder schon präsent. Entweder als wichtiger Bestandteil einer Wildnis, wie in der Zentral-Balkan Region oder im Hainich und Jasmund.

Waldgipfel – Rettung für den deutschen Wald?

Ende September 2019 fand der nationale Waldgipfel in Deutschland statt. Dabei ging es um Maßnahmen zur Rettung des deutschen Waldes.
Allerdings liegen die Meinungen zu diesem Thema weit auseinander. Worin sich alle einig sind ist, dass die Rettungsaktionen des Waldes teuer werden. Zum einen wurde auf dem Waldgipfel über die Zukunft der Wälder diskutiert, zum anderen die Höhe der Finanzen zum Schutz der Wälder festgelegt. Eine der vielen Fragen war, ob es besser ist aufzuforsten oder doch lieber auf die natürliche Verjüngung zu setzen. Viele Naturschützer plädieren darauf, den Wald sich selbst zu überlassen, da so standortsgemäße Mischwälder entstehen, die zum Beispiel keine Wurzelschäden durch Pflanzung bekommen und gegen Kalamitäten oft beständiger sind.

Da der Wald in letzter Zeit gestresst und anfällig ist, wird teilweise schon von einem „Waldsterben 2.0“ berichtet. Immer präsenter wird das Thema Waldschwund durch die vergangenen Dürren, Stürme, Borkenkäfer und Brände. Diesbezüglich wurden einige Kostenangaben gemacht. Der gesamte Abtransport des Schadholzes würde ungefähr 2,1 Mrd. € kosten. Ferner werden um die 300 Mio. Bäume zur Aufforstung der Flächen benötigt. Des Weiteren wurden für weitere Kosten ca. 640 Mio. € kalkuliert. Laut Angaben des Bundesumweltamtes sind bis jetzt um die 180 000 Hektar Wald zerstört, 70 000 mehr als ursprünglich angenommen.

Maßnahmepaket aus dem Waldgipfel

Die Pläne und Aktionen zur Rettung des Waldes sind vielfältig. Ein Beispiel hierfür ist der 10-Punkte Plan des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) der gegen das Waldsterben angehen soll. In diesem Papier werden Maßnahmen mit Blick auf die Zukunft gefordert. Eine Maßnahme wäre, den menschlichen Eingriff in Waldflächen zu reduzieren und so mehr Waldflächen sich selbst zu überlassen. Eine andere, mehr Forstpersonal einzusetzen. Auch das Bundesamt für Naturschutz hat ein Positionspapier herausgebracht, in dem der Natur- und Mischwald ein großes Thema darstellt. Der Waldumbau wird in Zukunft darin besonders hervorgehoben.

Das Maßnahmepaket des Bundes hat nun insgesamt 547 Mio. € für die nächsten vier Jahre zur Verfügung gestellt. Das sind pro Jahr 137 Mio. € für ganz Deutschland, dazu kommen noch die Zuschüsse aus den einzelnen Ländern. So sollen insgesamt um die 800 Mio. € zusammenkommen. Jedoch soll das Geld des Bundes nicht als Schadensersatz, sondern für eine bessere Anpassung an den Klimawandel dienen. Unter anderem sollen mit dem Geld kleinere Privatwaldbesitzer unterstützt, die Wiederaufforstung auf geschädigten Flächen in Gang gebracht und mehr Forstpersonal ausgebildet werden.
Manche Waldbesitzer finden das, zumindest für den Anfang, zu wenig Geld und fordern mehr für die Zukunft. So zum Beispiel der Deutsche Forstwirtschaftsrat (DFWR), der als Soforthilfe 2,3 Mrd. € fordert.

Wie die Pläne umgesetzt werden, bleibt abzuwarten. Das der Weg hin zu stabilen Mischwäldern ein langer wird, auch wenn bereits heute darauf hingearbeitet wird, ist gewiss. Die Frage, ob stellenweise eine Naturverjüngung durch den Wald selbst sowie das Belassen eines Holzüberschusses im Wald besser ist, bleibt.